UKCIP – United Kingdom Climate Impacts Programme

Hintergrund und Ziele

Hintergrund der Aktivität ist die Erkenntnis, dass einerseits der in den nächsten 30 bis 40 Jahren zu erwartende ⁠Klimawandel⁠ aus den Treibhausgasemissionen der Vergangenheit resultiert. Anderseits wird der Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts durch die heute bzw. in den nächsten Jahren verursachten Emissionen bestimmt. Es muss deshalb der Lebensstil der Menschen derart angepasst werden, dass sowohl auf die nicht vermeidbaren Änderungen des Klimasystems reagiert werden kann, als auch der zukünftige Ausstoß von Treibhausgasen minimiert wird.

Ziel der Aktivität ist die Bereitstellung von Szenarien für den Klimawandel und die Koordinierung der Forschung über die Ausprägung des zukünftigen Klimas. Diese Informationen werden kostenlos allen Organisationen in kommerziellen oder öffentlichen Bereichen zur Verfügung gestellt, um ihnen bei der Vorbereitung auf die ⁠Klimafolgen⁠ zu helfen. Es werden weiterhin Werkzeuge für die Bewertung der Klimafolgen zur Verfügung gestellt und bestehende Initiativen in verschiedenen Sektoren oder Regionen bekannt gemacht. Die Beteiligung von Stakeholdern ist ein zentrale Aspekt der Aktivität: Für sie werden Informationen über den Klimawandel und seine Folgen bereitgestellt, so dass sie die relevanten Implikationen identifizieren, Forschungsprioritäten benennen, Forscher berufen, Resultate bewerten und Ergebnisse publizieren können. Zusätzlich wird ein sog. ⁠Adaptation⁠ Wizard angeboten, der den Prozess vom Verständnis des Klimawandels bis hin zur Integration in die Entscheidungsfindung und -umsetzung unterstützen soll.

Laufzeit

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Großbritannien

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Es werden Klimaprojektionen entwickelt, um mögliche Änderungen des Klimas im 21. Jahrhundert aufzuzeigen. Die Klimaprojektionen UKCIP02 und UKCIP08 basieren auf verschiedenen Emissionsszenarien und stellen Information über mögliche regionale Klimaänderungen, Änderungen extremer Wetterereignisse und des Meeresspiegels bereit.

UKCIP08 ist eine regionale ⁠Klimaprojektion⁠ mit einer Rasterweite von 25 x 25 km und aggregierter Darstellungen für verschiedene administrative Regionen und Flusseinzugsgebiete. Modelliert werden überlappende Zeitschritte von 30 Jahren mit Erweiterungen von jeweils 10 Jahren (z.B. 2011-2040, 2021-2050 usw. bis 2071-2100) für drei zukünftige Emissionsszenarien (hoch, mittel und gering). Resultat sind Änderungen monatlicher, saisonaler und jährlicher Durchschnittswerte für eine Vielzahl von Klimavariablen sowie Informationen über Veränderungen von Extremereignissen bezogen auf die Periode von 1961-1990.

Im Jahr 2009 wurden neue Klimaprojektionen veröffentlicht: UKCP09 (UK Climate Projections 2009). Sie beinhalten die aktuellsten Informationen über den ⁠Klimawandel⁠ in Großbritannien im 21. Jahrhundert. Auch hier werden drei Emissionsszenarien "hoch", "mittel" und "gering" verwendet, die für die gemittelten Jahre 2020, 2050 und 2080 betrachtet werden.

Folgende Klimaveränderungen sind für Großbritannien wahrscheinlich: Es wird wärmer, die Temperatur der Küstengewässer steigen (allerdings nicht so schnell wie über dem Land), hohe Sommertemperaturen werden zunehmen, sehr kalte Winter werden seltener, Winter werden feuchter und Sommer trockener, der Schneefall nimmt ab, schwere Winterniederschläge werden häufiger, der Meeresspiegel steigt weiter an den meisten Küstenabschnitten an und extreme Meeresspiegelhöhen werden häufiger auftreten.

Parameter (Klimasignale)
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
Zeithorizont
  • kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
  • mittelfristig = bis 2050
  • langfristig = bis 2100 und darüber hinaus

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Klimafolgen⁠ für die Landwirtschaft entstehen durch das Auftreten neuer Schädlinge und Krankheiten für die Feldfrüchte und den Viehbestand. Veränderte Anforderungen an die heutigen landwirtschaftlichen Produkte können aber z.B. auch durch veränderte Präferenzen der Konsumenten resultieren. Die ⁠Biodiversität⁠ wird durch Veränderungen in den Verbreitungsmustern der Arten und der Lebensraumzusammensetzung betroffen, mit Gefährdungen und Chancen für unterschiedliche Arten. In den städtischen Bereichen sind schon heute Konsequenzen für die Planung und den Bau von Häusern, Strassen, Versorgungseinrichtungen und Entwässerungsanlagen zu erwarten, da sie langfristig gestaltet bzw. ausgelegt sind (50 oder 60 Jahre). Klimafolgen werden auch in allen Wirtschaftsbereichen zu spüren sein, wo sowohl neue Möglichkeiten, als auch Risiken für traditionelle Märkte, Produkte und Dienstleistungen auftreten können. Der ⁠Klimawandel⁠ bedingt vielfältige Herausforderungen durch die Einwanderung von exotischen Arten und neuer Schädlinge für die Erhaltung der historischen Pflanzenzusammensetzung in Parkanlagen. Für den Gesundheitssektor ist mit einer Abnahme der mit kalten Temperaturen verbundenen Todesraten im Winter und eine Zunahme der durch Hitze verursachten Todesfälle im Sommer zu rechnen. Wärmere Temperaturen können auch zu mehr Fällen von Lebensmittelvergiftungen führen.

