FW-R-5: Humusvorrat in forstlichen Böden

Das Bild zeigt das Bodenprofil eines Waldes. Den oberen Horizont bildet eine mächtige Humusschicht.zum Vergrößern anklicken
Hohe Humusvorräte in Waldböden vermindern die Anfälligkeit von Wäldern gegenüber Trockenheit.
Quelle: Petra Dühnelt / Thünen-Institut

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

FW-R-5: Humusvorrat in forstlichen Böden

Hohe Gehalte organischen Kohlenstoffs in Waldböden fördern die Wasserspeicherkapazität und verbessern die Nährstoffversorgung. Sie erleichtern es den Bäumen damit auch, heiße und niederschlagsarme Perioden besser zu überstehen. Zwischen 1987 und 2008 gab es mehr Flächen, auf denen die Humusvorräte im Mineralboden zugenommen haben, als solche, auf denen es zu Abnahmen gekommen ist.

Die Stapelsäule stellt Änderungen im Vorrat von organischem Kohlenstoff zwischen der ersten und der zweiten BZE dar. Es wurden drei in Klassen gebildet: Abnahme bis geringe Zunahme (kleiner gleich 0,23 Tonnen pro Hektar und Jahr), moderate Zunahme (zwischen mehr als 0,23 bis kleiner gleich 0,45 Tonnen pro Hekatar und Jahr) und hohe Zunahme (mehr als 0,45 Tonnen pro Hektar und Jahr. Für diese Erstauswertungen wurden die Kategoriegrenzen so gesetzt, dass jede Klasse einen Anteil von rund einem Drittel hat.
FW-R-5: Humusvorrat in forstlichen Böden

Die Stapelsäule stellt Änderungen im Vorrat von organischem Kohlenstoff zwischen der ersten und der zweiten BZE dar. Es wurden drei in Klassen gebildet: Abnahme bis geringe Zunahme (kleiner gleich 0,23 Tonnen pro Hektar und Jahr), moderate Zunahme (zwischen mehr als 0,23 bis kleiner gleich 0,45 Tonnen pro Hekatar und Jahr) und hohe Zunahme (mehr als 0,45 Tonnen pro Hektar und Jahr. Für diese Erstauswertungen wurden die Kategoriegrenzen so gesetzt, dass jede Klasse einen Anteil von rund einem Drittel hat.

Quelle: Thünen-Institut für Waldökosysteme (Auswertung auf der Basis von Daten der Bodenzustandserhebung (BZE) im Wald)
 

Humus – Helfer in schweren Zeiten

Neben der Steuerung der Baumartenzusammensetzung haben Forstleute weitere Möglichkeiten, die ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ der Wälder an die sich verändernden Klimabedingungen zu fördern. Die Humuspflege ist dabei ein wichtiger Schlüssel zur Schaffung günstiger Wuchsbedingungen und höherer Stabilität, denn der Humus bzw. dessen wichtigster Bestandteil, der organische Kohlenstoff, sorgt für eine günstige Bodenstruktur und ist von großer Bedeutung für die Nährstoff- und Wasserversorgung der Waldbäume. Vor allem auf nährstoffarmen und eher trockenen Standorten können sich die Bedingungen für Waldbäume bei guter Humusversorgung deutlich verbessern.

Die Wechselwirkungen zwischen Klimaveränderungen und dem Gehalt bzw. dem Vorrat an Humus gehen allerdings noch weit über den oben skizzierten Sachverhalt hinaus. Neben der günstigen Beeinflussung der Anpassungsfähigkeit der Wälder sind ausreichende Humusvorräte auch mit Blick auf den ⁠Klimaschutz⁠ erstrebenswert, denn der Boden gehört zu den bedeutendsten Speichern von Kohlenstoff. Kohlenstoff, der im Boden festgelegt ist, ist nicht als klimarelevantes Kohlendioxid in der ⁠Atmosphäre⁠. Die Humuspflege ist damit sowohl eine Anpassungs- als auch eine Klimaschutzmaßnahme. Als weitere Wechselwirkung werden der Einfluss der ⁠Witterung⁠ auf die Aktivität der Bodenmikroorganismen und damit die Auf- und Abbauprozesse von Humus diskutiert.

