Emergenz der PMT/vPvM-Kriterien

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Emergenz der PMT/vPvM-Kriterien
Quelle: Michael Neumann / UBA

Von 2009 bis 2015 entwickelte das UBA unter REACH Kriterien zur Identifizierung von Stoffen, die aufgrund ihrer inhärenten Stoffeigenschaften unsere Trinkwässer gefährden. Expert*innen und Behördenvertreter*innen waren sich damals einig, dass solche besonders besorgniserregenden Stoffe vorsorglich identifiziert werden müssen. Dies kann als die Emergenz der PMT/vPvM-Kriterien betrachtet werden.

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Es ist von größter Wichtigkeit, dass die Ressourcen unserer Trinkwässer vor jedweder Bedrohung durch Chemikalien geschützt sind. Eine potentielle Bedrohung ist die täglich wachsende Anzahl und Menge der chemischen Stoffe die in Europa produziert und verwendet werden. Die europäische chemische Industrie entwickelt Innovationen, neue Produkte und neue Technologien. Wir benötigen dringend eine Strategie, die es der chemischen Industrie in Europa ermöglicht, weiterhin innovativ zu sein, jedoch in einer Art und Weise, die den Schutz unserer Trinkwässer und unserer aquatischen Umwelt gewährleistet.

Damit eine Chemikalie, die in die Umwelt freigesetzt (emittiert) wird, eine irreversible Bedrohung für die Qualität unseres Trinkwassers darstellt, muss sie sowohl in der Umwelt persistent als auch mobil genug sein, um über Uferfiltration, Grundwasserleiter und andere natürliche und künstliche Barrieren über Zeiträume von Wochen oder mehr zu einer Trinkwasserquelle transportiert werden zu können. Wenn eine solche Substanz auch toxisch ist, muss sie als ernsthafte Bedrohung für die menschliche Gesundheit betrachtet werden. Daher sind diejenigen Stoffe, die die inhärenten Stoffeigenschaften ⁠Persistenz⁠ (P) in der Umwelt, Mobilität (M) in der aquatischen Umwelt (PM-Stoffe) und zusätzlich Toxizität (T) für die menschliche Gesundheit (PMT-Stoffe) besitzen, diejenigen, die besonders sorgsam verwendet werden müssen.

Von 2009 bis 2015 hat das ⁠UBA⁠ daher wissenschaftlich und transparent solche Kriterien erarbeitet, die zur Identifizierung von PMT- und vPvM-Stoffen unter ⁠REACH⁠ verwendet werden können. Seit 2010 fördert das UBA Forschungsprojekte zur Entwicklung der PMT/vPvM-Kriterien unter REACH. Zu Beginn umfassten diese Projekte eine Überprüfung bestehender Priorisierungsmodelle (Kuhlmann et al., 2010 - FKZ 363 012 41) und eine Studie zur Identifizierung relevanter intrinsischer Stoffeigenschaften (Skark et al., 2011 - FKZ 360 010 59).

Im Jahr 2011 führte das UBA ein erstes Expertengespräch mit dem Titel „Bewertung der Rohwasserrelevanz von Chemikalien im Rahmen der REACH-Verordnung“ durch. Zum ersten Mal trafen sich Expert*innen aus dem Bereich der Chemikalienproduktion, Chemikaliensicherheit und Chemikalienregulierung mit Expert*innen des Wassersektors. Am Ende des Workshops waren sich alle einig, dass es für einen vorsorglichen Umwelt- und Gesundheitsschutz notwendig ist, unter REACH gerade solche Stoffe zu identifizieren, deren inhärenten Stoffeigenschaften verursachen, dass sie in der Umwelt persistent und in der aquatischen Umwelt mobil sind.

Im Jahr 2014 legte das UBA die erste Version eines auf REACH zugeschnittenen Bewertungskonzepts vor (Kalberlah et al., 2014 - FKZ 371 265 416). Die Entscheidungshilfe enthielt Kriterien für Persistenz (P), Mobilität (M) und Toxizität (T). Innerhalb dieser ersten Version des Bewertungskonzept werden Persistenz und Mobilität nacheinander geprüft, bevor die ⁠Exposition⁠ durch die Berücksichtigung von Verwendungen und Tonnage bewertet wird. Im letzten Schritt wird die Toxizität bewertet, bevor eine Entscheidung über weitere Maßnahmen getroffen werden kann. Die Beurteilung der Persistenz erfolgt gemäß Anhang XIII von REACH. Das Kriterium für Mobilität wurde damals mit Hilfe eines umfangreichen Modellansatzes unter Verwendung des Modells TARGETED RISK ASSESSMENT (TRA) von ECETOC begründet. Zu diesem Zeitpunkt basierte das Kriterium für Mobilität noch auf der Kombination aus dem Verteilungskoeffizienten zwischen organischem Kohlenstoff und Wasser (KOC) und der Wasserlöslichkeit. Die Toxizität wurde bereits damals gemäß Anhang XIII von REACH mit einigen Erweiterungen bewertet.

Im Jahr 2015 wurde auf der Jahrestagung der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC) das Ergebnis dieser Forschung als Vortrag mit dem Titel "Ein Vorschlag für ein Konzept zur Chemikalienbewertung zum Schutz der Rohwasserressourcen im Rahmen von REACH" präsentiert.

Neumann M., Schwarz M.A., Sättler D., Oltmanns J., Vierke L., and Kalberlah F. (2015) A proposal for a chemical assessment concept for the protection of raw water resources under REACH. Extended Abstract for the Oral presentation at the 25th annual meeting of the Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC Europe), 3-7 May 2015, Barcelona, Spain

Dieser Vortrag brachte zum ersten Mal die Diskussion über die Kriterien auf das höchste wissenschaftliche Niveau in Europa und kann deswegen als die Emergenz der PMT/vPvM-Kriterien unter der EU-Chemikalienverordnung REACH betrachtet werden.

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Lesen Sie die vollständige Geschichte der Entwicklung der PMT/vPvM-Kriterien im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung REACH zur Identifizierung von PMT/vPvM-Stoffen: (01) –> Einführung zu PMT/vPvM-Stoffen, (02) –> Emergenz (2009 - 2015) der PMT/vPvM-Kriterien, (03) –> Erster PMT-Workshop 2011, (04) –> Öffentliche Konsultation (2016 - 2019) zu den PMT/vPvM-Kriterien, (05) –> Zweiter PMT-Workshop 2018, (06) –> Anwendung (2019 - laufend) der PMT/vPvM-Kriterien, (07) –> Dritter PMT-Workshop 2021, (08) –> Medienberichterstattung, (09) –> Häufig gestellte Fragen (FAQ), (10) –> Die abgestimmten PMT/vPvM-Kriterien

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