Lebensmittelmotten

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Kupferrote Dörrobstmotte
Quelle: Hartmut Roweck

Inhaltsverzeichnis

 

Aussehen

Die Kupferrote Dörrobstmotte (Plodia interpunctella) wird ca. 8-10 mm groß mit einer Flügelspannweite von 20 mm. Die Vorderflügel der Falter sind innen silbergrau bis ockergelb. An der Spitze des Vorderflügels folgt eine rötliche bis bronzefarbige Binde. Der Hinterflügel ist hellgrau. Der Körper der Dörrobstmotte bildet im Ruhezustand ein schmales Dreieck. Die Larven sind gelblich-weiß, rötlich oder grünlich und werden 15-17 mm lang.

Die Mehlmotte (Ephestia (Anagasta) kühniella) ist ein kleiner, unscheinbar silbriggrauer Falter. Ausgewachsene Exemplare werden 11-14 mm groß und besitzen eine Flügelspannweite von 20-25 mm. Die Vorderflügel sind silbrig-grau mit zickzackförmigen Querbinden und dunklen Punkten. Die Hinterflügel sind deutlich heller gezeichnet und mit einem silbrig-grauen Fransensaum versehen. In Ruhestellung liegen die Vorder- über den Hinterflügeln und der Falter erscheint wie ein schmaler grauer Streifen an der Wand. Die Larven werden bis zu ihre Verpuppung ca. 12-18 mm lang. Sie sehen aus wie kleine Schmetterlingsraupen. Ihr wurmartiger Körper ist gelblich-weiß mit einem rötlichen oder grünlichen Schimmer. Der Kopf ist dunkelbraun gefärbt.

Die Samenmotte (Hofmannophila pseudospretella) wird etwa 7-12 mm groß mit einer Flügelspannweite von ca. 23 mm. Die Flügel sind bronzefarben und zeigen drei dunkle Flecke in der Mitte sowie weitere dunkle Flecke am Flügelrand. Die Larven werden bis zu 16 mm lang und leben in Gespinstsäcken.

Die Kornmotte (Nemapogon granellus) wird 6-7 mm groß und hat eine Flügelspannweite von 10-14 mm. Die Flügel sind grau-braun gefärbt mit unregelmäßigen braunen und schwarzen Flecken. Die Vorder- und Hinterflügel haben einen deutlich erkennbaren langen Fransensaum. Der Kopf und die Brust der Falter erscheinen weißlich.

Im Gegensatz zu den anderen Mottenarten ist der Mehlzünsler (Pyralis farinalis) ein dekorativer Schmetterling von 8-14 mm Länge, der seine Flügel im Ruhezustand vergleichsweise weit gespreizt hält. Die Vorderflügel sind braunviolett, in der Mitte unterbrochen durch ein ockergelbes Band mit geschwungenen weißen Querlinien. Die Hinterflügel sind weißlich-grau, ebenfalls mit zwei Querlinien. Die Spannweite der Flügel beträgt bis zu 30 mm. Die Larven werden etwa 25 mm lang und sind verschieden gefärbt, von weißlich bis gelblich-rot.

 

Lebensraum / Vorkommen

Lebensmittelmotten sind weltweit als Vorratsschädlinge verbreitet. In Europa sind insbesondere fünf Arten aufgrund ihres Auftretens als Schädling relevant.

  • Die Dörrobstmotte kommt häufig vor und ist auf beheizte Räume für ihre Vermehrung angewiesen.
  • Gleiches gilt für den Mehlzünsler. Sie sind in Vorratslagern, in Mühlen oder in Haushalten anzutreffen.
  • Die Mehlmotte ist ein hartnäckiger Vorratsschädling und ist in Mühlen, Bäckereien, Getreidesilos, Lebensmittelbetrieben und in Privathaushalten zu finden.
  • Die Samenmotte (auch als Braune Hausmotte bezeichnet) bevorzugt besonders Lagerräume oder Wohnungen mit hoher Luftfeuchtigkeit und findet sich auch in Vogelnestern.
  • Die Kornmotte tritt häufig in Getreidelagern auf.
 

Verhalten

Oft werden Lebensmittelmotten erst bemerkt, wenn sich die erwachsenen Falter zur Fortpflanzung und auf der Suche nach einem geeigneten Eiablageplatz in der Wohnung bewegen. Da sie nachtaktiv sind, sitzen die Falter am Tag ruhig an den Wänden und sind dann im Kontrast zum helleren Hintergrund gut erkennbar. Befruchtete Weibchen können nur sehr kurze Strecken aktiv fliegen. Daher bewegen sie sich auf der Suche nach einem geeigneten Eiablageplatz eher krabbelnd oder in kleinen Sprüngen vorwärts. Ein Befall in der Wohnung erfolgt seltener durch das Zufliegen durch ein geöffnetes Fenster, sondern zumeist über eine passive Einschleppung über bereits mit Eiern oder Larven befallenen Lebensmitteln oder Verpackungsmaterial wie Pappkartons.

Die Larven sind tagaktiv und spinnen ein feines weißes Gespinst, das das Nährsubstrat überdeckt und zusammenklebt. Die permanente Spinntätigkeit der Larven kann vor allem in Getreidemühlen zu Verklumpungen und Verstopfungen der Transportrohre führen.

 

Ernährung / Wachstumsbedingungen

Die Mehlmottenlarven bevorzugen als Nährsubstrat Mehl und andere Getreideprodukte sowie Backwaren, Nüsse und Mandeln, Hülsenfrüchte oder Schokolade sowie Tiertrockenfutter.

Die Dörrobstmottenlarve hat recht bescheidene Nahrungsansprüche und richtet nicht nur bei den bereits genannten Nahrungsmitteln, sondern auch bei Saatgut, Bienenwaben oder bei Insekten- und Pflanzensammlungen Schäden an.

Die Larve der Samenmotte ernährt sich neben den typischen Lebensmitteln auch von keratinhaltigen Materialien wie Wolle, Federn, Pelzen, Leder oder, bei falscher Lagerung, von Weinkorken. Sie ist daher auch als Materialschädling einzustufen.

Die Kornmottenlarven favorisieren Getreidekörner. Die Larven spinnen durchsichtige Seidenfäden um die Getreidekörner und fressen anschließend den Getreidekeimling. Sie können sich aber auch vom Leim in Bucheinbänden oder von Flaschenkorken ernähren.

Die Mehlzünslerlarven bevorzugen Getreide- und Getreideprodukte, während sie Schokolade eher selten befallen. Sie können auch im feuchtem Stroh und Heu überleben.

 

Fortpflanzung

Motten durchlaufen dieselben Entwicklungsstadien wie andere Insekten. Sie durchlaufen die Stadien Ei, Larve und Puppe bis zum erwachsenen Falter.

Das befruchtete Weibchen der Mehlmotte legt bis zu 500 Eier direkt auf das Nährsubstrat. Die Entwicklungsdauer bis zum erwachsenen Tier liegt je nach Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Qualität des Nährsubstrats zwischen 40 Tagen (bei 30 °C) und 3 Monaten (bei 20 °C). Nach der sechsten Häutung spinnen die Larven zur Verpuppung einen Kokon auf dem Nährsubstrat oder in der Nähe in Spalten oder Fugen. Aus den Kokons schlüpfen dann die ausgewachsenen Falter. Diese leben nur kurze 1-2 Wochen, paaren sich und legen ihre Eier ab. Während dieser Phase nehmen die Motten keine Nahrung mehr auf. In zentralbeheizten Wohnungen und einer Umgebung mit erhöhter Luftfeuchtigkeit wie in Küchen, können sich bis zu vier Mottengenerationen pro Jahr entwickeln.

Vergleichbar verläuft die Fortpflanzung der anderen hier erwähnten Mottenarten.

Das Weibchen der Dörrobstmotte legt bis zu 600 Eier. Die Entwicklungsdauer liegt zwischen 30 und 74 Tagen. Besonders ist, dass die Verpuppung auch an anderen Orten als auf dem Nährsubstrat stattfinden kann. Dies fördert die passive Verschleppung und Bekämpfungsmaßnahmen müssen weiträumiger angelegt sein.

Die rund 600 Eier der Samenmotte können sich bei einer relativen Luftfeuchte unter 80% nicht mehr entwickeln. Die Larven können vor der Verpuppung eine Winterpause einlegen, in der sie weniger empfindlich gegenüber niedriger Luftfeuchte werden.

Das Weibchen der Kornmotte legt nur zwischen 100 und 200 Eier direkt an die Nahrung ab, aus denen nach 10-14 Tagen die Larven schlüpfen. Die Entwicklungsdauer bis zum erwachsenen Insekt dauert 8 bis 12 Wochen. Dabei nutzen sie leere Getreidehüllen zur Verpuppung oder verstecken sich in nahe Ritzen und Spalten.

Beim Mehlzünsler können je nach Temperatur bis zu 5 Generationen im Jahr entstehen. Die Larven leben in relativ langen und weiten Gespinströhren im Nährsubstrat. Bei schlechtem Nahrungsangebot kann das Larvenstadium sich über zwei Jahre erstrecken. Zur Verpuppung wird ein weißer Kokon gesponnen.

 

Gesundheitsrisiken für den Menschen

Der Schaden durch Lebensmittelmotten erfolgt durch den Larvenfraß, ihre Spinntätigkeit und durch Kotverunreinigungen. Außerdem ist es möglich, dass sie Pilze oder Milben einschleppen. Mehlmotten verderben Lebensmittel, gelten jedoch nicht als Krankheitsüberträger wie Nagetiere oder Schaben. Der Verzehr befallener Produkte kann jedoch zu Allergien, Hauterkrankungen oder Magen-Darm-Erkrankungen führen. Befallene Vorräte sind daher für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet und müssen entsorgt werden.

