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Sanierungstechnik

Die Sanierungstechnik ist die praktische Ausgestaltung von Sanierungsmaßnahmen. Die Palette möglicher Sanierungsverfahren ist vielfältig. Ihre Auswahl hängt ab vom zu sanierenden Umweltmedium, dem gebotenen Umgang mit der Kontamination, der verfahrenstechnischen Einordnung der Sanierung und vom Behandlungsort.

28.02.2017

Sanierungsmaßnahmen

Sanierung im Sinne des Paragraphen 2 Absatz 7 Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) sind Maßnahmen

  1. zur Beseitigung oder Verminderung der Schadstoffe (Dekontaminationsmaßnahmen),
  2. die eine Ausbreitung der Schadstoffe langfristig verhindern oder vermindern, ohne die Schadstoffe zu beseitigen (Sicherungsmaßnahmen),
  3. zur Beseitigung oder Verminderung schädlicher Veränderungen der physikalischen, chemischen oder biologischen Beschaffenheit des Bodens.

Absatz 5 des Paragraphen 4 BBodSchG (Pflichten zur Gefahrenabwehr) besagt, dass in der Regel Schadstoffe zu beseitigen sind, wenn schädliche Bodenveränderungen oder Altlasten nach dem 1. März 1999 eingetreten sind - soweit dies im Hinblick auf die Vorbelastung des Bodens verhältnismäßig ist.
    
Die zur Erfüllung der Pflichten zur Gefahrenabwehr verhältnismäßigen, d. h. geeigneten, erforderlichen und angemessenen Maßnahmen oder Maßnahmenkombinationen sind bei Altlasten mit Sanierungsuntersuchungen zu ermitteln. Diese Verhältnismäßigkeitsprüfung ist Bestandteil der Sanierungsuntersuchung. Sind Sanierungsmaßnahmen im Einzelfall nicht verhältnismäßig, können sonstige Maßnahmen wie Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen zur Anwendung kommen. Bei der Entscheidung über Sanierungsmaßnahmen oder über Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen sollte auch die natürliche Schadstoffminderung  berücksichtigt werden.
    
Bis die behördlich festgelegten Sanierungsziele erreicht sind, kann der finanzielle und zeitliche Aufwand für verschiedene mögliche Maßnahmen sowie für eine gegebenenfalls erforderliche Überwachung des Sanierungserfolges und für Nachsorgemaßnahmen erheblich variieren. Durch ein Netz kompetenter Ingenieurdienstleister und eine entsprechende Sanierungsinfrastruktur steht eine Vielzahl von Lösungsansätzen und technischen Verfahren zur Verfügung. Das schließt aber nicht aus, dass im konkreten Fall noch kein marktgängiges Sanierungsverfahren existiert, dass der finanzielle Aufwand für die Durchführung einer Maßnahme nicht angemessen ist oder dass Probleme mit der Akzeptanz innovativer Technik- oder Managementkonzepte bestehen.
In der Praxis werden vielfach Maßnahmen kombiniert und in modularen (mobilen und semi-mobilen) Sanierungsanlagen technisch umgesetzt. Praxisbewährt sind ebenfalls komplexe Managementkonzepte, die Monitoringkonzepte einbeziehen.
    
Bei der Auswahl von Maßnahmen zur Gefahrenabwehr sind ihre Umweltauswirkungen zu berücksichtigen. In diesem Zusammenhang sind auch soziale und ökonomische Aspekte der Sanierung und des Flächenrecyclings zu betrachten. So kann eine unmittelbare Verbindung von Dekontaminations- und (Tief-)Baumaßnahmen zur Flächennachnutzung nachhaltiger sein als ein herkömmlicher Bodenaushub. Weiterhin ist es möglich, Boden- und Grundwassersanierungen durch die Entwicklung komplexer Sanierungsstrategien und innovativer Verfahren effizienter zu gestalten.

Sanierungsbaustelle

Maßnahmen zur Baustelleneinrichtung bei der Sanierung
Zum Schutz unkontaminierter Bereiche oder zur Böschungssicherung werden Geotextilien eingesetzt. Die Trennung z.B. von Schrott und anderen
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Mobile Erdbautechnik

Mobile Erdbautechnik auf der Sanierungsbaustelle
Der Einsatz mobiler Erdbautechnik hat sich auf den Sanierungsbaustellen bewährt. Damit sind auf Altstandorten Kontaminationsquellen aber auch Fundamente sehr präzise auszuheben.
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Grundwassuntersuchung

Untersuchung der Grundwasserverhältnisse
Die Erkundung der Grundwassersituation (Lage, Fließrichtung, Beschaffenheit, Schadstoffkonzentrationen) ist eine wichtige Voraussetzung zur Auswahl geeigneter Sanierungsverfahren.
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Mobile Grundwasserbehandlungsanlage

Mobile Grundwasseraufbereitungsanlage auf der Sanierungsbaustelle
Die Kontamination des Grundwassers unter Altstandorten erfordert eine Sanierung, meist durch mobile oder semimobile Anlagen, wie hier im Bild dargestellt wird.
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Bodenbehandlaangsanlage

Bodenbehandlungsanlage (on site)
Semimobile thermische Bodenbehandlungsanlage
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Großlochbohrgerät

Großlochbohrgerät im Einsatz
Ein Großlochbohrgerät im Einsatz auf einem zu sanierenden Standort. Durch das Bohrverfahren wird kontaminierter Boden gewonnen, einer Bodenbehandlung zugeführt oder deponiert. Es erfolgt eine Verfüllung des Bohrloch mit unbelastetem Material.
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Tragen der Schutzausrüstung bei Sanierungen

Arbeitsschutz bei Arbeiten in kontaminierten Bereichen
In kontaminierten Bereichen sind bei Sanierungsarbeiten besondere Arbeitschutzvorkehrungen zutreffen, wie hier im Bild, das Tragen persönlicher Schutzausrüstungen.
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Stahlspundwand

Stahlspundwand, eingebaut
Mit Stahlspundwänden wird die Ausbreitung von Kontaminationen verhindert. Diese bauformen kommen als sogenannte Sicherungsverfahren zum Einsatz.
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Direct Push

Direct Push - Mobile Technik
Der Vorort Einsatz mobiler und hochauflösender Erkundungsverfahren (hier: Direct Push) bieten enorme wirtschaftliche und zeitliche Vorteile bei überwiegend hervorragenden Dedektionsergebnissen.
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Auswertetechnik Vorort-Analytik

Vorort-Analytik - hoch technisiert
Vorort - Analytik erfordert umfangreiche und komplexe Auswerteverfahren und Softwareunterstützung
Quelle: Frauenstein / Umweltbundesamt

Sanierung von persistenten Schadstoffen (z.B. PFAS)

Die Herausforderung bei deren Sanierung resultiert aus der Tatsache, dass jegliche Abbauprozesse praktisch nicht oder nur stark eingeschränkt stattfinden. Nach stoffspezifischer Prüfung ist dies insbesondere an Hand der vorliegenden Bindungsformen und der  Vorläufer- und  Zerfallsprodukte zu verifizieren. Beispielsweise sind ⁠PFAS⁠ weder abiotisch noch biologisch abbaubar und thermisch stabil. Nach aktuellem Stand der Technik ist die schadstofffreie Sanierung verunreinigter Böden derzeit gesichert nur durch thermische Bodenbehandlung mit sehr hohen Temperaturen wirksam. Das bedeutet für Volumina entsprechender Altlasten, dass eine solche Sanierung mit verhältnismäßigen Mitteln oft nicht zu erbringen ist.  Andere Sanierungsansätze oder deren Deponierung hinterlassen Restschadstofffraktionen oder Schadstoffpotentiale, die gesondert zu behandeln oder zu managen sind.

Stationäre Bodenbehandlungsanlagen

Mit der rechtlichen Verankerung der Altlastensanierung hat sich in Deutschland schnell ein entsprechender Dienstleistungsmarkt für Bodensanierung entwickelt. Er unterliegt stetigen Veränderungen. Nachdem es in den 1990er-Jahren darauf angekommen war, eine funktionierende Sanierungsinfrastruktur zu entwickeln und verfügbar zu machen, rückten die Anlagenauslastung und ihr wirtschaftlicher Betrieb stärker in den Vordergrund. Die stationären Bodenbehandlungsanlagen bekamen zunehmend Konkurrenz durch mobile und semimobile Anlagen. Für spezielle Projekte optimiert, boten sie vielfach eine ökonomischere Alternative für konkrete Sanierungsmaßnahmen. Zudem beinhalteten Sanierungskonzepte immer häufiger differenzierte Anforderungen an die Sanierung von Teilflächen, so dass der Bedarf an modularen Sanierungsanlagen stieg.

 

Links

  • Anlagenübersicht 2024; Kapazitätserhöhung vs.Betriebseinstellung
  • Stationäre Bodenbehandlungsanlagen in Deutschland 2020
  • Stationäre Bodenbehandlungsanlagen 2016 – Trendwende?
  • Stationäre Bodenbehandlungsanlagen – Aktualisierung 2014
  • Stationäre Bodenbehandlungsanlagen 2012
  • Stationäre Bodenbehandlungsanlagen 2009
  • Neues von der Jagd nach dem Boden, 2008
  • Natürliche Schadstoffminderung bei der Altlastenbearbeitung

Publikationen

  • Sanierungsmanagement für lokale und flächenhafte PFAS-Kontaminationen
  • Langzeituntersuchungen zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung natürlicher Selbstreinigungsprozesse für ausgewählte Schadstoffe am Beispiel kontaminierter militärischer Liegenschaften
  • Langzeituntersuchungen zur Beurteilung des natürlichen Schadstoffabbaus- und rückhaltes in der ungesättigten Bodenzone
  • Handlungsempfehlung zur Beurteilung des natürlichen Schadstoffabbaus und -rückhaltes in der ungesättigten Bodenzone
  • GWKON - Eine Auswertung von durchgeführten Grundwassersanierungen der Länder und Ansätze zur Optimierung zukünftiger Maßnahmen

Dokumente

  • Verfahren und Methoden der Bodenbehandlung
Artikel:

Schlagworte:
 Sanierung  Sicherung  Dekontamination  Bodenwäsche  Thermische Verfahren  Biologische Verfahren Top

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