Reinigung

Inhaltsverzeichnis

 

Reinigung als Bewuchsschutzsystem im Süßwasser

Stationäre Reinigungssysteme sind in Deutschland noch nicht verfügbar, aber an der schwedischen West- und Ostküste bereits relativ weit verbreitet. Sie sind sowohl für Motor- als auch für Segelboote geeignet. Die Reinigung basiert auf rotierenden Bürsten, die sanft gegen die Boote geschoben oder die Boote über sie gefahren werden. Es gibt auch eine Reihe von Reinigungsgeräten auf dem Markt, die vom Boot oder Steg aus verwendet werden können.

Für die vorgestellten Reinigungsaktivitäten werden sehr unterschiedliche Verfahren und Techniken eingesetzt:

  • Stabgeführte Gummilippe, rotierende Bürste oder Schwamm

  • "Tausendbein", eine 2 m lange Bürste mit Tau wie sie normalerweise als Schamfil-Schutz auf dem Rigg eingesetzt wird

  • Reinigungspad, verbunden mit einem Teleskopstab

  • Unterwasser-Reinigungsroboter

  • Hochdruckreiniger

Die Ergebnisse der Beispiele stammen aus das DBU-Projekt AZ 29523-31 „Erprobung von Reinigungsverfahren der Unterwasserbereiche von Sportbooten und küstenoperierenden Schiffen als Bewuchsschutz-Alternative – Materialbelastung, Effektivität und Gewässerbelastung“ und DBU-Projekt AZ 32413/01-31 „Erprobung von Reinigungsverfahren für biozidfreie Unterwasserbeschichtungen an Sportbooten in Modellregionen: Unterweser, Dümmer, Ratzeburger See und Zeuthener See“.

Reinigung als Bewuchsschutzsystem im Süßwasser

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  1. Reinigungspad
  2. Reinigungsroboter
  3. Tausendbein
  4. Rotierende Bürste
 

Beispiel: Hamburg-Außenalster 2012-2013

Motorboot

Dieses Boot wird von der Segelschule als Begleitboot für Segelkurse und für Regattabegleitungen genutzt und wird daher mehrfach wöchentlich bewegt. Die Geschwindigkeit liegt zwischen 2 – 5 Kn. Es besitzt einen Polypropylen-Rumpf und blieb daher unbeschichtet. Über die komplette Saison 2012 befand sich das Boot ungereinigt im Wasser. Es hatte sich ein Biofilm gebildet, welcher im November 2012 mittels Hochdruckreiniger (100 -120 bar) bis auf einen schwärzlichen Biofilm abgereinigt wurde. Im Jahr 2013 wurde der Rumpf im Mai, Juni, August und September nur inspiziert und nicht gereinigt, da sich in diesem Zeitraum nur ein dünner, schwach haftender Biofilm gebildet hatte.

Im September 2013, nach 19 Wochen, hatte sich ein stabiler, gut haftender Biofilm etabliert. Eine Reinigung mit dem Tausendbein war leicht zu handhaben und sehr schnell durchzuführen. Es waren zwei Reinigungen vom Bug zum Heck und zurück mit einer Dauer von je 3 Minuten pro Durchgang notwendig. Die Kontrolle durch leichtes Krängen zeigte eine gute Wirksamkeit.

Bei der folgenden Inspektion im November 2013 zeigte sich, dass die hintere Hälfte des Rumpfes einen dichten Bewuchs in Form von Zebramuscheln (Dreissena polymorpha) in Größen von 5 – 10 mm aufwies. Der restliche Rumpf war mit einem Biofilm sowie einigen Brackwasserpolypen (Cordylophora caspia) bedeckt. Die Haftung war relativ gering. Es erfolgte eine Reinigung an Land mit einem Hochdruckreiniger (mit rotierender Düse) mit ca. 150 bar. Ein schwärzlicher Biofilm blieb auch nach dieser Reinigung teilweise haften.

Segelboot Typ Skippi 650

Dieses Segelboot wurde Ende März 2013 mit einer Teflonbeschichtung beschichtet und Anfang April 2013 zu Wasser gelassen. Es diente der Segelschule für Freifahrten und Regatten. Es wurde mindestens einmal pro Woche bewegt. Die Geschwindigkeit war naturgemäß variabel und betrug je nach Windverhältnissen in Gleitfahrt maximal 8- 10 Kn.

Die Skippi wurde im Mai nach 4 Wochen inspiziert. Es hatte sich ein ausgeprägter, grünlicher Biofilm mit weicher, schleimiger Konsistenz gebildet der leicht abwischbar war.

Bei einer zweiten Inspektion im Juni, nach 9 Wochen, war der Biofilm stärker ausgebildet. Es wurde eine Reinigung mit dem Reinigungspad vorgenommen, die für einen Reinigungsvorgang ca. 20 Minuten beanspruchte. Der Aufwand war relativ gering, dennoch wurde festgestellt, dass es schwierig war, exakt alle Bereiche des Rumpfes zu erreichen. Zudem kam es leicht zu seitlichen Verkantungen des Pads. Außerdem wäre eine zusätzliche Winkelverstellung der Halterung wünschenswert gewesen, da die Stange für die tieferen Rumpfbereiche an der Bordwand scheuerte. Außerdem stellte sich heraus, dass das Reinigungspad zur Reinigung des Schwerts nicht geeignet war, da es in senkrechten Positionen keinen Andruck durch Auftrieb erzeugen konnte.

Bei der dritten Inspektion im Juli, nach 13 Wochen, zeigte sich ein dichter Biofilm, auf dem sich nun Larven der Zebramuschel (Dreissena polymorpha) angesiedelt hatten. Die Größe der jungen Muscheln variierte zwischen 0,5 und 1 mm.

Für die Reinigung wurde dieses Mal das Tausendbein benutzt. Die Handhabung erwies sich als äußerst einfach und angenehm, da es vom Heck aus kontinuierlich unter dem Rumpf hin- und hergezogen werden konnte, wodurch keine Flächen ausgespart wurden. Als großer Nachteil wirkte sich aber aus, dass das Schwert nicht aufgeholt werden konnte und daher die Rumpfbereiche oberhalb des Schwertes anfangs nicht gereinigt werden konnten. Die Dauer der Reinigung für einen Durchgang betrug 15 Minuten. Wie durch leichtes Krängen des Bootes festzustellen war, erwies sich der Reinigungserfolg als sehr gut. Es stellte sich aber auch heraus, dass die Schot länger gewählt werden könnte, um ein Ausrutschen aus der Hand zu verhindern oder beide Enden während der Reinigung miteinander verbinden zu können.

Im August, nach 16 Wochen, war nur ein Biofilm auf den oberen Bereichen des Rumpfes festzustellen, es schien keine Reinigung erforderlich zu sein.

Vor der Inspektion im September war von der Segelschule bemerkt worden, dass die Jolle deutlich langsamer geworden war und bei Regatten ein deutlicher Nachteil zu spüren war. Daher wurde das Boot um 90° gekrängt, um den Rumpf komplett inspizieren zu können. Hierbei stellte sich heraus, dass der Rumpf in den tieferliegenden Bereichen beidseitig dicht mit Zebramuscheln bewachsen war. In den oberen Bereichen des Rumpfes war ein dichter Biofilm mit vereinzelten Schwämmen vorhanden. Dieser Bewuchs war weder mit dem Reinigungspad noch mit dem Tausendbein hinreichend zu reinigen. Daher wurde die Krängung dazu benutzt, den Rumpf von einem Beiboot aus mit einem Schwamm (mit einseitigem rauen Vlies) zu reinigen. Diese Reinigungsmethode erwies sich als effektiv, aber zeitaufwendig, wobei die Haftung der Muscheln und Schwämme gering war.

Die Zebramuscheln besaßen eine durchschnittliche Länge von 3 – 10 mm, die Bewuchsdichte in den unteren Bereichen lag bei 80 %. Der Bewuchs auf dem unbeschichteten Schwert war so stark, dass er nur mit einem Paddel abgestochen werden konnte. Offensichtlich hatte sich der Bewuchs des Rumpfes vom Schwert sehr stark ausgebreitet, da dieses mit den bisher eingesetzten Methoden nicht zu reinigen gewesen war. Durch die Reinigung wurden die Muscheln und die Schwämme, nicht aber der Biofilm entfernt. Nach Aufrichten des Bootes wurde trotzdem noch einmal das Tausendbein als Nachsorge benutzt. Der gesamte Reinigungsvorgang inklusive der Krängung betrug zwei Stunden.

Eine weitere Inspektion und Reinigung erfolgte Ende September. Das Segelboot wurde hierzu wieder leicht gekrängt. Schwacher Bewuchs aus verzweigten Kolonien des Brackwasserpolypen und ein dichter Biofilm wurden sichtbar. Muscheln wurden nicht wieder beobachtet. Es erfolgte eine zweimalige Reinigung mit dem Tausendbein, welche je 6 Minuten dauerte. Bei einer Erfolgskontrolle durch abermaliges Krängen war nur noch ein Biofilm feststellbar. Um die bisherige Schwachstelle der Aussparung des Schwertbereichs zu überwinden, wurde das Tausendbein diagonal zum Schiffsrumpf eingesetzt, was durch eine Führung der Schot an einer Fußreling im Bugbereich möglich war. Hierdurch konnten auch die Rumpfbereiche seitlich des Schwertes gereinigt werden, allerdings nicht das Schwert selbst. Bei der Krängung hatte sich aber gezeigt, dass kein neuer Larvenfall mit Muschelsaat stattgefunden hatte.

Anfang November fand die Abschlussinspektion statt. Dazu wurden die Skippi mit einem Kran aus dem Wasser gehoben, um die Rumpffläche genau inspizieren zu können. Der Rumpf wies eine flächige Biofilm-Bedeckung sowie Bewuchs mit dem Brackwasserpolypen (Cordylophora caspia) auf. Zebramuscheln waren auf dem Rumpf nicht vorhanden. Das Schwert war fast komplett mit einem Biofilm und einem lokalen Bündel aus Zebramuscheln bedeckt. Nach der Reinigung mit einem Hochdruckreiniger (150 bar) zeigte sich, dass der Biofilm auf dem Schwert wesentlich stärker haftete als derjenige auf dem Rumpf. Aber auch auf dem Rumpf konnte der Biofilm nicht vollständig durch die Einwirkung des Hochdruckreinigers entfernt werden. Es blieb dennoch ein dünner, bräunlicher Film zurück.

Die Beschichtung hatte die Reinigungsaktivitäten insgesamt gut überstanden. Nur in der Nähe der Wasserlinie war sie kleinräumig beschädigt worden.

Beispiel Hamburg Außenalster

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  1. Hamburg-Außenalster, Motorboot, Inspektion im Nov. 2013 vor der Reinigung mit Zebramuschelbewuchs
  2. Hamburg-Außenalster, Segelboot Typ Skippi 650, Biofilm nach 4 Wochen
 

Beispiel: Bremen-Hasenbüren 2015-2017

Der Sportboothafen Hasenbüren liegt an der Unterweser in einem Bereich, der noch Süßwasser dominiert ist. Der Bewuchs setzt sich typischerweise aus Süß- bis Brackwasserorganismen zusammen. Die Versuche fanden an zwei Booten der Seglervereinigung der Hanseaten statt. Es handelte sich um zwei Schwertzugvögel (Länge: 5,80 m; Breite: 1,88 m; Tiefgang: 0,25 – 1,10 m) der Jugendabteilung des Vereins. Beide Boote wurden im März 2015 mit einer reinigungsfähigen Hartbeschichtung versehen, nachdem die vorhandenen Antifoulingschichten bis auf den Primer abgeschliffen worden waren.

Dem Verein wurden für die Reinigungsversuche ein Tausendbein und ein Reinigungspad zur Verfügung gestellt. Im Folgenden werden nur die Ergebnisse für einen Schwertzugvogel wieder gegeben, da sich beide Boote in der Bewuchsentwicklung und Reinigungsfähigkeit kaum unterschieden und auf dem geschilderten Boot die Versuche für weitere zwei Jahre fortgeführt wurden.

Schwertzugvogel Hanseatenstern 2015

Das Boot wurde Anfang Mai 2015 zu Wasser gelassen. Die Jugendabteilung nutzte das Boot regelmäßig zu Trainings- und Ausbildungszwecken und gab an, dass das Boot in der Regel ca. 2 Stunden pro Woche in der Saison bewegt wurde. Es erfolgten drei Inspektionen mit anschließender Reinigung im Juni, Juli und Oktober.

Am Boot wurde erstmals Mitte Juni 2015 durch Krängen der Bewuchs beobachtet. Aufgrund des erkennbaren Biofilms wurde eine Reinigung eine Woche später eingeplant.

Ein erster Reinigungsversuch mit dem Tausendbein zeigte, dass es einerseits am Knickspant Reibungsprobleme gab und auch das Süllbord stark beansprucht wurde. Daher wurde für die weiteren Reinigungen nur das Reinigungspad eingesetzt. Der Bewuchs vor der Reinigung bestand mittlerweile aus einem dichten Biofilm.

Vor der Reinigung wurde geprüft, ob sich der Bewuchs allein durch Fahrt abreinigen ließ. Daher wurde das Boot eine Stunde mit ca. 5 kn bewegt und der verbliebene Bewuchs inspiziert. Es zeigte sich, dass der Biofilm nur geringfügig durch die Fahrt dezimiert worden war. Die Reinigung erfolgte in einem Durchgang von ca. 20 Minuten. Durch Krängen des Bootes wurde der Reinigungserfolg kontrolliert.

Der Biofilm konnte zwar leicht abgereinigt werden, aber eine Kontrolle der vollständigen Reinigung fiel während des Vorgangs sehr schwer, so dass streifenförmige Reste vom Biofilm verblieben, die nach Krängung des Bootes sichtbar wurden.

Eine weitere Reinigung fand am Ende Juli 2015 statt. Der Bewuchs bestand zu diesem Zeitpunkt aus einem sehr dichten und kompakten Biofilm, verstreut festsitzenden fädigen Grünalgen von wenigen Millimetern Länge sowie verstreuten Insektenlarven in angehefteten Wohnröhren. Die Reinigung wurde wiederum mit dem Reinigungspad in einem Durchgang von 15 Minuten vorgenommen.

Anfang Oktober wurden das Boot aus dem Wasser genommen und an Land gereinigt. Da die Abschlussinspektion erst am 9. Oktober stattfinden konnte, wurden einige Bereiche des Rumpfes vorher abgeklebt, die während des Einsatzes vom Hochdruckreiniger unversehrt blieben. Da das Boot über 2 Monate nicht gereinigt worden war, hatte sich erwartungsgemäß ein üppiger Süßwasserbewuchs entwickelt. Auf dem Rumpf befanden sich neben fädigen Grünalgen, Hydrozoen und Zebramuscheln von 5 mm Schalenlänge einzelne Schwammkolonien mit Durchmessern von 5 – 50 mm. Der Bedeckungsgrad des Makrofoulings betrug ca. 80 %, der des Biofilms 100 %. Der dichte Mikro- und Makrobewuchs besaß aber nur eine mäßige Haftung, wie sich bei den folgenden Reinigungsversuchen zeigte.

Der Rumpf wurde an Land mit einem Hochdruckreiniger (ca. 100 bar) gereinigt, wodurch der Makrobewuchs leicht entfernt werden konnte, nicht aber der Biofilm. Dennoch konnte der Rumpf erstaunlich leicht mit Bürste und Schwamm vom verbliebenen Biofilm befreit werden. Bei einer gründlichen Reinigung mit Bürste und Schwamm unter Einsatz von Tensiden konnte der Biofilm schließlich vollständig entfernt werden.

Schwertzugvogel Hanseatenstern 2016

Anfang Juni wurde nur der Bewuchs direkt nach Fahrt inspiziert aber keine Reinigung vorgenommen. Der Selbstreinigungserfolg bei 5 Kn war mäßig.

Ende Juni wurde nach einer Inspektion der Rumpf vom Wasser aus mit einem Schwamm gereinigt.

