In den letzten beiden Jahrzehnten wurden auch in solchen Jahren, in denen die Bevölkerung in Deutschland schrumpfte, nach wie vor Flächen für Siedlung und Verkehr neu in Anspruch genommen. Vor allem das Bedürfnis nach einem Eigenheim treibt die Zersiedlung voran, denn der Eigenheimbau kann nur dort realisiert werden, wo genügend Platz und Bauland bezahlbar ist. Dies findet sich meist auf der „Grünen Wiese“ am Ortsrand.
Die zerstreuende urbane Entwicklung hinterlässt deutliche Spuren in der Naturlandschaft. Neben der quantitativen Flächenneuinanspruchnahme ist auch der „qualitative Veränderungsprozess“ der Landschaft wahrnehmbar. Die unbebaute, unzersiedelte und unzerschnittene Fläche wird immer seltener. Mit dem Indikator „Zersiedelung“ wird der Versuch unternommen, diesen Prozess abzubilden und entsprechend greifbar zu machen.
Die Karte zeigt regionalisiert die Werte der gewichteten Zersiedlung in Durchsiedlungseinheiten pro Quadratmeter Siedlungsfläche (DSE/m²). Auf Gemeindeebene werden Zersiedelungswerte von Z < 1 als schwach zersiedelte Bereiche bezeichnet, ab einem Wert von Z = 1 bis 4 DSE/m² wird von einer mittelstarken Zersiedelung ausgegangen. Ab einem Wert von Z = 4 bis 8 DSE/m² wird von einer mittleren bis hohen Zersiedelung gesprochen. Gemeinden mit darüberliegenden Werten gelten als sehr hoch zersiedelt.
In stagnierenden oder schrumpfenden Gemeinden befördern niedrige Bodenpreise und gut verfügbares Bauland die Flächenneuinanspruchnahme und damit eine weitere Zersiedlung. Der bei stagnierenden oder sinkenden Bevölkerungszahlen dennoch stattfindenden Erweiterung der Siedlungsflächen folgen ein Leerstand bei Wohnungs- und Bürogebäuden sowie Gewerbebrachen nach. Des Weiteren bleibt auch die vorhandene Infrastruktur bestehen. Dabei müssen viele Gebäude, Verkehrs- und Versorgungsstrukturen meist aber weiterhin betrieben, gewartet und instandgehalten werden. Somit dienen Gebäude und Infrastruktur immer weniger Nutzenden, die Effizienz der Auslastung von Gebäuden und Infrastrukturen sinkt.
Der Zersiedelungsindex ist ein komplexer Indikator aus drei gewichteten Teilkomponenten nach Schweizer Messkonzept. So kann die Zersiedelung wie folgt definiert werden (Jaeger et al. 2010, Schwick et al. 2010): "Zersiedelung ist ein Phänomen, das in der Landschaft optisch wahrnehmbar ist. Eine Landschaft ist umso stärker zersiedelt, je mehr Fläche bebaut ist, je weiter gestreut die Siedlungsflächen sind und je geringer deren Ausnützung für Wohn- oder Arbeitszwecke ist." Demnach wird die Qualität der Landschaft durch Größe und Lage der Siedlungsflächen im Raum sowie die Qualität der Nutzungsintensität durch Gewichtung mit Wohn- und Arbeitsplätzen bewertet.
Ausführliche Hinweise zur Methodik des Zersiedlungsindex finden Sie im Indikatorkennblatt zur gewichteten Zersiedlung im "Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung" (IÖR-Monitor) im unteren Link.
Weiterführende Informationen zur Zersiedelung finden Sie im "Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung" (IÖR-Monitor) im unteren Link.
Im Baustein "Bauen, Wohnen, Haushalte" des UBA-Umweltatlas erfahren Sie, welche gesellschaftlichen Zusammenhänge einen Einfluss darauf haben, wie wir bauen und wohnen, und welche Umweltwirkungen damit verbunden sind. Außerdem zeigen wir Ihnen, was die Politik für nachhaltiges Bauen und Wohnen unternimmt und wir geben Ihnen Tipps, was Sie selbst dafür machen können.
Im Themenfeld „Zersiedelung und Verkehr“ erfahren Sie, welche Folgen die Zersiedelung und das Verkehrsaufkommen auf die Umwelt haben.