Obsoleszenz-Studie: O-Töne und Zitate

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Dr. Ines Oehme (Fachgebiet Ökodesign, Umweltkennzeichnung, umweltfreundliche Beschaffung)
Quelle: Umweltbundesamt

Wie lange sollten Elektro- und Elektronikgeräte aus Umweltsicht genutzt werden? Nach wievielen Jahren werden Sie ersetzt und warum? Dies ließ das UBA in einer Studie untersuchen. Hier finden Sie O-Töne und Zitate von Dr. Ines Oehme, UBA-Fachgebiet "Ökodesign, Umweltkennzeichnung, umweltfreundliche Beschaffung", die die Studie fachlich begeleitet hat.

Alle O-Töne können Sie als mp3-Datei herunterladen und für Medienberichte verwenden.

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Was ist Obsoleszenz?

Dr. Ines Oehme, Umweltbundesamt, Fachgebiet III 1.3 "Ökodesign, Umweltkennzeichnung, umweltfreundliche Beschaffung":

Obsoleszenz bezeichnet die Alterung eines Produktes, das kann natürlich oder künstlich sein. Das führt in der Folge dazu, dass das Produkt nicht mehr für den gewünschten Zweck eingesetzt werden kann. In der öffentlichen Diskussion steht vor allem die geplante Obsoleszenz im Vordergrund. Damit ist die absichtliche Verkürzung der Lebensdauer gemeint und unterstellt eine gezielte Designmanipulation. In der vorliegenden Studie wird Obsoleszenz aber in einem sehr viel breiteren Zusammenhang untersucht: Also sowohl die Leistungsfähigkeit von Werkstoffen und Komponenten, das Zusammenwirken von Hard- und Software, die Frage der Reparierbarkeit von Produkten und, ob ein Ersatz von noch funktionsfähigen Produkten erfolgt, weil sich Verbraucherinnen und Verbraucher ein besseres Gerät wünschen.

Quelle:
Umweltbundesamt

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Was hat die Studie ergeben?

Dr. Ines Oehme, Umweltbundesamt, Fachgebiet III 1.3 "Ökodesign, Umweltkennzeichnung, umweltfreundliche Beschaffung":

Die Studie zeigt für eine Reihe von Produktgruppen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die Produkte kürzer nutzen, bevor es zu einem Neukauf kommt. Wobei man sagen muss, dass die Gründe dafür sehr verschieden sind. Beispiel: Waschmaschine, Kühlgerät, Wäschetrockner. Im Durchschnitt haben wir gesehen, dass der Anteil der Geräte, die bereits innerhalb der ersten fünf Jahre aufgrund eines Defektes getauscht werden gestiegen ist. Derzeit liegt er bei über acht Prozent.

Beim Fernsehgerät zum Beispiel sieht es wieder ganz anders aus. 60 Prozent der Geräte wurden bereits nach fünf bis sechs Jahren getauscht, obwohl sie noch funktionierten. Hier war der Wunsch nach einem besseren Gerät der Auslöser für den Neukauf. Aus Sicht des Umweltbundesamtes ist das bedenklich. In allen untersuchten Produktgruppen – sei es der Fernseher, das Notebook oder die Waschmaschine – belasten die kurzlebigen Produkte unsere Umwelt deutlich stärker als Geräte mit langer Nutzungsdauer.

Quelle:
Umweltbundesamt

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Gibt es eine geplante Obsoleszenz?

Dr. Ines Oehme, Umweltbundesamt, Fachgebiet III 1.3 "Ökodesign, Umweltkennzeichnung, umweltfreundliche Beschaffung":

Eine gezielt kurze Produktlebensdauer durch eingebaute Mängel, also die geplante Obsoleszenz, kann in der vorliegenden Studie nicht nachgewiesen werden. Die Studie zeigt vielmehr, dass Obsoleszenz ein sehr vielschichtiges Phänomen ist. Hersteller und Verbraucher interagieren miteinander und beeinflussen gegenseitig Produkteentwicklungen und Konsummuster. Die Lebensdauer wird von vielen Faktoren bestimmt: zum Beispiel Belastung und Einsatzbereich, je nach der Verbraucherzielgruppe, Wartung oder auch modische Trends.

Dass die Studie geplante Obsoleszenz nicht nachgewiesen hat, bedeutet aber nicht, dass es keinen Handlungsbedarf gibt. Zum Beispiel zeigt die durchgeführte Verbraucherbefragung, dass ein Drittel der Befragten unzufrieden mit der Lebensdauer war und das zeigt für uns schon, dass wir natürlich über politische Maßnahmen nachdenken müssen.

