Handlungsfeld Bauwesen

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Im Zuge des Klimwandels muss sich auch der Baubereich umstellen.
Quelle: 106313/photocase.com

Starkregen und Flusshochwasser können erhebliche Schäden an Gebäuden verursachen. Grünflächen haben einen wichtigen Kühlungseffekt für das Stadtklima, sind aber zugleich selbst von zunehmender Hitze und Trockenheit betroffen. Städtische Hitzeinseln werden zukünftig durch die zunehmende Urbanisierung größer werden, wodurch die Hitzebelastung für Menschen in städtischen Verdichtungsräumen steigt.

Klimafolgen

Inhaltsverzeichnis

 

Schäden an Gebäuden durch Starkregen und Flusshochwasser

Neben Stürmen verursachen ⁠Starkregen⁠ und ⁠Flusshochwasser⁠ die größten Schäden an Gebäuden. Während die Gefahr durch Flusshochwasser nur in unmittelbarer Nähe zu einem Fluss besteht, kann Starkregen überall auftreten. Für Flusshochwasser ist eine Frühwarnung meist bereits mehrere Tage im Voraus möglich, Starkregen hingegen lässt sich bislang oft nur wenige Stunden vorher voraussagen.

Wie gefährdet ein Gebäude durch Starkregen oder Hochwasser ist, hängt von der Siedlungsstruktur und den Eigenschaften des Gebäudes ab. In Gebieten mit hoher Bodenversiegelung und in Hanglagen ist die Gefahr durch urbane Sturzfluten besonders groß. Welche Flächen überflutet werden könnten, lässt sich in Hochwasserrisikokarten und kommunalen Starkregengefahrenkarten darstellen.

Der gefährdetste Teil eines Gebäudes ist der Keller. Das Schadensausmaß hängt dabei von der Art der Nutzung ab. Zudem beeinflusst die Art der verbauten Materialien das Schadensausmaß im Ernstfall. Beispielsweise spielt es eine Rolle, welche wärmedämmenden Verbundmaterialien verbaut wurden. Dies kann darüber entscheiden, ob eine Sanierung möglich oder der Abriss notwendig ist. Eine große Rolle spielen zudem Verunreinigungen mit Schmutzwasser oder wassergefährdenden Stoffen, wie Chemikalien oder Ölen (z. B. durch eine Ölheizung). Diese können zu einer erheblichen Vergrößerung des Schadensausmaßes beziehungsweise der Sanierungskosten führen.

In Bezug auf Starkregen kann unzureichender Schlagregenschutz von Kellerfenstern oder der Ausbau von Dachgeschossen, Dachterrassen und Balkonen zu höheren Schäden führen. Geringe Gebäudesockelhöhen, unzureichend dimensionierte Entwässerungssysteme und ungünstige Dachbauweisen können ebenfalls das Schadensausmaß erhöhen. Starkregen kann bei fehlenden Dachüberständen die Fassade beschädigen. Die Folgen können sich durch den Eintritt der Wassermengen in die Bauteile bemerkbar machen und zu Durchfeuchtungsschäden führen. Weitere Faktoren sind die Bauweise der Außenwand, das Baujahr sowie Instandhaltung, Wartung und Modernisierung von Dach- und Entwässerungssystemen. 

Indikatoren aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Starkregen im Siedlungsbereich, Schadenaufwand in der Sachversicherung

 

Vegetation in Siedlungen

Öffentliche Grünflächen, Stadtbäume, private Gärten haben ebenso wie Dach- und Fassadenbegrünungen eine wichtige stadtklimatische Funktion: Sie kühlen die Stadt und reduzieren die Hitzebelastung für die Einwohner*innen. Vegetation speichert im Gegensatz zu Gebäuden und versiegelten Flächen kaum Wärme und insbesondere Rasenflächen kühlen nachts schneller ab. Hinzu kommt eine Kühlung durch ⁠Evapotranspiration⁠. Am Tag ist auch der Schattenwurf von Bäumen von großer Bedeutung.

Die Vegetation in Siedlungen leistet nicht nur wertvolle Beiträge zum ⁠Klimaschutz⁠ und zur Klimaanpassung, sie ist auch direkt durch den ⁠Klimawandel⁠ betroffen. Insbesondere multiple Belastungen durch Trockenheit, Hitze, Schädlinge, Krankheiten sowie Stürme werden die Siedlungsvegetation voraussichtlich weiter unter Druck setzen.

Etwa 70 Prozent der Straßenbäume in Deutschland entfallen auf lediglich sechs Arten. Diese sind bereits jetzt multiplen Belastungen wie abiotischen Stressfaktoren, Krankheiten und Schädlingen ausgesetzt, so dass ihre Widerstandsfähigkeit eingeschränkt ist. Gerade Trocken- und ⁠Hitzestress⁠ setzen häufig verwendete Baumarten wie Linde und Ahorn zunehmend unter Druck und machen sie noch anfälliger gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Einige der klassischen Stadtbäume werden zukünftigen Anforderungen daher nicht mehr gewachsen sein.  Auch schlechte Standortbedingungen sind weitere Stressfaktoren für Straßenbäume, wie z. B. ein kleiner Wurzelraum aufgrund von Bodenverdichtung und -versiegelung, eine geringe Boden- und Luftqualität sowie Schadstoffeinträge, wie z. B. Streusalz.