Die lokalen Autoritäten bzw. Entscheidungsträger wie Stadt- und Landräte spielen eine Schlüsselrolle für die Sicherstellung der ⁠Nachhaltigkeit⁠ ihrer Gemeinden im Klimawandel. Viele der von ihnen bereitgestellten Dienstleistungen werden betroffen sein, wie z.B. Notfallplanung, Abfallsammlung und -deponierung, Raumplanung, Grundstücksmanagement, Freizeiteinrichtungen und soziale Dienstleistungen. Weiterhin sind große Teile von Großbritannien gegenüber Überflutungen durch ⁠Flusshochwasser⁠, Sturmfluten und niederschlagsbedingten Sturzfluten vulnerabel und die hierdurch verursachten Risiken werden im Klimawandel ansteigen. Zusätzlich wird der Klimawandel die schon heute bemerkbaren Probleme für die Wasserverfügbarkeit, den Wasserbedarf und die Wasserqualität verstärken.

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Die Aktivitäten des UKCIP helfen allen Organisationen, Sektoren und Entscheidungsträgern ihre ⁠Vulnerabilität⁠ hinsichtlich des Klimawandels zu bewerten, so dass sie sich effektiv und zeitig anpassen können. Vulnerabilität wird als eine Funktion der ⁠Exposition⁠, der ⁠Sensitivität⁠ und der ⁠Anpassungskapazität⁠ eines Systems verstanden.

Betrachtung der unterschiedlichen ⁠Resilienz⁠ und Sensitivität von verschiedenen Regionen und Sektoren, um Anpassung in einem Risikomanagement zu verbessern. Aufbau von Anpassungskapazität und Bereitstellung von Anpassungsmaßnahmen sind zwei Aspekte in einem Adaptationsprozess: Der erste bezieht sich auf die Bereitstellung von Informationen und Randbedingungen, die vor der Durchführung von Anpassungsmaßnahmen notwendig sind, während sich der zweite auf die Durchführung von Maßnahmen zur Reduktion der Vulnerabilität bezieht.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Es wird ein "⁠Adaptation⁠ Wizard" online im Internet bereitgestellt, der in vier Schritten erklärt, wie ⁠Klimafolgen⁠ erfasst, Risiken quantifiziert, Entscheidungen und Maßnahmen gefunden und geplant sowie Anpassungsstrategien geprüft werden können. Ob und wie man den jeweiligen Schritt erreichen kann, wird dabei anhand einiger Schlüsselfragen dargestellt. Weiterhin wird dargestellt, welche Prinzipien für eine "gute Klimaanpassung" beachtet werden müssen und es wird eine Liste zur Verfügung gestellt, die relevante Prinzipien und Ressourcen darstellt und erklärt. Die Prinzipien einer guten Klimaanpassung sollen Leitlinien einer allgemeinen Strategie für eine "klimasichere" Entscheidungsfindung bereitstellen.

Die aktuelle Version 2.0 des "Adaptation Wizard" hat einen zusätzlichen Schritt bekommen: "Bin ich hinsichtlich des heutigen Klimas vulnerabel?" Hintergrund ist die Erkenntnis, dass es für manche Personen einfacher ist über die zukünftigen Klimafolgen nachzudenken, wenn sie ihre Betroffenheit gegenüber heutigen Klimavariabilitäten und extremen Wetterereignissen erkennen. Dieser neue Schritt trägt dazu bei, die Anpassungsnotwendigkeiten anschaulicher zu machen, da eine Verbindung zwischen der ⁠Vulnerabilität⁠ durch heutiges ⁠Wetter⁠ mit der durch zukünftigen ⁠Klimawandel⁠ hergestellt wird.

Zeithorizont
  • 2011–2040 (nahe Zukunft)
  • 2021–2050 (nahe Zukunft)
  • 2036–2065
  • 2051–2080 (ferne Zukunft)
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Ziel der Zusammenarbeit mit den lokalen Entscheidungsträgern ist die Entwicklung geeigneter und angemessener Anpassungsstrategien. Es soll aber auch ein Überblick über die neuesten Informationen zu Klimarisiken, eine Zusammenfassung der Forschung über den ⁠Klimawandel⁠ sowie über die Folgen und Anpassungsoptionen gegeben werden.

Schritt 5: Monitoring und Evaluation

Ansatz, Ziel und Ergebnisse von Monitoring und/oder Evaluation 

Es wird ein "⁠Adaptation⁠ Wizard" online im Internet bereitgestellt, der auch erklärt, wie Anpassungsstrategien überprüft werden können.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

gefördert durch das Department for Environment, Food & Rural Affairs (Defra - Großbritannien)

Projektleitung 

Oxford University, Zentrum für die Umwelt

Beteiligte/Partner 

Hadley Centre, Tyndall Centre

Ansprechpartner

UK Climate Impacts Programme, Umweltzentrum der Universität Oxford
Dyson Perrins Building, South Parks Road
UK-OX1 3QY Oxford

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Industrie und Gewerbe  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft  Handlungsfeldübergreifend