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Krankheitsvermeidende Haltungsbedingungen für Nutztiere
Rinderstall Die Gesundheit von Nutztieren kann durch tiergerechte, komfortable Haltungsbedingungen gefördert werden. Das steigert deren Leistung und verringert den Einsatz von Tierarzneimitteln. Quelle: Syda Productions / Fotolia.com
Grundlagen der Schweinehaltung
An erster Stelle gesundheitsfördernder Bedingungen in der Schweinehaltung steht die Prävention der Einschleppung von Infektionserregern in die Betriebe. Dieses ist in der Regel nicht durch einzelne Maßnahmen zu erreichen, sondern erfordert immer eine Gesamtbetrachtung und ein Bündel an unterschiedlichen Maßnahmen. Die Schweinehaltungshygieneverordnung enthält Hinweise zum Schutz der Tiere. Die Vorschriften richten sich nach der Größe des Bestandes und dem Haltungssystem (Stall- oder Freiland), und sollen der Erregereinschleppung entgegenwirken. In der Praxis bedeuten die Vorschriften z.B. das Aufstellen von Zäunen und die Einrichtung von Schleusen und abgetrennten Räumen.
Infektionsketten unterbrechen
Im Betrieb sollte überprüft werden, ob Infektionsketten gegebenenfalls unterbrochen werden können, z. B. durch frühzeitige Absonderung kranker Tiere und getrennte Haltung der Tiere verschiedener Altersstufen. Allerdings sollte beachtet werden, dass trotz oberirdisch getrennter Abteile über ein gemeinsames Lüftungssystem oder gemeinsame Güllekeller ein Pfad für die Übertragung der Krankheitserreger bestehen bleiben kann. Geeignete Reinigungs- und Desinfektionsverfahren können Krankheitserreger innerhalb der Abteile vermindern. Eine geringere Belegdichte als die gesetzlich geforderte (TierSchNutztV) kann ebenfalls die Krankheitsübertragung senken (siehe: Reduktion des Keimdrucks). Eine Gruppengröße von mindestens 10 Tieren ist dennoch sinnvoll, damit die Gesamtfläche eine Trennung der Funktionsbereiche ermöglicht. Bei sehr großen Gruppen steigt u.a. das Risiko der Verletzungen durch Rangkämpfe wodurch ebenso Infektionen entstehen können. Auch die frühe Separierung von kranken oder geschwächten Tieren in eine Krankenbucht kann zu einer Unterbrechung von Krankheitsübertragungen beitragen. Dazu ist es nötig, eine Krankenbucht vorzuhalten und deren Versorgung möglichst am Ende in die Produktionsprozesse einzubinden.
Wasser, Futter, Belüftung und Temperatur optimieren
Außenklimareize, unterschiedlich strukturierte Stallbereiche, der Zugang zu ausreichendem Wühl- und Beschäftigungsmaterial sowie eine gute Einstreu können das Wohlbefinden der Tiere erhöhen. Dadurch kann die Stressbelastung reduziert und das körpereigene Abwehrsystem gestärkt werden. Allerdings kann diese Haltungsform neben der negativen Arbeitswirtschaftlichkeit auch das Auftreten von Krankheiten durch eine schlechte Strohqualität, Kontakt zu Wildtieren und erhöhten Kontakt mit Ausscheidungen fördern. Landwirte/-wirtinnen sollten alle Risiken im Blick haben und diese weitestgehend reduzieren. Wissen und Erfahrung sind die wichtigsten Komponenten.
