Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit, GerES I-IV (1985-2006)

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15.000 Menschen und tausende Proben hat das UBA bislang auf Schadstoffe untersucht
Quelle: Siehe Impressum

Schimmelsporen begünstigen Allergien und Weichmacher können Kinder krank machen – das Umweltbundesamt deckt in der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit Schadstoffquellen und deren Wirkung auf die Gesundheit auf. Zentrale Ergebnisse und Informationen aus knapp 30 Jahren Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit (ehemals Umwelt-Survey genannt) hier im Überblick.

Inhaltsverzeichnis

 

Viermal Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit auf einen Blick

Etwa 15.000 Menschen hat das Umweltbundesamt (⁠UBA⁠) seit 1985 in der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit, GerES, auf Schadstoffe untersucht. Bereits mehrfach konnte es auf diese Weise Gesundheitsrisiken für den Menschen durch Umwelteinflüsse wie Chemikalien oder Lärm aufklären und so zum Schutz der Bevölkerung beitragen.

Eine Auswahl zentraler Ergebnisse aus fast 30 Jahren Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit (ehemals Umwelt-Survey genannt):

  • In der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern, GerES 2003-2006 (ehemals Kinder-Umwelt-Survey, KUS) konnte erstmals nachgewiesen werden, dass Schimmel in der Wohnung das Allergierisiko bei Kindern erhöht.
  • Zudem darf aufgrund der Daten aus GerES 2003-2006 (ehemals KUS) der fortpflanzungsschädigende Weichmacher DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat) seit 2007 in Europa nicht mehr in Babyartikeln und Kinderspielzeug verwendet werden.
  • Diese GerES-Daten wurden auch genutzt, um die soziale Verteilung von Umweltbelastungen zu analysieren. Das Ergebnis: Sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen sind häufiger und stärker von Umweltproblemen betroffen. 
  • Aufgrund der Daten aus den Studien empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (⁠BfR⁠) Amalgamfüllungen nicht mehr für Kinder. International bezog auch die Weltgesundheitsorganisation (⁠WHO⁠) die UBA-Daten in ihre Bewertung ein.
  • In der ersten Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit, GerES 1985-1986, (ehemals Umwelt-Survey von 1985 bis 1986) konnte gezeigt werden, dass Leitungswasser häufig mit Schwermetallen wie Blei oder Kupfer belastet war, die aus Wasserohren im Haus stammten. Auch deshalb wurde die Trinkwasserverordnung 1990 auf Trinkwasser aus Haushaltsrohren ausgeweitet.

Seit der ersten Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit, GerES 1985-1986 (ehemals Umwelt-Survey von 1985 bis 1986) ist die Belastung der Menschen in Deutschland mit den meisten Schadstoffen zurück gegangen. Nach wie vor sind jedoch potenziell schädliche Substanzen im Umlauf, deren zunehmende Verbreitung kritisch beobachtet werden muss oder deren Wirkung auf den Menschen und die Umwelt nicht abschließend geklärt ist. In den vergangen Jahren rückten vor allem Weichmacher, die wie Hormone wirken können, und allergieauslösende Substanzen in den Fokus. Auch Alternativen zu Weichmachern und Kosmetik-Inhaltsstoffe gewinnen an Bedeutung. Die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit hilft, die Relevanz neuer Stoffe für die Umwelt und den Menschen zu klären und Schadstoffquellen zu identifizieren.

 

Ziele und Studiendesign

Ziel der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit ist es, zu ermitteln, von welchen Schadstoffen und Umwelteinflüssen die Menschen in Deutschland umgeben sind, auf welchen Wegen die Bevölkerung Schadstoffe aufnimmt und wie stark sie mit Schadstoffen belastet ist. Drei Studienelemente geben in Kombination Aufschluss darüber:

  • Schadstoffanalysen und Lärmmessungen in den Häusern und Wohnungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen, welchen Umwelteinflüssen die Menschen
    ausgesetzt sind.
  • Im Rahmen des Human-Biomonitorings (HBM) wird untersucht, wie hoch die Schadstoffbelastung im Blut und Urin oder anderen Körpermedien der Menschen ist. Zusammen mit der Schadstoffanalyse aus Häusern und Wohnungen ergibt sich, welche Quellen für die körperliche Belastung relevant sein könnten.
  • Fragebögen zu Ernährungsgewohnheiten und Lebensbedingungen geben Aufschluss, über welche Wege Schadstoffe in die Umwelt gelangen und vom Menschen aufgenommen werden.

Das prinzipielle GerES-Studiendesign blieb über die Jahre ähnlich, sodass die Ergebnisse verglichen werden können. Im Laufe der Zeit kamen Analysen zur Hausstaubmilben- oder Schimmelbelastung und zu Lärm und Hörvermögen hinzu. Alle Studien finden in enger Abstimmung mit dem bundesweiten Gesundheitsmonitoring des Robert Koch-Instituts (RKI) statt.

