Wiederherstellung, Pflege und Neuanlage von Kleingewässern

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Teich
Quelle: Susanne Kambor / Umweltbundesamt

Inhaltsverzeichnis

 

Wiederherstellung, Pflege und Neuanlage von Kleingewässern

Aufgrund des Klimawandels steigt die Durchschnittstemperatur in Deutschland an, aber auch Hitzewellen treten in immer größerer Häufigkeit und Intensität auf. Daneben zeichnet es sich ab, dass Starkniederschlagsereignisse zunehmen. 
Hier können Wasserflächen zur Abmilderung von Klimawandelfolgen beitragen, gleichzeitig aber auch das Potenzial einer touristischen Nutzung bieten. Als Wasserflächen werden im Folgenden die sogenannten Kleingewässer bezeichnet. Dazu zählen relativ kleine und flache ⁠Wasserkörper⁠ wie beispielsweise natürliche Weiher und Tümpel  mit temporärer Wasserführung oder Teiche als künstlich angelegte Wasserkörper. Insbesondere Teiche müssen daher regelmäßig und fachgerecht gepflegt werden.
Grundsätzlich sollte dem Schutz bestehender, natürlicher Wasserflächen eine hohe Priorität eingeräumt werden oder Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung dieser Gewässer getroffen werden. Abhängig von den naturräumlichen Voraussetzungen kann auch die künstliche Anlage von Wasserflächen in Betracht gezogen werden. Dies bietet sich beispielsweise als Nachnutzung für Kiesabbauflächen an. In Siedlungsgebieten spielt dagegen vor allem der Ansatz einer multifunktionalen Flächengestaltung eine Rolle, um Rückhaltekapazitäten bei Starkregenereignissen zu schaffen. Auch kann geprüft werden, ob historische Dorfteiche wiederhergestellt werden können.
In Abhängigkeit von der Ausdehnung und der Geländemorphologie können Gewässer bei Starkregenereignissen Wasser aufnehmen und anschließend langsam versickern und so einen Beitrag zur Stabilisierung des Grundwasserspiegels leisten. Darüber hinaus wirken sich Wasserflächen durch ihre Fähigkeit, Temperaturextreme ausgleichen zu können, kleinklimatisch positiv aus. So sorgt die ⁠Verdunstung⁠ von Wasser für eine Kühlung der Umgebungstemperatur, weshalb die Nähe zu Wasserflächen insbesondere an heißen Sommertagen eine hohe Aufenthaltsqualität sicherstellen kann.
Als landschaftsprägendes Element kommt Wasser neben den ökologischen Vorteilen auch eine optische Wirkung zu, welche touristisch genutzt werden kann. So wird Landschaften, die Wasser enthalten, eine größere Attraktivität und ein höherer Erholungswert zugeschrieben als vergleichbaren Landschaften ohne Wasser. Dies wurde in einer Studie für natürliche und künstlich angelegte Wasserflächen nachgewiesen. Außerdem werden als intakt empfundene Ökosysteme mit einer hohen ⁠Biodiversität⁠ und abwechslungsreiche Landschaften, beispielsweise bestehend aus Wald-, Weide- und Gewässerflächen von Touristinnen und Touristen bevorzugt.  
Je nach Gewässer können daher verschiedene Angebote geschaffen werden, die von Bademöglichkeiten bis hin zu einem Lehrpfad reichen können. Dabei sollte darauf geachtet werden, die touristische Nutzung mit Naturschutzaspekten zu vereinbaren. So können beispielsweise Stege und andere Maßnahmen zur Kanalisierung und Lenkung von Besucherströmen und somit zum Schutz der Ufervegetation beitragen. Gleichzeitig können diese für die Gäste einen guten Ausgangspunkt zur Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt am und im Wasser bieten.
Kleingewässer bieten den Vorteil, dass sich verglichen mit anderen Naturschutzmaßnahmen (z. B. Wiederaufforstung) relativ schnell sichtbare Erfolge einstellen werden. Dabei muss aber auch bedacht werden, dass die Gewässer nur eine beschränkte „Haltbarkeit“ aufweisen und mit der Zeit verlanden. Das Ausbaggern stellt aus ökologischen Gründen meist keine Alternative zur Verlängerung der Lebensdauer dar. Ein weiteres Problem ist das sommerliche Trockenfallen von Gewässern, was zwar aus ökologischer Sicht wünschenswert sein kann, aber eine touristische Nutzung ausschließt. Eine Stützung des Wasserstandes mit Trink- oder Grundwasser ist zu vermeiden, da dies zu Nutzungskonflikten führen kann.
Um ein ökologisch wertvolles und somit auch touristisch attraktives Gewässer zu schaffen, müssen die natürlichen Voraussetzungen bestmöglich genutzt werden. Dies trägt dazu bei, den Aufwand für die spätere ⁠Gewässerpflege⁠ zu minimieren. Gewässerentwicklungsmaßnahmen unterscheiden sich, je nachdem welche Arten sich in dem ⁠Biotop⁠ ansiedeln können und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen. Wärmeliebende Arten wie die Kreuzkröte bevorzugen beispielsweise sich rasch erwärmende Flachwasserbereiche.  Da Gewässer aber nicht nur als Lebensraum für Wassertiere dienen, muss auch die Umgebung in die Planung miteinbezogen werden. Wichtig ist auch, dass bei der ⁠Gewässerentwicklung⁠ eine negative Beeinträchtigung oder Zerstörung wertvoller Lebensräume ausgeschlossen werden kann. Für die Pflege des Gewässers empfiehlt sich die Aufstellung eines Gewässerpflegeplans. Art, Umfang und Zeitpunkt der Pflegemaßahmen müssen sich an den Bedürfnissen der Arten orientieren, die sich in dem Wasserökosystem angesiedelt haben.