Die Freilandhaltung entspricht dem Prinzip der Boden- oder Volierenhaltung. Zusätzlich haben die Hennen tagsüber Zugang zu einem teils bewachsenen Auslauf mit jeweils vier Quadratmetern je Henne. Das ermöglicht den Tieren das Ausleben vieler artgemäßer Verhaltensweisen. In der Freilandhaltung steht den Tieren mehr Raum zur Verfügung. Dadurch wird Stress reduziert, der durch Rangkämpfe hervorgerufen wird. Somit können Verletzungen, die durch Aggressivität, Kannibalismus und Federpicken hervorgerufen werden, vermieden werden. In der Freilandhaltung erhöhen sich jedoch das Infektionsrisiko durch Kontakt mit Wildvögeln, Tierverluste durch Raubtiere, die Verunreinigung der Auslauffläche durch Kot und der Eintrag von Nährstoffen und Tierarzneimitteln in die Umwelt (siehe: Eintrag und Vorkommen von Tierarzneimitteln in der Umwelt; sieheDamme, K,, Hildebrand, R.A. (2002). Geflügelhaltung. Legehennen, Hähnchen, Puten, Management, Tierschutz, Umwelt, Ökonomie. VUA Reihe, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.).
Im Hinblick auf die Reinigung der Stallböden sind Betonbeläge empfehlenswert, insbesondere wenn diese mit Sand oder Einstreu überdeckt werden. In naturbelassenen Böden, Holzdielen oder Ritzen können sich beispielsweise Milben einnisten, deren Eier auch Desinfektionsprozesse vor der Neueinstallung überdauern können. Gegebenenfalls muss der gesamte Boden ausgetauscht werden (z. B. bei Parasitenbefall).
Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus sind vor allem bei hohen Besatzdichten ein schwerwiegendes Problem. Eine strukturierte und abwechslungsreiche Umgebung kann dagegen helfen. Manipulierbare Beschäftigungsmaterialien wie Strohballen, -haufen oder Picksteine sollten möglichst häufig angeboten werden, um die Hennen zu motivieren, den verfügbaren Scharrraum zu nutzen. Allerdings können organische Materialien ein Reservoir für Krankheitserreger darstellen (siehe: Reduktion des Keimdrucks), weshalb hohe Qualität wichtig ist. Weitere Möglichkeiten sind die Anpassung der Einstreu sowie die Einrichtung von Nestern und Sitzstangen.
In der Haltung von Mastgeflügel kommt es mit zunehmender Gruppengröße zu einem Anstieg von Verhaltensstörungen, vor allem zu Federpicken und Kannibalismus. Auslöser sind vor allem Stress und Aggressivität durch die unklaren sozialen Strukturen und fehlende Rückzugsmöglichkeiten. Natürliche Verhaltensweisen wie Scharren oder Gefiederputzen können durch die hohe Besatzdichte nur sehr eingeschränkt ausgeübt werden. Zudem ist das Stallklima durch die hohe Besatzdichte beeinträchtigt. Staub, Schadgase und Wärmestau belasten die Gesundheit der Tiere.
Durch die Anpassung der Haltungsbedingungen können Stress und Aggressivität reduziert werden. Es werden 22 bis 24 Küken pro Quadratmeter eingestallt. Die maximale Besatzdichte von 39 kg/m² darf bei der Haltung von Masthühnern nicht überschritten werden, was bedeutet, dass in der konventionellen Haltung zum Ende der Mast 16 bis 26 Tiere einen Quadratmeter Stallboden zur Verfügung haben. Bei Mastputen sind je nach Geschlecht 52 bis 58 kg/m² zulässig.
Viele Landwirtinnen/-wirte haben die Anbindehaltung bereits abgeschafft und Laufställe für ihre Tiere eingerichtet. Mittlerweile leben 75% der deutschen Rinder in Laufställen. Milchkühe werden überwiegend in Liegeboxenlaufställen gehalten, der häufigsten Form des Laufstalls. In Laufställen stehen jeder Kuh über 35 m³ Raumvolumen zu. Sie sollten täglich 16 Stunden beleuchtet sein. Häufig werden Außenklimaställe gebaut, da sie der Tiergesundheit zuträglich und kostengünstig sind.
