Klimawandel und Kulturlandschaft Berlin

Ziel der Studie

Auswirkungen des Klimawandels auf die Kulturlandschaft Berlin sowie Anpassungsmöglichkeiten aufzeigen.

Erscheinungsjahr

Untersuchungsregion/-raum

Bundesland Berlin
Untersuchungsraum Berlin
Räumliche Auflösung 

Administrative Grenzen

Verwendete Klimamodelle / Ensembles

Emissionsszenarien Keine Verwendung von Emissionsszenarien
Klimamodelle ECHAM (3-5)
Ensembles nein
Anzahl der Modellläufe nicht dokumentiert
Regionales Klimamodell 

STAR II, WETTREG

Weitere Parameter 

Niederschläge, Temperaturanstieg

Zeitraum 

2016-2025;
2056-2055

Klimawirkungen

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Biologische Vielfalt
    • Arten und Populationen

"Naturschutz und Landschaftsplanung: Gleichwohl kann der Klimawandel als treibende Kraft, die Natur und Landschaft in Deutschland mittel- und langfristig beeinflussen wird, angesehen werden. Mit einem besonders starken Nettoverlust an Biodiversität wird gerechnet - insbesondere in Feuchtgebieten und bei grundwasserabhängigen Landökosystemen, wenig jedoch auf den die Region prägenden Rasenstandorten. Zu einem besonderen Problem dürfte werden, dass Habitatgeneralisten einwandern. Diese werden heimische Flora und Fauna verdrängen und können zu gesundheitlichen Belastungen für den Menschen führen. Klimatische Veränderungen werden die beiden Naturgüter Gewässer und Boden in besonderer Weise beeinflussen - etwa durch zunehmende Verlandung von Oberflächengewässern sowie Erosionsgefährdung." (S. 12)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Energiewirtschaft
    • Energieumwandlung

"Bioenergie: Für die Kulturlandschaft kann eine verstärkte Bioenergieproduktion zur Reduzierung der ökologischen Ausgleichsfunktion und zum Verlust von Struktur- und Artenvielfalt führen. Es sind aber auch positive Effekte durch neue Landschaftselemente denkbar."

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Landwirtschaft
    • Ertrag und Qualität der Ernteprodukte

"In der Region Berlin-Brandenburg werden sich voraussichtlich die Temperaturerhöhung und die verminderten Niederschläge im Sommerhalbjahr am stärksten negativ auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken. Anpassungsstrategien sollten daher vor allem auf robustere, trockenheitsresistente Sortenzüchtungen zielen. Daneben wird in Zukunft eine die Bodenstruktur und den Humusaufbau fördernde Fruchtfolge und Bodenbearbeitung von hoher Bedeutung sein. Gleiches gilt für eine optimale Nährstoffversorgung, die kleinräumig bedarfsgerecht zu gestalten ist. Sehr wahrscheinlich wird die lokal notwendige Einrichtung von Bewässerungssystemen Konfliktpotenziale hervorrufen. Die Ergebnisse auf einzelbetrieblicher Ebene sind stark von den zukünftigen Prämienzahlungen, Kostenstrukturen und Preisniveaus abhängig. Auch wenn es zu Anpassungsreaktionen kommt, ist unter langfristig möglicher völliger Liberalisierung auf schwachen Standorten mit einem Rückgang der Grünlandnutzung und der Aufgabe leichter Ackerflächen zu rechnen." (S. 10)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Menschliche Gesundheit
    • Hitze- und kälteabhängige Erkrankungen oder Mortalitäten

"Für die Menschen im urbanen Landschaftsumfeld ergeben sich besondere Konsequenzen: Innerstädtische Zonen werden sich deutlich stärker erwärmen als das Umland. Wärme wird länger und zumal in der Nacht gespeichert, und das Stadtklima wird trockener. Es wird zu einer Einschränkung der Lebensqualität und insbesondere zu zusätzlichen gesundheitlichen Belastungen durch klimatisch bedingten Stress kommen." (S. 12)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Wald- und Forstwirtschaft
    • Güter und Dienstleistungen des Waldes

