Krankheitsvermeidende Haltungsbedingungen für Nutztiere

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Rinderstall

Die Gesundheit von Nutztieren kann durch tiergerechte, komfortable Haltungsbedingungen gefördert werden. Das steigert deren Leistung und verringert den Einsatz von Tierarzneimitteln.

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Inhaltsverzeichnis

 

Grundlagen der Schweinehaltung

An erster Stelle gesundheitsfördernder Bedingungen in der Schweinehaltung steht die Prävention der Einschleppung von Infektionserregern in die Betriebe. Dieses ist in der Regel nicht durch einzelne Maßnahmen zu erreichen, sondern erfordert immer eine Gesamtbetrachtung und ein Bündel an unterschiedlichen Maßnahmen. Die Schweinehaltungshygieneverordnung enthält Hinweise zum Schutz der Tiere. Die Vorschriften richten sich nach der Größe des Bestandes und dem Haltungssystem (Stall- oder Freiland), und sollen der Erregereinschleppung entgegenwirken. In der Praxis bedeuten die Vorschriften z.B. das Aufstellen von Zäunen und die Einrichtung von Schleusen und abgetrennten Räumen.

Infektionsketten unterbrechen

Im Betrieb sollte überprüft werden, ob Infektionsketten gegebenenfalls unterbrochen werden können, z. B. durch frühzeitige Absonderung kranker Tiere und getrennte Haltung der Tiere verschiedener Altersstufen. Allerdings sollte beachtet werden, dass trotz oberirdisch getrennter Abteile über ein gemeinsames Lüftungssystem oder gemeinsame Güllekeller ein Pfad für die Übertragung der Krankheitserreger bestehen bleiben kann. Geeignete Reinigungs- und Desinfektionsverfahren können Krankheitserreger innerhalb der Abteile vermindern. Eine geringere Belegdichte als die gesetzlich geforderte (TierSchNutztV) kann ebenfalls die Krankheitsübertragung senken (siehe: Reduktion des Keimdrucks). Eine Gruppengröße von mindestens 10 Tieren ist dennoch sinnvoll, damit die Gesamtfläche eine Trennung der Funktionsbereiche ermöglicht. Bei sehr großen Gruppen steigt u.a. das Risiko der Verletzungen durch Rangkämpfe wodurch ebenso Infektionen entstehen können. Auch die frühe Separierung von kranken oder geschwächten Tieren in eine Krankenbucht kann zu einer Unterbrechung von Krankheitsübertragungen beitragen. Dazu ist es nötig, eine Krankenbucht vorzuhalten und deren Versorgung möglichst am Ende in die Produktionsprozesse einzubinden.

Wasser, Futter, Belüftung und Temperatur optimieren

Ein Grundstein für eine gute Tiergesundheit ist die optimale Versorgung mit Luft, Frischwasser und Futter (siehe: Optimale Fütterung, Tränkwasserversorgung im Stall). Die Anordnung von Tränk- und Fütterungseinrichtungen in der Bucht möglichst weit entfernt vom Kotbereich kann Erkrankungen reduzieren. Das Stallklima ist an die jeweilige Altersgruppe anzupassen.

Tierwohl durch Wissen und Erfahrung

Außenklimareize, unterschiedlich strukturierte Stallbereiche, der Zugang zu ausreichendem Wühl- und Beschäftigungsmaterial sowie eine gute Einstreu können das Wohlbefinden der Tiere erhöhen. Dadurch kann die Stressbelastung reduziert und das körpereigene Abwehrsystem gestärkt werden. Allerdings kann diese Haltungsform neben der negativen Arbeitswirtschaftlichkeit auch das Auftreten von Krankheiten durch eine schlechte Strohqualität, Kontakt zu Wildtieren und erhöhten Kontakt mit Ausscheidungen fördern. Landwirte/-wirtinnen sollten alle Risiken im Blick haben und diese weitestgehend reduzieren. Wissen und Erfahrung sind die wichtigsten Komponenten.

 

Legehennenhaltung

Die Haltung von Legehennen hat große Veränderungen durchlaufen. Wurden Legehennen vor 1950 hauptsächlich extensiv mit Auslauf gehalten, ist heute vor allem die Bodenhaltung verbreitet. Die Haltungssysteme unterscheiden sich vor allem in Arbeitsaufwand, Wirtschaftlichkeit, Hygiene, Umweltaspekten und Verhalten der Tiere. Dabei stehen häufig Tierwohl, Umweltschutz und Arbeitsaufwand im Widerspruch.

Boden- und Volierenhaltung

Ein Vorteil der Bodenhaltung von Legehennen ist, dass tierspezifische Verhaltensmerkmale, zum Beispiel Scharren oder Baden im Sand, besser ausgelebt werden können. Die Funktionsbereiche in der Bodenhaltung bestehen aus Scharrraum (mindestens ein Drittel der Bodenfläche im Stall oder außen als Kaltscharrraum), Kotgrube (zwei Drittel der Stallfläche) und Nestern. Die Kotgrube ist ca. 80 cm hoch und durch ein Drahtgitter abgetrennt, damit die Hennen nicht in den Grubenbereich gelangen. Über der Kotgrube sind Futter-, Tränkwassereinrichtungen und Sitzstangen angebracht, damit der Kot in die Grube fällt und die Tiere mit diesem möglichst wenig in Berührung kommen. Dies dämmt die Verbreitung von Krankheitserregern ein. Der Kaltscharrraum ist ein überdachter, eingestreuter Außenbereich mit planbefestigtem Boden und bietet zusätzlichen Raum für Bewegung und weniger Staubbelastung im Stall.

Die Volierenhaltung ist eine Abwandlung der Bodenhaltung, die das System durch nicht eingestreute Etagen erweitert. Bei dieser Haltung sind höhere Besatzdichten möglich, die Stress und Aggressivität hervorrufen können. Ein weiteres Problem ist die stärkere Verschmutzung durch herabfallenden Kot.

Freilandhaltung

Die Freilandhaltung entspricht dem Prinzip der Boden- oder Volierenhaltung. Zusätzlich haben die Hennen tagsüber Zugang zu einem teils bewachsenen Auslauf mit jeweils vier Quadratmetern je Henne. Das ermöglicht den Tieren das Ausleben vieler artgemäßer Verhaltensweisen. In der Freilandhaltung steht den Tieren mehr Raum zur Verfügung. Dadurch wird Stress reduziert, der durch Rangkämpfe hervorgerufen wird. Somit können Verletzungen, die durch Aggressivität, Kannibalismus und Federpicken hervorgerufen werden, vermieden werden. In der Freilandhaltung erhöhen sich jedoch das Infektionsrisiko durch Kontakt mit Wildvögeln, Tierverluste durch Raubtiere, die Verunreinigung der Auslauffläche durch Kot und der Eintrag von Nährstoffen und Tierarzneimitteln in die Umwelt (siehe: Eintrag und Vorkommen von Tierarzneimitteln in der Umwelt; sieheDamme, K,, Hildebrand, R.A. (2002). Geflügelhaltung. Legehennen, Hähnchen, Puten, Management, Tierschutz, Umwelt, Ökonomie. VUA Reihe, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.).

Gestaltung der Innenbereiche für Legehennen

Einer Henne müssen mindestens 750 Quadratzentimeter bei der Haltung in Kleingruppen (zulässig bis 2025) zur Verfügung gestellt werden. In der Bodenhaltung dürfen maximal neun Hennen auf einem Quadratmeter Stallfläche gehalten werden. Gleichmäßige Beleuchtung, ausreichende Versorgung mit Futter- und Trinkwasser sowie ausreichende und hygienisch einwandfreie Futter- und Tränkstellen sind für die Gesundheit der Hennen wichtig (siehe: Tränkwasserversorgung im Stall, Optimale Fütterung). Sowohl in der Bodenhaltung als auch in der Freilandhaltung scheinen Längströge, oder eine Kombination aus Längs- und Rundtrögen, geeigneter für die Fütterung zu sein, da sie den Bedürfnissen der Legehennen eher entsprechen und vermehrte Konkurrenz und daraus entstehendes Federpicken reduzieren.

Im Hinblick auf die Reinigung der Stallböden sind Betonbeläge empfehlenswert, insbesondere wenn diese mit Sand oder Einstreu überdeckt werden. In naturbelassenen Böden, Holzdielen oder Ritzen können sich beispielsweise Milben einnisten, deren Eier auch Desinfektionsprozesse vor der Neueinstallung überdauern können. Gegebenenfalls muss der gesamte Boden ausgetauscht werden (z. B. bei Parasitenbefall).

Klimatisierungssysteme gegen Staub und Schadgase

Schadgase und Staub beeinträchtigen die Gesundheit der Tiere. Diese treten z. B. bei fehlerhaften Klimaeinstellungen auf und sind in allen Haltungssystemen, vor allem aber bei hohen Bestandsdichten, problematisch. Mit Klimatisierungssystemen wie zum Beispiel Sprinkler- oder Aerosolierungsanlagen können Temperatur und Luftfeuchtigkeit so gesteuert werden, dass Staub und Schadgase reduziert werden.

Verhaltensstörungen durch Abwechslung verhindern

Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus sind vor allem bei hohen Besatzdichten ein schwerwiegendes Problem. Eine strukturierte und abwechslungsreiche Umgebung kann dagegen helfen. Manipulierbare Beschäftigungsmaterialien wie Strohballen, -haufen oder Picksteine sollten möglichst häufig angeboten werden, um die Hennen zu motivieren, den verfügbaren Scharrraum zu nutzen. Allerdings können organische Materialien ein Reservoir für Krankheitserreger darstellen (siehe: Reduktion des Keimdrucks), weshalb hohe Qualität wichtig ist. Weitere Möglichkeiten sind die Anpassung der Einstreu sowie die Einrichtung von Nestern und Sitzstangen.

 

Haltung von Mastgeflügel

Die Hähnchenmast findet vorrangig (93 %) in konventioneller Bodenhaltung in zwangsbelüfteten Ställen statt. Die Belüftung erfolgt über Ventile und Ventilatoren. Diese werden über einen Klimacomputer geregelt. Vernebelungsanlagen werden eingesetzt, um mittels Sprühnebel die Klimagestaltung im Stall zu unterstützen. Zum Teil werden Offenställe (Louisiana-Ställe) oder Klappenställe mit natürlicher Lüftung eingesetzt. Hier wird die Lüftung durch Jalousien oder Klappen kontrolliert. Eine optimale Belüftung kann erreicht werden, wenn diese Ställe quer zur Hauptwindrichtung, also in Nord-Süd-Richtung, gebaut werden.

Als Einstreumaterial dienen Weichholzhobelspäne oder gehäckseltes Stroh. Torf und Sägemehl sind wegen zu hoher Staubentwicklung ungeeignet. Die Beleuchtungsdauer ist auf 16 Stunden pro Tag beschränkt. Die optimale Stalltemperatur beträgt zwischen 20 und 35°C je nach Zeitpunkt im Mastablauf. In der Putenmast liegt sie zwischen 20 und 25°C. Tierkontrollen zur Überprüfung des Gesundheitszustandes sind mindestens zweimal täglich erforderlich (siehe: Erweitertes Gesundheitsmonitoring in der Tierproduktion). Mit Sichtfenstern können auch häufigere Kontrollen realisiert werden, ohne die Tiere zu stressen oder zu stören.

In der Langmast (45 bis 60 Tage) werden zum Teil Ställe mit Auslauf bzw. Kaltscharrraum oder Freilandhaltung genutzt. Dabei muss der Auslauf ein bis zwei Quadratmeter pro Tier betragen. Der Boden des Natur- oder Louisiana-Stalls besteht aus einer Sandschicht, PE-Folie und Häckselstroh. Teilweise werden Baugenehmigungen nur erteilt, wenn eine feste Bodenplatte hinzugefügt wird, da sonst der Nährstoffeintrag in die Umwelt zu hoch ist. Gleichzeitig verhindern Bodenplatten mit entsprechenden Abläufen auch Einträge von Tierarzneimitteln in die Umwelt (siehe: Eintrag und Vorkommen von Tierarzneimitteln in der Umwelt). Diese Anpassungen bieten zusätzlich die Voraussetzungen für ein Rein-Raus-System mit regelmäßiger Reinigung und Desinfektion. Der Anteil von Offenställen und Freilandhaltung ist noch sehr gering, obwohl Verbraucher/-innen diese Ställe insgesamt eher akzeptieren.

Verhaltensstörungen durch große Gruppen

In der Haltung von Mastgeflügel kommt es mit zunehmender Gruppengröße zu einem Anstieg von Verhaltensstörungen, vor allem zu Federpicken und Kannibalismus. Auslöser sind vor allem Stress und Aggressivität durch die unklaren sozialen Strukturen und fehlende Rückzugsmöglichkeiten. Natürliche Verhaltensweisen wie Scharren oder Gefiederputzen können durch die hohe Besatzdichte nur sehr eingeschränkt ausgeübt werden. Zudem ist das Stallklima durch die hohe Besatzdichte beeinträchtigt. Staub, Schadgase und Wärmestau belasten die Gesundheit der Tiere.

Durch die Anpassung der Haltungsbedingungen können Stress und Aggressivität reduziert werden. Es werden 22 bis 24 Küken pro Quadratmeter eingestallt. Die maximale Besatzdichte von 39 kg/m² darf bei der Haltung von Masthühnern nicht überschritten werden, was bedeutet, dass in der konventionellen Haltung zum Ende der Mast 16 bis 26 Tiere einen Quadratmeter Stallboden zur Verfügung haben. Bei Mastputen sind je nach Geschlecht 52 bis 58 kg/m² zulässig.

Futter- und Tränkwassereinrichtungen

Auf der Stallfläche finden sich Futter- und Tränkwassereinrichtungen, über die die Fütterung des Mastgeflügels durchgängig erfolgt. Futter und Wasser müssen für alle Tiere jederzeit erreichbar sein, weshalb die Höhe der Futter- und Tränkwassereinrichtungen der Körpergröße der Tiere entsprechen sollte. Dabei sollte der seitliche Abstand zwischen den Einrichtungen nicht größer als zwei Meter sein. Ein großer Abstand zwischen Futtertrog und Tränke erhöht die Aktivität der Tiere. Dies führt zu einer besseren Knochenstabilität und beugt somit Ballen- und Beinschäden vor. Wegen hoher Temperaturen im Stall, teils stehendem Wasser und langen Tränkleitungen muss vor allem die Hygiene des Tränkwassers regelmäßig überprüft werden (siehe: Tränkwasserversorgung im Stall).

 

Milchviehhaltung

Wie auch die Schweine- und Geflügelhaltung unterliegt die Milchviehhaltung kontinuierlich einem starken Wandel. Derzeit sinkt die Anzahl der Rinderhalter während die Herdengrößen wachsen. Ca. 6% aller in Deutschland gehaltenen Rinder werden ökologisch gehalten. Über zwei Drittel aller Rinder in Deutschland leben in Betrieben mit mehr als 100 Tieren.

Anbindehaltung

Vor allem auf kleinen Höfen findet man manchmal die Anbindehaltung. Diese Haltungsform ist weniger tiergerecht als die Haltung in Laufställen, werden die Tiere ausschließlich angebunden gehalten. Anbindehaltung ist mit einem erhöhten Risiko von Scheuerstellen und durch mangelnde Bewegung mit Gliedmaßen- und Klauenerkrankungen verbunden. Kombiniert mit täglichem Weidegang können die Nachteile dieser Haltungsform jedoch stark reduziert werden. Für Gesetzesinitiativen zur Abschaffung der Anbindehaltung wurde bisher (2017) keine politische Einigung erzielt (siehe auch Bundesrat (2016). Stellungnahme der Bundesregierung zu der Entschließung des Bundesrates zum Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern Unterrichtung durch die Bundesregierung. Zur Drucksache 187/16. http://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2016/0101-0200/zu187-16.p...). Vorteil der Anbindehaltung ist die Möglichkeit zur gezielten Fütterung sowie die vereinfachte Tierkontrolle und Behandlung. Damit die Tiere sich problemlos ablegen und wieder aufstehen können, müssen die einzelnen Plätze inklusive Tränke und Futtertrog ausreichend bemessen und eingerichtet sein. Der Standplatz jeder Milchkuh muss mindestens 110 cm breit und 165 bis 200 cm lang sein. Die Liegefläche kann mit Stroh oder alternativ mit Gummimatten gepolstert sein.

Laufstallhaltung

Viele Landwirtinnen/-wirte haben die Anbindehaltung bereits abgeschafft und Laufställe für ihre Tiere eingerichtet. Mittlerweile leben 75% der deutschen Rinder in Laufställen. Milchkühe werden überwiegend in Liegeboxenlaufställen gehalten, der häufigsten Form des Laufstalls. In Laufställen stehen jeder Kuh über 35 m³ Raumvolumen zu. Sie sollten täglich 16 Stunden beleuchtet sein. Häufig werden Außenklimaställe gebaut, da sie der Tiergesundheit zuträglich und kostengünstig sind.

Im Laufstall sind die verschiedenen Funktionsbereiche voneinander getrennt. Gegenüber der Anbinde­haltung weist die Laufstallhaltung mehrere Vorteile auf. Sie ermöglicht ein Leben in der Gruppe und bietet die Möglichkeit zur ganztägigen Bewegung. Dies trägt zur Fruchtbarkeit und Gesundheit bei (siehe: Stärkung des Immunsystems von Nutztieren). Außerdem kann die Brunst der Tiere besser erkannt werden und das Melken verläuft schneller und hygienischer, da der gekachelte Melkstand im Laufstand regelmäßig von Grund auf gereinigt wird (siehe: Reduktion tierarzneimittelhaltiger Sperrmilch). Der Laufstall kann mit einem Laufhof oder einer Weide kombiniert werden und den Tieren so zusätzliche Möglichkeiten zur Bewegung geben. Wichtig ist, dass für jede Milchkuh eine Liegebox sowie ein Fressplatz zur Verfügung steht und somit alle Tiere gleichzeitig fressen, liegen und wiederkäuen können. Damit die Versorgung mit ausreichend sauberem Tränkwasser sichergestellt ist, sollten die Tränkwasserleitungen täglich kontrolliert werden, bei sehr niedrigen Temperaturen vor dem Hintergrund des Vereisens auch häufiger (siehe: Tränkwasserversorgung im Stall).

Kuhkomfort erhöht die Leistung

Beim Bau neuer Milchviehställe wird heutzutage vor allem auf den Kuhkomfort geachtet, um die Leistung zu erhöhen und den Gesundheitszustand der Kühe zu verbessern. Zum Kuhkomfort zählen vor allem tiergerechte Liegeplätze, Laufflächen und Fressbereiche und ein optimales Stallklima. Ein günstiges Stallklima wird durch eine Nord-Süd-Ausrichtung des Stalls begünstigt, da dies einen hohen Luftaustausch gewährt. Die Kuh ist sehr gut an kühle Temperaturen adaptiert, sollte aber vor Zugluft geschützt werden. Windbrechnetze können helfen, Zugluft und Temperatur besser zu kontrollieren. Um Hitzestress an heißen Sommertagen zu vermeiden, können Ventilatoren oder Vernebler in den Stall integriert werden.

Da Kühe bis zu 12 Stunden am Tag liegen, sollten Liegeplätze ausreichend vorhanden und weich und verformbar sein, damit Druckstellen und Technopathien vermieden werden. Als Unterlage können unter anderem Gummi- und Schaumstoffmatten, Kuhmatratzen aus Granulat oder Wasserbetten dienen. Wie in der Anbindehaltung muss der Liegeplatz, der eine Hoch- oder Tiefbox sein kann, der Kuh ein ungehindertes Ablegen, Aufstehen und Ruhen ermöglichen und mindestens 185 cm lang sein. Des Weiteren sollte der Stall breite und gerade Wege haben, sodass die Tiere sich stressfrei und mit Ausweichmöglichkeiten fortbewegen können. Die Breite des Laufgangs sollte mindestens 320 cm, der Abstand zwischen den Liegeboxen 240 cm betragen (siehe auch  Hoy, S., Gauly, M., Krieter, J. (2006). Nutztierhaltung und -hygiene. 1. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.).

Auch trittsichere Stallböden tragen zum Kuhkomfort bei und beugen durch Ausrutschen bedingten Verletzungen vor. Die Böden müssen gut zu reinigen sein mit einer Spaltenweite von 25 bis 35 mm. Da Klauenerkrankungen bei Milchkühen zu den häufigsten Gesundheitsstörungen gehören, sind trockene und rutschsichere Böden wichtig. Zusätzlichen Kuhkomfort können Wellnessbereiche bieten, die zum Beispiel mit Kuhbürsten ausgestattet sind. Regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Kuhbürsten verhindert die Übertragung von Ektoparasiten.

 

Kälberhaltung

Die Ställe für Kälber müssen ein ungehindertes Ablegen und Aufstehen, das Einnehmen einer natürlichen Körperhaltung, Bewegung und die Aufnahme von Futter und Wasser ermöglichen. Kälber dürfen nicht in Anbindehaltung gehalten werden. Tierkontrollen sollten mindestens zweimal am Tag stattfinden (siehe: Erweitertes Gesundheitsmonitoring in der Tierproduktion). Gegenseitiges Besaugen kann durch eine angepasste Fütterungshäufigkeit verhindert werden (siehe: Optimale Fütterung). Hierzu können Automaten genutzt werden.

Die Kälberhaltung erfolgt in den meisten Fällen in den ersten 14 Tagen in Einzelhaltung. Die Größe der Iglus bzw. Einzelboxen erfordert eine Umstallung vor dem 14. Lebenstag. Ab diesem Tag werden Kälber zumeist in Gruppen gehalten, wobei eine Kälbergruppe nicht mehr als acht bis zehn Tiere umfassen sollte. Ab der 8. Woche ist die Gruppenhaltung vorgeschrieben. Diese Praxis mit einem Wechsel von einer Einzel- zu einer Gruppenhaltung hat sich bewährt. Die Tiere können im Außenklima- oder Innenstall gehalten werden. Die Haltung in Außenklimaställen wird zunehmend praktiziert, da sie die Widerstandskraft der Kälber anregen soll (siehe: Stärkung des Immunsystems von Nutztieren). Dem neugeborenen Kalb muss eine trockene, zugfreie und saubere Umgebung zur Verfügung gestellt werden. Die optimale Temperatur liegt zwischen 4°C und 20°C. Die Unterbringung sollte getrennt von Kühen oder älteren Tieren erfolgen, um eine Infektionsübertragung zu vermeiden (siehe: Reduktion des Keimdrucks). Kälber sollten mit überstrecktem Hals aus Nippeleimern getränkt werden, um Pansensaufen zu verhindern (siehe: Optimale Fütterung). Gelangen Milch oder Milchaustauscher statt in den Labmagen in den Pansen, kann es zu bakteriellen Gärprozessen kommen, die Schleimhautentzündungen im Pansen und Durchfallerkrankungen verursachen können.

Bei Außenboxen oder sogenannten Kälberiglus ist auf einen ausreichenden Wind- und Regenschutz zu achten. Der Untergrund im Kälberiglu muss trittsicher sein und die ersten zwei Wochen über eingestreut werden. Die Kälber sollten mindestens zweimal täglich kontrolliert werden, für eine gute Früherkennung von Krankheiten empfiehlt sich eine Tierkontrolle alle 3 bis 4 Stunden. Haltungen mit Außenklima bieten niedrigere Temperaturen und dadurch geringeren Keimdruck. Außerdem sind diese Ställe kostengünstiger im Bau. Vorteilhaft ist eine Überdachung der Außenbereiche, um zum einen den Tieren einen Witterungsschutz bereitzustellen, um die Säuberung auch bei schlechtem Wetter im Trockenen vornehmen zu können und die Futter- und Wasservorlagen vor Regen und Vogelkot zu schützen. Der Verbrauch von Stroh und Futter im Vergleich zur Haltung im Innenstall ist höher.

Auch Warmställe werden für die Kälberhaltung genutzt. Diese sind wärmegedämmt und zwangsbe­lüftet. Jedoch überwiegen hier Nachteile wie ein erhöhtes Krankheitsrisiko und höhere Bau- und Energiekosten. Es ist sinnvoll, eine Anordnung bzw. eine Aufstallungsweise zu wählen, die eine Belegung nach dem Rein-Raus-Prinzip ermöglicht.