Reparieren, recyceln, Ressourcen schonen

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Handy und Co. stecken voller wertvoller Rohstoffe – längere Nutzung, Reparieren statt Ersetzen und anspruchsvolles Recycling helfen, Ressourcen und Umwelt zu schonen

Viele unserer elektronischen Alltagsbegleiter – von Handy über Laptop bis hin zur Waschmaschine –stecken voller wertvoller Rohstoffe, deren Abbau mit teils hohen Umweltschäden verbunden ist. Längere Nutzung, Reparieren statt Ersetzen und anspruchsvolles Recycling helfen, Ressourcen und Umwelt zu schonen.

Häufig tauschen wir unsere Produkte schon nach kurzer Zeit aus – und ein neues Gerät benötigt frische Ressourcen. Das betrifft insbesondere Produkte der Unterhaltungselektronik. So werden Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Geschirrspüler oder Kühlschränke durchschnittlich 13 Jahre lang genutzt. Laptops oder derzeit auch Flachbildschirme werden nach nur fünf bis sechs Jahren neu gekauft, Smartphones gar bereits nach 2,5 Jahren ausgetauscht.

Dabei werden gerade für diese Produkte besonders seltene und wertvolle Rohstoffe verarbeitet. So stecken beispielsweise in Handys neben den verbreiteten Metallen wie Eisen, Kupfer, Aluminium, Nickel und Zink auch viele seltene Stoffe wie Indium, Tantal und Gold. Deutschland ist bei Metallen und ihren Erzen nahezu vollständig von Importen abhängig, um seine rohstoffintensive exportorientierte Industrie mit Rohstoffen zu versorgen. Die Gewinnung und Veredelung dieser Metalle hat häufig außerordentlich hohe Umweltauswirkungen. So verursacht beispielsweise ein Kilo Gold 17,9 t ⁠CO2⁠-Äquivalente, ein Kilo Stahl dagegen nur 1,6 kg. Noch drastischer ist es mit Blick auf die vor Ort auftretenden Emissionen: Umweltschädliche Gewässerbelastungen sind bei Gold um das rund 60.000fache höher als bei Stahl.

Studien belegen: in der großen Mehrzahl der Fälle ist das langlebige Produkt das umweltfreundlichere Produkt. Beispiel Laptops: Zwischen 2004 und 2012 blieb die Nutzungsdauer nahezu gleich und liegt im Durchschnitt bei fünf bis sechs Jahren. Allerdings haben sich die Gründe für einen Austausch verändert. So waren 2012 in 25 Prozent der Fälle technische Defekte entscheidend für den Neukauf, 2004 waren dies nur etwa sieben Prozent.

Geräte sollten so konstruiert sein, dass sie lange halten oder zumindest einfach zu reparieren sind. Das kann die EU über die Ökodesign-Richtlinie vorschreiben. Das schützt Ressourcen – und den Verbraucher.

Auch sollte die Konstruktion ein hochwertiges Recycling ermöglichen. Eine aktuelle Studie zur Ökodesign-Verordnung für Geschirrspüler zeigt das Potenzial: Werden wertstoffhaltige Komponenten durch entsprechendes Design leichter entnehmbar, könnte sich die jährliche europaweite Recyclingmenge für Kupfer um 1.031 Tonnen, für Silber um 247 kg, für Gold um 50 kg und für Palladium um 27 kg erhöhen, verbunden mit einem wirtschaftlichen Gewinn von 6,3 bis 6,6 Millionen Euro.

Eine lange Lebensdauer schützt außerdem das ⁠Klima⁠: Bei einer fünfjährigen Nutzungsdauer fallen je Laptop rund 380 kg CO2 an – davon entfallen 55 Prozent auf die Herstellung und 36 Prozent auf die Nutzung. Den Rest machen Vertrieb und Entsorgung aus.
Zurück zum Smartphone: Viele der hier eingesetzten Edel- und Sondermetalle gelten als so genannte kritische Rohstoffe. Nicht etwa weil diese zwangsläufig selten in der Erdkruste vorkommen, sondern weil ihre Verfügbarkeit durch technologische, wirtschaftliche oder geopolitische Rahmenbedingungen begrenzt wird und mit der teils rasant wachsenden Nachfrage nicht Schritt halten kann. Unter den kritischen Rohstoffen finden sich auch so genannte Konfliktrohstoffe wie Tantal, Gold, Zinn und Wolfram. Deren Minen in Zentralafrika werden teilweise von militanten Rebellengruppen kontrolliert, die für schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind. Sie nutzen die Erlöse aus der Rohstoffgewinnung zur Finanzierung kriegerischer Auseinandersetzungen.

Was können Sie als Verbraucherin und Verbraucher tun?

  • Achten Sie beim Kauf neuer Produkte auf Umweltsiegel wie den Blauen Engel oder das Europäische Umweltzeichen. Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfreundlichkeit sind wichtige Kriterien dieser Siegel.
  • Erkundigen Sie sich bei Händlern und Herstellern nach den Produktionsbedingungen. So können Sie vermeiden, dass Sie mit dem Kauf indirekt bewaffnete Konflikte unterstützen und antreiben. Initiativen wie Fairphone oder NagerIT bieten in dieser Hinsicht nach derzeitigen Möglichkeiten eine maximal mögliche Transparenz.
  • Nutzen Sie Geräte möglichst lange. Es gibt nur wenige Produktgruppen, wo sich ein Austausch noch funktionsfähiger Produkte aus Umweltsicht lohnt. Empfehlungen, wie zum Beispiel bei Kühl- und Gefriergeräten, lassen sich leider immer nur im konkreten Fall geben, da es vor allem auf den Unterschied in der Energieeffizienz zwischen Altgerät und Neugerät ankommt.
  • Entsorgen Sie Altgeräte sachgerecht. Vor allem kleinere Geräte wie Handys landen meist zunächst in der Schublade. Wichtig ist, dass diese Geräte in die richtigen Wege gelangen, nur dann können durch Recycling wichtige Rohstoffe gerettet werden. Mit dem neuen Elektro- und Elektronikgerätegesetzes (ElektroG) wird die umweltgerechte Entsorgung einfacher für die Verbraucherinnen und Verbraucher: Ab Herbst 2015 können kleine Elektroaltgeräte auch bei den größeren Elektrogerätehändlern, z.B. Elektro- oder Baumärkten, kostenlos abgegeben werden (mehr Infos).

Ausstellungstipp

Die aktuelle UBA-Ausstellung „The Hidden Costs“ des Fotografen J. Henry Fair zeigt in bestechend schönen Bildern die ökologischen Folgen eines weltweit zunehmenden Ressourcenverbrauchs. Das Umweltbundesamt zeigt am Standort Dessau-Rosslau noch bis zum 30. August eine Auswahl von 30 Fotografien, ergänzt durch Dokumentationstafeln.

Aktuelle Foschungsvorhaben

Das UBA geht derzeit in drei laufenden Forschungsvorhaben verschiedenen Umweltfragen der Rohstoffpolitik nach. Die Vorhaben zielen darauf ab,  die „ökologische Rohstoffverfügbarkeit“ messbar zu machen, Maßnahmen zur globalen Verbreitung und Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards im Bergbau zu entwickeln, und Vorschläge zur Weiterentwicklung der bestehenden deutschen Rohstoff- und Ressourcenpolitiken in Bezug auf soziale und ökologische Aspekte des Bergbaus erarbeiten.

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Schlagworte:
 Ressourcenschonung