Bisherige Beeinträchtigungen und Wetterkatastrophen
Führten beispielsweise extreme Hitzewellen wie die im Sommer 2003 zu gesundheitlichen Problemen bei den Bürgerinnen und Bürgern Ihrer Kommune, dann ist es wahrscheinlich, dass dies in Zukunft häufiger geschehen wird – es sei denn, Sie treffen Vorsorgemaßnahmen.
Langjährige Wetteraufzeichnungen zeigen, dass Deutschland bereits heute vom Klimawandel betroffen ist. So waren die Jahre 2000 bis 2009 sowohl deutschlandweit als auch im weltweiten Durchschnitt das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnung im 19. Jahrhundert. Einzelne Wetterextreme wie heftige Orkane (Kyrill im Januar 2007, Xynthia im Februar 2010 oder Xaver im Dezember 2013), die Hitzewelle im Jahrhundertsommer 2003 sowie Hoch- und Niedrigwasser wie das Elbehochwasser 2002 lassen sich zwar nicht allein auf den Klimawandel zurückführen, wohl aber der Trend, dass solche Ereignisse immer häufiger und intensiver auftreten. Wetter- bzw. klimabedingte Beeinträchtigungen der Gesundheit, Schäden an Gebäuden und Infrastruktur, Unterbrechungen des Schiffverkehrs und Produktionsausfälle in der Landwirtschaft werden mit zunehmendem Klimawandel häufiger und intensiver auftreten.
Beim Blick auf das Diagramm der Rückversicherung Munich RE sehen Sie, dass die Anzahl der Wetterkatastrophen in Deutschland in den letzten 40 Jahren stark zugenommen hat. Den Großteil dieser Ereignisse machen meteorologische Ereignisse wie Stürme aus. Auch hydrologische und klimatische Ereignisse, wie Überschwemmungen und Temperaturextreme haben zugenommen - eine robuste Kausalität zwischen einzelnen Ereignissen und dem Klimawandel lässt sich jedoch in der Regel nicht herstellen. Einen anschaulichen Überblick zu weltweiten Wetterextremen seit 2010 bekommen Sie in dieser kurzen Publikation des UBA.
Kommunen und ihre Bewohner sind besonders von den folgenden Klimawirkungen betroffen:
- Städtische Wärmeinsel: Dieser Effekt führt dazu, dass es in dicht bebauten Kommunen zu einer gegenüber dem Umland übermäßigen Erwärmung kommt, die sowohl tagsüber im Freien als auch nachts in Häusern zu starken Belastungen führen kann. Besonders ältere und kranke Menschen sind hiervon betroffen.
- Starkniederschlag: Aufgrund des hohen Anteils an versiegelten Flächen können Starkniederschläge besonders in der Stadt schnell zum Problem werden. Ist die Kanalisation überlastet, kann das Wasser nur noch oberflächlich abfließen und dabei Schäden anrichten.
- Hochwasser: Starkniederschläge in anderen Regionen können zu Hochwasser führen, das in flussnahen Kommune Schäden verursacht. Kommunen, die in Küstennähe liegen, können darüber hinaus verstärkt von Sturmfluten betroffen sein.

Unwetter in Heusenstamm (Symbolbild)
Am 25. August 2011 wütete im südhessischen Heusenstamm ein Unwetter. Orkanartigen Böen erreichten bis zu 110 Stundenkilometer, brachten Bäume zum Umstürzen und deckten Dächer ab. Die Feuerwehr half an mehr als 80 Einsatzstellen und musste mehrere Straßen sperren.
Quelle: Unwetter 1 - Michael Artz / Flickr.com / CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

Starkregen in Münster
Die Stadt Münster hatte am 28. Juli 2014 mit Starkregen zu kämpfen. Die Wassermassen überschwemmten Straßen, entwurzelten Bäume und fluteten Hunderte Keller. Auch zwei Menschen verloren ihr Leben in diesem Unglück. Ein Stromausfall in mehreren Stadtgebieten erschwerte die Rettungs- und Aufräumarbeiten.
Quelle: Unwetter 2 - Michael Artz / Flickr.com / CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

Hagel in Hannover
Die niedersächsische Hauptstadt Hannover erlebte am 28. Juli 2013 einen folgenreichen Hagelschauer: Tennisballgroße Hagelkörner beschädigten unzählige Autos und Dächer. Mehrere Menschen trugen Verletzungen davon und die lokalen Rettungskräfte rückten mehr als 60-mal aus. Ein Schwimmbad musste aufgrund der Hagelschäden vorübergehend für längere Zeit geschlossen werden.
Quelle: Hagel in Hämerlerwald - missresincup / Flickr.com / CC BY-NC 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/

