Erhalt der traditionellen Bewässerung im Wiesenttal im Forchheimer Land

  • Mittig im Bild steht eine Kurbelschütz (Regulierungsvorrichtung mit Kurbel). Die senkrechte Platte, die den Graben absperren würde, ist hochgekurbelt.
    Erhalt der traditionellen Bewässerung Europas im Forchheimer Land (Copyright: Wässerwiesen-Projekt Landkreis Forchheim)
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Das Projekt dient dem Erhalt der Wiesenbewässerung sowie ihrer naturschonenden Grünlandbewirtschaftung und Vielfalt an Ökosystemdienstleistungen. Neben positiven Effekten auf Klima, Wasser, Boden, Luft und Biodiversität gehört dazu auch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Die in Wässergenossenschaften organisierten Landwirte sind in der Lage, ihre Wiesen gezielt zu wässern und somit den Grünlandertrag nicht nur zu sichern, sondern auch zu steigern. Vor allem in trockenen Sommern, wie beispielsweise 2003 und 2015 bis 2020, traten die Vorteile dieser Bewirtschaftungsform deutlich zu Tage. Doch die Stauanlagen und Grabensysteme der Wiesenbewässerung dienen nicht nur der Landwirtschaft bei Wassermangel, sondern auch der Allgemeinheit im Falle eines Wasserüberschusses. Bei Hochwasserereignissen kann Wasser gezielt in die Wiesen geleitet und das Grünland als Retentionsfläche genutzt werden.

Bei der Wiesenbewässerung handelt es sich um eine Bewirtschaftungsform, die über Jahrhunderte das Wiesental bei Forchheim formte. Mit der Wasserzufuhr aus den Bewässerungsanlagen und der damit erfolgenden Befeuchtung und Düngung mit Schwebstoffen, konnten Ernten gesichert, das Pflanzenwachstum beschleunigt und die Ernteerträge bei verbesserter Qualität gesteigert werden. Durch den Mehrertrag der Wiesen konnte der Viehbestand erhöht und somit die Produktion an organischem Dünger gesteigert werden, den limitierenden Faktor der historischen Landwirtschaft.

Mit der Möglichkeit Dünger synthetisch herzustellen, wurde die arbeitsintensive Bewässerung der Wiesen überflüssig, ihre natürlich düngende Wirkung durch künstlich erzeugten Mineraldünger ersetzt, Grabensysteme und technische Stauanlagen als Hindernisse immer größer werdender landwirtschaftlicher Maschinen beseitigt und Grünland zu Ackerland umgebrochen. Trotz der Bedrohung durch immer weitere Auflassungen gehört das Projektgebiet europaweit noch zu den am besten erhaltenen Bewässerungssystemen und soll auch weiterhin erhalten werden.

Das Projekt informiert durch breit gefächerte Öffentlichkeitsarbeit (Printmedien, Internetpräsenz, Exkursionen, Vorträge etc.) sowohl die Landwirt*innen als auch die Öffentlichkeit über Geschichte und Wert dieser jahrhundertealten Kulturform. In Folge eines gemeinsamen Bewerbungsverfahrens mit der Wasserradgemeinschaft in Möhrendorf und weiteren Wässerorganisationen im Gebiet fanden 2020 die „Wässerwiesen in Franken“ Aufnahme in die Bayerische Landesliste, Anfang 2021 die „Traditionelle Bewässerung der Wässerwiesen in Franken“ in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Hiermit ist eine zunehmend positive öffentliche Wahrnehmung dieser traditionellen Kulturtechnik verbunden.

Eckdaten zur Maßnahme

Maßnahmenträger

MaßnahmenträgerAktive Wässergenossenschaften des Projektgebiets "Erhalt der traditionellen Bewässerung im Wiesenttal im Forchheimer Land"
Kooperationspartner

Die Projektsteuergruppe besteht aus folgenden Projektpartnern: Landkreis Forchheim (Träger); beteiligte Wässergenossenschaften (1 gem. Vertreter); betroffene Gemeinden (1 gem. Vertreter); Höhere Naturschutzbehörde (vertritt auch Fördergeber); Untere Naturschutzbehörde; Amt für Ländliche Entwicklung; Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; Wasserwirtschaftsamt; Landschaftspflegeverband; Bayerischer Bauernverband; Bund Naturschutz (als Vertreter der anerkannten Naturschutzverbände).

