Neue Stofflisten für die Untersuchung von Bioziden in der Umwelt

eine junge Frau steht an einem Gebirgsfluss auf einem Felsen und entnimmt mit einer Teleskopstange eine Wasserprobe aus dem Flusszum Vergrößern anklicken
Wasserprobenahme
Quelle: Dr. Christin Müller / Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Im Jahr 2017 hatte das UBA Empfehlungen zur Erhebung der Umweltbelastung mit Bioziden herausgegeben. Dabei wurden für verschiedene Eintragspfade in die Umwelt und Umweltkompartimente, wie Oberflächengewässer oder landwirtschaftliche Böden, Listen mit vermutlich relevanten und deshalb zu untersuchenden Bioziden erstellt. Diese Stofflisten wurden nun aktualisiert und um zwei neue Listen erweitert.

Biozide in der Umwelt untersuchen: Eine Priorisierung ist nötig!

Biozide sind Substanzen oder Produkte, die dazu eingesetzt werden, um schädliche oder lästige Organismen zu bekämpfen oder abzuschrecken. Sie werden in vielfältiger Weise genutzt, zum Beispiel als Desinfektionsmittel, Holzschutzmittel, Antifouling in Bootsanstrichen und in der Insekten- oder Nagetierbekämpfung. Aufgrund ihres breiten Einsatzspektrums können Biozide auf vielfältige Weise in die Umwelt eingetragen werden.

Etwa 360 Biozidwirkstoffe sind auf der Website der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) gelistet. Nicht alle Biozidwirkstoffe und deren ⁠Transformationsprodukte⁠ haben das gleiche Risikopotential für die Umwelt und nicht alle Umweltkompartimente sind von allen Bioziden gleichermaßen betroffen. Um aus der großen Anzahl gelisteter Wirkstoffe die zu wählen, die beispielsweise in die Oberflächengewässer, den Boden oder das Grundwasser gelangen, ist eine Sortierung notwendig. Und um das Analysespektrum auf die potenziell relevanten zu reduzieren, muss anschließend eine Priorisierung der Biozide durchgeführt werden.

Die ⁠UBA⁠-Empfehlungen und -Stofflisten von 2017

Mit der UBA-Veröffentlichung TEXTE 15/2017 hat das UBA im Jahr 2017 Empfehlungen zur Untersuchung von Bioziden in der Umwelt herausgegeben. In diesem Bericht findet man Hintergrundinformationen zu den Eintragspfaden von Bioziden in die Umwelt sowie Arbeitspakete, in denen Strategien zur Untersuchung von Bioziden in der Umwelt vorgeschlagen werden. Die einzelnen Arbeitspakete bilden dabei verschiedene Eintragspfade in die Umwelt und damit verbundene Zielkompartimente ab. Beispielsweise wird auf den Pfad „Kläranlage – Oberflächengewässer“ eingegangen. Jedem Arbeitspaket liegt eine spezifische Stoffliste bei, die maximal 25 priorisierte Substanzen (Biozidwirkstoffe und Transformationsprodukte) enthält. Für die Priorisierung wurden die voraussichtliche Emissionsmenge, die ökotoxikologische Wirkung sowie der Eintrag und das Verhalten im betroffenen Umweltkompartiment berücksichtigt. Eine detaillierte Beschreibung der Priorisierung ist im Bericht dargelegt.

Die Empfehlungen des UBA und besonders die Stofflisten haben in Behörden und Forschung im In- und Ausland großen Anklang gefunden. Die Stofflisten werden genutzt, um in unterschiedlichen Messprogrammen (Routinemessprogramm, Sondermessprogramm) Biozidwirkstoffe und deren Transformationsprodukte zu untersuchen.

Was ist neu?

Seit der Veröffentlichung des Berichts von 2017 sind neue Informationen zu den Bioziden verfügbar. So hat sich beispielsweise der Genehmigungsstatus der Wirkstoffe geändert, neue ökotoxikologische Studien wurden vorgelegt oder die Anzahl der gemeldeten bzw. zugelassenen Biozidprodukte hat sich verändert. Somit war es notwendig, die Stofflisten zu überprüfen und sie zu aktualisieren.

Die aktualisierten Stofflisten (PDF) wurden nun auf der UBA-Website veröffentlicht. Neben den Aktualisierungen wurden zudem zwei neue Stofflisten generiert. Diese betrachten die Belastung von urbanen Böden und der Bodenfauna sowie die Belastung von urbanem Grundwasser.

Wo hat das UBA die Stofflisten bereits eingesetzt?

Auch in UBA-Projekten bilden die Listen die Grundlage für die Stoffauswahl, wenn Einträge von Bioziden in die Umwelt untersucht werden sollen. Anzuführen wären hier unter anderem folgende Projekte:

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