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  • 1. Vorgehen vorbereiten
  • 2. Klimarisiken erkennen und bewerten
  • 3. Ziele & Maßnahmen formulieren
  • 4. Maßnahmen umsetzen
  • 5. Anpassung beobachten und bewerten

4.1 Wie erstellen Sie eine Klimaanpassungsstrategie?

Eine Anpassungsstrategie bildet den Rahmen für einen erfolgreichen Anpassungsprozess. Die Bestandteile dieser Strategie sind abhängig vom Kontext und von der Zielsetzung. Übergeordnete strategische Ziele, eine Übersicht über die wichtigsten Betroffenheiten sowie Beschreibungen und Bewertungen einzuleitender Maßnahmen sind die zentralen Bausteine einer Anpassungsstrategie.

03.12.2024

Nachdem Sie die Klimarisiken Ihrer Kommune und Anpassungsoptionen identifiziert und ausgewählt haben, können Sie einen Rahmen für die Maßnahmenumsetzung festlegen. Dieser wird in der Regel von einer Klimaanpassungsstrategie oder einem Klimaanpassungskonzept mit einem integrierten Maßnahmenkatalog (siehe Kapitel 3.7) geleitet. Dabei handelt es um ein zentrales Referenzdokument, das die identifizierten Klimarisiken, formulierten Anpassungsziele und priorisierten Anpassungsoptionen beschreibt. Sie können auch den Weg einiger Kommunen gehen, die sowohl eine Klimaanpassungsstrategie als auch einen Aktionsplan als separate Dokumente erarbeiten und veröffentlichen.

Schließlich können Sie die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen auch in bestehende sektorale Politiken und Strategien (z. B. Gesundheit, Stadtplanung, Verkehr) integrieren. In diesem Fall ist es dennoch ratsam, ein Strategiedokument zu erstellen, das die wichtigsten Auswirkungen, Sektoren und politischen Handlungsfelder für die Integration von Anpassungsmaßnahmen beschreibt. Schließlich ist es denkbar, dass Sie Anpassungsstrategien für ausgewählte Klimarisiken entwickeln, z. B. Strategien zum Regenwassermanagement gegen urbane Sturzfluten oder ein Klimaanpassungskonzept gegen überhitzte Städte.

"Die Entwicklung einer lokalen Klimaanpassungsstrategie war bei uns eine logische Konsequenz aus den bisherigen kommunalen Klimaschutzaktivitäten."

Hans-Joachim Kosubek, Bürgermeister von Worms

Die Koordination der Ausarbeitung der Klimaanpassungsstrategie und des Aktionsplans ist die Aufgabe der Leitung des Projektteams. Mit der konkreten Ausarbeitung und redaktionellen Bearbeitung sollten Sie das Projektteam beauftragen, ggfs. mit Unterstützung eines externen Fachbüros. Sie führen die Elemente der ⁠Anpassungsstrategie⁠ und des Aktionsplans in einem größeren Dokument zusammen oder Sie haben sich entschieden, Strategie und Aktionsplan einzeln zu dokumentieren und zu veröffentlichen.

Mögliche Elemente einer Anpassungsstrategie:

  • Vorwort: Bürgermeister*in
  • Zusammenfassung: Das Wichtigste in Kürze
  • Einführung: Notwendigkeit der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ aus Sicht der Kommune
  • Klimawandel: Bestandsaufnahme zur lokalklimatischen Ausgangssituation; Klimaveränderungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; Beschreibung klimatischer Einflüsse (Klimaparameter, Extremwetterereignisse)
  • Klimawirkungen und -risiken: Darstellung und Beschreibung der aktuellen und zukünftigen direkten und indirekten Klimawirkungen sowie deren Risiken und Chancen; Auswirkungen auf relevante kommunale Handlungsfelder
  • Prioritäten/„Hot spots“: Darstellung und Beschreibung besonders relevanter Klimarisiken sowie besonders betroffener Gebiete, Sektoren und Personengruppen einschließlich der angewandten Priorisierungsprozesse und Auswahlkriterien
  • Akteursbeteiligung: Beschreibung der Zusammenarbeit von Behörden innerhalb und außerhalb der Kommune sowie der Beteiligung anderer öffentlicher und privater Akteur*innen, einschließlich Bürger*innen
  • ⁠Anpassungskapazität⁠: Hinweise darauf, wie sich die Kommune auf den zukünftigen Klimawandel anpassen wird, z.B. personell, institutionell, finanziell
  • Anpassungsziele: Kernziele der Anpassung in Ihrer Kommune sowie strategischer Ausrichtungen ggfs. Leitbild oder Leitprinzipien
  • ⁠Monitoring⁠ und Evaluation: Angaben zum Controllingkonzept mit Hinweisen auf das Klimawandel-, ⁠Klimafolgen⁠- und Anpassungs-Monitoring sowie auf die Evaluation der Maßnahmenumsetzung
  • Öffentlichkeitarbeit: Hinweise auf Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen
  • Zukunftsperspektiven/Empfehlungen: Angaben zur Geltungsdauer der Klimaanpassungsstrategie und zur Weiterentwicklung der Strategie; Praktische Handlungsempfehlungen für kommunale Akteure

