Hintergrund und Ziele
Als nordöstlichste Modellregion an der Grenze zu Polen verfügt die Planungsregion Vorpommern mit ca. 70 Einwohnern pro km² über eine geringe Bevölkerungsdichte. Küsten- und Boddenlandschaften sowie agrarisch geprägtes Küstenhinterland kennzeichnen die Region mit einer Küstenlinie von ca. 1.450 km Länge.
Der Regionale Planungsverband Vorpommern hat eine räumliche Strategie für die regionale Bewältigung des Klimawandels vorgelegt. Die Strategie setzt auf eine öffentlichkeitswirksame Kombination von Anpassungsmaßnahmen und Maßnahmen des Klimaschutzes. Mit fünf durch Experten und regionale Akteure bearbeiteten Handlungsfeldern, welche auf die wichtigsten Raumfaktoren ausgerichtet sind, wird eine integrative Wirkung der Raumstrategie sichergestellt. Die Handlungsfelder "Biodiversität", "Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei", "Wasserwirtschaft und Wasserhaushalt" sowie "Siedlungsentwicklung, Mobilität, Tourismus und Energieerzeugung/-verteilung" bauen aufeinander auf und haben untereinander eine Reihe von Wechselwirkungen. Das fünfte Handlungsfeld bilden die regionalen Maßnahmen für den Klimaschutz.
Ziele sind:
- Entwicklung eines regionalen Klimaanpassungsprogramms zur Stärkung der regionalen Resilienz;
- Erstellung von Qualitäts- und Prüfkriterien für raumrelevante Vorhaben (sog. "KlimaCheck");
- Integration in die Fortschreibung des regionalen Entwicklungskonzeptes;
- Entwicklung von Instrumenten eines Klimawandel-Governance-Prozesses als Querschnittsaufgabe.
Es wurden vier Zielräume mit spezifischen Handlungsanforderungen und -maßnahmen definiert:
- nachhaltige Siedlungsentwicklung,
- nachhaltige Küstenentwicklung,
- Sicherung von Landschaftswasserhaushalt und Grundwasserneubildung,
- Freiraumentwicklung und Biodiversität.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Mecklenburg-Vorpommern
- Küste
- Nordostdeutsches Tiefland
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Emissionsszenario (SRES): A1B;
antreibendes Globalmodell: ECHAM5;
Regionale Klimamodelle: REMO, CLM, WETTREG;
aktuelle Klimaprojektionen wurden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bereitgestellt
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
Wind, Bewölkung, Luftfeuchtigkeit
- langfristig = bis 2100 und darüber hinaus
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Ein Anstieg des Meeresspiegels von mindestens 30 Zentimetern bis 2100 wird zu einem Küstenrückgang führen. Zu erwarten sind auch erhebliche Landverluste durch Überflutungen, häufigere Abbrüche an Steilküsten sowie größere Schäden durch Sturmfluten. Zunehmende Durchschnittstemperaturen sowie sommerliche Hitzewellen werden das Klimaregime dauerhaft verändern. Ebenso werden zunehmende Niederschläge im Winter und vermehrte Starkniederschläge zu Hochwassereeignissen führen. Abnehmende Niederschlagsmengen im Sommer führen zu Sommertrockenheiten und einem geringeren Grundwasserdargebot und damit zur Beeinträchtigungen der Land- und Forstwirtschaft. In Bezug auf die Abhängigkeit des Tourismus von der Wasserqualität der Ostsee und der Gefährdung von Schutzgebieten im Küstenbereich sind ebenfalls Klimasensitivitäten zu beachten. Auch sind Auswirkungen des Klimawandels auf die Grundwasserressourcen durch Versalzung zu befürchten.
Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen
Eine Ermittlung und Bewertung von Sensitivität und Anpassungskapazität fand nicht statt, so dass eine Vulnerabilitätsanalyse im Sinne des IPCC-Konzepts nicht durchgeführt worden ist.
Eine besondere Verwundbarkeit (im Sinne einer Klimafolgenbewertung) in der Region resultiert aus der spezifischen naturräumlichen Ausstattung der Küstenbereiche an der Ostsee. Die durch Bodden und Haff stark gegliederte Küstenlinie bildet einen Naturraum, dessen Vulnerabilität in Bezug auf den erwarteten Meeresspiegelanstieg und häufigere, u. U. extremere Sturmflutereignisse ungleich höher als in anderen Küstenregionen an Nord- und Ostsee ist. Ein weiträumiger Schutz des tief liegenden Hinterlandes durch Deiche und andere Maßnahmen erscheint unrealistisch. Zudem besteht Vulnerabilität im Bereich des Tourismus durch u. a. Verschlechterung der Wasserqualität der Ostsee durch Temperaturanstieg.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Anpassung an den zu erwartenden Klimawandel wird vor allem für folgende Themen wichtig:
- Bewältigung des Meeresspiegelanstiegs an den Flachküsten;
- Steuerung der Siedlungsentwicklung an den Steilküsten;
- Ausrichtung der Landwirtschaft auf die veränderten klimatischen Rahmenbedingungen;
- Stärkung der Wälder als klimatische Schutz- und Ausgleichsräume mit multifunktionalen Wirkungen;
- Entwicklung der Siedlungspotenziale im Küstenraum im Einklang mit den Erfordernissen der Biodiversität und des Küstenschutzes;
- Nutzung der regionalen Ressourcen regenerativer Energieerzeugung für die Stärkung des Arbeitsmarktes;
Das entwickelte strategische Handlungs- und Anpassungskonzept setzte auf eine öffentlichkeitswirksame Kombination von Anpassungsmaßnahmen und Maßnahmen des Klimaschutzes. In der integrierten Raumentwicklungsstrategie werden die Handlungsansätze der fünf Themenfelder zusammengefasst. Dabei fließen in die Strategiebildung Wechselwirkungen ein, die zu Synergien aber auch zu Konflikten führen können.
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen
Die Raumentwicklungsstrategie arbeitet die wichtigsten regionalen Probleme des Klimawandels heraus und zeigt die Arbeitsrichtungen zur Lösung der Probleme auf. Dazu werden beispielhaft für Teilräume der Region Ansätze vorgestellt und für die verschiedenen Politikfelder Handlungsempfehlungen gegeben. Dabei erfolgt eine regional differenzierte Betrachtung der Klimafolgen und des Anpassungsbedarfs sowie der Bedarf zur Neu- und Weiterentwicklung von informellen und formellen Instrumenten.
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): KlimaMORO
Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern
Träger des Modellvorhabens ist der Regionale Planungsverband Vorpommern (RPV);
regionale Forschungsassistenz: Ingenieurplanung-Ost
Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern
Am Gorzberg, Haus 14
D-17489 Greifswald