 

Stadtklima und Wärmeinseln

Die städtische ⁠Wärmeinsel⁠ ist ein typisches Merkmal des Stadtklimas und beschreibt den Effekt, dass es innerhalb eines Stadtgebiets wärmer ist als in den umliegenden ländlichen Gebieten. Je größer und dichter bebaut die Stadt ist, desto größer fällt der Wärmeinseleffekt in der Regel aus. Eine hohe Flächenversiegelung, wenig kühlende Grünflächen, geringe Luftzirkulation, dunkle Oberflächen, Hochhausbebauung sowie Wärmeemissionen, beispielsweise durch Verkehr und Gebäudeklimatisierung, tragen dazu bei. Da Gebäude Wärme speichern und nur langsam abkühlen, ist der städtische Wärmeinseleffekt in der Nacht am stärksten.

Städtische Wärmeinseln können zu einer deutlich erhöhten Wärmebelastung führen. Zudem kann der städtische Wärmeinseleffekt die negativen Auswirkungen von Luftschadstoffen, insbesondere von bodennahem Ozon, verstärken. Die zunehmende Urbanisierung führt zu einer flächenmäßigen Ausdehnung städtischer Wärmeinseln, wodurch mit einer Verstärkung der Hitzebelastung für Menschen in städtischen Verdichtungsräumen zu rechnen ist.

Bei langanhaltenden hohen Temperaturen können sich auch Innenräume stark aufheizen. Dies kann zu gesundheitlichen Gefahren insbesondere für ältere Menschen führen. Besondere Relevanz haben hohe Innenraumtemperaturen für Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheime, Einrichtungen für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen, Krankenhäuser, Not- und Rettungsdienste, Einrichtungen zur Rehabilitation, Schulen, Kindertageseinrichtungen und bestimmte Arbeitsstätten.

Indikatoren aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Wärmebelastung in Städten und Sommerlicher Wärmeinseleffekt, Kühlgradtage

 

Weitere Klimawirkungen

Innenraumklima: Die zunehmende Anzahl und Dauer von Hitzeperioden wird ohne bauliche Anpassungsmaßnahmen vermehrt zu hohen Innenraumtemperaturen führen. Neben zunehmender Hitzebelastung kann sich dies auch negativ auf die Luftqualität und die Innenraumhygiene auswirken, indem die Freisetzung von Gefahrstoffen und ein Schimmelbefall begünstigt wird.

Zeiten für Bautätigkeit: Starkwind, ⁠Starkregen⁠, Hitze und Belastungen mit Ultraviolettstrahlung können die Unfallgefahr und die Gesundheitsbelastung auf Baustellen erhöhen und so aus Gründen des Arbeitsschutzes zu Bauunterbrechungen führen.

Anpassung

Maßnahmen zur Reduzierung von Schäden an Gebäuden durch Starkregen und Flusshochwasser

Technische Anpassungsmaßnahmen können Gebäude vor ⁠Starkregen⁠, Sturzfluten und ⁠Flusshochwasser⁠ schützen oder deren Folgen abmildern. Um das Eindringen von Wasser durch Gebäudeöffnungen zu verhindern, eignen sich beispielsweise Aufkantungen im Eingangsbereich, vor Kellertreppen und Lichtschächten. Für Hochwassersituationen sind auch Barrieresysteme geeignet, die Gebäudeöffnungen absichern. Maßnahmen zur Versickerung und zum Wasserrückhalt, wie Dachbegrünung, Entsiegelung und Versickerungsmulden, halten Regenwasser länger zurück und tragen dazu bei, Überflutungen am Gebäudesockel zu vermeiden. Eine funktionierende Dachentwässerung mit Notüberläufen an Dachrinnen, Balkonen und Terrassen ist ebenso wichtig wie der Rückstauschutz bei Sanitärobjekten unterhalb der Rückstauebene. In hochwassergefährdeten Gebieten sollte bei Neubauten erwogen werden, auf die Unterkellerung zu verzichten. Von großer Bedeutung ist auch die sichere Lagerung wassergefährdender Stoffe (zum Beispiel Öl und Chemikalien).

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Erstellung von ⁠Starkregen⁠- und Hochwassergefahrenkarten. Sie dienen sowohl Kommunen als Grundlage für die Planung von Vorsorge- und Notfallmaßnahmen als auch Grundstücks- und Gebäudeeigentümern zur Information und Bewusstseinsbildung.

