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Mistbiene

Mistbeine sitzt auf eine gelben Blüte

Mistbiene
Quelle: Nancy Ludwig / UBA

24.10.2025

Aussehen und Vorkommen

Die Mistbiene (Eristalis tenax) gehört zur Familie der Schwebfliegen (Syrphidae). Schwebfliegen gehören zur Ordnung der Diptera, die typischerweise nur ein Flügelpaar aufweisen, das zweite Flügelpaar ist zu Schwingkölbchen umgebildet. Schwebfliegen haben einen hohen ökologischen Stellenwert, da die erwachsenen (adulten) Fliegen Bestäuber sind und die Larven einiger Arten räuberisch leben und so zum Beispiel Blattläuse fressen.

Die Mistbiene wird etwa 12 bis 18 mm lang. Der Hinterleib ist dunkelbraun und zeichnet sich am zweiten Segment durch orange-gelbe, ockerfarbene oder rötlich-gelbe Flecken aus. Diese können sehr stark variieren. Die Facettenaugen sind schwarz, hervorstehend und durch Haarbinden verbunden, an denen man Männchen und Weibchen unterscheiden kann. Bei den Weibchen sind die Augen deutlich voneinander getrennt während sie

bei den Männchen zusammenstoßen. Die Fühler sind kurz und die Fühlerborste (Arista) ist nicht gefiedert oder behaart. Die Vorderflügel sind an der Basis braungelb gefärbt und ansonsten transparent. Die adulten Fliegen ernähren sich als Blütenbesucher von Pollen und Nektar.

Die Larven entwickeln sich in stehendem, fauligem Wasser, Jauchegruben, Sickergruben, Kuhfladen und verwesendem Aas und werden etwa 2 bis 3 cm groß. Sie sind beinlos und zeichnen sich durch ein 2 cm bis 4 cm langes Atemrohr am Hinterleib aus, mit dem sie sich mit Luft von der Wasseroberfläche versorgen. Daher werden sie auch als Rattenschwanzlarven bezeichnet. Auf der Bauchseite der Larven befinden sich sieben Paar bedornte Kriechhöcker. Die Larven ernähren sich von organischen Schwebstoffen die sie mit Hilfe eines Filterapparates im Schlund aufnehmen. Während der zwei- bis dreiwöchigen Larvenentwicklung werden drei Larvenstadien durchlaufen. Zur Verpuppung verlassen die Larven das Wasser und dringen in trockene Bereiche, häufig auch in Stallgebäude und Wohnungen ein. Dazu können sie Strecken von bis zu 100 Metern zurücklegen. Die Puppenruhe dauert 8 bis 20 Tage. Die Puppen können am eingetrockneten Atemrohr leicht identifiziert werden.

Mistbienen sind weltweit verbreitet und in Deutschland häufig vertreten. Allerdings ist in den letzten Jahren ein starker Rückgang zu verzeichnen, was möglicherweise auf Pestizideinsatz und fehlenden Lebensraum zurückgeführt werden kann. Sie gehören neben den Hainschwebfliegen (Episyrphus balteatus) zu den häufigsten Schwebfliegenarten in Deutschland. Sie sind vor allem in ländlichen Gebieten zu finden, wo sie Entwicklungsmöglichkeiten für ihre Larven in Form von stehenden, fauligen Gewässern, Misthäufen und Weiden mit Kuhfladen finden. Sie werden aber auch in Anlagen der Abfallwirtschaft und Recyclinganlagen beobachtet. Die Fliegen treten vor allem von März bis Oktober auf, können aber auch in warmen Wintern beobachtet werden. Man findet sie häufig auf den Blüten von Korb- und Doldenblütlern. Häufig treten sie massenhaft auf.

Mistbienen führen eine gerichtete, saisonale Wanderbewegung durch. Im Herbst fliegen die erwachsenen Tiere von Mitteleuropa nach Süden in die Mittelmeerregion. Im Frühjahr ziehen sie in die umgekehrte Richtung.

Schadpotential

Die Mistbiene stellt unter Normalbedingungen keine Gefährdung dar. Sie kann bei Massenauftreten allenfalls als „Lästling“ bezeichnet werden. In Milchviehbetrieben können bei Massenauftreten allerdings Probleme in hygienisch sensiblen Bereichen auftreten, wenn die Larven Güllekanäle und Jauchegruben zur Verpuppung verlassen und in Massen in hygienisch sensible Bereiche wie Milchkammern und Melkstände oder Wohnräume eindringen.

Eine Übertragung von Krankheiten wurde bei Mistbienen bislang nicht beobachtet. Es besteht jedoch die prinzipielle Möglichkeit der Übertragung von Erregern, wenn diese über die umherwandernden Larven von beispielsweise Gülle, Kuhfladen oder Aas in zum Beispiel Milch oder Wasser verschleppt werden. Auch könnten Larven in Milchkammern und Melkständen Keime mechanisch verbreiten. Werden die Rattenschwanzlarven mit dem Trinkwasser von Haustieren und gegebenenfalls auch Menschen aufgenommen, kann die Fliegenmadenkrankheit (Myiasis) im Verdauungstrakt verursacht werden.

Vorbeugen, Abwehren und Bekämpfen

Die Mistbiene lässt sich vorbeugend bekämpfen, indem potenzielle Brutplätze im Umkreis von Stallanlagen trockengelegt werden. In Ställen kann durch häufiges Reinigen der Güllekanäle bei Spaltenböden das Auftreten von Rattenschwanzlarven deutlich reduziert werden. Weiterhin hilft die mechanische Entfernung der Larven durch Aufsaugen oder Reinigung mit einem Hochdruckreiniger. Da die Tiere Viehställe zur Eiablage aufsuchen, kann durch Fliegengitter der Zuflug eingeschränkt werden. Auch in Gärten kommen Mistbienen und ihre Larven vor. Rattenschwanzlarven können sich überall dort entwickeln, wo sich Wasseransammlungen mit organischem Material versetzt befinden, zum Beispiel in Regentonnen. Da die erwachsenen Fliegen, genau wie Bienen, wichtige Bestäuber sind, sollten keine Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden.

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Quelladresse (zuletzt bearbeitet am 05.11.2025):https://www.umweltbundesamt.de/mistbiene?parent=72432