Dauer und Finanzierung

Dauer

Beginn der Umsetzung
Dauer der UmsetzungProjektbeginn: 08/2017; Projektende: 12/2022
Wie hoch waren die (geschätzten) Kosten für die Umsetzung?

Für die Laufzeit von 5 J. & 4 M. wurden 815.000 € bewilligt

Das Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds (70%), der Oberfrankenstiftung (10%), des
Landkreises Forchheim als Projektträger (10%) sowie der beteiligten Gemeinden (anteilig bezogen auf die im Projektgebiet liegende Gemeindefläche, 10%). Außerdem werden bereits bestehende Förderprogramme wie das Vertragsnaturschutzprogramm und die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie genutzt.

Beteiligung

Welche Formen der Beteiligung fanden statt?

ErläuterungAlle Projektpartner sind bereits in der Steuergruppe vorhanden und treffen sich regelmäßig, um das Projekt zu begleiten und anstehende Entscheidungen zu treffen.

Erfolge

Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?

Mehrere seit Jahrzehnten ruhende Genossenschaften möchten die Wiesenwässerung wieder aufnehmen. Im Rahmen des Projekts wurden die Reaktivierung koordiniert und erforderliche Instandsetzungsmaßnahmen organisiert und finanziert. Weitere Interessensbekundungen liegen vor, auch von außerhalb des Projektgebiets.
Das Projekt wurde in den Jahren 2018 und 2020 mit dem Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet.
Gemeinsam mit thematisch vergleichbaren Projekten in der Region ist über ein gemeinsames Dachprojekt die Bildung einer „Fränkischen Wässerwiesen-Agentur“ geplant. Im Rahmen der Suche nach einem überregional tätigen Träger fanden bereits weiterführende Koordinationsgespräche statt.

ErläuterungDa durch die Dynamik des Projektes und mögliche von außen einwirkende Faktoren eine Konkretisierung von Einzelzielen schwierig ist, wurden in den Bereichen Bewässerungssysteme, Bestand des artenreichen Grünlands und Zielarten (z.B. Wiesenbrüter) Minimal- und Optimalziele festgelegt. Sie dienen dem Projektmanagement als Kontrolle und werden regelmäßig überprüft und ggf. angepasst.

Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?

Durch den Erhalt der Wiesenbewässerung sowie ihrer naturschonenden Grünlandbewirtschaftung können im erheblichen Umfang Ökosystemdienstleistungen gesichert werden. Grundwasser und Boden können durch verringerte oder vermiedene Düngergaben geschont werden. Beim Wasserhaushalt leistet die Wiesenbewässerung in den Bereichen Hochwasser-, Grundwasser- und Trinkwasserschutz (Menge und Qualität) äußerst positive Wirkungen.

Hindernisse

Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?

Da die Wiesenbewässerung sehr arbeitsintensiv ist, haben die Wässergenossenschaften Schwierigkeiten, Nachfolger*innen zu finden. Zusätzlich haben viele Menschen mangels Wissen das Verständnis für die traditionelle Wiesenbewässerung verloren und halten sie für überflüssig, z.T. sogar für Verschwendung der Ressource Wasser.Das Projekt unterstützt die Landwirt*innen und informiert durch breit gefächerte Öffentlichkeitsarbeit über Geschichte und Wert dieser jahrhundertealten Kulturform.

Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?

Die Wiesenwässerung ist arbeitsintensiv.
Bei Hochwasser müssen die Stauanlagen auch nachts kontrolliert werden.
Gräben und Stauanlagen müssen regelmäßig gepflegt werden.
Die oft überalterten Stauanlagen müssen in kostenintensiv instandgesetzt oder komplett erneuert werden. Die erforderlichen Investitionen übersteigen in der Regel weit den Gewinn durch höhere Erträge oder die Einnahmen aus Genossenschaftsbeiträgen.
Die mit Gräben durchzogenen Wiesen stellen Hindernisse für Maschinen dar.

Ansprechperson

Dr. Roland Lindacher
Landratsamt Forchheim - Fachbereich 43 Dienststelle Ebermannstadt
Oberes Tor 1
91320 Ebermannstadt
Deutschland
Abteilung Projektmanagement Wässerwiesen-Projekt "Erhalt der traditionellen Bewässerung im Wiesenttal im Forchheimer Land"
Telefonnummer09191/86-4305
Fax Nr.09191/86-884305

Ort der Umsetzung

Burgenhofstraße 5
91301 Forchheim
Deutschland

Forchheim

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