Nachfrage und Einsatz von Kunststoffrezyklaten erhöhen

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Der Einsatz von Rezyklaten spart Primärrohstoffe und CO2-Emissionen.
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Eine Kreislaufführung bei Kunststoffen kann nur gelingen, wenn die Abfälle recycelt und die aus Recyclingmaterial (Rezyklat) gefertigten Produkte nachgefragt werden. Die öffentliche Beschaffung und verpflichtende Rezyklateinsatzquoten können hier helfen. Eine Studie gibt konkrete Unterstützung für Ausschreibungen und empfiehlt produktspezifische Rezyklateinsatzquoten.

Die Studie „Prüfung konkreter Maßnahmen zur Steigerung der Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten und rezyklathaltigen Kunststoffprodukten“ im Auftrag des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠) hat Handlungsoptionen untersucht, um die Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten und rezyklathaltigen Kunststoffprodukten zu erhöhen. Im Mittelpunkt stehen dabei die öffentliche nachhaltige Beschaffung sowie Rezyklateinsatzquoten. Im Rahmen der Studie ist auch die Handreichung „Beschaffung von Kunststoffprodukten aus Post-Consumer-Rezyklaten - Handreichung für den öffentlichen Einkauf“ entstanden.

Maßnahmen zur Steigerung der Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten

Die öffentliche Beschaffung ist mit den jährlichen Beschaffungsvolumina ein sehr wichtiger Akteur bei der Nachfrage nach rezyklathaltigen Kunststoffprodukten. Durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) sind Einrichtungen des Bundes und nachgeordnete Behörden sogar verpflichtet, bei der Beschaffung solche Erzeugnisse zu bevorzugen, die bestimmte ökologische Kriterien erfüllen, also zum Beispiel ⁠Rezyklate⁠ enthalten (§ 45 Abs. 2 Nr. 2 KrWG).

Bei der Umsetzung dieser Vorgabe in die Praxis stehen Beschaffende jedoch vor großen Herausforderungen. Um bei der Auftragsvergabe für rezyklathaltige Kunststoffprodukte zu unterstützen, wurde im Rahmen der Studie eine Handreichung erstellt. Sie informiert unter anderem über mögliche Nachweise zum Rezyklatgehalt und vergaberechtliche Regelungen, gibt Empfehlungen zu Ausgestaltungsmöglichkeiten bei der Beschaffung und enthält konkrete Formulierungsvorschläge für die Ausschreibung von acht beschaffungsrelevanten Kunststoffprodukten.

Ein Ansatz zur Steigerung des Einsatzes von Kunststoffrezyklaten in Neuprodukten ist die Vorgabe konkreter Rezyklateinsatzquoten, die bei der Herstellung von Produkten eingehalten werden müssen. In der Studie werden verschiedene Produktgruppen, die für eine produktspezifische Rezyklateinsatzquote in Frage kommen, betrachtet und schließlich konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung von Rezyklateinsatzquoten für fünf Produktgruppen (Paletten und Transportkisten, Verpackungen in Form von Eimern, Fässern, Kanistern oder Hohlkörpern größer 2 Liter, Blumentöpfe, fahrbare Abfall- und Wertstoffbehälter sowie Müllsäcke und -tüten) entwickelt. Für EU-weit harmonisiert geregelte Produktgruppen, wie z.B. Verpackungen, können Rezyklateinsatzquoten nur auf EU-Ebene vorgegeben werden. Auf nationaler Ebene kommen hier nur freiwillige Selbstvereinbarungen von Branchen in Betracht (z.B. für die Eimer, Fässer, Kanister oder Hohlkörper größer 2 Liter). Nationale Rezyklateinsatzquoten sind demgegenüber für die fahrbaren Abfall- und Wertstoffbehälter sowie Müllsäcke und Mülltüten gut möglich.

Eine nicht auf Produkte oder Produktgruppen, sondern auf die Kunststoffproduktion bezogene Rezyklatquote ist die sogenannte polymerspezifische Substitutionsquote. Eine solche Quote würde vorgeben, dass die Menge an Kunststoffgranulaten, die in der EU in Verkehr gebracht wird, zu einem bestimmten Anteil aus Kunststoffrezyklaten bestehen muss. Die Studie beschreibt und bewertet verschiedene Ausgestaltungsvarianten und zeigt auf, dass eine Umsetzung auf nationaler Ebene nicht sinnvoll ist.

Vor- und Nachteile der Rezyklatquoten-Varianten

Der Vorteil einer polymerspezifischen Quote ist die große Hebelwirkung über alle quotierten Kunststoffe hinweg. Eine produktspezifische Quote wirkt sich dagegen zwar steigernd auf den Rezyklateinsatz im jeweiligen Produktbereich aus, es besteht jedoch die Gefahr einer Umlenkung von Rezyklaten aus anderen, nicht mit einer Einsatzquote belegten Anwendungsbereichen, ohne dass die eingesetzte Rezyklatmenge insgesamt steigt. Demgegenüber können bei einer produktspezifischen Einsatzquote bestimmte Rezyklatqualitäten in gewünschte Anwendungsbereiche gesteuert und damit ein hochwertiges Recycling sichergestellt werden. Bei einer Substitutionsquote wird dagegen in erster Linie die Menge an Rezyklaten gefördert, wodurch es zur Fehlsteuerung in Richtung minderwertiger Rezyklate kommen kann. Während bei produktspezifischen Quoten zum Nachweis der Rezyklatgehalte eine Zertifizierung der gesamten Sekundärwertstoffkette notwendig ist, müsste bei der Substitutionsquote ein Grenzausgleichsmechanismus für den Import von Kunststofferzeugnissen in die EU geschaffen werden.      

Hintergrund zur Zielstellung der Studie

Neben der Erfassung und dem Recycling von Kunststoffabfällen ist der Einsatz der daraus gewonnenen Rezyklate in neuen Kunststoffprodukten ein wichtiger Eckpfeiler der Kunststoff-Kreislaufwirtschaft. Hierdurch können Primärrohstoffe und CO2-Emissionen direkt eingespart werden.

Bei allen bisherigen Erfolgen ist der Ausbau einer ökologisch sinnvollen Kunststoffrecyclingwirtschaft dringend notwendig. Voraussetzung für Investitionen ist jedoch auch ein Markt für die Recyclingprodukte. Allerdings erfolgt die Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten und rezyklathaltigen Kunststoffprodukten in der Praxis oftmals noch zu wenig.

In der Studie werden daher konkrete Maßnahmen betrachtet, mit denen speziell die Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten und rezyklathaltigen Kunststoffprodukten erhöht werden kann. Der Fokus liegt hierbei auf Post-Consumer-Rezyklaten (PCR), also Rezyklaten aus Endverbraucherabfällen.