Wie Sie mit zwei Teebeuteln zum Boden- und Klimaforscher werden

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Vom Teebeutel zur Bodenkarte – werden Sie Teil eines Forschernetzwerks.
Quelle: MiKa / Fotolia

Werden Sie Teil eines spannenden Forschernetzwerks. Mit zwei Teebeuteln, auf Acker, Wiese oder im Wald vergraben, helfen Sie mit, den Abbau organischer Materialien im Boden und die damit verbundene Entwicklung des Treibhausgases CO2 auf globaler Ebene sichtbar zu machen – und so die Rolle der Böden im Klimawandel besser zu verstehen.

Das weltweit einzigartige Experiment wurde von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) mit angestoßen und jeder kann teilnehmen. Das Mitmachen ist ganz einfach: je einen Grün- und Roibusch Teebeutel außerhalb Ihres Gartens auf Acker, Wiese oder Wald 8 cm tief im Boden vergraben, 90 Tage abwarten, ausgraben, trocknen, wiegen und das Gewicht im Internet zusammen mit dem Standort übermitteln. Die Ergebnisse, Fotos und Geschichten aller Teilnehmenden werden auf einer weltweiten Bodenkarte veröffentlicht.

Was muss ich beachten?

Damit die Daten weltweit vergleichbar sind, benötigen Sie ausschließlich sortenreine Teebeutel mit standardisiertem Gewicht (siehe Homepage der Aktion). Nicht jeder hat eine Waage mit einer Präzision von 0,01 g zu Hause, mit der die Teebeutel gewogen werden müssen. Hilfe bekommen Sie in einer Apotheke. 

Weitere, detaillierte Informationen und eine Versuchsanleitung finden Sie im Internet unter http://www.citizen-science.at/projekte/tea-bag-index oder in englischer Sprache unter http://www.teatime4science.org/.

Was passiert mit meinem Teebeutel?

Bakterien und Pilze sind Mikroorganismen im Boden. Sie ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial, wie beispielsweise den Teepartikeln im Experiment. Beim Abbau der organischen Materialien setzen sie Nährstoffe für Pflanzen frei. Daneben verbleibt fester Kohlenstoff in Form von Humus im Boden oder entweicht in Form von gasförmigem ⁠CO2⁠ klimawirksam in die ⁠Atmosphäre⁠. Die jeweiligen Anteile sind davon abhängig, wie schnell die Pflanzenmaterialien im Boden abgebaut werden. Ein hoher Gewichtsverlust des Teebeutels ist ein Indiz für eine hohe biologische Aktivität Ihres Bodens. Probieren Sie es aus: vergraben Sie Beutel an verschiedenen Stellen und sehen Sie, wie sich die unterschiedlichen Standorte auf den Abbau auswirken. An einem feuchtwarmen Platz sollte der Gewichtsverlust der Teebeutel über die Zeit höher sein als an einer kühlen oder trockenen Stelle.

Warum zwei verschiedene Teesorten?

Grüner- und Roibusch-Tee werden unterschiedlich schnell im Boden abgebaut. Setzt man die Abbauraten ins Verhältnis, kann daraus ein Teebeutelindex (TBI) errechnet werden. Wissenschaftler nutzen den TBI, um Abbauraten weltweit zu vergleichen und Informationen über das Zusammenspiel zwischen der Umwelt und dem Abbauverhalten zu sammeln. Neben dem Spaß beim Experimentieren erweitern Sie also auch das Wissen über weltweite Prozesse in Böden.

UBA⁠ Aktivitäten zum Boden und Humus

Auch das Umweltbundesamt (UBA) untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf den Humusgehalt im Boden. In einem Forschungsprojekt wurden erstmals bundesweite Daten der Boden-Dauerbeobachtung und des Klimas zusammengeführt. Die Auswertungen erbrachten den Nachweis, dass wesentliche Humus-Veränderungen über die Zeit durch das Humus-Ausgangsniveau der Flächen gesteuert werden. Der Einfluss längerfristiger Klimaänderungen auf die Humus-Entwicklung kann nicht ausgeschlossen und muss noch weiter untersucht werden. Allgemeine Informationen zum Thema Humus sind unter diesem Link zusammengestellt.

Die UBA-Broschüre zum „Bodenzustand in Deutschland“ stellt mit anschaulichen Fotos und Graphiken umfassend weitere Aspekte zum Boden zusammen: von seiner Entstehung über die Nutzung bis zu Gefährdungen durch beispielsweise ⁠Erosion⁠, Versiegelung und Schadstoffen. Das Thema Altlasten zeigt, wie sich unsere Lebens- und Produktionsgewohnheiten aus der Vergangenheit auf den Boden ausgewirkt haben. Diese daraus entstandenen Schäden müssen oft sehr aufwendig und kostspielig saniert werden. Das macht deutlich, dass die oft nicht wahrgenommene, begrenzte und daher sehr wertvolle Ressource Boden nichts vergisst und unseren Schutz braucht.

 

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