 

Gefahrenabschätzung

Bereits bei erstem Verdacht auf einen Befall sollte zügig eine Befallsermittlung und eine Bestimmung der Mottenart durchgeführt werden. Das Ausmaß eines Befalls kann leicht durch das Aufstellen von Pheromon-Klebefallen (Lockstoff-Fallen) ermittelt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, ggf. mehrere Fallen an mehreren Stellen zu platzieren (z.B. in der Vorratskammer und dem Küchenschrank), um den zentralen Befallsherd besser lokalisieren zu können. Lockstoff-Fallen sollten auch nach einer Bekämpfung dafür genutzt werden, den Erfolg der Maßnahme zu kontrollieren.

Die Fallen enthalten die Sexuallockstoffe der Mottenweibchen (Pheromone). Sie locken paarungsbereite Mottenmännchen zu einem Klebestreifen. Die Fallen können dazu beitragen, die Fortpflanzung der Motten einzuschränken. Sie reichen als Maßnahme aber allein nicht aus, um den Befall sicher zu beseitigen.

Pheromon-Klebefallen für Lebensmittelmotten werden in Supermärkten, Drogeriemärkten, Baumärkten oder im Fach- und Internethandel angeboten.

 

Vorbeugung und Bekämpfung

Vorsorgemaßnahmen

Im Haushalt helfen einfache aber wirkungsvolle Vorsorgemaßnahmen einen Mottenbefall zu verhindern bzw. diesen schnell zu erkennen. Die wichtigste Maßnahme ist die stetige Kontrolle aller Lebensmittel direkt nach dem Einkauf auf Beschädigungen der Verpackung und auf einen Mottenbefall. Nahrungsmittel wie Getreideprodukte, Nüsse oder Kekse sollten immer in gut verschließbare Glas- Kunststoff- oder Keramikgefäße umgefüllt werden. Dies verhindert die Zuwanderung von Mottenweibchen bzw. die Eiablage in dem Lebensmittel. Fliegennetze an Fenstern und Balkontüren verhindern das Hereinfliegen von Motten und anderer lästiger Insekten in die Wohnung.


Bekämpfungsmaßnahmen

Bei einem Befall stehen verschiedene chemische und biologische Mittel gegen Lebensmittelmotten zur Verfügung. Diese werden derzeit hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und ihres Gefährdungspotentials für Mensch und Umwelt im Rahmen der Biozid-Produkte-Richtlinie geprüft und bewertet.

Eine Gruppe von Mottenmitteln nutzen Repellentien. Dies sind Stoffe oder Gemische, die für die Motten unangenehme, vertreibende Eigenschaften aufweisen. In der Regel sind dies ätherische Öle, die für die Motten einen unangenehmen Geruch verströmen (z.B. Lavendelöl, Zedernholzöl). Geruchsempfindliche Personen oder Personen mit einem erhöhten Allergierisiko sollten diese Mittel zunächst vorsichtig auf ihre Verträglichkeit hin prüfen.

Eine neuere biologische Bekämpfungsmethode ist der Einsatz von Schlupfwespen. Schlupfwespen sind Nützlinge und die natürlichen Feinde von Motten. Mittlerweile werden eine Reihe von Präparaten auch für den Privathaushalt über Baumärkte, dem Internet und dem Fachhandel angeboten. Die Schlupfwespen (Trichogramma evanescens) sind mit einer Größe von nur ca. 0,4 mm sehr kleine Insekten. Sie legen ihre Eier in die Motteneier, die daraufhin absterben. Die winzigen Nützlinge sind weder für Menschen noch für Haustiere gefährlich oder lästig. Stehen keine Motteneier mehr für die Eiablage zur Verfügung, verschwinden auch die Nützlinge. Der Handel bietet Kärtchen mit den lebenden Schlupfwespen an, die in die betroffenen Vorratsschränke gelegt werden und über einen Zeitraum von ca. 10 Wochen 3 bis 4 Mal erneuert werden müssen.

Chemische Mottenbekämpfungsmittel basieren auf insektizide Wirkstoffe. Oft sind dies synthetische Nervengifte aus der Gruppe der Pyrethroide. Genutzt werden auch natürliche Gemische bzw. Wirkstoffe wie den Pyrethrinen, die aus dem Extrakt von Chrysanthemen gewonnen werden. Da diese natürlichen Wirkstoffe sehr schnell abgebaut werden und im Sonnenlicht zerfallen, werden oft chemische Wirkungsverstärker wie das Piperonylbutoxid (PBO) den Mitteln zugesetzt.

In der Regel reicht die Kombination von Vorsorge- und nichtchemischen Alternativmaßnahmen zur Bekämpfung gegen den Mottenbefall aus. Bei hartnäckigem, wiederkehrendem Befall sollte ein sachkundiger Schädlingsbekämpfer zu Rate gezogen werden.

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