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Deposition von Stickstoffverbindungen

11.11.2024

Vorkommen in der Atmosphäre

Stickstoffverbindung werden vor allem durch Verbrennungsprozesse fossiler Kraftstoffe, z.B. im Verkehr, und in der Landwirtschaft in die ⁠Atmosphäre⁠ emittiert. Bei Verbrennungsprozessen sind es vor allem die oxidierten Stickstoffverbindungen, Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid, die entstehen. Reduzierter Stickstoff kommt in der Luft hauptsächlich in der Form von Ammoniak vor, wobei dessen Hauptemittenten die Viehhaltung in der Landwirtschaft aber auch die Düngermittelapplikation sind. In der Luft wird ein Teil des emittierten Stickstoffs chemisch umgewandelt und ist daher oft auch ein wichtiger Vorläuferstoff zur Bildung von sekundärem Feinstaub.

Depositionspfade

Wenn diese Stickstoffverbindungen (als sog. reaktiver Stickstoff zusammengefasst) in terrestrische Ökosysteme eingetragen werden, tragen sie maßgeblich zu deren Versauerung und Eutrophierung bei. Um den Eintrag von Stickstoff in Ökosysteme bewerten zu können, werden im Auftrag des UBAs regelmäßige Modellrechnungen der deutschlandweiten Stickstoffdeposition im Rahmen der PINETI-Projektreihe durchgeführt (PINETI = Pollutant INput and EcosysTem Impact). Die aktuellsten Ergebnisse sind im „PINETI 3“ - Projektbericht veröffentlicht, die Daten werden über einen Kartendienst bereitgestellt.

Die hier dargestellten Ergebnisse (Abb. 2.1-2.4) zeigen, dass die ⁠Deposition⁠ stark mit den Emissionen von Stickstoffgasen in einer Region korreliert. So treten die höchsten Depositionsraten von reduziertem Stickstoff (Abb. 2.2) in Ostniedersachsen auf, die Region mit den höchsten Ammoniakemissionen aus der Viehhaltung. In Nordrhein-Westfalen sind Emissionen aus Verkehr und Industrie und der Energie- und Wärmerzeugung die Ursache für die hohe Depositionsfracht von oxidiertem Stickstoff (Abb. 2.3). Betrachtet man die über Deutschland gemittelte Deposition (Abb. 2.1), so können etwa 2/3 der Deposition den reduzierten und 1/3 den oxidierten Stickstoffverbindungen zugeschrieben werden, was die Bedeutung von Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft unterstreicht. Dabei sind die Anteile aus trockener und nasser Deposition ungefähr gleich groß, wobei der Eintrag über Nebel- und Wolkentröpfchen (feuchte Deposition) deutschlandweit keine Rolle spielt und nur lokal, z.B. in Mittelgebirgsregionen, einen Einfluss haben kann.

Trend

Wie in Abb. 2.1 zu sehen, nimmt die deutschlandweite Stickstoffdeposition seit dem Jahr 2000 kontinuierlich ab. Dies ist vor allem durch die Minderung von Stickstoffoxidemissionen in der Industrie und der Energie- und Wärmeerzeugung zurückzuführen, wodurch eine Abnahme der nassen („wet_NOy“) und der trockenen („dry_NOy“) ⁠Deposition⁠ von oxidierten Stickstoffverbindungen zu verzeichnen ist. Im selben Zeitraum haben sich die trockene und nasse Deposition von reduziertem Stickstoff („wet_NH4“ und „dry_NH4) kaum verändert, was auf sich kaum veränderte Emissionen von Ammoniak in der Landwirtschaft zurückzuführen ist. 

Zeitliche Entwicklung der Stickstoffdeposition in Deutschland

Abb. 2.1: Zeitliche Entwicklung der Stickstoffdeposition in Deutschland
Zeitreihe mit der durchschnittlichen Deposition von Stickstoff über Deutschland, eingeteilt in die Depositionspfade der nassen (wet), trockenen (dry) und feuchten/okkulten (occ) Deposition für oxidierte (NOy) und reduzierte (NHx). Die angegebene Einheit Äquivalente pro Hektar und Jahr [eq/ha/yr] dient hinsichtlich der Versauerungswirkung der Vergleichbarkeit mit Schwefelverbindungen. Sie lässt sich in Kilogramm pro Hektar und Jahr [kg/ha/yr] umrechnen: 71,4 eq entsprechen 1 kg Stickstoff.
Quelle: PINETI-3 Forschungsbericht | UBA (2018)

Räumliche Verteilung der Deposition von reduziertem Stickstoff

Abb. 2.2: Räumliche Verteilung der Deposition von reduziertem Stickstoff
Deposition von reduziertem Stickstoff (Summe von Ammoniak und Ammonium-Aerosol) über Deutschland für das Jahr 2015 (Landnutzungsmosaik). Die angegebene Einheit Äquivalente pro Hektar und Jahr [eq/ha/yr] dient hinsichtlich der Versauerungswirkung der Vergleichbarkeit mit Schwefelverbindungen. Sie lässt sich in Kilogramm pro Hektar und Jahr [kg/ha/yr] umrechnen: 71,4 eq entsprechen 1 kg Stickstoff.
Quelle: PINETI-3 Forschungsbericht | UBA (2018)

Räumliche Verteilung der Deposition von oxidiertem Stickstoff

Abb. 2.3: Räumliche Verteilung der Deposition von oxidiertem Stickstoff
Deposition von oxidiertem Stickstoff (Summe von Stickstoffmonoxid, Stickstoffdioxid und Nitrat-Aerosol) über Deutschland für das Jahr 2015 (Landnutzungsmosaik.) Die angegebene Einheit Äquivalente pro Hektar und Jahr [eq/ha/yr] dient hinsichtlich der Versauerungswirkung der Vergleichbarkeit mit Schwefelverbindungen. Sie lässt sich in Kilogramm pro Hektar und Jahr [kg/ha/yr] umrechnen: 71,4 eq entsprechen 1 kg Stickstoff.
Quelle: PINETI-3 Forschungsbericht | UBA (2018)

Räumliche Verteilung der Deposition von Gesamtstickstoff

Abb. 2.4: Räumliche Verteilung der Deposition von Gesamtstickstoff
Deposition von Gesamtstickstoff (Summe von oxidiertem und reduziertem Stickstoff) über Deutschland für das Jahr 2015 (Landnutzungsmosaik). Die angegebene Einheit Äquivalente pro Hektar und Jahr [eq/ha/yr] dient hinsichtlich der Versauerungswirkung der Vergleichbarkeit mit Schwefelverbindungen. Sie lässt sich in Kilogramm pro Hektar und Jahr [kg/ha/yr] umrechnen: 71,4 eq entsprechen 1 kg Stickstoff.
Quelle: PINETI-3 Forschungsbericht | UBA (2018)

Links

  • Depositions-Kartendienst
  • Reaktiver Stickstoff in der Umwelt
  • Überschreitung der Belastungsgrenzen für Eutrophierung
  • Überschreitung der Belastungsgrenzen für Versauerung
  • EMEP-Statusbericht zur Deposition in Europa (PDF, Englisch)

Publikationen

  • PINETI-3: Modellierung atmosphärischer Stoffeinträge von 2000 bis 2015 zur Bewertung der ökosystem-spezifischen Gefährdung von Biodiversität durch Luftschadstoffe in Deutschland
  • PINETI-4: Modelling and assessment of acidifying and eutrophying atmospheric deposition to terrestrial ecosystems
  • Genfer Luftreinhaltekonvention der UNECE: Literaturstudie zu Messungen der Ammoniak-Depositionsgeschwindigkeit
  • FORESTFLUX – Standörtliche Validierung der Hintergrunddeposition reaktiver Stickstoffverbindungen
Artikel:

Schlagworte:
 Luft  deposition  Stickstoff  Ammoniak  Stickoxid  Eutrophierung  Versauerung Top

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Quelladresse (zuletzt bearbeitet am 05.11.2024):https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe-oekosysteme/eintraege-von-schadstoffen/deposition-von-stickstoffverbindungen