Kommunen können mit Kommunikation Starkregenvorsorge verbessern

Familie schaut sich eine Landkarte an und der Vater zeigt seinem Sohn und seiner Ehefrau etwas auf der Karte, die aus der Luft fotografiert wurde und farbig markierte Bereiche hatzum Vergrößern anklicken
Präsentation von Starkregengefahrenkarten in Worms im Rahmen des „Regen//Sicher“ Projekts
Quelle: Henry Fried / ecolo

Die Verantwortung für Maßnahmen zur Starkregenvorsorge liegt bei Kommunen und Bürger*innen. Kommunen können durch gezielte Kommunikationsinstrumente wie Nachbarschaftsberatungen oder Stadteilworkshops Bürger*innen motivieren, Vorkehrungen für Starkregen (zum Beispiel Einbau von Rückstauklappen, Schaffung von Versickerungsflächen) zu treffen. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes.

Um Städte und Gemeinden wirksam vor den Folgen von ⁠Starkregen⁠ zu schützen, benötigt es vor Ort gemeinsame Anstrengungen von Kommune und Bürger*innen. Im Vorhaben „Regen//Sicher“ im Auftrag des Umweltbundesamts wurde deshalb ein breites Spektrum an Kommunikations- und Aktivierungsformaten in den Modellkommunen Worms, Lübeck sowie Bad Liebenwerda und Elsterwerda entwickelt und erprobt.

Ein Netzwerk von „Regenwasserberater*innen“ inklusive Fortbildungsangebot, Nachbarschaftsberatungen, Stadtteilworkshops und Infostände am lokalen Baumarkt – das sind einige der Beispiele für die im Vorhaben erprobten Kommunikationsformate. Diese und andere Formate wurden auf ihre Wirkung hin analysiert. Die Evaluation zeigt: wenn klar kommuniziert wird, dass eine effektive Starkregenvorsorge in der gemeinsamen Verantwortung von Bürger*innen und der Kommune liegt, fördert dies die Motivation zur Eigenvorsorge. In den drei Modelkommunen hat sich dabei bewährt, eine Kommunikationsstrategie zu konzipieren. Diese sollte sowohl verhaltenserzeugende (beispielsweise Infostände) als auch verhaltensfördernde (zum Beispiel Workshops, Beratungen) Kommunikationsformate umfassen, in denen Risiko-, Vorsorge- und Verantwortungswissen vermittelt wird.

Im Detail deuten die Ergebnisse der Studie drauf hin, dass insbesondere „aufsuchende“ Beratungsformate (beispielsweise ein Informationsstand am Baumarkt) wirksam sind, Bürgerinnen und Bürger zur Starkregenvorsorge zu motivieren, die bisher keine Absicht zur Vorsorge hatten. Workshops, Veranstaltungen und Informationsmaterialien sind hingegen geeignet, vorhandene Vorsorgeabsichten zu stärken und zu unterstützen. Sie erreichen also eher diejenigen, die bereits beabsichtigen, Vorsorgemaßnahmen umzusetzen.

Empfohlen wird grundsätzlich, dass Kommunen ihre Kommunikations- und Aktivierungsformate kontinuierlich durch verschiedene Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit begleiten, um das Risikobewusstsein in der Bevölkerung insgesamt zu stärken. Betont werden sollte dabei die Eigenverantwortung der Bürger*innen zur Vorsorge sowie die Verantwortlichkeiten der öffentlichen Hand im Sinne der Daseinsvorsorge.
Zur Entwicklung verschiedener Kommunikationsformate arbeiteten im Projekt Expertinnen und Experten aus den Bereichen Kommunikation und Psychologie zusammen. Auf Basis von wissenschaftlichen Studien wurden Faktoren ermittelt, die besonders wirksam darin sind, durch Kommunikation zum Handeln zu motivieren. Um Bürger*innen an kommunaler Starkregenvorsorge zu beteiligen, sollten die eingesetzten Kommunikationsinstrumente:

  • persönliche Schadenserfahrungen von Betroffenen vermitteln
  • die Risikowahrnehmung stärken
  • Selbstwirksamkeitsüberzeugungen erhöhen
  • kollektive Wirksamkeitsüberzeugungen fördern
  • gemeinsame Verantwortung von Staat und Bevölkerung kommunizieren
  • lokale Identität und soziale Eingebundenheit ausbauen.

Starkregenvorsorge im Porträt – Kurzfilme zeigen Erfahrungen in Worms, Lübeck und Elsterwerda/Bad Liebenwerda

Die im Projekt „Regen//Sicher“ erprobten Aktivierungs- und Beteiligungsprozesse werden in drei Kurzfilmen portraitiert:

Worms sorgt vor – Gemeinsame Starkregenvorsorge von Stadt und Bürgern

Gemeinsam gut gerüstet – Starkregenvorsorge in Lübecker Siedlergemeinschaften

Gut beraten bei Starkregen – Das Netzwerk Regenwasserberatung des Wasser- und Abwasserverbands Elsterwerda

Zudem wurden diverse Materialien, Konzepte und Leitfäden für Kommunen entwickelt, die Bürger*innen bei der Starkregenvorsorge beteiligen wollen. Die Materialien sind auf der Projektwebseite des UBA zu finden.

Durchgeführt wurde das Projekt von Oktober 2016 bis Januar 2020 von ecolo - Agentur für Ökologie und Kommunikation und e-fect dialog evaluation consulting eG.

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 Klimaanpassung  Starkregen  Eigenvorsorge  Starkregenvorsorge  Beteiligung  Kommunikation