Zentrale Elemente des Aktionsplans:

  • Einführung: Bezug zur Klimaanpassungsstrategie
  • Übersichten: Zusammenstellung aller Anpassungsmaßnahmen in einer tabellarischen Übersicht mit Kennung und Titel der Maßnahme; Kategorisierungsoptionen: Handlungsfelder, Anpassungsziele, übergeordnete/gesamtstädtische und quartiersbezogene/lokale Maßnahmen
  • Maßnahmen-Steckbriefe: Beschreibung der priorisierten Anpassungsmaßnahmen bzw. Schlüsselmaßnahmen in Form von Steckbriefen
  • Evaluation: Hinweise zur Evaluation zur Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen

Sobald ein erster Entwurf der Anpassungsstrategie vorliegt, sollte dieser der verwaltungsübergreifenden Arbeitsgruppe zur Überprüfung, Kommentierung und Bearbeitung weitergeleitet werden. Indem Sie einen Entwurf an ein breiteres Publikum als die Redaktionsgruppe verteilen, erstellen Sie ein auf Konsens ausgerichtetes Dokument, anstatt eines, das einer kleinen Gruppe „gehört“.

Querschnittsthema: Partizipation

Eine Klimaanpassungsstrategie kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie gemeinsam mit vielen kommunalen Akteur*innen entwickelt, geplant und umgesetzt wird. Sie sollten deshalb Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie Bürger*innen aktiv in die Erstellung einer Anpassungstrategie einbinden (siehe Kapitel 1.5). Die Einbindung der Akteur*innen können Sie über verschiedene Beteilungsformate organisieren, z. B. Akteursworkshops mit Arbeitsgruppen, Fachwerkstätten, Konferenzen, Bürger*innenversammlungen, Auftakt- und Abschlussveranstaltungen, Ideen- und Kooperationsbörsen sowie Befragungen. Auch eine Online-Beteiligung über Videokonferenzen und –workshops sowie Online-Plattformen, auf denen die Akteur*innen, insbesondere Bürger*innen über eine interaktive Karte ihre Anregungen, Beobachtungen und Hinweise eintragen können, sind denkbar. Diese Formen der Beteiligung sind zwar unerlässlich für die Bewusstseinsbildung, es kann hier jedoch noch nicht von direkter Partizipation gesprochen werden. Diese ist gegeben, wenn die Akteur*innen in Ihrer Kommune als gleichberechtigte Partner oder zumindest als teilnehmende Außenstehende in Entscheidungsprozesse bezüglich der Strategieentwicklung und Maßnahmenumsetzung direkt eingebunden sind und somit Einfluss auf das Ergebnis nehmen können. Unabdingbar ist die politische Zustimmung, d. h. die formelle Anerkennung der entwickelten Strategie, um auch langfristig die ⁠Nachhaltigkeit⁠ der Anpassungsmaßnahmen sicherzustellen (siehe Kapitel 1.2)

Bildergalerie: Klimaanpassungsstrategien

Blauer Sommerhimmel mit kleinen Wölkchen

Klimaanpassungsstrategie der Stadt Syke
Die Kleinstadt Syke in Niedersachsen hat eine Klimaanpassungsstrategie sowie den Aktionsplan Anpassung vorzuweisen. Die Strategie befasst sich vor allem mit Klimaprojektionen und Anpassungsoptionen für verschiedene Handlungsfelder. Der Aktionsplan umfasst konkrete Maßnahmen im Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Gefördert mit Mitteln des BMBVS und Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e.V.
Quelle: Alexas Fotos / pixabay.com / CC0