An jedem Durchgang der Studie nimmt eine jeweils repräsentative Gruppe der deutschen Bevölkerung teil. Sie wird jeweils nach statistischen Kriterien aus den Melderegistern unterschiedlich großer Städte und Gemeinden ausgewählt. Zwischen 1000 und 5000 Teilnehmer wurden bislang pro Studie untersucht. Seit 1998 werden auch Migranten einbezogen. Die Ergebnisse der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit sind repräsentativ – können also auf die gesamte deutsche Bevölkerung übertragen werden.

Bild: Teilnehmerzahlen aller Durchgänge der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit im Überblick

Tabelle mit Teilnehmerzahlen der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit seit 1985
An der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit, GerES 1991-1992 nahmen mehr als 5000 Menschen teil

Insgesamt hat die Teilnahmebereitschaft an der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit (ehemals Umwelt-Survey) seit 1985 eher abgenommen. Erstmals seit 1985 wieder gestiegen ist sie 2003 bei GerES 2003-2006 (ehemals Kinder-Umwelt-Survey, KUS). Eine besondere Herausforderung bei allen Deutschen Umweltstudien zur Gesundheit: Aus niedrigen Bevölkerungsschichten nehmen vergleichsweise wenige Menschen teil. Dies muss bei der Auswertung der Daten berücksichtigt werden.

Quelle: Umwelt-Survey Tabelle zum Download
 

Untersuchte Stoffe

Untersucht werden in den GerES Substanzen, von denen bekannt ist oder vermutet wird, dass sie gesundheitsschädlich sind und deren Konzentration sich in Körpermedien zuverlässig messen lassen. Das sind vor allem:

  • Nervengifte, sogenannte Neurotoxine wie etwa Blei, Quecksilber oder polychlorierte Biphenyle (⁠PCB⁠).
  • Stoffe, die Krebs auslösen oder begünstigen. Dazu gehören Benzol, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (⁠PAK⁠) oder halogenierte Kohlenwasserstoffe.
  • Substanzen, die zu Krankheiten oder Irritationen im Atemtrakt wie etwa Allergien oder Asthma führen können. Dazu zählen Hausstaubmilben, Tierhaare, Schimmelpilze, flüchtige organische Verbindungen (VOC) oder Formaldehyde.
  • Verbindungen, die sich langfristig im Körper anreichern, wie manche Weichmacher. Bekanntestes Beispiel ist DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat) aber auch einige PCB.
  • In der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern, GerES 2003-2006 (ehemals Kinder-Umwelt-Survey, KUS) wurde zusätzlich der Einfluss von Lärm und Stress auf die Gesundheit – etwa das Hörvermögen und das Herzkreislaufsystem – untersucht.
 

Erhöhte Werte im Überblick

Welche Schadstoffmengen die Menschen in Deutschland aufnehmen, wird bei der Analyse von Blut- und Urinproben (Human-Biomonitoring (HBM)) deutlich. Bewertet werden die Messergebnisse anhand von Grenzwerten, sogenannten HBM-Werten, die anzeigen, ab welcher Menge im Körper eine Substanz gesundheitsschädlich werden kann. Obwohl die Schadstoffbelastung in Deutschland im internationalen Vergleich durchschnittlich bis gering ist, werden Grenzwerte in einigen Bereichen überschritten.

Kinder

In der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern, GerES 2003-2006 (ehemals Kinder-Umwelt-Survey, KUS) fand das ⁠UBA⁠ erhöhte Werte für den Weichmacher DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat): 1,5 Prozent der Kinder überschritten den HBM-I-Wert, sodass bei ihnen gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht mit genügend Sicherheit ausgeschlossen werden konnten. Die Gehalte der Schwermetalle Cadmium, Blei und Quecksilber und für das in der Bundesrepublik Deutschland seit 1989 verbotene Holzschutzmittel ⁠PCP⁠ (Pentachlorphenol) waren dagegen nur noch in sehr wenigen Einzelfällen zu hoch.

Auch aufgrund der Daten darf DEHP in der EU seit 2007 nicht mehr in Babyartikeln oder Kinderspielzeug verwendet werden. Der Weichmacher kann den Hormonhaushalt durcheinander bringen und sich vor allem bei Jungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit im Erwachsenenalter auswirken.

Erwachsene

Auch bei den Erwachsenen (25 bis 69 Jahre) ging die Belastung mit den erwähnten Metallen und PCP zurück. In der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit, GerES 1997-1999 (ehemals Umwelt-Survey 1997 bis 1999) konnten bei einigen Probandinnen und Probanden noch vereinzelt erhöhte Werte für Cadmium, Blei und Quecksilber gemessen werden. Vor allem Raucher waren stark mit Cadmium belastet. In der vorangegangenen Erhebungen von 1990 bis 1992 zeigten ein paar Probandinnen und Probanden noch eine erhöhte Belastung mit PCP.

Galerie: HBM-Überschreiter im GerES 2003-2006 (ehemals KUS) auf einen Blick

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Belastung der Erwachsenen im Vergleich

Die Schadstoffbelastung von Erwachsenen wurde in den drei Deutschen Umweltstudien zur Gesundheit von 1985 bis 1999 nach größtenteils einheitlichen Kriterien untersucht. Vergleichbare Werte gibt es für die Altersgruppe der 25- bis 69-jährigen für die Belastung mit 

  • Arsen sowie den Schwermetallen Cadmium, Blei und Quecksilber
  • dem heute verbotenen Pentachlorphenol (⁠PCP⁠) in Blut und/oder Urin, das zur Schädlingsabwehr vor allem in Holzschutzmitteln eingesetzt wurde
  • 1-Hydroxypyren, einem Abbauprodukt polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (⁠PAK⁠), im Urin. Viele von ihnen sind krebserregend
  • den Schädlingsbekämpfungsmitteln PCP, ⁠Lindan⁠ und Permethrin im Hausstaub

Der Vergleich zeigt, dass die Belastung durch die untersuchten Substanzen insgesamt abgenommen hat.

Galerie: Schadstoffbelastung der Erwachsenen im Detail

In Vergleichstabellen können sich Abweichungen von den Ergebnistabellen der einzelnen Deutschen Umweltstudien zur Gesundheit ergeben, weil Daten für die Vergleiche neu berechnet oder andere Daten berücksichtigt werden mussten.

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Belastung der Kinder im Vergleich

Verglichen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Schadstoffbelastung der sechs bis 14-jähigen aus den GerES 1990-1992 (ehemals Umwelt-Survey von 1990 bis 1992) und GerES 2003-2006 (ehemals Kinder-Umwelt-Survey, KUS). Aus letzterem wurde für den Vergleich eine zufällige Stichprobe von 600 Kindern einbezogen.

Gegenübergestellt haben die Forscherinnen und Forscher die Belastung mit:

  • Arsen und den Schwermetallen Blei, Quecksilber und Cadmium
  • dem Schädlingsbekämpfungsmittel Pentachlorphenol (⁠PCP⁠), das seit 1989 in Deutschland verboten ist
  • Hydroxypyren (1-OH-Pyren), das die Belastung mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (⁠PAK⁠) anzeigt. Viele von ihnen sind krebserregend

Der Vergleich der Daten zeigt, dass die Belastung von Kindern in dem untersuchten Zeitraum signifikant zurückgegangen ist. Die Werte für Quecksilber und Cadmium im Blut haben nur minimal abgenommen. Die ⁠UBA⁠-Forscherinnen und Forscher ziehen verschiedene Gründe für die Entwicklung in Betracht:

  • Die gesunkenen Arsen- und Quecksilberwerte im Blut führen sie darauf zurück, dass Fisch als Nahrungsquelle nicht mehr so stark mit diesen Stoffen belastet sein könnte
  • Die abnehmenden Quecksilberwerte im Urin ließen sich dadurch erklären, dass Amalgamfüllungen für Kinder in Deutschland nicht mehr empfohlen werden
  • Blei kommt seltener vor, weil bleihaltiges Benzin verboten wurde
  • Gleiches gilt für PCP, das in der Bundesrepublik Deutschland seit 1989 nicht mehr verwendet werden darf.
  • Durch geringere Abgasmengen gelangten zudem offenbar weniger ⁠PAK⁠ in den Körper der Kinder. Die Belastung mit PAK ist am 1-OH-Pyren-Wert zu erkennen.

Bild: Schadstoffbelastung der Kinder auf einen Blick

In Vergleichstabellen können sich Abweichungen von den Ergebnistabellen der einzelnen Umweltstudien zur Gesundheit ergeben, weil Daten für die Vergleiche neu berechnet oder andere Daten berücksichtigt werden mussten.

Tabelle zur Belastung der Kinder mit Arsen, Schwermetallen, PCP und PAK seit 1990
Nach der Einführung von bleifreiem Benzin nahm die Blei-Belastung deutlich ab

Der Vergleich der Daten zeigt, dass die Belastung von Kindern in dem untersuchten Zeitraum signifikant zurück gegangen ist. Die Werte für Quecksilber und Cadmium im Blut haben nur minimal abgenommen.

Quelle: Umweltbundesamt Tabelle zum Download

Fragebögen zu allen Durchgängen der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit, GerES, (ehemals Umwelt- Survey) und KUS-Public Use File (PUF)

  • Hinweis

    Falls Sie Fragen aus diesen Fragebögen in Studien oder Ähnlichem verwenden möchten, freuen wir uns über eine kurze Information darüber.

  • Allgemeines

    Umweltfragebogen Dokumentationsbogen

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