Schwertzugvogel Hanseatenstern 2017

Das Boot wurde im Juni gekrängt und inspiziert, aber nicht gereinigt.

Das Boot wurde dann im Oktober 2017 aus dem Wasser genommen und von Hand mit einem Schwamm gereinigt. Nach dem Slippen war ein dichter Biofilm mit einigen Grünalgen zu beobachten.

Nach einer ersten Reinigung mit dem Hochdruckreiniger waren noch Reste des Biofilms vorhanden, nach der Reinigung mit einem Schwamm konnte der Biofilm komplett entfernt werden.

Schwertzugvogel Hanseatenstern

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  1. Bremen-Hasenbüren, Schwertzugvogel Hanseatenstern 2015, Biofilm am 11.06.2015
  2. Bremen-Hasenbüren, Hanseatenstern 2015, Abgereinigter Biofilm nach der Reinigung am 18.06.2015
  3. Bremen-Hasenbüren, Hanseatenstern 2015, nach Reinigung des Rumpfes mit Bürste und Schwamm
  4. Bremen-Hasenbüren, Schwertzugvogel Hanseatenstern 2016, Biofilm vor der Fahrt
  5. Bremen-Hasenbüren, Schwertzugvogel Hanseatenstern 2016, Biofilm nach der Fahrt
  6. Bremen-Hasenbüren, Schwertzugvogel Hanseatenstern 2016, Dichter Biofilm vor der Reinigung
  7. Bremen-Hasenbüren, Schwertzugvogel Hanseatenstern 2016, Bewuchsfreier Rumpf nach der Reinigung
  8. Bremen-Hasenbüren, Hanseatenstern 2017, Reste des Biofilms nach Reinigung mit Hochdruckreiniger
 

Beispiel: Ratzeburger See 2015-2017

Der Ratzeburger See ist durch einen typischen Süßwasser-Bewuchsdruck gekennzeichnet. Neben einem dichten Biofilm können langfädige Grünalgen sowie Zebramuscheln und einige Schwämme ab Mitte der Saison auf den Bootsrümpfen beobachtet werden. Der Bewuchsdruck ist wie in anderen Häfen ebenfalls stark von der Lage des Liegeplatzes abhängig. Aber die meisten Bootsrümpfe ohne jeglichen Bewuchsschutz weisen am Ende der Saison eine dichte Besiedlung mit Zebramuscheln auf.

Die Reinigungsversuche am Ratzeburger See fanden an zwei Segelbooten, einer Kielyacht und einem Jollenkreuzer statt. Beide Boote wurden im Februar/März 2015 bis auf den Primer vollständig entschichtet und mit der reinigungsfähigen Hartbeschichtung versehen. Zudem wurden 2016 zwei Motorboote mit einer reinigungsfähigen Hartbeschichtung direkt auf dem Primer versehen.

Kielyacht Varianta 2015

Das Boot wurde Mitte April 2015 zu Wasser gelassen. Insgesamt wurde sie in der folgenden Saison 7x mit dem Reinigungspad gereinigt, da der Eigner sicher sein wollte, dass sich nicht mehr als ein Biofilm bilden würde. Die Reinigungsintervalle variierten zwischen 7 und 28 Tagen.

Mitte Juli wurde vom Wasser aus eine Inspektion vorgenommen, welche ergab, dass sich auf dem Kiel ein dichter Biofilm gebildet hatte. Mit dem Reinigungspad war dieser Bereich zuvor nicht erreichbar gewesen. Die Reinigung des Kiels erfolgte dann vom Wasser aus mit einem Schwamm. Vom Angang September bis zur Endinspektion hatte sich zwischen den Reinigungen ein Biofilm auf dem gesamten Rumpf sowie am Wasserpass ein Streifen kurzfädiger Algen angesetzt.

Bei der Abschlussinspektion Anfang Oktober 2015 war der Rumpf der Yacht mit einem relativ dünnen Biofilm bedeckt, der nur am Ruderblatt ausgeprägter war und mit einem Schwamm entfernt werden konnte.

