KWU - KlimaWandel Unterweser - informieren, erkennen, handeln

Hintergrund und Ziele

Das Forschungsprojekt untersucht in der Region Unterweser Kommunikationsformen zum ⁠Klimawandel⁠. Gemeinsam mit Akteuren aus Tourismus, Stadt- und Regionalplanung sowie der Landwirtschaft werden Methoden und Materialien zur Vermittlung eines Risiko- und Chancenbewusstseins entwickelt, um daraus Handlungsmöglichkeiten zu erlangen. Die Arbeit mit den drei Akteursgruppen erfolgt über zwei Jahre in aufeinander aufbauenden Workshops. Mit Hilfe eines Anspracheprozesses wählt die Projektleitung Personen aus, die sich über den gesamten Zeitraum aktiv am Forschungsprozess beteiligen und sich dem Vorhaben verpflichtet fühlen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts "KlimaWandel Unterweser" sind neue Wege für die Kommunikation des Themas ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ erprobt und dokumentiert worden. Die entstandenen Produkte vermitteln die Notwendigkeit der Beschäftigung mit Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel für definierte Akteursgruppen. Es wurden sechs Produkte von Arbeitsgruppen aus Tourismus, Stadt- und Regionalplanung sowie Landwirtschaft entwickelt, die von den Kooperationspartnern des Sustainability Centers Bremen nach Abschluss des Forschungsprojekts eigenständig weitergeführt werden.

Ziele

Die an den Workshops Teilnehmenden sollen im Projektverlauf bei der Entwicklung eigener Medien zur Thematisierung des Klimawandels in ihren Zielgruppen unterstützt werden. Dabei werden die subjektiven Theorien der Akteure erfasst und mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Klimaforschung zusammengeführt. Es gilt, zielgruppenspezifische Handlungs- und Kommunikationsmittel zu erstellen. Die Ergebnisse der Workshops werden zum einen als Kommunikationsleitfaden für die drei Zielgruppen aufbereitet. Zum anderen sollen sich diese auch auf weitere Gruppen übertragen lassen. Als Kommunikationsmittel kommen Ausstellungen, Filme, Kampagnen, Websites, Broschüren, Poster oder Unterrichtsmaterialien infrage. Anhand dieser Medien vermitteln die Akteure des Forschungsprojektes die Erkenntnisse aus der akteursorientierten Risikokommunikation exemplarisch über einen Zeitraum von zwölf Monaten.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Bremen
  • Niedersachsen
Naturräumliche Zuordnung
  • Küste
  • Nordwestdeutsches Tiefland

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Vergleich zwischen den Klimaprojektionen des ⁠IPCC⁠ (4. Sachstandsbericht 2007), den Projektionen aus den regionalen Klimamodellen REMO und WETTREG sowie der Klimaprojektionen aus den Projekten KLIMU und KRIM.

Parameter (Klimasignale)
  • Hitzewellen
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Betrachtung der ⁠Klimafolgen⁠ für die Sektoren Landwirtschaft, Tourismus und Stadt- und Regionalplanung. Für die Landwirtschaft sind beispielhaft zu nennen: Verlängerung der ⁠Vegetationsperiode⁠ durch Temperaturerhöhung, Düngungseffekte durch Kohlendioxidzunahme in der Luft, erhöhte Hitzebelastung der Nutztiere, veränderte Niederschlagssituation (Menge und jahreszeitliche Verteilung) mit Veränderungen im Bodenwasser- und Grundwasserhaushalt sowie veränderter ⁠Verdunstung⁠ bzw. ⁠Evapotranspiration⁠, Verringerung der Grundwasserflurabstände, Erhöhung der Grundwasserneubildungsraten, Abnahme der bodenkundlichen Feuchtestufe, zunehmende ⁠Bodenfeuchte⁠ im Sommer und abnehmende Bodenfeuchte mit Ertragseinbußen sowie Erhöhung der Entwässerungsmengen.

Für den Tourismus sind beispielhaft zu nennen: Verbesserte Wetterbedingungen ("Wettersicherheit"), Schäden an der Infrastruktur durch Extremereignisse, jahreszeitliche Verlagerung der Tourismusströme sowie Veränderungen in den bevorzugten Urlaubsdestinationen (siehe Projekt KUNTIKUM).

Für die Stadt- und Regionalplanung sind beispielhaft zu nennen: Erhöhung der Gesundheitsrisiken durch Hitzeperioden insbesondere in den Städten, größere Herausforderung und Anstrengungen für das Gesundheitssystem für Vorsorge und Versorgung der Bevölkerung, Ausbreitung von vektorübertragenen Krankheiten, höheres Infektionspotenzial von Krankheitsüberträgern, Ausbreitung von Allergenen in der Luft oder in der Pflanzenwelt, reduzierte Qualität und Quantität von Wasser, Luft und Nahrungsmitteln sowie vielfältige Folgen für die Siedlungswasserwirtschaft (siehe Projekte Urban Water und URBAS) und den Gebäude- und Wohnbereich (siehe Projekt ErKlim).

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Erkenntnisse über die ⁠Vulnerabilität⁠ werden in einer Expertise zusammengefasst. Grundlage hierfür stellt der Forschungsbericht "⁠Klimawandel⁠ in Deutschland - Vulnerabilität und Anpassungsstrategien klimasensitiver Systeme" des Umweltbundesamts dar (siehe auch Projekte KLIMU und KRIM).

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Mögliche Anpassungsoptionen für die Zielgruppen werden in verschiedenen Expertisen zusammengestellt. Für die Zielgruppe Landwirtschaft sind als Anpassungsmaßnahmen z.B. die Umstellung und Auswahl geeigneter Sorten, Veränderungen im Aussaattermin, Anpassung der Fruchtfolge und Einführung neuer Fruchtarten, Erhöhung und Erhalt der ⁠Biodiversität⁠, Verbesserung der Be- und Entwässerung, Anpassung von Düngung und Pflanzenschutz und Verwendung bodenschonender und wassersparender Anbaumethoden zu nennen.

Für die Zielgruppe Tourismus sind als Anpassungsmaßnahmen z.B. die Sicherung und Anpassung der Infrastruktur, Flexibilisierung und Diversifizierung des Angebots, Verbesserung des Risiko- und des Chancenbewusstseins, Verbesserung der Kommunikation und Verbesserung der Wettervorhersage und von Warnsystemen zu nennen.

Für die Zielgruppe Stadt- und Regionalplanung sind als Anpassungsmaßnahmen z.B. die Einführung von Warnsystemen, Forschung und ⁠Monitoring⁠, Verbesserung der öffentlichen Gesundheitspflege, vermehrte Aufklärung, Anpassung von Stadtplanung und Architektur, Verbesserung der Gewässersysteme in städtischen Bereichen, Integration von Stadtplanung und nachhaltiger Wasserwirtschaft, Ermöglichung des Erfahrungsaustausches und Wissenstransfers zwischen den beteiligten Körperschaften auf allen Ebene, Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema "Wasser in der Stadt", Verbesserung der Wettervorhersage und von Warnsystemen sowie von Notfall- und Evakuierungsplänen zu nennen.

Zeithorizont
  • 2036–2065
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Ziel des Projekts war die Erarbeitung von Handlungs-, Kommunikations- und Anpassungsstrategien zusammen mit den Akteuren aus den Bereichen Tourismus, Landwirtschaft, Stadt- und Regionalplanung, die anschließend der gesamten Bevölkerung zugute kommen sollen. Die entwickelten Produkte vermitteln die Notwendigkeit der Beschäftigung mit Anpassungsmaßnahmen an den ⁠Klimawandel⁠ für die Akteursgruppen. Es wurden folgende sechs Produkte entwickelt:

  1. Mottotour Klimawandel: Traditionelle Gästeführungen in der Tourismusregion Nordwestdeutschland werden zukünftig unter dem Gesichtspunkt der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ angeboten. Es sind drei Mottotouren für Butjadingen, die Region Cuxhaven und das Teufelsmoor entstanden.
  2. Klimaqualifizierung für Touristik-Anbieter im Nordwesten: Nachfragen zum Thema Anpassung an den Klimawandel werden von Mitarbeitern aus der Touristikbranche durch einen regelmäßigen Newsletter, durch Fortbildungsveranstaltungen und eine angepasste Mottotour beantwortet.
  3. Lernmodul für die landwirtschaftliche Grundausbildung: Unter dem Titel "Klimaanpassung - Erlernen durch Erleben" zielt dieses Vorhaben darauf ab, das Thema Anpassung an den Klimawandel als festen Lehr- und Lernbestandteil in die landwirtschaftliche Grundausbildung zu integrieren.
  4. Leitfaden "Klimaanpassung in Planungsverfahren": Der Leitfaden liefert Beiträge und Empfehlungen zur Definition adaptiver beziehungsweise resilienter Raumstrukturen und zur Integration von Anpassungsoptionen in das bestehende Planungswerk der ⁠Raumordnung⁠, Regionalentwicklung und Stadtplanung.
  5. Modelle für ein "Regionales Wassermanagement": Drei Modelle veranschaulichen unterschiedlichen Strategien der ⁠Landnutzung⁠ als regionale Antworten auf die Folgen des Klimawandels.
  6. Klimatheater "Coleoptera - die Klimakünstler": Das Klimatheater führt Zuschauer auf emotionaler Ebene an das Thema Klimawandel heran und verbindet dabei klassisches Theater mit Elementen des Spontantheaters. Hierbei werden Zurufe oder Eindrücke des Publikums von den Schauspielern spontan aufgenommen und szenisch dargestellt.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

BMBF⁠-Fördermaßnahme "klimazwei - Forschung für den ⁠Klimaschutz⁠ und Schutz vor Klimawirkungen";

Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa (SUBVE) Bremen; Bremer Energie-Konsens

Projektleitung 

Sustainability Center Bremen (SCB) mit ECOLO und ECONTUR

Beteiligte/Partner 

Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), Bremerhaven;

Forschungszentrum ⁠Nachhaltigkeit⁠ (ARTEC), Universität Bremen;

Institut Arbeit und Wirtschaft (IAW), Universität Bremen;

Institut für Ökologie und Evolutionsbiologie, Universität Bremen (Michael Schirmer);

Evaluation: Horst Rode

Ansprechpartner

Sustainability Center Bremen
Jakobistraße 20
D-28195 Bremen

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Handlungsfelder:
 Landwirtschaft  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft