Hintergrund und Ziele
Im Projekt „KlimaWohL_Lab“ untersuchten die Landeshauptstadt Hannover (LHH) und die Firmengruppe Gundlach mit wissenschaftlicher Unterstützung durch das sustainify Institut die im neu bezogenen Wohnquartier Herzkamp umgesetzten Klimaanpassungsmaßnahmen auf Wirkung und Nutzen. Mit Akteursgruppen wie Bewohnern, Planern, Fachexperten und Dienstleistern wurde in einem iterativen Prozess erarbeitet, was gut funktioniert oder was ggf. wie verändert werden sollte. Die im Quartier eingesetzten Maßnahmen wurden zudem hinsichtlich ihrer Wirkungen und/oder Kosteneffizienz betrachtet.
Das Projektgebiet Herzkamp liegt in Hannover-Bothfeld, einem klimasensiblen Randgebiet der Stadt, durch das eine Kaltluftschneise verläuft. Auf rund 9.200 Quadratmetern entstanden hier rund 300 Wohneinheiten für sozial gemischte Strukturen (Eigentums- und Mietwohnungen, Reihenhäuser, geförderter Wohnraum) sowie eine Kindertagesstätte und ein vielseitiger Außenraum.
Die Erfahrungen aus der Fertigstellungs- und Nutzungsphase bilden den Kern des KlimaWohL_Lab. Gemeinsam mit dem Vorgänger-Projekt KlimaWohL konnte über den gesamten Entwicklungsprozess hinweg, d.h. von der Planungs- über die Bau- bis in die Betriebs-/Nutzungsphase, das Wissen über Klimaanpassung in städtischen Quartieren sowohl für die Praxis als auch die Wissenschaft erweitert werden, was ein Alleinstellungsmerkmal des Vorhabens ist.
In Workshops, Führungen und Fachexkursionen im Quartier sowie Fachvorträgen konnten Akteure aus verschiedenen Fach- und Arbeitsbereichen (Bewohner, Fachplaner und ausführende Betriebe, Experten aus Wohnungswirtschaft und Kommune) eingebunden und zusammengeführt werden.
Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in den Praxisleitfaden 2.0 ein, der das „KlimaWohL-Prinzip“ weiterentwickelt beschreibt.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Niedersachsen
Neubauquartier in der Landeshauptstadt Hannover, Stadtteil Bothfeld
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen
Im KlimaWohL_Lab konnte ergänzend die reale Umsetzungs- bzw. Bauphase der im Vorgängerprojekt KlimaWohL entwickelten Klimaanpassungsmaßnahmen betrachtet werden.
Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in den Praxisleitfaden 2.0 ein.
Am realen Neubauprojekt Herzkamp wurde untersucht, welche Kosten durch vorsorgendes, klimaangepasstes Planen und Bauen im Lebenszyklus von Gebäuden und Freiräumen vermieden werden konnten bzw. welche Mehr- oder Minderkosten im Vergleich mit konventionellen Bauvorhaben entstanden sind. Als Grundlage dienten die im Vorgängerprojekt KlimaWohL entwickelten und in einem „20-Punkte-Plan“ zusammengefassten Klimaanpassungsmaßnahmen. Unterschieden wurden Investitionskosten zur Umsetzung der Maßnahmen und die resultierenden Betriebskosten. Sofern möglich, wurde jede Maßnahme mit einem konventionellen Ansatz verglichen, z. B. Vergleich zwischen Flachdach mit und ohne extensive Dachbegrünung. In Workshops mit Fachplanern und Projektleitern des Modellquartiers Herzkamp wurden die Ergebnisse diskutiert, vertieft und weiterentwickelt.
Als Fazit kann festgehalten werden, dass Klimaanpassung die Aufenthaltsqualität in Innen- und Freiräumen steigert und im Modellprojekt kein Kostentreiber war. Beispielsweise kostet das Regenwasserkonzept im Quartier Herzkamp in der Investition und im Betrieb weniger als eine konventionelle Ausführung.
Rechtliche Aspekte wurden im Rahmen des geltenden Planungs- und Baurechts berücksichtigt.
Schritt 5: Monitoring und Evaluation
Die Evaluation der Klimaanpassungsmaßnahmen war erklärtes Projektziel und erfolgte mit wissenschaftlicher Begleitung durch das sustainify Institut im Reallabor-Format, das durch agile Arbeitstechniken unterstützt wurde. Inhaltlich wurden objektive Messdaten der beteiligten Projektpartner zum Thermischen Komfort (GEO-NET), zur Grundwassersituation (LHH, Sachgebiet Boden- und Grundwasserschutz) und Starkregenereignissen (agwa) mit partizipativen Methoden (Bewohner*innen-Befragungen, -Beobachtungen, -Werkstätten) verschränkt und im Kernteam (Verbundpartner, sustainify Institut) gemeinsam qualitativ ausgewertet (Ko-Evaluation). Zusätzlich wurde Experten- und Praxiswissen aus Dialogen in Workshops, Quartiersführungen und Präsentationen einbezogen.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen konnten phasenübergreifend, d.h. von der Planungs- über die Bau- bis in die Betriebs-/Nutzungsphase, Optimierungspotenziale für eine effektivere oder effizientere Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen abgeleitet werden. Auch wurden Hinweise für kontinuierlich zu erfassende und auszuwertende Indikatoren in den ausgewählten Wirkungs- und Handlungsfeldern Thermischer Komfort, Starkregen und Grundwasser erarbeitet.
Die Ergebnisse und Lessons Learned fließen in den Praxisleitfaden 2.0 „Das KlimaWohL-Prinzip“ ein, der den im Vorgängerprojekt KlimaWohL erarbeiteten Leitfaden weiterentwickelt.
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ (Förderkennzeichen: 67DAS212A/B)
Landeshauptstadt Hannover
Firmengruppe Gundlach
Wissenschaftliche Begleitung: sustainify GmbH
Weitere Praxispartner:
GEO-NET Umweltconsulting GmbH (Thermischer Komfort)
Ingenieurgemeinschaft agwa GmbH (Regenwassermanagement)
nsp Landschaftsarchitekten Stadtplaner PartGmbB (Landschaftsarchitektur)
Praxispartner:
Elisabeth Czorny (Landeshauptstadt Hannover)
Christian Tautz (Firmengruppe Gundlach)
Wissenschaftliche Begleitung:
Bianca Richter, Prof. Dr. Helga Kanning (sustainify Institut)