Forschung und Praxis gemeinsam für regionale Klimaanpassung

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Quelle: Gröschel Branding GmbH

Innerhalb der Fördermaßnahme "RegIKlim" des Bundesforschungsministeriums (BMBF) wurden sechs Empfehlungen formuliert, die aufzeigen, wie die Forschung zur Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen in Kommunen und Regionen beitragen und effektiv weiterentwickelt werden kann. Dabei wird deutlich, dass die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis nötig ist, um Klimaanpassung zu stärken.

BMBF⁠-Fördermaßnahme RegIKlim vereint Wissenschaft und Praxis für kommunale und regionale Klimaanpassung

Im Rahmen der Fördermaßnahme RegIKlim (Regionale Informationen zum Klimahandeln) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erarbeiten Wissenschaftler*innen gemeinsam mit Praxisakteuren in sechs Modellregionen – von der ostfriesischen Küste bis ins bayerische Alpenvorland – regional angepasste Lösungen für die Auswirkungen von Klimaveränderungen. Das Umweltbundesamt, das Climate Service Center Germany (GERICS) und das Institut für ⁠Raumordnung⁠ und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart (IREUS) koordinieren, begleiten und vernetzten die Modellregionen in einem Querschnittsvorhaben. Das Ziel von RegIKlim ist es, benötigtes (Forschungs-)Wissen für die kommunale und regionale ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ zu generieren und in entscheidungsrelevante Prozesse in der Praxis zu integrieren.

Im Querschnittsvorhaben WIRKsam der BMBF Fördermaßnahme wurden nun gemeinsam mit den Koordinierenden der Modellregionen sechs Empfehlungen für den Bund, die Länder, Kommunen und die Forschung erarbeitet, die aufzeigen sollen, wie diese Zielsetzung effektiv erreicht werden kann. Wichtige Kernpunkte des Empfehlungspapiers werden folgend mit Praxisbeispielen aus den Modellregionen des Forschungsvorhabens vorgestellt.

Empfehlung 1: Erarbeitung wissenschaftsbasierter Handlungsanleitungen

Die Vielzahl an Leitfäden für kommunale Klimaanpassung sollte durch konkrete, anwenderorientierte, mit behördlichen Prozessen kompatible Entscheidungs-unterstützungstools ergänzt werden. Die Verfasser*innen des Papiers empfehlen diese in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis erarbeiten zu lassen. Kommunen sollen somit dazu befähigt werden mit sogenannten „Instrumenten der Klimaanpassung“ selbstständig und zielführend mit regionalisierten Klimadaten und -informationen arbeiten zu können. Auch die Festlegung von einheitlichen, praxistauglichen Indikatoren bzw. Ziel- und Schwellenwerten für die Klimaanpassung sowie Anleitungen zu deren einfacher Handhabung würden die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in der kommunalen Praxis fördern.

An diesen Punkten setzt beispielsweise das Projekt KlimaKonform an. Forschende und Praxisakteure der Modellregion erarbeiten hier gemeinsam einen integrativen und handlungsorientierten Ansatz zur Ermittlung und Bewertung von Kapazitäten und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel im Flussgebiet der Weißen Elster. Die innerhalb dieses Prozesses entstehenden digitalen Produkte dienen der Wissensvermittlung und Maßnahmenplanung. Sie sollen nach Fertigstellung über eine Erweiterung in das Regionale Klimainformationssystems ReKIS integriert werden und Kommunen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zur Verfügung stehen.

Empfehlung 2: Klimaanpassung in Planungsinstrumenten und Genehmigungsverfahren

Die Belange der Klimaanpassung sowie verbindliche Anpassungsziele sollten verpflichtend in die Raumplanung bzw. kommunale Politikgestaltung integriert werden. Auch der Stadtumbau sowie Stadtumbaumaßnahmen sollten einen ambitionierteren Beitrag zur Klimaanpassung und zum ⁠Klimaschutz⁠ leisten.

Das Projekt IAWAK-EE zeigt, wie eine solche Verpflichtung umgesetzt werden kann. Die in der Modellregion erarbeiteten Ergebnisse und Maßnahmen sollen in den sich im Aufstellungsprozess befindlichen Integrierten Regionalplan der Region Lausitz-Spreewald aufgenommen werden. Die Pilotkommunen Liebenwerda und Amt Schlieben des Landkreises Elbe-Elster wurden hierfür in das Projekt mit eingebunden und beabsichtigen, das Thema Klimaanpassung auch in ihre kommunale Planung zu integrieren.

Teile dieser Empfehlung setzt ebenso das Projekt ISAP um: Es bereitet Informationen zum ⁠Klima⁠ der Region Stuttgart sowie Bewertungen von Klimaanpassungsmaßnahmen für die Stadt- und Regionalplanung auf. Diese sollen in einem nächsten Schritt in formelle und informelle Planungs- und Abwägungsprozesse einfließen. Das zu entwickelnde Online-Tool soll Planenden und (kommunal-) politischen Entscheidungsträger*innen, aber auch Bürger*innen als Informations- und Beratungsplattform zur Klimaanpassung dienen.

Empfehlung 3: Klimaanpassung als kommunale und partizipative Pflichtaufgabe

Klimaanpassung sollte als kommunale Pflichtaufgabe verankert und Ämter-übergreifend bearbeitet werden. Relevante Akteure aus Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft sollten an diesem Prozess beteiligt werden. Verantwortlichkeiten und Rollen sowie geeignete Kommunikationsformate sollten bei der Umsetzung von Klimaanpassung von Beginn an klar sein.

Alle Modellregionen der BMBF-Fördermaßnahme RegIKlim arbeiten mit partizipativen Forschungsansätzen.
Die Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren bildet einen zentralen Baustein im Projekt WAKOS, das sich mit der Anpassung an sogenannte Ereignisbündel, wie dem gleichzeitigen Auftreten von Starkregenereignissen und Sturmfluten an Ostfrieslands Küsten, befasst. In einem transdisziplinären Prozess arbeiten Forscher*innen mit regionalen Praktiker*innen und Entscheidungsträger*innen aus dem Bereich Wassermanagement und Küstenschutz zusammen, um gemeinsam Strategien zur Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln.  

Empfehlung 4: Klimaanpassung kommunal unterstützen und regional koordinieren

Insbesondere kleine Kommunen benötigen aufgrund mangelnder personeller und finanzieller Ressourcen Unterstützung bei der Klimaanpassung, vor allem bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Diese Unterstützung sollte auf übergeordneter Ebene, etwa durch Landkreise, wissenschaftliche und beratende Institutionen bzw. regionale Planungsträger erfolgen. Hierbei ist es zentral, dass das von der Wissenschaft generierte Anpassungswissen lokal übersetzt und die Anforderungen der Bundes- und Landesebene für Kommunen vermittelt werden.

Die Pilotkommunen Garmisch-Partenkirchen und Weilheim im Bayerischen Oberland erhalten bei ihren Bemühungen zur Klimaanpassung zum Beispiel Unterstützung von Wissenschaftler*innen des Projekts KARE. In enger Zusammenarbeit mit den Forschenden entwickeln und erproben die Gemeinden Instrumente für das Risikomanagement und die Anpassung an die Folgen von ⁠Starkregen⁠.

Empfehlung 5: Wissenschaftsbasierte Risikokommunikation

Die private Eigenvorsorge bspw. von Bürger*innen und Unternehmen spielt neben den Anpassungsbemühungen der Kommunen ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Klimaanpassung. Kommunen sollten hierfür die Rolle als Kommunikator von Themen wie Klimarisiken, Anpassungsbedarfen und Anpassungsmöglichkeiten übernehmen. Dieses Wissen zur Klimaanpassung sollte von der Forschung in Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen in zielgruppenspezifische Formate gebracht und adressatengerecht übermittelt werden. Dadurch trägt die Risikokommunikation im besten Fall dazu bei, die Akzeptanz für kommunales Klimahandeln zu erhöhen sowie die Eigenvorsorge von Bürger*innen und Unternehmen zu fördern.

Das Projekt R2K-Klim+ zeigt wie dies funktionieren kann: Mit Hilfe eines interaktiven 3D-Landschaftsmodells konnten sich Duisburgerinnen und Duisburger auf dem Umweltmarkt über mögliche Klimawirkungen für ihre Stadt, wie Niedrigwasser, Hochwasser, Hitze, ⁠Dürre⁠ und Starkregen sowie über Anpassungsmaßnahmen informieren. Die Visualisierung von ⁠Klimafolgen⁠ und damit verbundener Schäden vermittelt auch Laien ein grundlegendes Verständnis von Klimaanpassung und macht Handlungsnotwendigkeiten deutlich.

Empfehlung 6: Langfristige Finanzausstattung für Klimaanpassung

Oft sind die Aktivitäten vieler Kommunen im Bereich der Klimaanpassung projektbezogen, wie etwa bei deren Mitwirkung in Forschungsprojekten. Dies erlaubt Kommunen und Regionen nicht langfristig zu planen, Personal dauerhaft einzustellen und das Thema Klimaanpassung fest in Planungs- und Entscheidungsprozesse zu integrieren. Die dringend benötigten langfristigen, strukturellen Veränderungen bleiben somit aus.
Kommunen benötigen solide und auf Dauer angelegte finanzielle und personelle Ressourcen, um die Herausforderungen durch den Klimawandel, vor allem durch Extremereignisse, bewältigen zu können. Es sollte geprüft werden, ob und gegebenenfalls wie diese Ressourcen von Bund und Ländern bereitgestellt werden könnten.

Die BMBF-Fördermaßnahme RegIKlim umfasst sechs Modellregionen und zwei Querschnittsprojekte. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis sowie die in den Projekten entwickelten Instrumente sollen nach Möglichkeit dauerhaft in Prozesse der Klimaanpassung auf kommunaler und regionaler Ebene verstetigt und in andere Regionen transferiert werden. Wie das am besten gelingen kann, soll in einer angestrebten zweiten Forschungs- und Entwicklungsphase der BMBF-Fördermaßnahme in den Jahren 2023-2026 analysiert und getestet werden.

 

Autorin und Autor: Henriette Schubert und Dr. Andreas Huck (Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung, Umweltbundesamt)

Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 81 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

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