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Kompensation von Treibhausgasemissionen

Windkraftanlagen in einer hügeligen Landschaft

Freiwillige Kompensationszahlungen fördern Windkraftprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern.
Quelle: giorgenko / Fotolia.com

15.09.2025

So können Sie mit freiwilligen Klimabeiträgen tonnenweise CO2 einsparen:

  • Gleichen Sie vergangene Treibhausgasemissionen nach Möglichkeit durch freiwillige Kompensationszahlungen für Klimaschutzprojekte aus.
  • Achten Sie bei Spenden für Klimaschutzprojekte auf die Qualität von Anbieter und Angebot (z. B. GoldStandard).
  • Beachten Sie: "Klimaneutrale" sind nicht automatisch auch umweltfreundliche Produkte.
  • Geben Sie der Vermeidung und Minderung von Treibhausgasemissionen Vorrang vor deren Kompensation.

Gewusst wie

Zur Eindämmung des Klimawandels hat die weltweite Reduzierung von Treibhausgasemissionen höchste Priorität.

Freiwillige Kompensation nutzen: Unter Kompensation versteht man Zahlungen bzw. Spenden, mit denen Investitionen in Projekte zur Minderung von Treibhausgasen (z.B. effiziente ⁠Biomasse⁠-Kocher-Projekte oder Solarprojekte) finanziert werden. Ziel ist es, entstandene Emissionen durch die Unterstützung solcher Projekte an anderer Stelle rechnerisch auszugleichen. Entsprechende Angebote finden sich in der Regel unter dem Stichwort "Klimabeitrag". Viele Anbieter von Kompensationszahlungen bieten die Möglichkeit, die Treibhausgasemissionen konkreter Aktivitäten rechnerisch auszugleichen (etwa eine Flugreise). Teilweise sind Kompensationszahlungen an den Kauf eines Produktes gekoppelt. Ambitionierter ist es jedoch, den gesamten persönlichen CO2e-Ausstoß* mit einem CO2-Rechner (UBA-CO2-Rechner) zu bestimmen und in entsprechender Höhe Klimabeiträge zu leisten. Für Privatpersonen oder auch Firmen sind freiwillige Kompensationszahlungen demnach eine einfache und kurzfristig wirksame Möglichkeit, Klimaschutzprojekte mit quantifizierter Wirkung zu ermöglichen und so tonnenweise CO2 außerhalb des eigenen Handlungsbereichs einsparen zu helfen.

Auf Qualität achten: Achten Sie bei der Auswahl von Klimaschutzprojekten darauf, dass diese von hoher Qualität sind und die eingesparten Treibhausgasemissionen realistisch berechnet wurden. Die Anbieter sollten transparent und glaubwürdig ihre Angebote darstellen. Insbesondere sollten Sie darauf achten, dass die Klimaschutzprojekte erst durch den Spendenbeitrag ermöglicht werden, d. h. nicht auch ohne Ihre Spende durchgeführt worden wären. Das UBA hat neben diesem wichtigen Kriterium der Zusätzlichkeit weitere Kriterien für die Beurteilung der Qualität von Kompensationsanbietern und -angeboten aufgestellt (Ratgeber "Freiwillige CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte"). Vereinfacht betrachtet gibt es dabei zwei Angebotstypen für Klimabeiträge: Die meisten Anbieter finanzieren  konkrete Klimaschutzprojekte (z. B. gemeinnützige Anbieter wie ⁠Klima⁠-Kollekte, atmosfair oder myClimate). Diese werden aus Gründen der Klimagerechtigkeit und aus Kostengründen v. a. in Entwicklungsländern durchgeführt. Für diese ist "The Gold Standard" eine wichtige Orientierung für die Qualität der Projekte. In einem deutlich geringeren Umfang werden zur Kompensation auch Emissionszertifikate aus dem verpflichtenden Emissionshandel wie dem Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) aufgekauft und dem Markt entzogen (z. B. Compensators e.V. oder ForTomorrow gGmbH).

Vorsicht vor Greenwashing: Achten Sie beim Kauf von Produkten oder Dienstleistungen in erster Linie auf die direkten Produkteigenschaften wie Energieverbrauch, Herstellaufwand oder enthaltene Stoffe. Begriffe wie "klimaneutral" oder "klimaneutral hergestellt" lassen hingegen nicht erkennen, ob das Produkt selbst umweltfreundlich ist. Sie erlauben auch keine Aussagen darüber, ob sich das Unternehmen um eine Reduktion anderer Umweltgefährdungen wie z. B. Gewässerverunreinigungen bemüht. Der Begriff "klimaneutral" auf Produkten ist nicht gesetzlich geschützt und bietet deshalb keine belastbare Orientierung für den Einkauf.

Was Sie noch tun können:

  • Geben Sie der Vermeidung von Treibhausgasemissionen Vorrang vor deren Kompensation.
  • Beachten Sie unsere Tipps zu Urlaubsreisen.
  • Beachten Sie auch unsere zahlreichen Tipps zum Energiesparen in den Themenbereichen Heizen & Bauen, Elektrogeräte und Mobilität.

 

* Erläuterung: CO2e steht für CO2-Äquivalente. Wenn von CO2e gesprochen wird, heißt dies, dass - neben CO2 - auch weitere klimawirksame Treibhausgase wie Methan und Lachgas berücksichtigt wurden.

Empfehlenswertes Zertifikat "The Gold Standard"

The Gold Standard
Quelle: The Gold Standard Foundation

Infografik: Vermeiden - Reduzieren - Kompensieren

Vermeiden - Reduzieren - Kompensieren
Quelle: Umweltbundesamt

Tabelle: Treibhausgasemissionen beispielhafter Flüge

Treibhausgasemissionen beispielhafter Flüge
Quelle: Umweltbundesamt

Hintergrund

Umweltsituation: Die Reduktion von Treibhausgasemissionen gehört weltweit zu den dringlichsten Herausforderungen. Im Übereinkommen von Paris wurde völkerrechtlich verbindlich beschlossen, dass zur Vermeidung gravierender ökologischer, humanitärer und ökonomischer Verwerfungen der Anstieg der globalen Temperatur auf deutlich unter 2°C, möglichst auf 1,5°C begrenzt werden soll. Kohlendioxid ist das wichtigste ⁠Treibhausgas⁠. Die globale atmosphärische Kohlendioxidkonzentration ist von einem Wert in vorindustrieller Zeit (um 1750), der bei etwa 280 ⁠ppm⁠ (parts per million, das heißt 280 CO2-Moleküle auf eine Million Luftmoleküle) lag, um etwa 50 % gestiegen und hat den Wert von 420 ppm überschritten. Die hohe Kohlendioxidkonzentration wird hauptsächlich durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe und zu einem geringeren Teil durch Landnutzungsänderungen (zum Beispiel durch Rodungen von Wäldern) verursacht. 

Gesetzliche Grundlagen: Der Begriff "klimaneutral" ist gesetzlich nicht geschützt. In Deutschland können aber irreführende Umweltwerbeaussagen nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) beanstandet werden. In der Vergangenheit wurde deshalb Unternehmen mehrfach von Gerichten die Verwendung dieses Begriffs auf Produkten oder in der Werbung untersagt. Allerdings erfolgt eine Prüfung meist erst im Nachhinein im Rahmen von Einzelfallentscheidungen durch Gerichte.

Zertifikatstypen: Grundsätzlich lassen sich die Angebote zur freiwilligen CO2-Kompensation in zwei Hauptkategorien einteilen:

  • Autorisierte Gutschriften: Hierunter versteht man Emissionsminderungszertifikate, die nach den Regeln des Artikels 6.4 des Pariser Abkommens (Paris Agreement Crediting Mechanism, PACM) ausgestellt und mit sogenannten "Corresponding Adjustments" versehen werden. Das bedeutet, dass die zertifizierten Emissionsminderungen nicht gleichzeitig für die nationalen Klimaziele des Projektlandes angerechnet werden dürfen. Der Käufer darf so die Emissionsminderung offiziell als Kompensation nutzen und berichten.
  • Nicht-autorisierte Gutschriften (Contribution Claims): Diese Kategorie umfasst Emissionsminderungen, die nicht mit einem Corresponding Adjustment versehen sind. Sie werden als "Contribution Claim" bzw. "Klimabeitrag" bezeichnet. Der Gaststaat darf die Emissionseinsparung gleichzeitig für seine eigenen Klimaziele berücksichtigen. Solche Zertifikate entstehen entweder im Rahmen von Artikel 6.4 als ⁠Mitigation⁠ Contribution Units oder stammen aus Projekten aus dem sonstigen freiwilligen Markt. Letztere werden unabhängig von staatlichen Abkommen entwickelt. Unabhängige Standards wie Gold Standard oder Verified Carbon Standard (VCS) bieten eine wichtige Orientierung für die Qualität solcher Projekte.

