Grün-blauer Klimakorridor in Kamen

  • Ein Bach fließt im Grünen am Ortsrand entlang
    Mühlbach, 2007
  • Logo des Lippe Verbandes
    Lippe Verband Logo
  • Luftbild einer Siedlung. In der Mitte des Bildes verläuft ein grüner Korridor.
    Green Blue Transformation
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- Gewinner des Blauen Kompass 2016 -
Die ökologische Umgestaltung der Lippe und ihrer Zuflüsse kann mit der naturnahen Bewirtschaftung von Regenwasser verbunden werden. Dies schafft blau-grüne Korridore, die sich positiv auf lokale Klimaextreme auswirken: Das Hochwasserrisiko durch Starkregenereignisse kann für die Lippe und ihre Zuflüsse reduziert werden. Im Sommer werden die Gewässer deutlich mehr austrocknen. Mit der Ableitung des Regenwassers in die Gewässer wird der natürliche Wasserkreislauf auch im Trockenwetterfall ausgeglichen und die Verdunstung verbessert das Mikroklima. Die ökologische Funktion der Gewässer wird gestärkt. Durch die Kombination wasserwirtschaftlicher Maßnahmen mit Grünkorridoren durch die Innenstädte wird das Klima der bebauten Umgebung deutlich verbessert.
Weil zukünftige Niederschlagsmengen oder die Temperaturentwicklung nicht genau bekannt sind, müssen Maßnahmen erarbeitet werden, die kosteneffizient, robust und langfristig flexibel sind sowie auch anderen Zielen der nachhaltigen Stadtentwicklung dienen – so genannte „no-regret“-Maßnahmen. Der deutsche Wasserverband Lippeverband gestaltet einen „grün-blauen Klimakorridor“ in der Stadt Kamen, um das Stadtklima zu verbessern. In Verbindung mit der ökologischen Verbesserung des „Heerener Mühlbach“ wird auf den Anrainergrundstücken Regenwasser vom Abwassersystem abgekoppelt. Dies vermindert bei Starkregen das Risiko der Überstauung des Mischwasserkanals und der Überschwemmung der Grundstücke. Zusätzlich wird verhindert, dass das Gewässer im Sommer zu stark austrocknet: Mit der Einleitung des Regenwassers in den naturnah umgestalteten Bach wird der natürliche Gewässerhaushalt gestärkt und bleibt selbst in trockenen Perioden ausgeglichen. Gemeinsam mit dem Lippeverband und der Stadt Kamen können die Anwohner*innen des Heerener Mühlbachs die Abkopplung zum Teil selbst ausführen: Regenwasser, das auf den Dächern oder befestigten Terrassen anfällt, kann aufgefangen und im Garten genutzt oder versickert werden. Mit diesem Projekt können die Anwohner*innen somit selbst zur Anpassung an den Klimawandel beitragen – eine Möglichkeit, die bislang im Zusammenhang mit dem Klimawandel wenig beachtet wurde. Die Regenwasserabkopplung wird 2011 bis 2012 ergänzt durch die ökologische Verbesserung des derzeit kanalisierten Gewässers, um den grün-blauen Klimakorridor zu vervollständigen.

Auf 2,14 km Länge erfolgte die ökologische Umgestaltung des Gewässers (Entfernung des Betonbetts und Anlage natürlicher Ufer). Zudem wurde bei etwa 80 privaten Anwesen auf insgesamt 11.000 m² Dächern und gepflasterten Flächen das Regenwasser von der Kanalisation abgekoppelt.

Eckdaten zur Maßnahme

Maßnahmenträger

MaßnahmenträgerLippeverband
http://www.eglv.de
Kooperationspartner

Stadt Kamen, Anwohner*innen des Heerener Mühlbachs, Gewerbebetriebe als Anlieger

Dauer und Finanzierung

Dauer

Beginn der Umsetzung
Wie hoch waren die (geschätzten) Kosten für die Umsetzung?

Umgestaltung rd. 4.300.000 € ; Abkopplung ca. 10-20 €/m²

Mit welchen Mitteln wurde die Maßnahme finanziert?

Der grün-blaue Klimakorridor Kamen wurde im Rahmen des INTERREG IV B NWE Programms zu 50 % gefördert. Eine weitere Förderung der ökologischen Verbesserung des Gewässers erfolgte durch das Umweltministerium NRW.

Beteiligung

Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?

Der Kreis Unna und die Bezirksregierung Arnsberg waren insbesondere im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens beteiligt, sowie an den Informationsabenden. Hierzu war auch neben den direkt betroffenen Anwohnern die breite Öffentlichkeit eingeladen, um sich über die Auswirkungen des Klimawandels und mögliche Anpassungsmaßnahmen zu informieren.

Welche Formen der Beteiligung fanden statt?

ErläuterungDie informelle Beteiligung der Anwohner*innen hinsichtlich der Abkopplung umfasste zwei Informationsabende und anschliessend bei Interesse eine individuelle Beratung vor Ort. Bezüglich der Information über die ökologische Verbesserung des Gewässers wurde - nach dem formellen Verfahren der Planfeststellung - für die informelle Beteiligung ein Infopunkt errichtet.

Erfolge

Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?

Die Erfolge hinsichtlich der Umgestaltung wurden erreicht: Überschwemmungs- und Rückstaugefahr wurden reduziert, die Regenwasserversickerung wurde auf 80 Grundstücken umgesetzt und der Hitzeinseleffekt im Sommer reduziert. Die Resonanz auf die Maßnahme war sehr positiv und erreichte deutlich mehr Menschen als nur die direkt betroffenen Anwohner*innen: Die lokale Politik stützte die Maßnahme und der Heerener Mühlbach wurde zu einem Anschauungsprojekt für weitere Maßnahmen - es wurden Führungen für interessierte Bürger*innen und Parteien organisiert, der Lippeverband verwendet diese vorbildhafte Maßnahme als Beispiel für andere Umgestaltungen im Lippeeinzugsgebiet und Europäische Partner besuchten das Projekt, das Konzept für sich zu nutzen.

ErläuterungÜber das Monitoring, das der Lippeverband zu jedem seiner umgestalteten Gewässer durchführt, um deren Entwicklung auch für die EU WRRL zu dokumentieren, wird insbesondere die Entwicklung des ökologischen Gewässerzustands nachgehalten.

Ansprechperson

Anke Althoff
Lippeverband
Kronprinzenstrasse 24
45128 Essen
Deutschland
Abteilung Strategisches Flußgebietsmanagement
Telefonnummer0201 104 2361

Ort der Umsetzung

Hammer Straße 2
59174 Kamen
Deutschland

Unna

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