Luftbild der Stadt Jena an einem sonnigen Tag

Klimaanpassungsstrategie der Stadt Jena
Die Jenaer Klimaanpassungsstrategie befasst sich mit einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung mit Betrachtung rechtlicher Rahmenbedingungen. Im Rahmen dieser Strategie wurde das Handbuch einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung erstellt, welches als Arbeitsgrundlage für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung für Fragen zum Thema Klimawandel dient. Gefördert mit Mitteln des BBSR. Siehe: http://www.jenkas.de/
Quelle: Jena Impressionen - Torsten Maue / Flickr.com / CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

Luftaufnahme der Stadt Stuttgart

Klimawandelanpassungskonzept der Stadt Stuttgart
Das Amt für Umweltschutz und Stadtklimatologie hat das Klimawandelanpassungskonzept KLIMAKS erstellt. Das Dokument beinhaltet die bisherigen Aktivitäten der Stadt und notwendige weitere Maßnahmen. Es sind Maßnahmen für neun Sektoren gelistet. Unter anderem für Bauwesen, Wasserhaushalt, Tourismus und biologische Vielfalt.
Quelle: Nikiko / Pixabay.com / CC0

Ansicht der Altstadt in Nürnberg an einem sonnigen Sommertag

Bausteine für die Nürnberger Anpassungsstrategie
Die Stadt Nürnberg hat unter Leitung des Umweltamtes im Rahmen des Forschungsvorhabens „Sommer in der Stadt – dem Klimawandel sinnvoll begegnen“ das umfassende Handbuch „Klimaanpassung - Bausteine für die Nürnberger Anpassungsstrategie“ erstellt. Es enthält neben der Analyse der Ausgangsbedingungen auch ein Maßnahmenkonzept, das als Leitfaden zur Klimaanpassung für die kommunale Planungspraxis gedacht ist.
Quelle: wissamothman110 / pixabay.com / CC0

Eine Vielzahl von Personen badet im Badeschiff auf der Spree in Berlin

Stadtentwicklungsplan für das Land Berlin
Der Berliner Stadtentwicklungsplan (StEP) Klima befasst sich vor allem mit Klimaanpassung aus der Perspektive der Stadtentwicklung. Der Plan ist der Ausgangspunkt für den weiteren Anpassungsprozess und soll der Hauptstadt helfen ihre Stadträume und Infrastrukturen gegenüber den Folgen des Klimawandels nachhaltig und widerstandsfähig zu gestalten.
Quelle: Levi_7 / pixabay.com / CC0

Aufgabe: Entwicklung einer Klimaanpassungsstrategie

  • Führen Sie die bisher gesammelten Informationen zu Anpassungszielen, Betroffenheiten und möglichen Anpassungsmaßnahmen in einer ⁠Anpassungsstrategie⁠ zusammen.
  • Zum Aufbau und zur Strukturierung Ihrer Anpassungsstrategie stellt Ihnen der Klimalotse als Vorlage eine Blaupause einer Anpassungsstrategie zur Verfügung.
  • Achten Sie bei der Strategieentwicklung auf mögliche Synergien und Konflikte zwischen verschiedenen Anpassungsmaßnahmen oder zwischen Maßnahmen zur Anpassung und Maßnahmen in anderen Bereichen.
  • Beziehen Sie bei der Strategieentwicklung verwaltungsinterne und -externe Akteur*innen ein.
  • Ein Vorwort der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters kann der Strategie zusätzliches Gewicht verleihen.

Hilfreiche Links und Publikationen

  • Klimaanpassungsstrategie für das Land Bremen (SKUMS 2018)
  • Klimaanpassungsstrategien zur Überflutungsvorsorge verschiedener Siedlungstypen (BBSR 2015)
  • Klimaanpassungskonzept (pdf, 120 MB) und Maßnahmenplan (pdf, 10.2 MB) für das Handlungsfeld Hitze (Stadt Freiburg)
  • ISO/TS 14092 Anpassung an die Folgen des Klimawandels - Anforderungen und Leitlinien zur Anpassungsplanung für kommunale Verwaltungen und Gemeinden

 

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Schlagworte:
 Klimalotse  KomPass  Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung  Anpassung an den Klimawandel Top

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Quelladresse (zuletzt bearbeitet am 03.12.2024):https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/anpassung-an-den-klimawandel/werkzeuge-der-anpassung/klimalotse/4-massnahmen-umsetzen/41-welche-bedingungen-sollten-sie-bei-der-anpassung