Die Verbreitung von Umweltinnovationen gezielter fördern

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Etwa zwei Drittel aller Umweltinnovationen haben ihre jeweilige Marktnische noch nicht verlassen.
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Damit Umweltinnovationen ihr Potenzial voll ausschöpfen können, ist es notwendig, dass sie sich auf dem Markt durchsetzen. Viele Innovationen bleiben jedoch in einer Marktnische. Eine Studie im Auftrag des UBA schlägt deshalb beispielsweise vor, Folgeinnovationen und die Erprobung von Innovationen in Reallaboren oder Transformationsregionen stärker zu fördern.

Aktuelle Rahmenbedingungen hemmen die Verbreitung von Umweltinnovationen

Viele umweltentlastende Innovationen sind vom Charakter her Grundlageninnovationen. Das heißt, sie führen zur Entstehung eines neuen Marktes oder Marktsegmentes. Ein Beispiel sind Elektrofahrzeuge. Grundlageninnovationen brauchen häufig viel Zeit, bis sie auf dem Markt etabliert sind – sie haben eine deutlich längere Diffusionszeit als Verbesserungsinnovationen, wie beispielsweise effizientere Verbrennungsmotoren. Oft müssen zunächst Hürden (sogenannte Pfadabhängigkeiten) überwunden werden, damit sich die neuen Produkte oder Technologien im Massenmarkt durchsetzen können. Beispielsweise steht nicht immer die Infrastruktur bereit, die eine neue Technologie benötigt.

Ein Problem für die Verbreitung von Umweltinnovationen ist darüber hinaus, dass sie oft mit Produkten konkurrieren müssen, deren Preise nicht die ökologische Wahrheit sagen. Hier kann beispielsweise die Verbreitung von Umweltinnovationen durch eine höhere Besteuerung nicht-nachhaltiger Produkte und Technologien oder die Abschaffung umweltschädlicher Subventionen gestärkt werden. Auch das Ordnungsrecht kann die Diffusion von Umweltinnovationen fördern, indem es ambitioniertere Umweltstandards durch Ge- und Verbote vorgibt, wie es zum Beispiel im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie passiert.

Neue Förderansätze für die Verbreitung von Innovationen

Für die Überwindung von Pfadabhängigkeiten und den wirksamen Einstieg in den Massenmarkt sind häufig Folgeinnovationen erforderlich, mit denen Leistungssteigerungen, Kostenreduktionen und Anpassungen an zusätzliche Marktsegmente erreicht werden. Förderprogramme zur Stimulierung von Folgeinnovationen können hier ansetzen.

Die gezielte Förderung des Zugangs zu effizienten Produktionstechnologien kann insbesondere für Start-ups und Kleine- und Mittelständische Unternehmen (KMU) hilfreich sein. Denn für diese stellt die parallele Entwicklung von Produkt und Produktionstechnologie häufig ein Problem dar.

Eine andere Art der Unterstützung ist die Erprobung der Umweltinnovation in Reallaboren. Das bietet den Anbietern die Chance, die Anschlussfähigkeit der Innovation an technische, ökonomische und kulturelle Kontexte zu überprüfen, gezielte Verbesserungen vorzunehmen und ggf. erste Schritte der Skalierung durchzuführen.

Ein neues politisches Instrument ist die Erprobung in Transformationsregionen, bei der Erfahrungen mit der Transformation komplexer Versorgungssysteme gesammelt werden können.

Nicht zuletzt kann auch die öffentliche Beschaffung durch den Kauf innovativer Produkte ein wichtiger Hebel für die Verbreitung von Umweltinnovationen sein.

Häufig unterschätzt: Vernetzung

Mehr als 50 Prozent der umweltentlastenden Grundlageninnovationen werden von Start-ups in den Markt eingeführt. Etablierte Unternehmen bringen hingegen die Kapitalstärke sowie Erfahrung in der Massenproduktion mit.

Die Zusammenarbeit von Start-ups und etablierten Unternehmen ist daher ein zentraler Ansatzpunkt für die Überwindung von Diffusionshemmnissen bei Umweltinnovationen. Hier setzen Sustainability Hubs an. Hubs sind zentrale, thematisch abgegrenzte Anlaufstellen und eine relativ neue Form der Vernetzung im Innovations- und Gründungssystem. Sustainability Hubs widmen sich gezielt dem Erreichen von Nachhaltigkeitszielen. Sie übernehmen eine vermittelnde Funktion im Innovationsprozess und dienen dazu, die Entwicklung, Markteinführung und Diffusion umweltentlastender Produkt- und Serviceinnovationen zu beschleunigen.

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