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UBA-Fachkonferenz: Fortschritte in der Klimaanpassung erfassen

Teilnehmende der UBA-Fachkonferenz „Klimawandelanpassung im Blick – welche Fortschritte machen wir?“ im Atrium des Umweltbundesamtes in Dessau.

Reger Austausch unter den Teilnehmenden der Fachkonferenz im Atrium des Umweltbundesamtes in Dessau.
Quelle: Jörg Farys / UBA

Das Foto zeigt Teilnehmende der Konferenz im Hörsaal des UBA. Ein Teilnehmender äußert sich mit Mikrofon aus dem Publikum.

Spannende Impulse gab es sowohl im Plenum der Konferenz im Hörsaal des UBA
Quelle: Jörg Farys / UBA

Das Foto zeigt Arbeitsgruppen mit Menschen an Gruppentischen, die sich austauschen und Inhalte schriftlich festhalten.

als auch in den interaktiven Arbeitsgruppen zu verschiedenen Bereichen der Fortschrittserfassung.
Quelle: Jörg Farys / UBA

Wie können Fortschritte in der Klimawandelanpassung erfasst und bewertet werden? Diese Frage beschäftigt Expert*innen von der globalen bis hin zur kommunalen Ebene. Die fachlichen Herausforderungen dazu sind sehr groß – es ist notwendig, auch weiterhin Erkenntnisse darüber zu gewinnen. Das UBA diskutierte das Thema in einer Fachkonferenz und stellte den neuen „Anpassungsscanner“ für Kommunen vor.

23.10.2025

Um den Folgen des Klimawandels – etwa zunehmenden Hitzeperioden und Starkregenereignissen – wirksam begegnen zu können, braucht es vor allem Wissen darüber, wie Fortschritte bei der Anpassung erzielt werden und ob die ergriffenen Maßnahmen den Herausforderungen gerecht werden und ausreichen. Die Fachkonferenz des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠) „Klimawandelanpassung im Blick – welche Fortschritte machen wir?“ am 16. und 17. September 2025 lieferte einen Rundumblick auf Fortschrittserfassung und -bewertung.

Erkenntnisse der UBA-Fachkonferenz

Die Fachkonferenz thematisierte die Fragen, wie Fortschritte in der Klimawandelanpassung verstanden werden können und aus welchen Gründen die Fortschrittserfassung trotz ihres zusätzlichen Aufwands praktikabel und von großem Nutzen ist. Darauf aufbauend lieferte sie fachliche Grundlagen zu Indikatoren und Indikatorensystemen für die Fortschrittserfassung. Aktuelle Praxisbeispiele zur Fortschrittserfassung und -bewertung in Deutschland zeigten, wie sich unterschiedliche Akteure dem Thema annähern. Abschließend wurde reflektiert, welche Rolle das Lernen aus Erfahrungen in der Klimawandelanpassung spielt.

Wichtigste Kernbotschaften der Konferenz:

  • Die Ziele und Zwecke der Fortschrittserfassung bestimmen ihre Durchführung: Ein generell gültiges Rezept für eine optimale Fortschrittserfassung gibt es nicht, zeigte Dr. Timo Leiter vom Grantham Institut der London School of Economics and Political Science in seinem Eröffnungsvortrag. Ziele und Nutzen der Fortschrittserfassung sollten zu Beginn festgelegt werden, damit sich das Erfassungssystem daran ausrichtet.
  • (Quantitative) Indikatoren reichen nicht aus: „Indicators indicate, they do not explain“ (Indikatoren weisen auf wichtige Aspekte [hier: der Fortschrittserfassung; Anm. der Autorin] hin, sie begründen sie nicht), so Leiter. Die Fortschrittserfassung benötigt qualitative Verfahren und Informationen, die Erläuterungen, Kontextualisierung und insbesondere Antworten auf die Fragen des „Wie“ und des „Wieso“ liefern können.
  • Begrifflichkeiten werden unterschiedlich verwendet: Output-, Outcome- und Impact-Indikatoren (oder auch State-, Impact- und Response-Indikatoren) können sich auf Klimaparameter/-änderungen, ⁠Klimafolgen⁠, und Klimahandlungen/-aktivitäten beziehen. Oft werden die Begriffe unterschiedlich verwendet. Ein gemeinsames Verständnis darüber ist nötig.
  • Trotz Herausforderungen ist es fundamental, die Wirksamkeit von Anpassung zu prüfen: Viele Herausforderungen – fachlicher, methodischer, personeller, finanzieller und politischer Art – erschweren die Fortschrittserfassung. Dennoch ist es sehr wichtig, mehr über die Angemessenheit und Effektivität von Anpassungsmaßnahmen zu erfahren, um Entscheidungsfindung mit wichtigen Informationen zu bereichern und dadurch die Wirkung von Anpassungsaktivitäten zu verbessern.
  • Ähnliche Herausforderungen auf allen Ebenen: Anhand von Praxiserfahrungen unterschiedlicher Akteure wurde deutlich, dass alle Entscheidungsebenen mit ähnlichen Schwierigkeiten in der Fortschrittserfassung bei der Klimawandelanpassung konfrontiert sind.
  • Aus Erfahrungen zu lernen, ist zentral für verbesserte Entscheidungen: Die Sammlung von Informationen über Fortschritte und Wirksamkeit allein macht Anpassung nicht effektiver. Lernen aus Erfahrungen ist dafür fundamental. Lernen in der Klimawandelanpassung scheint auf unterschiedlichen Ebenen, zu unterschiedlichen Zeitpunkten, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Tiefen stattzufinden. Dafür sind aber neben zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen ein gelungener Wissenstransfer, eine offene Kommunikationskultur, die Bereitschaft der Beteiligten sowie eine positive Fehlerkultur wesentlich.