"Vom Klimawandel werden nach derzeitigem Wissenstand vor allem die folgenden Bereiche beeinflusst werden: Zuwachsvermögen der Waldbäume, Grundwasserneubildung und Nutzung des Waldes als Erholungsraum. Keine der untersuchten Baumarten Buche, Eiche, Kiefer und Birke wird unter den getroffenen Annahmen völlig ausfallen. Die Buche reagiert als einzige Baumart auf den derzeit von ihr besiedelten besseren Standorten tendenziell positiv auf den Klimawandel, während die anderen betrachteten Baumarten unter zunehmend trockenen Bedingungen leiden werden. Die Konkurrenzkraft der Buche wird zunehmen und die waldbauliche Steuerung von Mischbeständen aus Buche und anderen Baumarten aufwändiger werden als es derzeit der Fall ist. Die Grundwasserneubildung geht sehr wahrscheinlich zurück. Im ungünstigsten Fall ist ein Rückgang der Versickerung auf ein Viertel, im günstigsten auf etwa drei Viertel des derzeitigen Niveaus zu erwarten. Die Baumartenverteilung spielt dabei eine geringe Rolle, da Wechselwirkungen mit Bodenvegetation, Terminierung von Regenereignissen und Bestandesstruktur ebenfalls eine Rolle spielen. Die Analyse der derzeit grundwasserbeeinflussten Standorte zeigt, dass bei einer Absenkung des Grundwasserspiegels auf diesen Flächen mit drastischen Zuwachsrückgängen und einer Schwächung der Bäume gegenüber Extremereignissen und Pathogenen gerechnet werden muss." (S. 11)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Wasser
    • Gewässerzustand von Oberflächengewässern
    • Abflussverhältnisse (von Oberflächengewässern)

"Der Klimawandel hat einen direkten Einfluss auf den Wasserhaushalt. Höhere Temperaturen führen zu mehr Verdunstung, einem verringerten Abfluss und geringeren Grundwasserneubildungsraten. Es muss mit einer durchgängigen Erhöhung der Verdunstung gerechnet werden, wobei der Anstieg durch die deutlich höheren Temperaturen im Winter wesentlich stärker ausgeprägt ist als im Sommer. Der Abfluss nimmt dadurch für die Region Berlin-Brandenburg um bis zu 40 % ab. Differenzierte Modellierungen für das Berliner Stadtgebiet haben gezeigt, dass sich die Grundwasserneubildung in der Dekade 2031-2040 innerhalb einer Bandbreite von einer Verringerung um 14 % bis zu einer Zunahme um 30 % verändern kann. Ab 2030 ist in Trockenperioden im Sommer damit zu rechnen, dass der Zufluss des Berliner Gewässersystems zum Erliegen kommen kann. Generell wird das Erreichen oder Überschreiten der Mindestabflüsse unwahrscheinlicher, insbesondere nach dem Auslaufen des Bergbaus am Oberlauf der Spree nach 2035. [...] Künftig könnte sich in Folge der Klimaänderungen hinsichtlich der Wasserverfügbarkeit für Berlin ein Anpassungsbedarf des wasserwirtschaftlichen Managements bei der Flutung der Tagebaurestlöcher ergeben. […] Dagegen könnte sich die Wassergüteproblematik verschärfen. Ein verringerter Abfluss, längere Aufenthaltszeiten und höhere Temperaturen könnten zu verstärkter Eutrophierung der Gewässer führen. Bei geringen Fließgeschwindigkeiten nimmt zudem die Sedimentationsrate zu und verstärkt so den Sauerstoffmangel in den Fließgewässern. Außerdem werden die Trockenschäden an Auen und Niedermooren zunehmen. Dies kann zunehmende CO2-Emissionen zur Folge haben, aber auch der Nährstoffeintrag in das Gewässersystem kann dadurch deutlich zunehmen. Zudem verlieren diese Flächen ihre Ausgleichsfunktion für den Landschaftswasserhaushalt." (S. 9)

Methodischer Ansatz

Kurzbeschreibung des methodischen Ansatzes 

keine eigene Vulnerabilitätsstudie; Bericht fasst vorhandene Studien, Forschungsergebnisse und Szenarien zusammen, und ergänzt diese durch eigene Modellrechnungen für die Bereiche Land- und Forstwirtschaft

Analysekonzeptansatz früherer IPCC-Ansatz (2004, 2007)
Komponenten im Analysekonzept  Klimatischer Einfluss, Klimawirkung, Vulnerabilität
Methodik zur Operationalisierung Quantitative Wirkmodelle (z.B. Abflussmodelle), Qualitative Informationen (z.B. Experteninterviews)

Wer war oder ist beteiligt?

Herausgeber Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung I, Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg, Berliner Forsten, Berliner Stadtgüter GmbH
Kontakt 

Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), agripol GbR und stadt.land.freunde

Bibliographische Angaben 

Lotze-Campen, H. et al. 2009: ⁠Klimawandel⁠ und Kulturlandschaft Berlin. Berlin

Bericht: Klimawandel und Kulturlandschaft Berlin

Herausgeber:
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung I, Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg, Berliner Forsten, Berliner Stadtgüter GmbH

Autoren:
Hermann Lotze-Campen, Lars Claussen, Axel Dosch, Steffen Noleppa, Joachim Rock, Johannes Schuler, Götz Uckert

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Energieinfrastruktur  Landwirtschaft  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft