GLOCHAMORE - Global Change in Mountain Regions

Hintergrund und Ziele

Hintergrund des Projekts ist die zunehmende Bedeutung der Folgen des globalen Wandels und des Klimawandels in Bergregionen. Das Projekt unterstützt daher die Manager der Biosphärenreservate in Gebirgen (Mountain Biosphere Reserve - MBR) und die Wissenschaft bei der Planung und Umsetzung von Forschungserkenntnissen über den globalen Wandel. Die entwickelte Forschungsstrategie ist das Produkt zweijähriger Forschung zwischen Global-Change-Wissenschaftlern und den Managern von MBR innerhalb des ⁠UNESCO⁠-Programms "Der Mensch und die Biosphäre" (UNESCO-MAB).

Das Projekt zielt auf die Entwicklung einer modernen integrierten und implementierbaren Forschungsstrategie ab, um ein besseres Verständnis über die Konsequenzen des globalen Wandels in einer weltweit verteilten Auswahl von UNESCO Biosphärenreservaten in Gebirgen zu erreichen. Die Resultate dieser Forschungsstrategie dienen als eine Basis für Manager und ⁠Stakeholder⁠ in diesen Gebieten, um Politiken und Strategien für eine nachhaltige Entwicklung zu entwickeln. Zur Erreichung dieses Ziels werden Aktivitäten und Erkenntnisse von Natur- und Sozialwissenschaften zusammengeführt.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • weltweit
Bundesland
  • Bayern
Naturräumliche Zuordnung
  • Alpen

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Es werden konsistente und vergleichbare regionale Klimaszenarien für Bergregionen insbesondere für die MBR entwickelt. Dabei werden durch "downscalling" aus mehreren globalen Klimamodellen für jedes MBR räumlich und zeitlich hochaufgelöste Klimaszenarien produziert, die die verschiedenen Emissionsszenarien des ⁠IPCC⁠ verwenden. Zusätzlich werden konsistente und vergleichbare Szenarien für Landnutzungsänderungen in den Bergregionen erstellt.

Parameter (Klimasignale)
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
Weitere Parameter 

Extremereignisse, Nebel, Wolkenbedeckung

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Die Folgen des Klimawandels werden eine Vielzahl von charakteristischen Bergsystemen betreffen: Die Kryosphäre, die Ökosysteme und die Ökonomie.

Folgen für die Kryosphäre betreffen die Ausdehnung der Gletscher mit Auswirkungen auf die Menschen, die von den Gletscherwasserressourcen abhängig sind. Der Zeitpunkt und die Menge der von den Gletschern abgegebenen Wasserressourcen werden stark vom ⁠Klimawandel⁠ beeinflusst. Die Schneebedeckung ist ein wichtiger ökologischer und ökonomischer Faktor in Bergregionen. So ist die Schneeschmelze eine wichtige Wasserquelle und Veränderungen in der zeitlichen und räumlichen Ausdehnung betreffen die Lebensgrundlagen der Menschen. Dauerfrostböden verhindern und begrenzen Erosionsprozesse. Der Klimawandel verändert die Ausdehnung und Eigenschaften der Permafrostbereiche mit Folgen für den Wasserkreislauf, das Auftreten von Naturgefahren und die Stabilität der dort gebauten Infrastruktur.

Klimafolgen⁠ beeinflussen auch die Wasserspeicherung und den Wasserabfluss aus den Bergen mit Konsequenzen für Bewässerung und Wasserkraftnutzung. Klimabedingte Veränderung der Wasserqualität von Seen und Fließgewässer ist bedeutsam für die menschliche Gesundheit, das ⁠Wasserdargebot⁠ und den Status von aquatischen und terrestrischen Ökosystemen. Dabei sind Bergseen sehr sensitiv gegenüber Klimaveränderungen.

Im Rahmen des globalen Wandels können spezifische ökosystemare Funktionen und Dienstleistungen betroffen sein. Der biotische Teil der alpinen Ökosysteme verändert die biogeochemischen und hydrologischen Prozesse qualitativ und quantitativ, insbesondere die Stickstoffspeicherung und den Stickstoffkreislauf. Deshalb haben veränderte Prozessraten oder Verschmutzung signifikante Konsequenzen für die von alpinen Ökosystemen bereitgestellten Dienstleistungen wie z.B. die Trinkwasserqualität. Bergwälder sind wichtige Senken für Kohlenstoff und wichtige Quellen für natürliche Ressourcen wie Holz und Brennstoff. Weideland (alpine Weiden und Wiesen) sind für das ökologische und ökonomische Funktionieren von Bergregionen kritisch.

Klimawandel und Landnutzungsänderungen verändern die Vegetationsbedeckung und beeinflussen die Stabilität von Berghängen. Der Boden ist eine nicht-erneuerbare Ressource und der Klimawandel hat signifikante Folgen für den biologischen, chemischen und physikalischen Kreislauf des Bodensystems.

Das Vorkommen von Schädlingen und Krankheiten kann sich durch den Klimawandel verändern.

Veränderungen in der Artenzusammensetzung und -interaktionen kann auch die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen beeinflussen. In Bergen besonders relevante ökologische Funktionen und Dienstleistungen sind die Bereitstellung von ausreichend Wasser mit guter Qualität, Anbau von Kultur- und Heilpflanzen, Futterproduktion, Wasserinfiltration und -speicherung, Nährstoffretention und Absicherung gegenüber katastrophalen Hangrutschungen. Als Resultat der ⁠Klimaänderung⁠ können fremdartige, nichtheimische Pflanzen sich ausbreiten und deutliche Veränderungen in den Strukturen und Funktionen der Bergökosystemen verursachen.

Weitere Folgen des Klimawandels sind eine erhöhte Häufigkeit von Extremereignissen, welche Gefahren für Leben und Eigentum in Bergregionen darstellen können (z.B. Überflutungen, Hangrutschungen, Steinfall/Murenabgänge, Lawinen oder Feuer). Der globale Wandel kann auch neue Gesundheitsgefahren für die Menschen und ihre Haustiere schaffen und existierende Risiken verschlimmern (z.B. Malaria und andere vektorübertragene Krankheiten, durch Wasser übertragene Krankheiten, Lebensmittelsicherheit).

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Verschiedene soziale Gruppen in und um die Biosphärenreservate in Gebirgen (MBR) sind vulnerabel gegenüber potenziellen zukünftigen globalen Veränderungen. Während Armut allgemein die ⁠Vulnerabilität⁠ erhöht, kann dieses auch von speziellen ökonomischen Aktivitäten und anderen nicht mit Armut verbundenen Charakteristika verbunden sein. Erfolgreiche Anpassung benötigt daher ein Verständnis der relativen Vulnerabilität verschiedener sozialer Gruppen, die auch von ihrer ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ an Veränderungen abhängt.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Neben der vom Projekt entwickelten Forschungsstrategie ist die Ausarbeitung und Bewertung von Anpassungsstrategien wichtig. Dabei kann die Wissenschaft für die Gesellschaft hinsichtlich des Managements der Umwelt eine wichtige Rolle spielen, um nicht nur die natürlichen Ressourcen zu erhalten, sondern auch zur Erreichung der Millennium-Entwicklungsziele beizutragen und die Existenzgrundlagen heutiger und zukünftige Generationen sicherzustellen. Das Verständnis der möglichen Folgen des Klimawandels und der Fähigkeit der Menschen hierauf zu reagieren ist die Voraussetzung für jede Art von nachhaltigem Anpassungsmanagement an den globalen Wandel. Zukünftige nachhaltige Entwicklung und vorausschauende Strategien hängen dabei auch von der akkuraten Bewertung der Ökosystemdienstleistungen ab.

Ziel ist die Entwicklung eines Biodiversitätsmanagements, da die menschlichen Nutzungsformen die ⁠Biodiversität⁠, die Verfügbarkeit ökosystemare Güter und Funktionen sowie die ⁠Resilienz⁠ der ökologischen Systeme stark beeinflussen. Deshalb werden behutsame Managementmethoden für Beweidung, Mahd und Abbrennen der Felder gebraucht, um lokale Aussterbeprozesse unter veränderten Umweltbedingungen zu vermeiden. Es sollen Managementmethoden identifiziert werden, die zur Vermeidung der negativen Effekte des globalen Wandels auf die Biodiversität dienen.

Zeithorizont
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)
Konfliktpotential / Synergien / Nachhaltigkeit 

Viele bedeutende und festgefahrene Konflikte sind in Bergregionen zu beobachten, wie z.B. Wasser- und Landnutzungskonflikte. Konflikte in abgelegenen Gebirgsregionen könne leicht eine Quelle von Spannungen für die Gesellschaften ganzer Nationen werden, da hier z.B. die Quellen der für die Wasserversorgung wichtigen Flüsse liegen.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

6. Forschungsrahmenprogramm der EU, "Sustainable Development, Global Change and Ecosystems", ⁠UNESCO⁠ "Man and the Biosphere" (MAB) Programm, UNESCO "International Hydrological Programme" (IHP)

Projektleitung 

Mountain Research Initiative (MRI)

Beteiligte/Partner 

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Deutschland),

CEMAGREF (Frankreich),

ETH Zürich (Schweiz),

UJF/CNRS (Frankreich),

Universität Wien (Österreich),

Universität Zürich (Schweiz),

Universität Basel (Schweiz),

Universität Utrecht (Niederlande),

UHI Millennium Institute (UK),

TEI Lamias (Griechenland), J

awaharlal Nehru University (Indien),

Universita degli Studi dell'Aquila (Italien)

Ansprechpartner

MRI - Mountain Research Initiative
Schwarztorstr. 9
CH-3007 Bern

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Energieinfrastruktur  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Tourismuswirtschaft  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft