Umwelt und Landwirtschaft im Dialog auf dem Agrarkongress 2020

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UBA-Präsident Prof. Dirk Messner auf dem Agrarkongress
Quelle: photothek / Felix Zahn

„Umwelt und Landwirtschaft im Dialog: Für einen Green Deal in der Agrarpolitik“, so das Motto des Agrarkongresses 2020. Bei dem Kongress von Bundesumweltministerium, Bundesamt für Naturschutz und Umweltbundesamt am 14. Januar 2020 ging es um die Zukunft der Landwirtschaft und eine lebenswerte Umwelt für die nächsten Generationen.

„Wir werden in den 2020er Jahren Weichenstellungen in Richtung ⁠Nachhaltigkeit⁠ produzieren müssen, dies gilt für viele Bereiche, […] auch für die Landwirtschaft.“ Mit diesen Worten eröffnete Prof. Dirk Messner seine Rede auf dem Agrarkongress als neuer Präsident des Umweltbundesamtes. Die notwendigen Veränderungen erzeugen Unsicherheiten, die es zu bewältigen gelte, so Messner. Dafür brauche es ein gemeinsames, gesellschaftliches Verständnis.

Svenja Schulze warb dafür, dass Landwirtschaft und Umwelt in einen echten Dialog miteinander treten. "Angesichts der politisch aufgeheizten Debatte brauchen wir jetzt einen echten und ehrlichen Dialog zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz. Dialog heißt für mich: miteinander reden, nicht übereinander; faktenbasiert und wertschätzend.“

Im Mittelpunkt der Diskussionen mit dem Publikum stand die Frage, wie Lösungen aussehen und gemeinsam erarbeitet werden können. Deutlich wurde, dass bei dem Lösungsfindungsprozess alle entscheidenen Akteurinnen und Akteure einzubinden sind. Dazu gehören neben Landwirtschafts- und Umweltfachleuten auch der Handel und die Verbraucherinnen und Verbraucher. Denn letztlich muss es sich für die Landwirtschaft auch lohnen, Lebensmittel nachhaltiger als bisher zu produzieren. 

Als Weg zu Lösungen wurde der Gesellschaftsvertrag für eine zukunftsfähige Landwirtschaft diskutiert. „Für einen grundlegenden Wandel in der Landwirtschaft brauchen wir einen Gesellschaftsvertrag zwischen Landwirtschaft und Umwelt. Eine solche Verständigung sichert einerseits den Landwirtinnen und Landwirten die finanzielle Unterstützung zu, die sie brauchen, um hochwertige Lebensmittel herzustellen. Und sie legt andererseits fest, welche Leistungen die Allgemeinheit im Gegenzug für den Schutz der Umwelt erwarten kann. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft braucht den Schutz von Boden, Wasser, Luft, ⁠Klima⁠ und biologischer Vielfalt, denn das sind ihre natürlichen Grundlagen", so Svenja Schulze. 

Zur Diskussion eingeladen waren Sprecher der Bewegung "Land schafft Verbindung", und Vertreterinnen und Vertreter von regionalen Initiativen und Betrieben, die bereits im Kleinen daran arbeiten, die ökologischen und wirtschaftlichen Ansprüche in der Landwirtschaft unter einen Hut zu bekommen. Außerdem kamen Menschen aus dem Naturschutz, der Agrarforschung, von Wasserversorgern sowie aus der Bundes- und Landespolitik zu Wort, darunter auch das Bundeslandwirtschaftsministerium. Sie alle diskutierten mit den 300 Gästen über die Zukunft der Landwirtschaft. 

Ein wichtiges Thema war auch die anstehende Reform der Europäischen Agrarpolitik und deren nationale Umsetzung. Trotz Brexit stehen mit der EU-Förderung weiterhin erhebliche Summen bereit, die für eine nachhaltige, umweltschonende Landwirtschaft genutzt werden können.  „Die Vorschläge aus Brüssel blieben mit Blick auf eine umweltgerechte Landwirtschaft jedoch noch hinter den Erwartungen zurück“, so Schulze. 

Deutlich wurde, dass es nicht wie bisher weiter gehen kann. Die Landwirtschaft steht unter enormem Handlungsdruck. Sie muss umweltverträglicher werden. Gleichzeitig wird in vielen Betrieben ökonomisch und menschlich an der Belastungsgrenze gearbeitet. Diese Situation lässt sich nur gemeinsam lösen. Als Auftakt zu einem Dialog hatte Angela Merkel Anfang Dezember 2019 zu einem Agrargipfel ins Bundeskanzleramt eingeladen und die Gründung einer „Zukunftskommission Landwirtschaft“ initiiert. Spannend bleibt, wie diese sich entwickeln wird und inwieweit sie zur Entwicklung eines Gesellschaftsvertrages beiträgt. 

Der ⁠BMU⁠-Agrarkongress habe in einem polarisierten Umfeld gestartet, zeige aber, dass wir miteinander ins Gespräch kommen können. Die Idee eines Gesellschaftsvertrags sei damit dringender denn je, wobei es jetzt an der Politik sei, die nötigen Rahmenbedingungen zu setzen und Anreize für eine nachhaltige Landwirtschaft zu schaffen, so Rita Schwarzelühr-Sutter im Schlusswort.

UBA-Präsident Prof. Dirk Messner auf dem Agrarkongress 2020

UBA-Präsident Prof. Dirk Messner auf dem Agrarkongress 2020

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