Speichern statt Pumpen

Hintergrund und Ziele

Das Projekt "Speichern statt Pumpen" – als Teilprojekt des Vorhabens "Biosphärenreservate als Modellregionen für ⁠Klimaschutz⁠ und Klimaanpassung" – hatte zum Ziel, Handlungsoptionen vor dem Hintergrund klimawandelbedingter Veränderungen für das regionale Wassermanagement in der nordwestdeutschen Küstenregion aufzuzeigen.

Ein beschleunigter Meeresspiegelanstieg, die Veränderungen in der Menge und der jahreszeitlichen Verteilung der Niederschläge werden die Situation der Entwässerung und Bewässerung der Gebiete an der niedersächsischen Küste erheblich verschärfen. Höhere Außenwasserstände und damit kürzere Zeiten freien Sielzugs oder höhere Wassermengen, die möglichst zeitnah abgeführt werden müssen, machen den zusätzlichen Einsatz von Pumpen erforderlich.

Das Projekt umfasste dabei zwei methodische Schwerpunkte, die miteinander kombiniert wurden. Die räumliche Erkundung lieferte eine umfangreiche Datengrundlage hinsichtlich wasserwirtschaftlicher Infrastruktur, den naturräumlichen Gegebenheiten sowie den Raumnutzungsansprüchen der Landwirtschaft, des Tourismus und des Naturschutzes im niedersächsischen Küstenraum. Auf Grundlage dieser Daten und unter Einbezug regionaler Klimaszenarien, die u.a. im Rahmen des Interreg IV B-Vorhabens "Climate Proof Areas" erarbeitet wurden, konnten nun gemeinsam mit der Wasserwirtschaft für einen ausgewählten Potenzialraum erste Handlungsoptionen entwickelt und später mit einem breiter aufgestellten Kreis regionaler Interessensvertreter diskutiert und vertieft werden. Die Ideen reichten von der Nennung durchzuführender technischer Einzelmaßnahmen bis hin zu Optionen, die eine multifunktionale Nutzung mit einem positiven Effekt für ein nachhaltiges Landmanagement im Biosphärenreservat "Niedersächsisches Wattenmeer" beinhalteten.

Ziel des Projektes war es, regionale klimawandelbedingte Veränderungen im niedersächsischen Küstenbereich sowie deren Folgen für das regionale Wassermanagement zu identifizieren und alternative Handlungsoptionen aufzuzeigen. Ein wesentlicher Schwerpunkt lag dabei auf der Ermittlung von Entwicklungspotentialen, die geeignet sind, die zukünftigen Ansprüche der Wasserwirtschaft zu erfüllen und gleichzeitig – vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Entwicklung – weitere Landnutzungsansprüche zu berücksichtigen. Diese Fragestellung war sowohl räumlich als auch inhaltlich eng in das Biosphärenreservatkonzept Niedersächsisches Wattenmeer eingebunden und fokussierte auch auf die nachhaltige Entwicklung der binnendeichs gelegenen noch aufzubauenden Entwicklungszone des Biosphärenreservates "Niedersächsisches Wattenmeer". Von zentraler Bedeutung war darum, inwiefern neue Wege im regionalen Wassermanagement zu einer nachhaltig positiven biologischen, kulturellen aber auch ökonomischen Entwicklung der Region beitragen können.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Niedersachsen
Naturräumliche Zuordnung
  • Küste
  • Nordwestdeutsches Tiefland
Räumliche Auflösung / Zusatzinformationen 

Niedersächsisches Wattenmeer

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Für die Abschätzung der regionalen Veränderungen bezüglich der relevanten Parameter für die Wasserwirtschaft wurden die Ergebnisse des EU Interreg IVB-Vorhabens "Climate Proof Areas" genutzt. Es wurden die ⁠IPCC⁠-Emissionsszenarien A2, B2 und B1 berücksichtigt.

Ergebnisse (hauptsächlich für die A2-Szenariofamilie): saisonale Abflusshöhe mit deutlicher Steigerung in den Wintermonaten; Wasserdefizit im Sommer nimmt zu; Abnahme der Abflusshöhe im Sommer ist deutlicher als die Zunahme im Winter; ab 2050 ist eine deutliche Veränderung der saisonalen Wasserbilanz zu erwarten (ausgeprägter in den A-Szenarien als in den B-Szenarien); monatliche Niederschläge mit deutlicher Abnahme in den Sommermonaten und Zunahme für die Wintermonate; das niedersächsische Küstengebiet ist ein Sommerregengebiet: dies kann sich bis zum Ende des Jahrhunderts umkehren (für die A-Szenarien, für die B-Szenarien ergibt sich eine Angleichung der Niederschläge in Sommer und Winter).

Parameter (Klimasignale)
  • Flusshochwasser
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
Weitere Parameter 

Abfluss, Wasserbilanz

Weitere Zeitangaben 

Referenzperiode 1971–2000

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Neben einem beschleunigten Meeresspiegelanstieg werden vor allem Veränderungen in der Menge sowie jahreszeitlichen Verteilung der Niederschläge – trockenere Sommer, niederschlagsreichere Winter und zunehmende Starkregenereignisse – die Situation der Entwässerung und zum Teil Bewässerung der Gebiete an der niedersächsischen Küste erheblich verschärfen.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Die mit der regionalen Wasserwirtschaft entwickelten Handlungsoptionen sind:

  • Verbindung Gewässerstrukturen: Anbindung südlicher Bereiche des Entwässerungsverbands Butjadingen an das Entwässerungssystem der Stadlander Sielacht;
  • Speicherpolder Marsch: Schaffung eines Speicherpolders im nördlichen Bereich des Entwässerungsverbandes Jade;
  • Bypass-Erstellung zwischen dem Wapeler Siel (mit Schöpfwerk) und dem Schöpfwerk Schweiburger Siel;
  • Kombination der drei zuvor genannten Maßnahmen.
Zeithorizont
  • 2021–2050 (nahe Zukunft)
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)
Konfliktpotential / Synergien / Nachhaltigkeit 

Neben der Wasserwirtschaft, für die die Hochwassersicherheit und die Sicherung des Grundwasserkörpers insbesondere die Vermeidung der (weiteren) Versalzung oberste Priorität hat, stehen die Ansprüche weiterer Raumnutzer wie Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus. Hinzu kommen wirtschaftsstrukturelle Herausforderungen wie der verstärkte Anbau von Energiepflanzen, der geplante Bau der Küstenautobahn A20 und die geplante Weseranpassung. So beklagt insbesondere die Landwirtschaft eine zunehmende Flächenkonkurrenz und Einschränkung der flächendeckenden landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten. Vor diesem Hintergrund wurden auch Bedenken gegenüber der möglichen Umsetzung alternativer Wasserwirtschaftskonzepte geäußert.

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Im Projekt wurde offen über Lösungsmöglichkeiten und alternative Handlungsoptionen diskutiert. Als unabdinglich wurde die Durchführung einer Betroffenheitsanalyse zur Folgenabschätzung etwaiger Maßnahmenumsetzungen gerade auch für die Landwirtschaft angesehen. Hieraus lässt sich die Aufforderung zu einer kooperativen Vorgehensweise ableiten, in dem landwirtschaftliche wie auch touristische und Naturschutzbelange in zukünftigen Handlungsoptionen alternativer Wasserwirtschaftskonzepte Berücksichtigung finden und verleihen dem Wunsch nach Vertiefung geeigneter Zusammenarbeit Ausdruck.

Kosten 

Da ein Großteil des Niederschlagswassers aufgrund des Höhenniveaus an der Küste nur eingeschränkt oder gar nicht über natürliche Abflüsse ins Meer geleitet werden kann, ist der Betrieb von kostenintensiven (Energie, Unterhaltung) Pump- und Schöpfwerken erforderlich; es werden die Pumpkosten als Problemkonstellation für die einzelnen Entwässerungsverbände erwähnt.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Projektleitung 

Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Beteiligte/Partner 

Universität Oldenburg, Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) sowie COAST – Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung

Ansprechpartner

Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer
Biosphärenreservat
Virchowstr. 1
D-26382 Wilhelmshaven

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Landwirtschaft  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft