Online-Workshop: Digitalisierung der Landwirtschaft

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Die GreenSurvey GmbH führte zusammen mit dem Umweltbundesamt am 17. und 18. Oktober 2022 einen Online-Workshop zu den Chancen und Risiken der aktuellen und geforderten Innovationen für die Umwelt und den Integrierten Pflanzenschutz mit verschiedenen Stakeholdern aus diesem Bereich durch.

Von Seiten des Umweltbundesamtes begrüßte Ingrid Nöh, Abteilungsleiterin IV 1 „Internationales und Pestizide“ die Teilnehmenden, stimmte auf das Thema ein und betonte, „dass der Schutz der Umwelt als gleichwertiges Ziel neben der Ökonomie in die Entwicklung und Diskussion eingebracht wird. Mehr noch: Der Schutz der Umwelt kann entscheidend zur gesellschaftlichen Akzeptanz und Unterstützung der Innovationen und damit auch zu einem positiven Image der Landwirtschaft beitragen.“

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Geschäftsführer der GreenSurvey GmbH Dr. Paul Lampert sowie einer kurzen Vorstellung des Unternehmens und der Studie ging es inhaltlich weiter.

In einer Keynote stellte Frau Prof. Dr. Anne-Katrin Mahlein, Leiterin des IFZ Göttingen, aktuelle Forschungen und Forschungsergebnisse aus dem „Digitalen Experimentierfeld FarmerSpace“ vor. Hierbei wurde deutlich, dass v.a. in Hackfrüchten durch innovative Technik (u.a. intelligente Feldroboter) großes Entlastungspotenzial für die Umwelt möglich ist. Weiterhin besteht allerdings hoher Forschungsbedarf, diese Techniken für die Praxis nutzbar zu machen und eine Erweiterung des Einsatzspektrums zukünftig zu gewährleisten.

Im Anschluss wurden die aktuellen Ergebnisse der laufenden Studie „Pflanzenschutz im Wandel - Chancen und Risiken neuartiger Pflanzenschutzmittel und Anwendungstechniken für den Schutz der Umwelt“ präsentiert und mit den 45 Interessensvertreter:innen aus Landwirtschaft, Verbrauch und Pflanzenschutz diskutiert. Das Ziel der Studie besteht neben der übersichtlichen Darstellung der Innovationen in der Praxis vor allem darin, zu beleuchten, welches Potenzial diese Innovationen haben, die Entwicklung eines umweltverträglicheren Pflanzenschutzes zu unterstützen. Informationen zum Ablauf der Studie und die vorgestellten Ergebnisse finden sie hier.

In Arbeitsgruppen wurde der Austausch von Erfahrungen und Ansichten stimuliert und vertieft. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen finden sie hier.

Am zweiten Workshoptag wurde das Thema in vier Impulsvorträgen aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Als erster Referent stellte Herr Johann Meierhöfer, Referatsleiter Ackerbau & Nachwachsende Rohstoffe des Deutschen Bauernverbands die Erfahrungen und Bedürfnisse der praktischen Landwirtschaft bezüglich der Effektivität und Wirksamkeit digitaler Methoden dar. Für den Deutschen Bauernverband stellen digitale Innovationen eine große Chance zur Pflanzenschutzmittelreduktion dar. Herr Meierhöfer machte deutlich, dass seiner Meinung nach der Einsatz in der Praxis noch nicht weit genug vorangeschritten ist. Eine Unzufriedenheit der Landwirt:innen sieht er auch im Zusammenhang mit dem fehlenden bundesweiten Netzausbau im Mobilfunk, zu komplexen Schnittstellen zum Datenaustausch sowie der bisher geringen Rentabilität der zum Teil erheblichen Investitionen begründet. (Die Präsentation zum Vortrag finden Sie hier.)

Herr Dr. Horst-Henning Steinmann, der als Projektleiter am Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung an der Georg-August-Universität Göttingen tätig ist, richtete den Blick auf die Biodiversität und zeigte auf, dass diese auch bei den digitalen Innovationen meist an letzter Stelle steht. Er sieht in der Digitalisierung Chancen für einen umweltgerechten Pflanzenschutz, die sich allerdings nicht automatisch einstellen wird sondern gezielt angegangen und gefördert werden sollte. Eine große Verantwortung wird zudem beim Nutzer der Technik liegen. (Die Präsentation zum Vortrag finden Sie hier.)

Von der Herstellerseite beleuchtete Herr Stefan Kiefer, Leiter der Pflanzenbauinnovationen bei AMAZONEN-WERKE H. Dreyer SE & Co. KG, welchen Einfluss Umweltziele bei der Entwicklung und Herstellung von Landtechnik haben. Neue Anbausysteme und Ackerbauverfahren, die ökonomisch und ökologisch nachhaltig und somit auch gesellschaftlich anerkannt sind, sind für ihn die Zukunft. Dafür braucht es ein vielseitiges Angebot an Techniken und Geräten. Anwendungsorientierte Forschung und eine Förderung sind notwendig, um die kleinen Märkte z.B. bei spezifischen Anwendungen oder regionalen Kulturen zu bedienen. (Die Präsentation zum Vortrag finden Sie hier.)

Die Referentin für Agrarpolitik beim BUND e.V. Frau Katrin Wenz richtete den Blick eher auf die Risiken und Gefahren der digitalen Innovationen im Kontext des integrierten Pflanzenbaus. Sie appellierte, dass für eine Pestizidreduktion insbesondere die notwendige Agrarwende hin zu agrarökologischen Systemen mit im Fokus stehen muss. Zusätzlich sollten weitere Möglichkeiten den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren, wie z.B. die Ausweitung des Ökolandbaus, genutzt werden. (Die Präsentation zum Vortrag finden Sie hier.)

Im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion mit Beteiligung des Plenums. Hier wurde deutlich, dass die digitale Transformation der Landwirtschaft auch eine Chance für die ökologische Transformation bietet. Während von einigen die Sorge geäußert wurde, dass diese Chance nicht genutzt wird, weil die Techniken auf dem Acker kaum im Einsatz sind, wird von anderen die Sorge geäußert, dass die umweltentlastenden Wirkungen nicht groß genug sind, selbst wenn die Technik im Einsatz wäre. Auch wenn die Teilnehmenden zum Teil sehr unterschiedliche Sichtweisen vertraten, wurde die Diskussion sehr konstruktiv geführt und gemeinsam nach Lösungsansätzen gesucht. Diskutiert wurden auch Aspekte der Kontrolle und der Dokumentationspflicht sowie das Verfügbarmachen von Anwendungsdaten, um Umweltentlastungen voranzutreiben. Hier stellte das Umweltbundesamt sein Anliegen mit einem Vergleich zum Autofahren eindrücklich dar: „Es geht nicht darum, dass wir für jede GPS-Position genau den Tachostand jedes Autofahrers kennen und jede Geschwindigkeitsüberschreitung sanktionieren. Wir müssen mit den Daten aber die Verkehrsflüsse beschreiben können, weil wir dafür in Europa rechenschaftspflichtig sind und geeignete Maßnahmen zur Optimierung treffen wollen“, sagte Herr Dr. Michael Heß.

Damit die digitale und die ökologische Transformation im Gleichklang voranschreiten können, bedarf es nach Meinung der Teilnehmenden weiterer Grundlagen- sowie anwendungsorientierter Forschung, einer flächendeckenden neutralen Beratung sowie effektiver Förderpakete mit anschließender Evaluation. Die Förderung der Maßnahmen muss vorrangig bei den Betrieben ankommen und vor allem mit der Anwendung der Technik verknüpft sein, um die richtigen Anreize nicht nur für die Entwicklung und Investition, sondern insbesondere für den Gebrauch der technischen Innovationen zum Schutz der Umwelt in der Praxis zu bieten.

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