In Urwäldern ist die organische Substanz, die für die Humusbildung zur Verfügung steht, besonders hoch, da alle Bäume nach dem Absterben zersetzt werden und letztendlich die Humusvorräte aufbauen. Anders ist die Situation in Wirtschaftswäldern, denn bei der Holzernte wird ein Großteil des Kohlenstoffs aus dem Wald entnommen; in welchem Umfang hängt in erheblichem Maße vom im Bestand verbliebenen Anteil der geernteten Bäume ab. Je mehr Blätter, Nadeln oder Äste am Schlagort im Wald verbleiben, desto mehr „Nachschub“ für die Bildung organischer Substanz gibt es. Dabei spielt auch eine Rolle, wie gut der Ernterücklass auf den Hiebsflächen verteilt wird. Mit der Zunahme der Energieholznutzung gibt es allerdings einen vermehrten Anreiz auch zur Verwertung schwächerer Sortimente und von Kronenmaterial.

Da – im Gegensatz zur Landwirtschaft – die technischen Möglichkeiten zu einem Ausgleich von Kohlenstoff- und Nährstoffausträgen im Wald jedoch sehr beschränkt sind, ist es letztendlich entscheidend, dass die Nutzungsintensität den standörtlichen Voraussetzungen bestmöglich angepasst wird. Nur so kann eine ausreichende Humusbildung sichergestellt werden.

Im Rahmen der Bodenzustandserhebung im Wald (BZE) werden bundesweit Erhebungen zu den Kohlenstoffvorräten in den oberen 30 cm des Mineralbodens und der Humusauflage im Wald durchgeführt. Die bisherigen Daten ermöglichen den Vergleich der Situation im Zeitraum 1987 bis 1993 mit der des Zeitraums 2006 bis 2008. Insgesamt gab es mehr Flächen, auf denen sich die Kohlenstoffvorräte im Mineralboden seit der Erstinventur erhöht haben, wobei die Zunahme in den nördlichen Landesteilen besonders stark ausgeprägt war. Im Süden Deutschlands fanden sich keine Hinweise auf größere Veränderungen. Ob sich diese Veränderungen bereits auf eine zielgerichtete Humuswirtschaft im Wald zurückführen lassen, ist allerdings eher fraglich, denn der Trend kann durch geänderte Baumartenzusammensetzungen infolge von Waldumbaumaßnahmen, Änderungen von Luftschadstoffeinträgen und Kalkungsmaßnahmen überlagert werden.

In der Humusauflage wurden auf den meisten Standorten zwischen den beiden Erhebungszeiträumen keine nennenswerten Veränderungen von Kohlenstoffvorräten gefunden. Allerdings lassen sich die Untersuchungsergebnisse bisher nicht eindeutig interpretieren. Der organische Kohlenstoff in der Humusauflage unterliegt vergleichsweise schnellen Auf- und Abbauprozessen und ist somit besonders stark äußeren Einflüssen ausgesetzt. Außerdem schwanken die Humusvorräte kleinräumig sehr stark, was die Interpretation von Änderungsraten erschwert. Aus diesen Gründen bildet der ⁠Indikator⁠ Änderungen von Kohlenstoffvorräten in der Humusauflage nicht ab.

Für die Auswertung der ersten beiden BZE zu den Änderungen der Kohlenstoffvorräte in den oberen 30 cm des Mineralbodens wurden die Klassengrenzen für eine Abnahme bzw. geringe Zunahme, eine moderate Zunahme sowie eine hohe Zunahme so definiert, dass sich die bewertete Waldfläche gleichmäßig auf die drei Klassen verteilt. Mit der Aktualisierung der BZE werden sich – bei Beibehaltung der nun definierten Klassengrenzen – Veränderungen abbilden, indem sich die Flächenanteile, die den drei Klassen jeweils zugeordnet werden, verschieben.

 

Schnittstellen

BO-R-3: Humusgehalte von Ackerböden

 

Ziele

Wald soll als ⁠CO2⁠-Senke erhalten bleiben. (Waldstrategie 2020, S. 11)

Bestehende Kohlenstoffbestände sollen geschützt und ausgebaut und neue Kohlenstoffbestände angelegt werden. (Europäische Forststrategie, Pkt. 13)

Schutz der ökologischen Leistungsfähigkeit der Böden durch [...] die Erhaltung der organischen Substanz, Umsetzung standortangepasster Landnutzungsstrategien zur Verringerung negativer Effekte durch Veränderungen in der Boden- und Humusbildung (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.4)