Auf politischer Ebene müssen Anpassungserfordernisse in bestehenden technischen Normen und Regelwerken im Bauwesen stärker berücksichtigt werden. Zudem sind bauliche Standards erforderlich, die einer klimawandelbedingt höheren Frequenz und Intensität von Hochwasser- und Starkregenereignissen Rechnung tragen. So kann dazu beigetragen werden, Bauweisen anzupassen oder gar Baugenehmigungen auf gefährdeten Flächen zu versagen.

Darüber hinaus sind Instrumente der Bau- und Planungspraxis weiterzuentwickeln. So sind beispielsweise seit dem Jahr 2020 in der Städtebauförderung Maßnahmen zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ und zur Verbesserung der grünen Infrastruktur wichtige Fördervoraussetzungen.

Auch die Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung hinsichtlich der Klimarisiken und des bestehenden Anpassungsbedarfs ist ein wichtiger Baustein. Dies betrifft Berufsverbände, wie Ingenieur-, Handwerks- und Architektenkammern, ebenso wie Gebäudeeigentümer*innen, Verwaltungen und Mieter*innen.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Fördermittel für klimawandelangepasstes Bauen und Sanieren

Maßnahmen zur Anpassung der Vegetation in Siedlungen

Bei der Neupflanzung von Stadtgrün ist darauf zu achten, dass die Pflanzen ausreichend hitze- und trockenheitstolerant sind. Kommunen benötigen Planungswerkzeuge und Informationsmaterialien, die bei der Auswahl klimaresilienter Bäume unterstützen. Die Artenzusammensetzung von Stadtbäumen sollte grundsätzlich diversifiziert werden. Neue Konzepte zur dezentralen Bewässerung von Stadtgrün helfen, um den ⁠Trockenstress⁠ für Pflanzen zu reduzieren. Hierzu zählt z. B. die Nutzung von Wasser aus Regenrückhaltebecken oder die Ableitung von Regenwasser von Straßen, Geh- und Radwegen in Pflanzgruben im Sinne des Leitbildes „Schwammstadt“.

Mithilfe der Städtebauförderung kann Siedlungsvegetation gezielt gestärkt werden. Förderfähige Maßnahmen sind beispielsweise die Schaffung oder Erweiterung von Grünflächen, die Vernetzung von Grün- und Freiflächen, die Begrünung von Bauwerksflächen sowie die Erhöhung der ⁠Biodiversität⁠.

Im Zuge der Nachverdichtung von Städten ist es von besonderer Bedeutung, das Prinzip der doppelten Innenstadtentwicklung zu berücksichtigen. Dabei gilt es, die Nachverdichtung so zu gestalten, dass bestehende Grünflächen erhalten bleiben und wenn möglich neue geschaffen werden.

Auf politischer Ebene ist die Einführung von Standards förderlich, beispielsweise bezüglich Baumgrößen und Bodeneigenschaften wie Durchwurzelbarkeit und Wasseraufnahme- und Wasserspeicherkapazität. Standards könnten an den Grünflächenfaktor oder den Biotopflächenfaktor angelehnt sein, welche bei der Aufstellung von Bebauungsplänen bereits festgesetzt werden können. Ebenfalls hilfreich kann die Monetarisierung der ⁠Ökosystemleistungen⁠ sein, die Grünflächen- und Gehölzbestände erbringen. Die Sichtbarkeit dieser Leistungen und damit auch das Bewusstsein für deren Relevanz hinsichtlich der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ ließe sich dadurch erhöhen.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Erholungsflächen

Maßnahmen zur Reduzierung des Wärmeinseleffekt

Um die Hitzebelastung in Städten zu senken, gilt es, Grünflächen und Stadtbäume zu erhalten und zu erweitern. Auch Fassaden- und Dachbegrünung trägt zur Kühlung und zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Auch die Umsetzung von Maßnahmen nach dem Leitbild „Schwammstadt“ hat positive Effekte auf den Wärmeinseleffekt: Hierbei wird Regenwasser lokal gespeichert und z. B. zur Bewässerung genutzt, anstatt in die Kanalisation abgeleitet zu werden.

Zur Förderung solcher Maßnahmen sind Informationsmaterialien, Planungswerkzeuge und Handlungsempfehlungen für die Stadt- und Freiraumplanung hilfreich. Die Städtebauförderung unterstützt bei der Finanzierung. Darüber hinaus müssen bestehende technische Normen und Regelwerke im Bauwesen an die Erfordernisse des Klimawandels angepasst werden, um das klimaangepasste Bauen von Gebäuden zu fördern.

Auf der Ebene einzelner Gebäude können bauliche Maßnahmen helfen, um die Aufheizung im Innenraum zu reduzieren. Dazu gehören Verschattungselemente, Wärmedämmung oder eine klimagerechte Architektur. Bei Neubauten ist von vornherein verstärkt auf sommerlichen Wärmeschutz und Lüftungsmöglichkeiten zu achten. Darüber hinaus wirken sich auch Begrünungsmaßnahmen im Gebäudeumfeld positiv auf das Innenraumklima aus.

Indikatoren aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Dachbegrünung von Bundesgebäuden, Spezifischer Energieverbrauch der privaten Haushalte für Raumwärme

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