Schlammlawine in Heuweiler (Symbolbild)
Am 11. September 2011 hagelte und regnete es heftig in Heuweiler in Baden-Württemberg. Dies löste eine Schlammlawine aus, die mehrere Autos mitriss und die Straßen der Gemeinde mit Schlamm überzog. Das Unwetter beschädigte auch die Stände eines beliebten Herbstmarktes sowie einige Geschäfte. Überflutete Keller hielten die Einsatzkräfte bis zum nächsten Tag in Atem.
Quelle: Folklore NullElf puddlemania - Martin Fisch / Flickr.com / CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Gewitter in Staßfurt (Symbolbild)
In Staßfurt in Sachsen-Anhalt gab es am 31. Mai 2013 ein starkes Gewitter mit viel Niederschlag. Der Fluss, der die Stadt durchfließt, stieg in kurzer Zeit um einen Meter an und überflutete Straßen und Bahnunterführungen. Heftige Winde rissen einen Mast um, dem ein LKW-Fahrer nicht mehr ausweichen konnte.
Quelle: Gewitter & Blitz - Jan Kornack/ Flickr.com / CC BY-NC-ND 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

Extreme Hitze im Kreis Lörrach (Symbolbild)
Am heißesten Wochenende des Jahres 2013 herrschte besonders im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg extreme Hitze. Die Spitzentemperatur von 37 Grad Celsius machte das südbadische Rheinfelden am 27. Juli zum heißesten Ort Europas. Mehrere Menschen wurden mit Kreislaufproblemen ins Krankenhaus eingeliefert.
Quelle: 98 Degrees - Ray Bodden / Flickr.com / CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/
Aufgabe: Recherche von vergangenen Extremwetterereignissen in Ihrer Kommune
Stellen Sie fest, durch welche (Extrem-)Wetterereignisse Ihre Kommune in der Vergangenheit betroffen war. Dies gibt Ihnen einen ersten Eindruck davon, wie Ihre Kommune durch Klimaveränderungen gefährdet ist. Orientieren Sie sich dabei an folgendem Vorgehen:
- Legen Sie den ungefähren Zeitraum fest, den Sie betrachten möchten. Wenn Sie mehr Zeit für Recherchen haben, lohnt es sich, Ereignisse aus den letzten 20 oder 25 Jahre zu recherchieren. Ansonsten fokussieren Sie sich auf die letzten 10 bis 15 Jahre.
- Nutzen Sie verschiedene Wege, um extreme Wetterereignisse und ihre Auswirkungen in der Kommune zu identifizieren.
- Probieren Sie es mit online-Suchanfragen rund um unterschiedliche Arten von Extremwetterereignissen: Sturm, Hagel, Gewitter, Starkregen, Hitzewelle, Überschwemmung, Hochwasser – in Kombination mit dem Namen Ihrer Kommune, der Region oder des Landkreises.
- Nutzen Sie die (online-)Archive von Zeitungen aus der Region.
- Und vor allem: sprechen Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung und mit anderen lokalen Akteuren. Dazu können gehören: die Feuerwehr oder das Technische Hilfswerk, Gesundheitsämter, Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten, das Versicherungsbüro vor Ort, Bürgerinnen und Bürger – in Landkreisen eventuell auch die Kreisverwaltung. Förster und Landwirte könnten Ihnen ebenfalls mit Informationen behilflich sein, da diese Berufsgruppen Wetteranomalitäten meist gut im Blick haben.
- Laden Sie sich die Vorlagen des Klimalotsen für den Zeitstrahl und den Steckbrief zu Extremwetterereignissen herunter und notieren Sie die Ergebnisse ihrer Recherche darin. Versuchen Sie auch passendes Bildmaterial zu den Ereignissen zu bekommen – ein Bild wirkt oft eindrucksvoller als 1000 Worte.
- Reflektieren Sie: gab es bestimmte Ereignisse, die sich in den letzten Jahren gehäuft haben? Welche Gebiete Ihrer Gemeinde waren bisher besonders betroffen? Wie wirksam waren die Maßnahmen zur Vorsorge oder zur späteren Behebung von Schäden?
- Teilen Sie Ihr gesammeltes Wissen, in dem Sie den Zeitstrahl und die Steckbriefe in Ihrem Büro – oder an anderer Stelle – gut sichtbar aufhängen. Erläutern Sie die Ergebnisse den Kolleginnen und Kollegen, die vorbeikommen und versuchen Sie, so auch ergänzend Perspektiven einzuholen.
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