Kielyacht Varianta 2016

In 2016 war das Boot von April bis Oktober im Wasser. Sie wurde relativ häufig, mindestens einmal pro Woche gefahren und mehrfach mit dem umgebauten Reinigungspad mit querförmiger Anordnung des Pads am Teleskopstab und mit der Gummilippe gereinigt. Am Ende der Saison im Oktober zeigte sich ein dichter Biofilm, an den Rumpfbereichen, die nicht gereinigt werden konnten. Am Kielansatz und auf dem Kiel hatten sich einige Zebramuscheln angesiedelt. Auch das Ruder zeigte wieder einen sehr dichten Biofilm. Bei der Endreinigung erwies sich der Biofilm als stark haftend, daher war die Reinigung sehr aufwendig.

Kielyacht Varianta 2017

Beim Auswassern in 2017 zeigte sich auf dem Rumpf ein ähnliches Bild wie 2016. Die wesentlichen Rumpfbereiche waren mit einem dünnen, schwach haftenden Biofilm bedeckt, das ungereinigte Ruder zeigte einen wesentlich dichteren und stärker haftenden Bewuchs und wenigen Moostierchen Kolonien. Der Biofilm konnte mit Schwamm und Wasser fast vollständig entfernt werden.

Jollenkreuzer 2015

Das Boot wurde Mitte April zu Wasser gelassen und in der Saison häufig, ca. 25 – 30 mal für jeweils 2 – 3 Stunden bewegt. Am Liegeplatz wurde eine Persenning über das Boot gelegt, deren untere Enden knapp über der Wasseroberfläche endeten, um u.a. durch die Abschattung ein Algenwachstum im Wasserpass zu vermeiden.

Das Boot wurde im Gegensatz zur Kielyacht nur einmal in der Mitte der Saison am 17. Juli mit dem Tausendbein gereinigt. Es hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nur ein dünner Biofilm gebildet, der leicht abzureinigen war. Durch die bis zur Wasseroberfläche herabhängende Persenning hatten sich offenbar keine Algen am Wasserpass bilden können. Bei dem Herausnehmen des Bootes Anfang Oktober 2015 war der Rumpf nur mit einem dünnen, grünlichen Biofilm bedeckt. Dieser konnte mit einem Schwamm in ca. 30 Minuten fast vollständig entfernt werden.

Jollenkreuzer 2016-2017

Der Eigner des Jollenkreuzers reinigte in beiden Jahren den Rumpf jeweils nur einmal pro Saison und hielt dieses für ausreichend. Die Ergebnisse beim Auswassern im Oktober bestätigten, in beiden Jahren, dass sich nur ein dünner Biofilm gebildet hatte, der mit dem Hochdruckreiniger innerhalb von einer Viertelstunde abzureinigen war.

 

Beispiel: Wakenitz 2016-2017

Es wurden mehrere Motorboote des Seglervereins Wakenitz mit einer reinigungsfähigen Hart-beschichtung versehen. Es handelt sich um Motorboote, die für die Segelausbildung, für Regatten und als Begleitfahrzeuge für integratives Segeln benutzt werden und häufig mehrmals in der Woche bewegt werden.

Das Boot befand sich von April bis Oktober 2016 im Wasser und wurde in der Saison nicht gereinigt, sondern nur nach dem Auswassern im Oktober. Es hatte sich ein dichter, festhaftender Biofilm aus Diatomeen gebildet. Zudem fanden sich einige Moostierchen Kolonien, die überwiegend schon abgefallen waren. Die Reinigung erfolgte mit einem Schwamm, einem Reinigungshandschuh und Lederhandschuhen und dauerte mit drei Personen eine halbe Stunde.

Das als Begleitboot dienende Motorboot der Jugendabteilung, welches jeden Mittwoch und Freitag mit bis zu 10 Kn gefahren worden war, wies einen stark haftenden Biofilm am Wasserpass und einen schwach haftenden Biofilm in den tieferen Bereichen des Rumpfes aus Kieselalgen auf. Die Reinigung erfolgte mit Schwamm und Hochdruckreiniger (100 bar).

 

Beispiel: Wakenitz 2016-2017

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  1. Wakenitz, Motorboot direkt nach dem Auswassern bedeckt mit einem dichten Biofilm
  2. Wakenitz, Motorboot nach einer halbstündigen Reinigung
 

Beispiel: Dümmer 2015-2017

Das Boot vom Typ Lanaverre 510 (Länge: 5,15 m; Breite: 1,85 m; Tiefgang: 0,19 – 1,15 m) wurde komplett von seiner alten, biozidhaltigen Antifoulingbeschichtung im Unterwasserbereich befreit. Auf dem freigeschliffenen Gelcoat wurde eine Schicht einer reinigungsfähigen Hartbeschichtung aufgebracht.

Das Boot wurde Anfang Mai 2015 zu Wasser gelassen und in der Saison nur einmal, Mitte Juli, gereinigt, da der Eigner erst zu diesem Zeitpunkt eine Reinigung für nötig hielt. Zum Zeitpunkt der Reinigung war der Bewuchs schwach ausgeprägt und bestand hauptsächlich aus einem Biofilm, der leicht mit dem Tausendbein - soweit der Rumpf zu erreichen war - abgereinigt werden konnte.

Die Abschlussinspektion erfolgte zum Saisonende, Ende Oktober 2015. Der Bewuchs am Rumpf war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls sehr schwach ausgeprägt, obwohl das Boot wenig bewegt worden war. Es waren vor allem Insektenlarven auf einem dünnen Biofilm anzutreffen.

Das Unterwasserschiff konnte mit Hilfe eines Hochdruckreinigers innerhalb von 15 Minuten komplett vom Bewuchs befreit werden. Auch in den Bereichen, in denen im Juli eine Reinigung mittels Tausendbein durch die Kimmkiele des Rumpfes nicht möglich war, konnte der etwas ausgeprägtere Bewuchs komplett abgewaschen werden.

Insgesamt schien die Bewuchssaison 2015 im Dümmer eher schwächer als in den Jahren zuvor gewesen zu sein. Aber der vorhandene Bewuchs lässt sich nach Auskunft der Bootseigner, solange er sofort nach dem Herausnehmen des Bootes ohne anzutrocknen abgereingt wird, immer leicht entfernen.

In 2016 wurde mit einer neuen reinigungsfähigen Beschichtung ein weiterer Versuch durchgeführt, der sehr erfolgreich war. Am Ende der Saison hatte sich ein Biofilm gebildet, der sehr leicht mit Schwamm und Wasser zu entfernen war.

Auch 2017 wurden die Versuche auf dem Segelboot weitergeführt. Wiederum war am Ende der Saison ein dichter Biofilm auf dem Rumpf vorhanden, der leicht mit Wasser und Schwamm abwaschbar war.

 

 

Beispiel: Berlin Zeuthener See 2015-2017

Der Rumpf des Segelbootes, Typ Schwertzugvogel (Länge: 5,80 m; Breite: 1,88 m; Tiefgang: 0,25 - 1,10 m) wurde im April 2015 bis auf den Primer entschichtet und mit einer reinigungsfähigen Hartbeschichtung beschichtet. Der Schwertzugvogel wurde Anfang Mai zu Wasser gelassen. Das Boot wurde sehr unregelmäßig bewegt, mal alle zwei Wochen, aber insgesamt eher in größeren Abständen.

Die Reinigungen erfolgten Anfang Mai, Juni, Oktober und Ende Oktober 2015.

Die erste Reinigung des Bootes erfolgte Anfang Mai 2015. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich nur ein dünner bräunlicher Biofilm gebildet, der unter Einsatz des Reinigungspads leicht zu entfernen war. Die Handhabung des Reinigungspads wurde aber insbesondere für den Flachboden nicht als optimal angesehen, da der Winkel des Pads zum Stiel nicht variiert werden konnte und zur Reinigung des Flachbodens der Stil extrem flach gehalten werden musste.

Die zweite Reinigung fand Anfang Juni 2015 nach ca. einem Monat unter Einsatz des Tausendbeins statt. Der Bewuchs bestand zu diesem Zeitpunkt aus einem dichten Biofilm und mehreren verstreuten, festsitzenden Schwämmen.

Die Reinigung mit dem Tausendbein war nicht effektiv, da dieses durch den Knickspant am Flachboden nicht eng genug anlag und immer etwas durchhing. Daher wurden die Süßwasserschwämme nicht vollständig entfernt.

Anfang Oktober erfolgte die dritte Reinigung mit dem Tausendbein. Das Boot war in den Wochen zuvor wenig bewegt worden und die Bewuchsentwicklung nicht kontrolliert worden. Der Bewuchs bestand zu diesem Zeitpunkt aus einem sehr dichten Biofilm und flächendeckend wachsenden Schwämmen. Diese waren mit dem Tausendbein nicht zu entfernen. Es konnte streifenweise ein gewisser Reinigungserfolg festgestellt werden, aber insgesamt war die Wirksamkeit unbefriedigend.

Ende Oktober 2015 wurde das Boot aus dem Wasser genommen und genauer inspiziert. Es zeigte sich, dass die Reinigung vom Anfang Oktober wenig effektiv gewesen war und der Rumpf von einem dichten Biofilm, zahlreichen Schwämmen, Bryozoen, Hydrozoen und wenigen Zebramuscheln von 3 mm Länge bedeckt war.

Die Endreinigung an Land wurde mit einem Hochdruckreiniger mit einem Druck von ca. 100 bar und einer rotierenden Düse vorgenommen. Hiermit konnte der Makrobewuchs entfernt werden, aber nicht der bräunliche dichte Biofilm. Dieser konnte erst bei einer anschließenden Reinigung mit Bürste und Schwamm weitestgehend entfernt werden.

 

Fazit

Eine Rumpfreinigung auf reinigungsfähigen, biozidfreien Hartbeschichtungen mit Antihaft-Eigenschaften kann eine Bewuchsschutzalternative sein. Die Einsatzmöglichkeiten und das Reinigungsintervall variieren je nach lokalem Bewuchsdruck und dem Bewegungsprofil des Bootes. Die getesteten Reinigungsgeräte sind teils nur für bestimmte Boote geeignet, teils noch verbesserungsbedürftig. Hier liegt noch großes Potenzial für Verbesserungen und Neuentwicklungen, die den verschiedenen Rumpftypen und den örtlichen Bedingungen angepasst sein sollten. Zudem ist aus den bisherigen Erfahrungen auch eine Reinigung an Land eine denkbare Alternative. In einigen Häfen werden Boote regelmäßig in der Saison gekrant und mit dem Hochdruckreiniger am Waschplatz gereinigt. Eine Reinigung mit normalem Wasserdruck von 1 bar (also etwa dem Druck, mit dem das Wasser aus der Leitung kommt) und einem Schwamm wird an Standorten mit schwachem Bewuchsdruck ohne Muschelbewuchs ausreichend sein.

An allen Standorten mit Muschelbewuchs muss mit häufigeren Reinigungen in der Saison und auch mit kräftigeren Reinigungstechniken gerechnet werden. Im Salzwasser der Nordseeküste und dem Brackwasser der Westlichen Ostsee ist der Bewuchsschutz allein durch Reinigung als problematisch anzusehen, da wahrscheinlich wöchentlich gereinigt werden muss. Zudem sollten neben dem Boot eine oder mehrere unbeschichtete Kontrollplatten ausgehängt und wöchentlich auf Bewuchsansatz kontrolliert werden. Hat sich auf der Platte eine raue Oberfläche gebildet, so ist dies ein Zeichen für beginnenden Bewuchs mit Muscheln oder Seepocken. Dann sollte das Boot gereinigt werden. Bei der Reinigung von Bootsrümpfen sowohl im Wasser als auch an Land gilt es jedoch grundsätzlich, die bundesländerspezifischen wasserrechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten.

Eine besondere Beachtung sollte unabhängig vom Bewuchsschutzsystem die Reinigung von getrailerten Booten erhalten. Beim Slippen oder Kranen des Bootes aus dem Gewässer sollte dieses gründlichst gereinigt werden, um eine Verschleppung von gebietsfremden Arten zu verhindern. Siehe hierzu auch das Kapitel zur Verschleppung gebietsfremder Arten durch Sportboote.

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 Boot  Bootsanstrich  Gewässer  Wasser  Biozid