Repellentien und Lockmittel

Eine Frau sprüht sich mit Mückenschutzspray einzum Vergrößern anklicken
Mückenschutzspray
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Inhaltsverzeichnis

 

Allgemeine Informationen

Die Produktgruppe umfasst zwei sehr unterschiedliche Gruppen von Biozidprodukten mit gegensätzlichem Wirkungsziel:
Repellentien zur Abwehr und Attraktanzien (Lockmittel) zur Anlockung von Organismen, bei denen es sich hauptsächlich um Arthropoden (Gliedertiere) wie Insekten oder Zecken handelt.
Als ‚Repellentien’ bezeichnet man Substanzen, die der Abwehr von Schädlingen oder Lästlingen dienen. Der Laie versteht darunter in der Regel Mittel, welche Insekten oder Zecken abwehren - in diese Produktgruppe gehören aber auch Mittel zur Abwehr oder Vergrämung höherer Wirbeltiere. Im Hinblick auf das Mengenangebot stehen hier allerdings tatsächlich die Mittel gegen Insekten im Vordergrund. Die Anwendung dieser Biozide kann durchaus eine Alternative zum Einsatz von insektiziden und akariziden Produkten darstellen, da letztere größtenteils über ein erheblich größeres Risikopotential verfügen.
Allerdings haben die repellenten Wirkstoffe häufig auch insektizide bzw. akarizide Wirkung, so dass sie der Produktart Insektizide / Akarazide zugeordnet werden müssen. Letzten Endes dient aber auch der Einsatz von Attraktanzien der Abtötung von z. B. fliegenden Insekten, da diese angelockt werden, um dann in einem zweiten Schritt vernichtet zu werden (s. Pheromonfallen).

 

Zielorganismen

In erster Linie handelt es sich bei den Zielorganismen um Insekten und Spinnentiere (Zecken), aber grundsätzlich fallen in den Wirkungsbereich der Repellentien auch höhere Wirbeltiere, wie z. B. Maulwürfe, Marder, Katzen, Hunde, verwilderte Haustauben und andere Wildtiere.

 

Vorbeugende Maßnahmen

Der Gebrauch von Repellentien und Lockmitteln selbst gilt als Alternative zum Einsatz von Insektiziden und Akariziden, da letztere in der Regel über ein erheblich größeres Risikopotential verfügen. Insbesondere Lockstoffe können eingesetzt werden, weil sie oft spezifisch auf Zielorganismen wirken, und das schon bei geringen Dosierungen. In der Umwelt werden sie verhältnismäßig schnell abgebaut und weisen häufig eine verhältnismäßig geringe Wirbeltiertoxizität auf. In vielen Fällen dienen Fallen mit Lockstoffen jedoch nur dem ⁠Monitoring⁠ und nicht zur Bekämpfung der Zielorganismen. Allerdings können weitere alternative Maßnahmen ergriffen werden, durch die auch der Einsatz von Repellentien und Lockstoffen minimiert werden kann.
Fliegende Insekten meiden Luftbewegung. In geschlossenen Räumen kann daher beispielsweise in der Nacht ein Ventilator angeschaltet werden, so dass z. B. Mücken nicht fliegen und damit auch nicht stechen (Windgeschwindigkeit mindestens 1 m/s).
Bei Einsatz von UV-Lampen wird die anlockende Wirkung des ultravioletten Lichtes genutzt. Insekten halten dieses Licht für Tageslicht und damit für freien Flugraum. In unmittelbarer Umgebung der Lichtquelle ist ein Hochspannungsgitter oder eine beleimte Fläche angebracht, ein Kontakt mit diesen Oberflächen ist für die Insekten tödlich. Die Anwendung von UV-Lampen im Freien ist verboten, da wahllos alle Insekten, insbesondere auch harmlose Nachtfalter, angelockt und getötet werden.
Bei Aufenthalt im Freien sollte bei Bedarf grundsätzlich darauf geachtet werden, dass helle, nicht eng anliegende Kleidung getragen wird. Diese sollte außerdem so viel Körperoberfläche wie möglich abdecken und vor allem keine Einflugmöglichkeiten bieten. Reicht diese Maßnahme nicht aus, können Repellentien sowohl auf Kleidung als auch auf die Haut aufgetragen werden. Bei Aufenthalt in Zeckengebieten sollte zusätzlich jeden Abend eine gründliche Körperkontrolle auf Zecken erfolgen.
Auch regelmäßiges Duschen, bei dem Schweiß und körperliche Gerüche abgewaschen werden, kann dazu beitragen, Insektenstiche zu dezimieren.
Innerhalb von Gebäuden können Fluginsekten erfolgreich durch das Anbringen von Gazefenstern am Eindringen gehindert werden. Auch sog. Moskitonetze mit entsprechender Maschengröße, die über dem Bett angebracht werden, halten fliegende Insekten fern.
Einige Farben, wie z. B. gelb und grün locken Gliedertiere an. Diese Farben sollten nicht für z. B. Kinderwagen verwendet werden.
Schutz vor Kleidermotten bietet das Reinigen der Kleidung, bevor sie in den Schrank gehängt wird. Pelze und Wollsachen sollten in regelmäßigen Abständen draußen ausgeschüttelt und Teppiche ausgeklopft werden. Grundsätzlich sollte ein Kleiderschrank immer so verschlossen sein, dass Motten gar nicht erst einfliegen können.
Zur Abwehr oder Vergrämung von Wirbeltieren können in vielen Fällen mechanische oder physikalische Verfahren eingesetzt werden, z. B. Behebung baulicher Mängel, Anbringen von Netzen, Dornleisten und ähnliches.