Im Laufstall sind die verschiedenen Funktionsbereiche voneinander getrennt. Gegenüber der Anbindehaltung weist die Laufstallhaltung mehrere Vorteile auf. Sie ermöglicht ein Leben in der Gruppe und bietet die Möglichkeit zur ganztägigen Bewegung. Dies trägt zur Fruchtbarkeit und Gesundheit bei (siehe: Stärkung des Immunsystems von Nutztieren). Außerdem kann die Brunst der Tiere besser erkannt werden und das Melken verläuft schneller und hygienischer, da der gekachelte Melkstand im Laufstand regelmäßig von Grund auf gereinigt wird (siehe: Reduktion tierarzneimittelhaltiger Sperrmilch). Der Laufstall kann mit einem Laufhof oder einer Weide kombiniert werden und den Tieren so zusätzliche Möglichkeiten zur Bewegung geben. Wichtig ist, dass für jede Milchkuh eine Liegebox sowie ein Fressplatz zur Verfügung steht und somit alle Tiere gleichzeitig fressen, liegen und wiederkäuen können. Damit die Versorgung mit ausreichend sauberem Tränkwasser sichergestellt ist, sollten die Tränkwasserleitungen täglich kontrolliert werden, bei sehr niedrigen Temperaturen vor dem Hintergrund des Vereisens auch häufiger (siehe: Tränkwasserversorgung im Stall).
Kuhkomfort erhöht die Leistung
Beim Bau neuer Milchviehställe wird heutzutage vor allem auf den Kuhkomfort geachtet, um die Leistung zu erhöhen und den Gesundheitszustand der Kühe zu verbessern. Zum Kuhkomfort zählen vor allem tiergerechte Liegeplätze, Laufflächen und Fressbereiche und ein optimales Stallklima. Ein günstiges Stallklima wird durch eine Nord-Süd-Ausrichtung des Stalls begünstigt, da dies einen hohen Luftaustausch gewährt. Die Kuh ist sehr gut an kühle Temperaturen adaptiert, sollte aber vor Zugluft geschützt werden. Windbrechnetze können helfen, Zugluft und Temperatur besser zu kontrollieren. Um Hitzestress an heißen Sommertagen zu vermeiden, können Ventilatoren oder Vernebler in den Stall integriert werden.
Da Kühe bis zu 12 Stunden am Tag liegen, sollten Liegeplätze ausreichend vorhanden und weich und verformbar sein, damit Druckstellen und Technopathien vermieden werden. Als Unterlage können unter anderem Gummi- und Schaumstoffmatten, Kuhmatratzen aus Granulat oder Wasserbetten dienen. Wie in der Anbindehaltung muss der Liegeplatz, der eine Hoch- oder Tiefbox sein kann, der Kuh ein ungehindertes Ablegen, Aufstehen und Ruhen ermöglichen und mindestens 185 cm lang sein. Des Weiteren sollte der Stall breite und gerade Wege haben, sodass die Tiere sich stressfrei und mit Ausweichmöglichkeiten fortbewegen können. Die Breite des Laufgangs sollte mindestens 320 cm, der Abstand zwischen den Liegeboxen 240 cm betragen(siehe auch Hoy, S., Gauly, M., Krieter, J. (2006). Nutztierhaltung und -hygiene. 1. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.).
Die Ställe für Kälber müssen ein ungehindertes Ablegen und Aufstehen, das Einnehmen einer natürlichen Körperhaltung, Bewegung und die Aufnahme von Futter und Wasser ermöglichen. Kälber dürfen nicht in Anbindehaltung gehalten werden. Tierkontrollen sollten mindestens zweimal am Tag stattfinden (siehe: Erweitertes Gesundheitsmonitoring in der Tierproduktion). Gegenseitiges Besaugen kann durch eine angepasste Fütterungshäufigkeit verhindert werden (siehe: Optimale Fütterung). Hierzu können Automaten genutzt werden.