TOU-I-4: Schneedecke für den Wintersport

Das Bild zeigt eine in Betrieb befindliche Schneekanone in einem bergigen Pistengelände, auf dem kein Schnee liegt. zum Vergrößern anklicken
In schneearmen, warmen Wintern stellen technische Maßnahmen genügend Schneeauflage nicht mehr sicher
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Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

TOU-I-4: Schneedecke für den Wintersport

Für keinen der skitouristischen Räume in Deutschland zeigt die Anzahl der Tage mit einer natürlichen Schneedecke von mindestens 30 cm einen signifikanten Trend. In allen diesen Räumen traten in den letzten knapp fünf Jahrzehnten vereinzelt oder auch periodisch schneearme bzw. schneereiche Winter auf.

Die Linien-Grafik stellt die Anzahl von Tagen mit Schneehöhen von mindestens 30 Zentimeter in den Alpen, im Schwarzwald, in den östlichen Mittelgebirgen sowie in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen von 1970 bis 2017 dar. In allen Fällen gibt es keinen Trend. Die Werte schwanken sehr stark zwischen den Jahren. Die Werte sind in allen Jahren für die Alpen am höchsten, es folgen die östlichen Mittelgebirge, dann der Schwarzwald, dann die westlichen und zentralen Mittelgebirge mit den wenigsten Schneeta
TOU-I-4: Schneedecke für den Wintersport

Die Linien-Grafik stellt die Anzahl von Tagen mit Schneehöhen von mindestens 30 Zentimeter in den Alpen, im Schwarzwald, in den östlichen Mittelgebirgen sowie in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen von 1970 bis 2017 dar. In allen Fällen gibt es keinen Trend. Die Werte schwanken sehr stark zwischen den Jahren. Die Werte sind in allen Jahren für die Alpen am höchsten, es folgen die östlichen Mittelgebirge, dann der Schwarzwald, dann die westlichen und zentralen Mittelgebirge mit den wenigsten Schneetagen.

Quelle: DWD (Schneedeckenbeobachtung)
 

Nimmt die Schneesicherheit im Mittel- und Hochgebirge ab?

Ob zum Skifahren oder Snowboarden, zum Langlaufen, Tourengehen oder Schneewandern – schneebedeckte Berge, verschneite Wälder und strahlender Sonnenschein sind das Ideal für Wintertouristinnen und -touristen sowie Wintersportlerinnen und -sportler. Fehlt eine ausreichende Schneeauflage, mangelt es an der notwendigen Grundlage für schneegebundene Tourismusformen. Für die Tourismusdestinationen in Hoch- und Mittelgebirgen können sich deutliche wirtschaftliche Einschränkungen ergeben, wenn die Schneebedeckung rückläufig ist, die Grenze der Schneesicherheit in immer höhere Lagen zurückweicht und die Zeiträume mit Schneebedeckung unbeständiger werden oder sich verschieben.

Welche Schneeauflage erforderlich ist, hängt vor allem von der jeweiligen Aktivität und dem Gelände ab. Für Langlauf sind i. d. R. bereits Schneehöhen von 10 bis 15 cm ausreichend. Für den Alpinskibetrieb bestimmt vor allem die Pistencharakteristik, welche Schneehöhe mindestens notwendig ist, um Pisten präparieren zu können, den Boden zu schützen, einen sicheren Skibetrieb zu gewährleisten und den Skifahrenden angenehme Skierlebnisse zu ermöglichen. Allgemein gilt eine Schneehöhe von 30 cm als ausreichend, 50 cm gelten als gut.72 Steinige und felsige Pisten können aber auch eine sehr viel größere Schneehöhe von bis zu 1 m erfordern, um befahrbar zu sein. Die sogenannte 100-Tage-Regel von Witmer73 besagt, dass der erfolgreiche Betrieb eines Skigebiets nur dann gewährleistet ist, wenn solche Bedingungen an mindestens hundert Tagen der Saison gegeben sind.

Eine Analyse der Schneehöhendaten für die Alpen und ausgewählte Mittelgebirge der letzten knapp fünf Jahrzehnte zeigt, dass die Schneesituation zwischen 1970 und 2017 in allen skitouristischen Räumen („Alpen“, „Schwarzwald“, „Östliche Mittelgebirge“, „Westliche und zentrale Mittelgebirge“) sehr wechselhaft war. Eine natürliche Schneedecke, die an mehr als hundert Tagen in der Saison für den alpinen Skisport ausreicht, bot in allen Jahren nur die Zugspitz-Region. Dort und in den weiteren Skiregionen im skitouristischen Raum „Alpen“ herrschten aufgrund der Höhenlage insgesamt die besten Schneebedingungen. Bei z. T. sehr starken Schwankungen zwischen den Jahren gab es in den meisten dieser Skiregionen in der Mehrzahl der Jahre eine ausreichende natürliche Schneedecke. In den östlichen Mittelgebirgen herrschten vergleichbare Verhältnisse im Erzgebirge in mehr als der Hälfte der Jahre, im Bayerischen Wald in etwas weniger als jedem zweiten Jahr. Im Schwarzwald und in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen, d. h. in Harz, Sauerland, Rhön, Thüringer Wald und Fichtelgebirge, sind die Bedingungen grundsätzlich anders. Hier erreichte die natürliche Schneeauflage in den meisten Skiregionen nur in besonders schneereichen Jahren an mehr als hundert Tagen eine Höhe von mindestens 30 cm. Im Sauerland und in der Rhön war dies in keinem Jahr der Fall.