 

Hauptverantwortliche Institution (Maßnahmenträger):

Kommunen, Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer

 

Zu beteiligende Akteure:

Naturschutzvereine, touristische Vereine, Umweltbehörde, Naturschutzbehörde, Wasserwirtschaftsamt, Regionalentwicklung, Fischerei, Landschaftsplanungsbüros

 

Klimawandelfolgen:

Temperaturanstieg im Sommer, Zunahme der Anzahl der heißen Sommertage, Zunahme der Intensität und Häufigkeit von Hitzewellen, Zunahme von Starkniederschlagsereignissen, verstärktes Auftreten von Trockenperioden (v.a. Sommertrockenheit)

 

Verwendete Steuerungsinstrumente:

Förderprogramme und finanzielle Anreize, Raumordnungspläne, Umweltgutachten

 

Hindernisse und Lösungen:

Die Anlage von Wasserflächen stellt einen Eingriff in die natürliche Umwelt dar. Werden Gewässer künstlich geschaffen, muss eine Zerstörung oder Beeinträchtigung ökologisch wertvoller Flächen ausgeschlossen sein.
Es sollte auch berücksichtigt werden, dass sich Naturschutzbelange und eine touristische Nutzung nicht immer vereinbaren lassen. So kann das sommerliche Trockenfallen des Gewässers für bestimmte Arten sehr wertvoll sein. Für eine touristische Nutzung ist jedoch eine dauerhafte Wasserführung vorteilhaft.
Ein weiteres Problem können wasser- oder naturschutzrechtliche Regelungen sein. So gelten beispielsweise für Wasserflächen, die größer als 0,5 km² sind, die Bestimmungen der EU-⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠.  Hier ist eine rechtzeitige Abstimmung mit den zuständigen Behörden anzustreben, um notwendige Zulassungen zu erhalten.
Generell ist eine enge Zusammenarbeit mit der Kommune anzustreben, da diese in Flächennutzungs- und Bebauungsplänen die räumliche Entwicklung steuert und die vorgesehene Nutzung rechtsverbindlich festsetzen kann. Weitere Hinweise zur Berücksichtigung des Klimawandels in der räumlichen Planung finden sich in der Praxishilfe „Klimaanpassung in der räumlichen Planung“  des Umweltbundesamts.

 

Kosten:

Zur Kalkulation der Kosten der Maßnahme kann beispielsweise die „Kostendatei für Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege“ (Einzelmaßnahme 10.4: Anlage von Kleingewässern und Senken) des Bayerischen Landesamts für Umwelt einen Anhaltspunkt bieten. 
Für die Umsetzung können häufig naturschutzrelevante Förderungen in Anspruch genommen werden. Dabei müssen allerdings auch Kosten für den laufenden Pflegeaufwand (z. B. Kontrolle der Wasserqualität, Pflege der Ufervegetation, Instandhaltung der technischen Ausstattung (falls vorhanden)) miteinberechnet werden.

 

Ökologische Aspekte:

Die Kleingewässer Mitteleuropas sind der Lebensraum von ca. 1.000 Tier- und 200 Pflanzenarten. Durch Entwässerung oder sonstige menschliche Eingriffe geht die Anzahl der natürlichen Kleingewässer aber immer weiter zurück. Daher kommt dem Schutz und der ökologischen Aufwertung der Gewässer eine wichtige Bedeutung zu, um den Lebensraum von Vögeln, Fischen, Amphibien, Reptilien, Säugetieren und Insekten zu schützen und somit zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. 
Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass ein Teich alleine nur eine geringe Wirkung haben kann. Wichtig ist daher, Verbindungen zu anderen Biotopen zu schaffen und eine Einbettung in übergeordnete Naturschutzkonzepte anzustreben. 
Darüber hinaus kommt der Bewusstseinsbildung der Besucherinnen und Besucher durch passende Angebote (z. B. Lehrpfad, Beobachtungsplattformen, Naturschutzführungen o.ä.) eine wichtige Rolle zu, da diese so für den Schutz dieses Lebensraumes sensibilisiert werden.

 

Sozio-ökonomische Aspekte:

Kleingewässer können von Touristinnen und Touristen aber auch der lokalen Bevölkerung zur Naherholung genutzt werden. In den meisten Fällen dürften damit aber keine direkten finanziellen Einnahmen verbunden sein, es sei denn, es lassen sich kommerzielle Angebote damit verbinden.

 

Quellen:

Dieser Vorschlag für eine ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ ist ein Ergebnis des Forschungsvorhabens „Folgen des Klimawandels für den Tourismus in den deutschen Alpen und Mittelgebirgsregionen und Küstenregionen sowie auf den Badetourismus und flussbegleitende Tourismusformen (z. B. Radwander- und Wassertourismus) “ / Seite 106.

 

Zusätzliche Anregungen: