30 Jahre Deutsche Einheit: Auch für die Umwelt ein Gewinn

Luft, Wasser und Böden deutlich sauberer – Klimawandel nach wie vor größte Herausforderung

Der Brocken im Nebelzum Vergrößern anklicken
Der Brocken im Harz, früher zu Spionagezwecken genutzt, liegt heute im Waldnationalpark Harz.
Quelle: ohenze / Fotolia.com

Das Umweltbundesamt (UBA) zieht 30 Jahre nach der Deutschen Einheit eine positive Umweltbilanz. Dirk Messner, Präsident des UBA: „Wir können mit Recht stolz darauf sein, was die neuen Bundesländer nach 1990 beim Umweltschutz erreicht haben. In viele Flüsse, die damals ökologisch tot waren, ist das Leben zurückgekehrt. Die Luft, die vor 30 Jahren in manchen Regionen beißend war, ist heute wieder fast überall unter den geltenden Grenzwerten. Und doch gibt es viel zu tun: Nach der Wende hin zu Marktwirtschaft und Demokratie während der Wiedervereinigung stehen nun erneut anspruchsvolle Veränderungsprozesse an. Wir müssen unsere Wirtschaft zukunftstauglich machen, um Klima- und Umweltwandel so weit wie möglich abzumildern und beherrschbar zu halten: Energiewende, Mobilitätswende, nachhaltigere Städte, zukunftstaugliche Landwirtschaft und zirkuläres Wirtschaften sind die Stichworte.“

Die Luftqualität war zur Wende in der DDR oft sehr schlecht. Grund waren vor allem die Braunkohlekraftwerke sowie im Winter die Kohleheizungen. Vor allem im Industriegebiet um Leipzig/Halle/Weißenfels/Bitterfeld wurden in den 1980er Jahren extrem hohe Schwefeldioxid-Konzentrationen gemessen. Mit Werten über 400 Mikrogramm pro Kubikmeter (μg/m³) im Jahresdurchschnitt war hier die Belastung in etwa viermal so hoch wie im westdeutschen Ruhrgebiet. Zum Vergleich: Heute liegen die höchsten Werte um 10 µg/m³. Erst als Kraftwerke und Industrieanlagen zu Beginn der 1990er Jahre stillgelegt oder saniert wurden, sank die Schwefeldioxid- und Schwebstaubbelastung auf dem Gebiet der DDR drastisch. Erst um das Jahr 2000 gab es keine Unterschiede mehr zwischen den Konzentrationen in ost- und westdeutschen Industriegebieten. Allerdings bleiben heute vor allem die Stickstoffdioxid-Belastung sowie der Feinstaub in deutschen Ballungsgebieten ein Problem.

Als 1990 die erste gesamtdeutsche Gewässergütekarte erstellt werden sollte, wurde zur Beschreibung der Wasserqualität vieler ostdeutscher Flüsse eine zusätzliche Güteklasse eingeführt: „ökologisch zerstört". Vor 1990 gehörten die ostdeutschen Flüsse zu den am stärksten mit Abwässern belasteten Gewässern Europas – Schaumberge an Stauwerken und von Chemikalien gefärbte Flüsse waren keine Ausnahme, sondern die Regel.

Nach der Wende wurden auf ehemaligem DDR-Gebiet veraltete Industriebetriebe stillgelegt oder saniert, moderne und effizientere Kläranlagen gebaut und die Umweltgesetzgebung verbessert. Damit hat sich die Wasserqualität vieler Flüsse sichtbar und messbar verbessert. So sank zum Beispiel die Belastung mit Schwermetallen wie Quecksilber und persistenten organischen Chemikalien in vielen größeren ostdeutschen Flüssen seit Anfang der 1990er um mehr als 95 Prozent. Dirk Messner: „Die Ökosysteme in der Elbe erholten sich nach 1990 sehr schnell. Aber: Trotz der positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre erreichen aktuell nur sieben Prozent der Fließgewässer in Deutschland einen guten ökologischen Zustand, wie er nach EU-⁠Wasserrahmenrichtlinie⁠ bis 2027 erreicht sein soll. Und kein einziger Fluss ist in einem guten chemischen Zustand. Es bleibt viel zu tun.“

Klimaschutz⁠ war vor 30 Jahren als Thema für die Politik und Öffentlichkeit noch nicht so präsent wie heute. Strom und Wärme wurden in Ost wie West zu großen Teilen mit Kohle und Öl erzeugt. Die Kohlendioxid-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe trugen entsprechend mit über 80 Prozent zu den ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen bei, sowohl in Ost wie in West. Die Emissionsdaten zwischen 1970 und 1989 zeigen bis auf Konjunktur- und Wettereffekte auch kaum Veränderungen. Mit der Deutschen Einheit änderte sich dies schlagartig: Mit dem Zusammenbruch der Wirtschaft und durch die Optimierung der Kraftwerke und Industrieanlagen sanken in den neuen Bundesländern ab 1990 die Emissionen deutlich. Allein die die Kohlendioxid-Emissionen sanken zwischen 1989 und 1994 im Ostteil um fast die Hälfte. Anders auf dem Gebiet der alten Bundesländer, wo die Emissionen zunächst unverändert blieben. Die Gründe für die niedrigeren Emissionen in den neuen Bundesländern lagen vor allem darin, dass weniger Braunkohle in den Kraftwerken verfeuert wurde. Zudem wurden Heizungen schnell modernisiert.

Dirk Messner: „Die Gesamtemissionen des wiedervereinigten Deutschlands sind seit 1990 um über 35 Prozent gesunken. Vor allem im Energiebereich konnten Erfolge erzielt werden, obwohl die Wirtschaft gerade nach der Wende beachtlich gewachsen ist. Doch die Herausforderungen bleiben groß. Deutschland und Europa wollen bis 2050 klimaneutral werden.“

Das Umweltbundesamt widmet dem Einheitsjubiläum sein aktuelles Magazin "Schwerpunkt". Sie können es hier herunterladen.

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