Lärm: Die Belastung fängt im Kindesalter an

UBA-Studie identifiziert Verkehr und Freizeitaktivitäten als häufige Lärmquellen

Der Alltag gibt den Kindern permanent etwas auf die Ohren. Untersuchungen des Umweltbundesamtes (UBA) zur Lärmexposition und zu Lärmwirkungen bei 1.048 Kindern im Alter von acht bis 14 Jahren zeigen: Jedes achte Kind weist eine auffällige Minderung der Hörfähigkeit auf. Jedes sechste Kind wohnt an stark befahrenen Haupt- oder Durchgangsstraßen, wobei bei fast zwei Dritteln davon das Kinderzimmer zur Straße ausgerichtet ist. Letztere Gruppe hatte andeutungsweise im Mittel einen leicht erhöhten Blutdruck. Jedes sechste der 11- bis 14-jährigen Kinder fühlt sich tags und jedes zwölfte nachts durch Straßenverkehrslärm belästigt. Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus sind insgesamt stärker betroffen. „Wir sollten uns bewusst werden, dass wir in einer zu lauten Welt leben. Lärm ist ein Stressfaktor für Erwachsene wie auch für Kinder. Hohe Schallpegel führen zu Gehörschäden, die sich über das gesamte Leben hinweg summieren. Deshalb müssen wir besonders Kinder und Jugendliche vor Lärm schützen”, sagte Dr. Thomas Holzmann, Vizepräsident des UBA.

 

Die Daten stammen aus dem Kinder-Umwelt-Survey, einer vom ⁠UBA⁠ zwischen 2003 bis 2006 durchgeführten repräsentativen Studie zur Umweltbelastung der Kinder in Deutschland. Dazu wurde im Teilprojekt „Lärm” ein „Screening-Hörtest” bei den Kindern gemacht und der Blutdruck gemessen. Hinzu kamen Befragungen nach potenziell Gehör gefährdenden Freizeitgewohnheiten, Gehörsymptomen und der Belästigung durch Umweltlärm. Mit Hilfe des Fragebogens und einer kurzzeitigen orientierenden Schallpegelmessung bestimmten die UBA-Fachleute die Belastung der Wohnung durch Straßenverkehrslärm. Die Erhebungen liefern in erster Linie eine Zustandsbeschreibung der Belastungssituation der Kinder auf äußere und verhaltensbedingte Lärmexpositionen und potenzielle Lärmwirkungen.

Die Ergebnisse sind nun differenziert nach Alter, Geschlecht, sozialer Schichtzugehörigkeit, Migrantenstatus, Größe der Gemeinde und Gebietszugehörigkeit (Ost- und Westdeutschland) ausgewertet worden. Demnach weisen 12,8 Prozent der Kinder bei hohen und mittleren Tönen (Frequenzbereich 1-6 kHz) eine auffällige Hörminderung von mehr als 20 Dezibel (dB) auf mindestens einem Ohr auf. Betrachtet man nur die Tonhöhen, bei denen sich lärmbedingte Hörverluste vornehmlich zeigen (Frequenzbereich 4-6 kHz), so sind es 10,6 Prozent. Jungen hören bei diesen Testtönen schlechter als Mädchen. 11,4 Prozent der Kinder berichten über vorübergehende Ohrgeräusche (Tinnitus) nach dem Hören lauter Musik. Ein direkter Zusammenhang zwischen den Fragebogenangaben zur Benutzung von Musikabspielgeräten mit Kopfhörern (etwa MP3-Player) und der Hörfähigkeit wurde bei den noch jungen Kindern jedoch nicht festgestellt. 44,6 Prozent der 8- bis 10-Jährigen und 70,3 Prozent der 11- bis 14-Jährigen hören Musik mit solchen Geräten. Bei letzterer Altersgruppe beträgt die durchschnittliche Hördauer eine halbe Stunde pro Tag; fünf Prozent von ihnen hören immerhin täglich mindestens zwei Stunden Musik über Kopfhörer. 23,5 Prozent der Gerätebenutzer geben an, die Musik laut zu hören, wobei 11,4 Prozent von ihnen den Lautstärkeregler immer am oberen Anschlag haben. Kinder mit niedrigem Sozialstatus benutzen die Geräte länger und hören lauter.

16,5 Prozent der Kinder wohnen an stark befahrenen Haupt- oder Durchgangsstraßen. Bei Familien mit niedrigem Sozialstatus ist das häufiger der Fall. Insgesamt ist das Kinderzimmer bei rund der Hälfte der Kinder (47,7 Prozent) zur Straße hin ausgerichtet; bei Kindern mit Wohnungen an lauten Straßen jedoch häufiger (61 Prozent). Von den 8- bis 10-Jährigen fühlen sich 7,3 Prozent tags und 6,8 Prozent nachts durch Straßenverkehrslärm belästigt. Bei den 11- bis 14-Jährigen liegen die Anteile etwas höher (16,4 und 7,9 Prozent). Im Vergleich zu repräsentativen Untersuchungen bei Erwachsenen sind die Kinder insgesamt jedoch weniger durch Straßenverkehrslärm belästigt. Der Kinder-Umwelt-Survey (KUS) ist ein Teilprojekt des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert Koch-Instituts.

 

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