Weichmacher – ein unsichtbares Problem

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Versteckte Gefahr: Weichmacher in Farbe
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Bauprodukte, Bodenbeläge, Tapeten und Farben können Weichmacher und andere schwer flüchtige organische Verbindungen an die Innenraumluft abgeben. Das kann zum Gesundheitsrisiko werden.

Was sind schwer flüchtige Verbindungen? Und woher kommen sie?

Schwer flüchtige Verbindungen (Semi Volatile Organic Compounds, kurz SVOC) gelangen im Gegensatz zu flüchtigen Stoffen (Volatile Organic Compounds, kurz ⁠VOC⁠) langsam in die Innenraumluft. Besonders in der Diskussion sind aktuell verschiedene Weichmacherverbindungen (unter anderem Phthalatverbindungen). Weichmacher gasen beispielsweise aus PVC-Bodenbelägen oder Vinylschaum-Tapeten aus. Auch einige Kunststoffe, Farben, Gummi und Klebstoff enthalten teilweise Weichmacher, um sie biegsam, weich oder dehnbar zu machen. In Farben werden sie auch als Lösemittelersatz eingesetzt.

Weitere SVOC sind zum Beispiel Pyrethroide, die zum Schutz gegen Mottenfraß bei Naturfaser-Teppichen eingesetzt werden. Pyrethroide kommen auch in Insektensprays vor. Weitere Stoffe sind auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (⁠PAK⁠) aus rußenden Kerzen, Schwelbrand im Kaminofen oder verkohltem Toast.

Allen SVOC gemein ist das langsame Ausgasen, manchmal über Jahre, und dass sie geruchlich häufig unauffällig bleiben. Da sie geruchlich zumeist nicht wahrgenommen werden und auch sonst keine unmittelbar wahrnehmenden Veränderungen hervorrufen, sind sie meist ein unsichtbares Problem.

Doch nicht nur Bauprodukte enthalten Weichmacher, auch Alltagsgegenstände, zum Beispiel Lebensmittelverpackungen, enthalten  diese Verbindungen, die dann über die Packung in die Lebensmittel gelangen. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie vom Körper nicht nur aus der Luft sondern auch mit der Nahrung aufgenommen werden. Sie reichern sich im Körpergewebe an und werden zum Teil nur langsam abgebaut.

Welche Gesundheitsrisiken bergen Weichmacher und andere SVOC?

In Innenräumen ist die Konzentration der SVOC selten so hoch, dass es akut zu gesundheitlichen Schäden kommt. Dennoch bergen die schwer flüchtigen Verbindungen einige Risiken. Phthalat-Weichmacher etwa können auf das Hormonsystem wirken und Embryonen schädigen, einige ⁠PAK⁠ sind mutagen und krebserzeugend, einige Pyrethroide nephrotoxisch. Das alles erst in hohen Konzentrationen und bei langer Einwirkdauer. Da die Aufnahmepfade unterschiedlich sind (bei Weichmachern wie gezeigt neben der Luft auch über Lebensmittel), sollte die Aufnahmemenge allgemein begrenzt werden Für die Innenraumluft gilt: Entscheidend ist, wie hoch die Konzentrationen der Stoffe in der Luft sind und wie lange man ihnen ausgesetzt ist.

Was kann ich tun, um SVOC in meinen Wohnräumen zu vermeiden?

Lassen Sie sich beim Kauf von Bauprodukten die Datenblätter zeigen oder fragen Sie den Hersteller, ob die Produkte schädliche Stoffe wie Weichmacher enthalten. Denken Sie auch an Alternativen: Im Einzelfall ist ein Teppich mit synthetischen Fasern einem Naturfaserteppich vorzuziehen, wenn dieser nicht mit Bioziden gegen Mottenfraß behandelt wurde. Dies muss aber immer einzeln betrachtet werden, synthetische Teppiche haben natürlich auch Nachteile – zum Beispiel enthalten sie insgesamt mehr chemische Stoffe. PVC-Bodenbeläge enthalten immer Weichmacher; (Vinyl)schaumtapeten ebenso.

Mittlerweile werden Bauprodukte jedoch verstärkt untersucht und geprüft – zum Beispiel im Rahmen des Verwendbarkeitsnachweises beim Deutschen Institut für Bautechnik (AgBB-Prüfung). Allgemein sollten Sie auf emissionsarme Produkte achten. Diese erkennen Sie zum Beispiel am Siegel „Blauer Engel“.