 

Produktuntergruppen

Repellentien kommen als Spray, Lotion, Gel, Spot-on oder als Stift in den Handel. Lockstoffe werden in Ködern und Fallen vermarktet.

 

Typische Wirkstoffe

Zu den wichtigsten Wirkstoffen der Repellentien zählen DEET, Icaridin und IR 3535. Diese Wirkstoffe gehören zu den am häufigsten in Repellentien vorhandenen Wirkstoffen, die auf die Haut aufgetragen werden. Auch zahlreiche Naturstoffe wie Neemöl, Lavendelöl sowie Geraniol verfügen über repellierende Eigenschaften.
Tricosen ist das bedeutendste Pheromon (Sexuallockstoff), das zur Anlockung von Fliegen eingesetzt wird. Es wird dann in Kombination mit Insektiziden oder Elektrofallen verwendet.
Ein weiterer Lockstoff für Insekten ist das Kohlenstoffdioxid.
Undecan-2-on (Methyl-nonyl-keton) ist ein verbreiteter Aromastoff, der Bestandteil von z. B. Kokosnussöl ist und zur Vergrämung von Wirbeltieren eingesetzt wird.

 

Wirkungsweise

Repellentien, die auf die Haut aufgetragen werden, verdunsten und bilden so einen „Duftmantel“, der eine Veränderung des Orientierungssinns der Insekten bzw. der Zecken bewirkt. Die Tiere sind dann kurzzeitig nicht in der Lage, ihr Opfer zu lokalisieren.
In sog. Pheromonfallen sind Sexualhormone (Pheromone) enthalten, die Insekten anlocken. Auf Grund ihrer Bestimmung wirken diese Pheromone nur gruppen- bzw. artspezifisch.
Für den Anwender ist wichtig zu wissen, dass kein Repellent 100 %-ig sicher wirkt, und auch kein Lockstoff 100 % der Zieltiere anzieht!

 

Umweltrisiken

Die Umweltrisiken, die von der Verwendung ausgehen können, hängen wesentlich von den Eigenschaften der eingesetzten Wirkstoffe und deren konkreten Anwendungsbedingungen ab. Repellentien zum Auftragen auf die Haut bzw. damit behandelte Textilien können beim Baden direkt bzw. beim Waschen über den Abwasserpfad in Oberflächengewässer gelangen. Lockstoffe sollten Zielorganismen spezifisch sein, ansonsten können sie auch andere Organismen anlocken und z.B. in Kombination mit Fallen oder Insektiziden abtöten.

 

Gesundheitsrisiken

Es wird davor gewarnt, im Ausland angebotene Repellentien ohne ausdrücklichen Anlass anzuwenden, da diese häufig Wirk- und Zusatzstoffe enthalten, die in Deutschland nicht zugelassen sind. Reisende sollten sich die Mittel vor Einreise in z. B. Malaria-Endemiegebiete und andere tropische Länder kaufen.
Bei Anwendung pflanzlicher Produkte sollte bedacht werden, dass diese ein nicht zu unterschätzendes allergenes Potential haben können, welches durch Sonnenexposition verstärkt werden kann.
Das Gesundheitsrisiko von DEET durch die äußerliche Anwendung wird als äußerst gering eingeschätzt. Allerdings kann der Wirkstoff gesundheitsschädlich sein, wenn er verschluckt wird. In jüngster Zeit sind Rückstände von DEET in Pfifferlingen aus einigen osteuropäischen Ländern gefunden worden, deren Gehalt vom Bundesinstitut für Risikobewertung (⁠BfR⁠) allerdings als unbedenklich für die menschliche Gesundheit eingestuft worden ist . Auch in Honig sind Rückstände von DEET gefunden worden, da es in einem Insektenspray enthalten ist, das die Imker anstelle von Rauch zur Abwehr gegen die Bienen verwenden. Auch hier wurden bei einigen Honigproben Grenzwerte überschritten.

 

Entsorgung

Leere Verpackungen sollten entsprechend der produktspezifischen Angaben auf der Verpackung entsorgt werden.

 

Gesetzliche Einschränkungen

Gemäß der Chemikalien-Verbotsordnung (ChemVerbotsV) dürfen Stoffe und Zubereitungen, die nach Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) als giftig oder sehr giftig einzustufen sind, nicht an Privatpersonen ohne Sachkundennachweis abgegeben oder durch Selbstbedienung (einschließlich Versandhandel) in den Verkehr gebracht werden.
Im Rahmen einer behördlich angeordneten Bekämpfungsmaßnahme dürfen nur geprüfte Schädlingsbekämpfungsmittel, die in der Bekanntmachung der geprüften und anerkannten Mittel und Verfahren zur Bekämpfung von tierischen Schädlingen nach § 18 IfSG aufgeführt sind eingesetzt werden.

 

Stand der Technik

Für Repellentien und Attraktanzien gilt – wie für alle Biozide – die Vorgabe, dass die Anwendung streng nach Gebrauchsanweisung des Herstellers zu erfolgen hat. Diese wird im Rahmen der Zulassung geprüft und ggf. angepasst.
Grundsätzlich ist bei der Produktauswahl von Repellentien gegen Mücken und Zecken zu bedenken, ob man sich lediglich vor vielen Stichen oder vor übertragbaren Krankheiten schützen möchte bzw. muss. Dient die Anwendung dem Schutz vor übertragbaren Krankheiten, muss ein hochwirksames Mittel verwendet werden, um das Stichrisiko so weit wie möglich zu reduzieren.
Hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen sowie Wind verkürzen die Schutzdauer der meisten Präparate, die auf die Haut aufgetragen werden. Bei niedriger Dosierung oder Verdünnung der Konzentration u. a. durch Schweiß kann die abschreckende Wirkung nachlassen bzw. überdeckt werden. Daher soll ein erneutes Auftragen erst nach vorheriger Reinigung der Haut erfolgen.

 

Informationen zu Labeln

Das RAL-Umweltzeichen (RAL UZ-34 Abwehr und Bekämpfung von Schädlingen in Innenräumen ohne giftige Wirkung) ist bereits an diverse biozidfreie Produkte zur Vermeidung bzw. Bekämpfung von Schädlingsbefall vergeben worden.

 

Weiterführende Informationen

Detaillierte Informationen zu Maßnahmen zwecks Vorbeugung und Bekämpfung einzelner Schädlinge können Sie dem Schädlingsratgeber entnehmen.

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