Marktbeobachtung: Weltweit befindet sich der Markt für freiwillige CO2-Kompensation in einer Phase des Wandels. Nachdem die Nachfrage und das Handelsvolumen bis 2021 stark gestiegen waren, ist der Markt in den letzten Jahren wieder deutlich geschrumpft. Laut dem aktuellen Report von Ecosystem Marketplace (2025) wurden im Jahr 2024 weltweit rund 25 % weniger CO2-Zertifikate gehandelt als im Vorjahr. Der Gesamtwert des Marktes sank um fast ein Drittel auf etwa 535 Millionen US-Dollar. Trotzdem zeigt sich, dass das Interesse an freiwilligen Kompensationen grundsätzlich bestehen bleibt: Die Zahl der tatsächlich genutzten (also "stillgelegten") Zertifikate ist seit 2021 relativ konstant und liegt bei weltweit rund 182 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Für den deutschen Markt liegen Marktzahlen nur bis zum Jahr 2020 vor. Demnach hat der freiwillige Markt für die Kompensation von Treibhausgasemissionen in Deutschland von 2012 bis 2020 ein deutliches Wachstum erfahren. Das Volumen der stillgelegten Zertifikate für Treibhausgasemissionen zur freiwilligen Kompensation lag in Deutschland im Jahr 2012 bei 3,3 Mio. t CO2e. Allerdings kam nur 14 % der Nachfrage von privaten Konsument*innen, den weit größeren Teil kauften Unternehmen und Organisationen. Bis 2016 stieg diese Menge auf etwa 6,6 Mio. t CO2e, was nahezu einer Verdopplung entspricht (⁠UBA⁠ 2017). Im Jahr 2020 erreichte die Kompensationsmenge mit 43,6 Mio. t CO2e einen neuen Höchststand (adelphi 2022). Aktuellere Zahlen liegen bisher nicht vor.

Bei freiwilligen Kompensationszahlungen lässt sich ein steigendes Bewusstsein bei den Verbraucher*innen feststellen. In einer Studie im Jahr 2014 gab lediglich ein Drittel aller Befragten an, dass sie Klimagasemissionen kompensieren. 2021 gaben in einer Folgestudie bereits zwei Drittel der Befragten an, dass sie im vergangenen Jahr mindestens einmal eine Kompensationszahlung getätigt haben.

Weitere Informationen finden Sie auf unseren Themenseiten:

  • Freiwillige Kompensation (DEHSt/UBA-Themenseite)
Im Diagramm werden die Treibhausgasemissionen pro Person für verschiedene Länder, weltweit und in der Europäischen Union verglichen. Die Einheit ist CO2-Äquivalente pro Kopf in Tonnen. Die Werte betragen etwa: Bangladesch: 1, Schweden: 5,5, EU28: 8, Deutschland 11, Tschechien: 12

Treibhausgasemissionen pro Person (nach Ländern, 2016)
Quelle: Umweltbundesamt

Infografik: Der CO2-Fußabdruck im Vergleich

Der CO2-Fußabdruck im Vergleich
Quelle: Umweltbundesamt

Quellen

  • Adelphi (2015): Aktualisierte Analyse des deutschen Marktes zur freiwilligen Kompensation von Treibhausgasemissionen. Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes.
  • Adelphi & Sustainable (2017): Umfrage 2017 zur freiwilligen Kompensation von THG-Emissionen in Deutschland. Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes.
  • Adelphi & Sustainable (2022): Infopapier zur Marktanalyse Freiwillige Kompensation 2021. Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes.
  • (⁠BMU⁠/⁠UBA⁠) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Umweltbundesamt (2010): Umweltbewusstsein in Deutschland 2010: Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage.
  • (⁠BMU⁠/⁠UBA⁠) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Umweltbundesamt (2015): Umweltbewusstsein in Deutschland 2014: Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage.
  • Ecosystem Market Place (2025): State of the Voluntary Carbon Market 2025

Links

  • Factsheet: Freiwillige Kompensation (DEHSt)
  • Weitere Infos zur freiwilligen Kompensation (DEHSt)
  • CO2-Rechner (UBA)

Publikationen

  • Freiwillige CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte
  • Infopapier zur Marktanalyse Freiwillige Kompensation 2021
  • Aktualisierte Analyse des deutschen Marktes zur freiwilligen Kompensation von Treibhausgasemissionen
  • Freiwillige Kompensationszahlungen und nachhaltige Lebensstile: Passt das zusammen?
  • Voluntary offsetting: credits and allowances
  • Carbon Footprint und Treibhausgasneutralität von Produkten
Artikel:

Schlagworte:
 CO2-Kompensationszahlung  CO2-Kompensation  Freiwillige Kompensation von Treibhausgasen  klimaneutral Top

„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des ⁠UBA⁠ und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit. 

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Quelladresse (zuletzt bearbeitet am 16.10.2025):https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/uebergreifende-tipps/kompensation-von-treibhausgasemissionen?tab=2