Die vollständigen Inhalte und Ergebnisse der Fachkonferenz gibt es zum Nachlesen in der Konferenzdokumentation. Eine erste praxisnahe Unterstützung auf dem Weg zur systematischen Fortschrittserfassung in Kommunen bietet der neue UBA/⁠KomPass⁠-Anpassungsscanner, der auf der Konferenz veröffentlicht und vorgestellt wurde.

Der Anpassungsscanner: Neues Werkzeug für Kommunen

 

Der Anpassungsscanner ist ein kostenloses Excel-Tool, das Kommunen hilft, ihre Handlungsbedingungen und Anpassungsaktivitäten zu erfassen und zu bewerten, sowie bei wiederholter Anwendung Fortschritte festzuhalten. Mit ihm erhalten Kommunen ein zugängliches und niederschwelliges Werkzeug zur Selbsteinschätzung.

Zielgruppe und Nutzen

Der Anpassungsscanner eignet sich für alle Kommunen – unabhängig von Größe oder Vorwissen. Er ist besonders hilfreich für Klimaanpassungsbeauftragte sowie relevante Fachbereiche wie Stadtplanung, Umwelt oder Gesundheit.

Bei erstmaliger Anwendung fungiert der Anpassungsscanner als Bestandsaufnahme. Seine Ergebnisse bilden eine Grundlage für die Ableitung nächster Schritte in der Klimawandelanpassung vor Ort, unterstützen bei der Priorisierung von Anpassungsaktivitäten und Prozessen sowie bei der internen und externen Kommunikation. Durch eine wiederholte Nutzung werden Fortschritte erfasst.

Die fünf Bewertungsbereiche

Der Anpassungsscanner besteht aus einem Fragenkatalog mit Fragen zur lokalen Betroffenheit sowie zu fünf Bereichen, die in einer vorgeschalteten Literaturanalyse als wesentlich identifiziert wurden, um Fortschritte in der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ zu erzielen (vgl. Friedrich et al. 2024). Diese fünf Bereiche umfassen:

  1. Werte, Ziele und Leitbilder: Problem- und Dringlichkeitsbewusstsein sowie Engagement von Kommunen in Bezug auf das Thema Klimawandelanpassung. Dazu zählen unter anderem formulierte Anpassungsziele und Leitbilder (speziell für die Klimawandelanpassung oder integriert in anderen Strategien).
  2. Wissen: Vorhandene Wissens-, Daten- und Planungsgrundlagen zu den Betroffenheiten von Klimaveränderungen sowie zu benötigtem Wissen über geeignete Handlungs- und Anpassungsoptionen von Kommunen. Auch: Austausch von Wissen innerhalb einer Kommune und mit anderen Akteuren.
  3. Zusammenarbeit und Zuständigkeiten: Art und Umfang der Einbindung unterschiedlicher Akteure aus Verwaltung, Politik, Bevölkerung, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen in die kommunale Klimawandelanpassung; unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit sowie bestehende Strukturen und Abläufe, die eine interne und externe Zusammenarbeit beeinflussen.
  4. Ressourcen und Kapazitäten: Zur Verfügung stehende finanzielle Mittel und personelle Kapazitäten der Kommunen für das Thema Klimawandelanpassung.
  5. Strategien und Maßnahmenumsetzung: Entwicklung und Anwendung eines Klimawandelanpassungskonzepts und weiterer Konzepte sowie Planung und Umsetzung konkreter Anpassungsmaßnahmen.

Funktionen und Ergebnisse

Alle Fragen haben auswählbare Antwortoptionen, die entweder mit Punktwerten verknüpft sind oder die eingeschätzte Betroffenheit und die Aktivitäten einer Kommune gegenüberstellen. Auf dieser Grundlage generiert der Anpassungsscanner automatisch folgende Ergebnisse:

  • Gesamtergebnis und Einzelergebnisse werden für jeden der fünf Bereiche automatisch berechnet und grafisch dargestellt. Insgesamt können maximal 100 Punkte als Gesamtwert erlangt werden, alle Bereiche werden mit jeweils maximal 20 erreichbaren Punkten gleich berücksichtigt.
  • Gegenüberstellung der eingeschätzten Betroffenheit und der Aktivitäten einer Kommune. Dies hilft, Unsicherheiten und Inkonsistenzen schnell zu identifizieren.
  • Übersicht der zeitlichen Entwicklung der Ergebnisse bei erneuter Anwendung des Tools. Somit werden Fortschritte sichtbar.

So sehen beispielhafte Ergebnisse des Anpassungsscanners aus:

Farbskala von Rot (0) bis Grün (100) zeigt den Stand der Klimaanpassung. Die Beispielkommune erreicht 43 Punkte, markiert durch einen blauen Balken im Bereich 41–60 („Schon einiges erreicht, aber manches ist noch offen“). Skala: 0–20 „Es ist noch viel zu tun“, 21–40 „Die Anfänge sind gemacht“, 61–80 „Schon viel erledigt“, 81–100 „Bereits sehr gut aufgestellt“.

Gesamtergebnis in der Ergebnisübersicht
Quelle: Umweltbundesamt: Anpassungsscanner

Balkendiagramm mit fünf Bereichen der Klimaanpassung. Werte, Ziele und Leitbilder: 6,7 Punkte. Wissen (Vorhandensein, Zugang, Austausch): 12 Punkte. Zusammenarbeit und Zuständigkeiten: 10 Punkte. Ressourcen und Kapazitäten: 10 Punkte. Strategien und Maßnahmenumsetzung: 4,1 Punkte. Skala von 0 bis 20 Punkte, horizontale blaue Balken pro Bereich.

Ergebnisse zu den Einzelwerten
Quelle: Umweltbundesamt: Anpassungsscanner

Tabelle zu Klimawirkungen mit fünf Spalten: bereits negativ betroffen, in Zukunft verstärkte Betroffenheit erwartet, im Klimaanpassungskonzept vorgesehene Maßnahmen, bereits umgesetzte Maßnahmen. Mehrere Einträge enthalten „ja“, „nein“ oder „weiß nicht“. In der Maßnahmen-Spalte steht überall „keine Eingabe im Bereich 5“. In der letzten Spalte erscheinen rote Ausrufezeichen, wo Lücken zwischen Betroffenheit und Maßnahmen bestehen.

Gegenüberstellung der Ergebnisse zum Klimawandel
Quelle: Umweltbundesamt: Anpassungsscanner

Das Tool wurde im vom ⁠UBA⁠ beauftragten Projekt „Kommunalbefragung: Wo stehen die Kommunen bei der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ und wie kommen sie zu multifunktionalen und transformativen Anpassungslösungen“ entwickelt. Es basiert auf der Analyse wissenschaftlicher und praxisnaher Literatur, der Auswertung bereits vorhandener Tools zur Unterstützung kommunaler Klimawandelanpassung und der Zusammenarbeit mit Vertreter*innen aus fünf Kommunen und Behörden, die Anforderungen zum Tool formuliert haben, und vier davon, die einen Toolentwurf getestet haben.

 

Autorin: Natàlia Garcia Soler, Umweltbundesamt

Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter ⁠⁠Klimafolgen⁠⁠ und Anpassung Nr. 98 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

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Schlagworte:
 Anpassung an den Klimawandel  Klimawandelanpassung  KomPass  Anpassungsscanner Top

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Quelladresse (zuletzt bearbeitet am 23.10.2025):https://www.umweltbundesamt.de/uba-fachkonferenz-fortschritte-in-der