Mit diesen Daten wird ausdrücklich nur das natürliche Potenzial für den Wintersporttourismus in den skitouristischen Räumen und ihren jeweiligen Regionen beschrieben. Zu den tatsächlichen Schneeverhältnissen in den Skigebieten lässt diese Größe keine Aussage zu. Dort kann eine für den Wintersport erforderliche Schneeauflage z. T. durch technische Beschneiung hergestellt oder deutlich erhöht werden. Als Reaktion auf phasenweise in Folge aufgetretene schneearme Winter, aber auch mit Blick auf die entsprechenden Aktivitäten der internationalen Konkurrenz haben die Betreibenden von Skigebieten mit der Einrichtung teilweise umfangreicher Infrastrukturen zur künstlichen Beschneiung reagiert. Kunstschnee ist die am weitesten verbreitete Maßnahme, um die Saison zu verlängern oder den Skibetrieb bei starken Wetterschwankungen aufrecht zu erhalten. Im alpenweiten Durchschnitt kann etwa die Hälfte der Skigebiete künstlich beschneit werden, in den bayerischen Alpen verfügte im Jahr 2009 knapp ein Sechstel der Skigebiete über Beschneiungsanlagen.74 Die beschneibare Fläche wuchs in Bayern zwischen 2005 und 2017 um 530 Hektar auf heute ca. 944 Hektar.

Allerdings sind der Beschneiung physische und ökonomische Grenzen gesetzt. Ohne additive Stoffe, die in Deutschland nicht genehmigt sind, werden Temperaturen von unter -3 °C benötigt, um Kunstschnee zu erzeugen. Die Kosten der Kunstschneeerzeugung (Investitions-, Betriebs- und Unterhaltungskosten) sind erheblich, bei steigenden Temperaturen steigen die Kosten überproportional an. Sind die Infrastrukturen wie in den Mittelgebirgen wegen häufiger schneearmer Winter zudem nicht kontinuierlich ausgelastet, ist eine Wirtschaftlichkeit der Anlagen stark in Frage gestellt. Die Maßnahme eignet sich daher grundsätzlich nur begrenzt zur Anpassung. Hinzu kommt, dass die Beschneiung aufgrund des hohen Energie- und Wasserbedarfs sowie der notwendigen baulichen Maßnahmen zu Beeinträchtigungen von Natur und Umwelt führt. Dies ist ein Grund, warum sich z. B. die Alpenstaaten in der Alpenkonvention, die auf den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Alpen zielt, darauf verständigt haben, die Erzeugung von Schnee nur in den Kälteperioden zuzulassen, gekoppelt an die Voraussetzung, dass die jeweiligen örtlichen hydrologischen, klimatischen und ökologischen Bedingungen es erlauben.

72 - Agrawala S. (Hrsg.) 2007: ⁠Klimawandel⁠ in den Alpen: Anpassung des Wintertourismus und des Naturgefahrenmanagements. ⁠OECD⁠ Publications, Paris, 131 S.

73 - Bürki, R. 2000: Klimaänderungen und Anpassungsprozesse im Wintertourismus, Ostschweizerische Geographische Gesellschaft, Neue Reihe Heft 6, S. 40

74 - LfU – Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.) 2008: Beschneiungsanlagen und Kunstschnee. Reihe UmweltWissen Nr. 11, Augsburg, 8 S.

 

Schnittstellen

TOU-I-7: Präferenz von Urlaubsreisezielen

 

Ziele

Vorausschauende Mitwirkung der Raumplanung bei räumlichen Anpassungsmaßnahmen im Tourismus insbesondere in Küstenbereichen und Berggebieten. Die Veränderungen im Tourismusverhalten erfordern ggf. neue Investitionen und neue Infrastrukturen, die entsprechend raumordnerisch vorbereitet werden müssen. (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.14)

Möglichst landschaftsschonender Bau, Unterhalt und Betrieb von Skiinfrastruktur unter Berücksichtigung der natürlichen Kreisläufe sowie der Empfindlichkeit der Biotope; Koppelung der Zulassung der Schneeerzeugung in Kälteperioden an die Vereinbarkeit mit den jeweiligen örtlichen hydrologischen, klimatischen und ökologischen Bedingungen (Alpenkonvention Protokoll Tourismus, Art. 14)

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 Anpassung an den Klimawandel  KomPass  Monitoringbericht  Schneedecke  Wintersport  schneesicherheit  Ski  wintertourismus