Quelle:
Umweltbundesamt

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Wie sieht es mit einem Beispiel aus, das von den Medien als typisch für geplante Obsoleszenz dargestellt wird?

Dr. Ines Oehme, Umweltbundesamt, Fachgebiet III 1.3 "Ökodesign, Umweltkennzeichnung, umweltfreundliche Beschaffung":

Ein typisches Beispiel, was häufig angesprochen wird, sind die Tintenstrahldrucker. Bei einer Reihe von diesen Geräten gibt es eine Konstruktion, da ist ein Tintenschwämmchen enthalten, das nimmt die Resttinte von Reinigungsvorgängen auf. Dieses Schwämmchen hat eine begrenzte Kapazität. Bei einigen dieser Geräte gibt es eine Schutzfunktion, die – nach Annahme, das Tintenschwämmchen sei voll –eine Fehlermeldung gibt und der Drucker druckt nicht mehr.

Das kann man allerdings auch anders lösen. Wir sehen am Markt eine Reihe von Geräten, die mit dem Resttintenbehälter arbeiten, der leicht gereinigt werden kann, der ausgetauscht werden kann – im Unterschied zu so einem Resttintenschwämmchen, was häufig so eingebaut ist, dass ein Austausch eigentlich nicht vorgesehen ist. Und das große Problem dabei ist, dass dies vielen Verbrauchern und Verbraucherinnen beim Kauf nicht bewusst ist und, dass sie keine Informationen darüber erhalten für welche Druckkapazität dieser Drucker überhaupt vorgesehen ist. Hier sehen wir natürlich einen Handlungsbedarf, um die Transparenz am Markt zu erhöhen.

Quelle:
Umweltbundesamt

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Was ist empfehlenswerter? Ein neues energiesparendes Gerät zu kaufen oder das alte reparieren zu lassen?

Dr. Ines Oehme, Umweltbundesamt, Fachgebiet III 1.3 "Ökodesign, Umweltkennzeichnung, umweltfreundliche Beschaffung":

Das hängt immer vom konkreten Produkt bzw. Fall ab. Die Studie hat ja vor allen Dingen für neue Geräte gezeigt, dass hier die langlebigen Produkte aus Umweltsicht immer besser abschneiden als die kurzlebigen – dass sich also auch hier aus Umweltsicht eine Reparatur lohnt. Eindrückliches Beispiel sind die Notebooks. Wenn man annimmt: zehn Prozent besser in der Energieeffizienz in der Nutzung, müsste man so ein Notebook immer noch 80 Jahre lang nutzen, um den Aufwand der Herstellung durch die Einsparung in der Nutzung wieder aufzuwiegen.

Wenn wir aber über recht alte Produkte reden – 15 Jahre oder älter – und sich hier die Frage stellt, dann muss man schon genau hinschauen: Wie viel Energie verbraucht das Altgerät, also zum Beispiel der Fernseher, und wie effizient wäre das neue Gerät, was ich kaufen will und wie häufig nutze ich das Produkt? Und daraus kann man dann erst die Frage beantworten: Lohnt sich eine Reparatur oder sollte ich doch ein energieeffizientes, neues Gerät kaufen?

Quelle:
Umweltbundesamt

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Welche Strategien und Maßnahmen schlägt das UBA für eine längere Produktnutzung vor?

Dr. Ines Oehme, Umweltbundesamt, Fachgebiet III 1.3 "Ökodesign, Umweltkennzeichnung, umweltfreundliche Beschaffung":

Die Studie hat uns einen sehr breiten Mix an Strategien und Instrumenten vorgeschlagen. Davon erachten wir insbesondere drei Punkte als besonders wichtig. Als Erstes: Mindestanforderungen an Qualität und Haltbarkeit von Produkten, weil wir berücksichtigen müssen, dass Anforderungen auch immer überprüfbar sein müssen. Das ist bei der gesamten Lebensdauer von Produkten bei einer Reihe einfach nicht möglich.

Der zweite Punkt ist: die Rahmenbedingungen für die Reparierbarkeit von Produkten zu verbessern.

Und als Drittes vor allen Dingen Informationspflichten. Hersteller sollten darüber informieren: über Verschleißteile in Produkten oder begrenzte Kapazitäten von Komponenten – Beispiel Tintenstrahldrucker. Und Verbraucher sollten auch mehr Informationen erhalten über die ökologischen Vorteile von langlebigen Produkten, über Wartungsintervalle und auch über mögliche Reparaturen und deren Kosten.

Quelle:
Umweltbundesamt