Grundwasserbeschaffenheit
Eine gute Qualität des Grundwassers ist lebensnotwendig. Ziel des Grundwasserschutzes ist es, diese Ressource vor Verunreinigung zu schützen und verunreinigte Grundwasservorkommen zu sanieren.
Eine gute Qualität des Grundwassers ist lebensnotwendig. Ziel des Grundwasserschutzes ist es, diese Ressource vor Verunreinigung zu schützen und verunreinigte Grundwasservorkommen zu sanieren.
Die Belastung des Grundwassers mit Nitrat ist die häufigste Ursache dafür, dass Grundwasserkörper in einem schlechten chemischen Zustand sind. Erhöhte Nitratgehalte beeinträchtigen die Ökologie der Gewässer sowie die Trinkwasserqualität und können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Die Höhe der Nitratkonzentration hängt von mehreren Faktoren ab. Von größter Bedeutung sind die Belastungen durch die Landnutzung im Einzugsgebiet von Messstellen. Daneben spielen die regionalen hydrogeologischen Bedingungen, wie Grundwasserflurabstand und Fließgeschwindigkeit, sowie die hydrochemischen Bedingungen im Untergrund eine wichtige Rolle.
Die Bundesländer überwachen mit landeseigenen Messnetzen den Grundwasserzustand. Für die regelmäßige Berichterstattung an die Europäische Umweltagentur (EUA) über den Zustand des Grundwassers in Deutschland wurden von den Bundesländern repräsentative Messstellen ausgewählt und zu einem Grundwasserbeschaffenheitsmessnetz (EUA-Grundwassermessnetz) zusammengefasst. Dieses Messnetz ist 2015/2016 überarbeitet worden. Es wurde von ca. 800 auf jetzt ca. 1.200 Messstellen erweitert. Der Parameter „Nitrat“ wird an allen Messstellen regelmäßig untersucht. Der Nitratbericht der Bund-/Länderarbeitsgemeinschaft (LAWA) erscheint alle 4 Jahre.
In verschiedenen Gesetzen und Verordnungen wurden der Grenzwert sowie Maßnahmen zur Verminderung der Nitratbelastung im Grundwasser festgelegt:
Rückwirkend erfolgte die Auswertung der Daten zum Nitratgehalt im Jahr 2021 an 1.152 Messstellen des EUA-Messnetzes. 46,3 % aller Messstellen waren nicht oder nur geringfügig belastet, da der Nitratgehalt zwischen null und zehn mg/l lag. Bei 37,6 % der Messstellen lag der Nitratgehalt zwischen zehn und fünfzig mg/l. Diese Messstellen waren deutlich bis stark durch Nitrat belastet. Die übrigen 16 % der Messstellen enthielten zum Teil deutlich mehr als 50 mg/l Nitrat. Dieses Grundwasser kann nicht ohne weiteres zur Trinkwassergewinnung genutzt werden, da es den Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 mg Nitrat pro Liter überschritt (siehe Abb. „Verteilung der Nitratkonzentration im EUA-Grundwassermessnetz 2021“).
Das EUA-Messnetz so angelegt, dass es den Einfluss der verschiedenen landwirtschaftlichen Nutzungen wie Acker, Grünland, Siedlung und Wald auf die Beschaffenheit des Grundwassers in Deutschland repräsentativ abbilden kann. Die Zahl der ausgewählten Messstellen spiegelt die Verteilung der Landnutzung in Deutschland wider.
Die Messergebnisse zeigen, dass sich die Nitratbelastung des Grundwassers unter landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen 20012–2015 und 2016–2019 geringfügig verbessert hat. Der Anteil der Messstellen an denen eine Nitratkonzentration von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) überschritten wurde liegt im aktuellen Erhebungszeitraum bei 26,7 %. Im vorherigen Zeitraum waren das noch 28,2 %. (siehe Abb. „Entwicklung der mittleren Nitratgehalte im EU-Nitratmessnetz 20012–2015 und 2016–2019“).
Neben Nitrat sind Verunreinigungen mit Pflanzenschutzmitteln und deren Abbauprodukten (Metaboliten) die wichtigste Ursache für einen schlechten Grundwasserzustand. Die Zahl der Messstellen, an denen der Pflanzenschutzmittelgrenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/l) überschritten wurde, nahm im Zeitraum von 1990 bis 2016 deutlich ab (siehe Abb. „Häufigkeitsverteilung der Funde von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und ihren relevanten Metaboliten in oberflächennahen Grundwassermessstellen“). Vergleicht man jedoch nur die beiden Zeiträume 2009 bis 2012 und 2013 bis 2016, so ist festzustellen, dass die Belastung des Grundwassers durch Pflanzenschutzmittel (PSM) praktisch unverändert geblieben ist. Es ist festzuhalten, dass der Rückgang der PSM-Belastung bis 2008 vor allem auf den langsamen Abbau von Altlasten zurückzuführen ist. Besonders sind die Fundzahlen von Atrazin, Desethylatrazin und einige wenige andere Wirkstoffe und Metaboliten gesunken, deren Anwendung bereits seit Jahren oder sogar Jahrzehnten verboten ist.
Zwischen den Jahren 2013 und 2016 überschritten noch immer 3,8 % der 13.400 untersuchten Messstellen im oberflächennahen Grundwasser den Grenzwert von 0,1 µg/l.
Neben der aktuellen Belastungssituation ist auch die Ermittlung der zeitlichen Entwicklung der Belastung mit einzelnen Wirkstoffen und Metaboliten von Interesse. Einige Beispiele:
Unter „nicht relevanten Metaboliten“ (nrM) von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen versteht man im Sinne des Pflanzenschutzrechts Abbauprodukte von PSM-Wirkstoffen, die keine vergleichbare pestizide Wirkung mehr haben und relativ unbedenklich hinsichtlich ihrer human- und ökotoxikologischen Eigenschaften sind. Für diese Stoffe gibt es keinen verbindlichen Grenzwert im Grundwasser. Allerdings sind auch diese Stoffe aus Vorsorgegründen im Grund- und Trinkwasser unerwünscht. Im Pflanzenschutzmittel-Bericht der LAWA die Messergebnisse der Länder systematisch zusammengetragen und ausgewertet worden. Insgesamt wurden bundesweit ca. 11 Tausend Messstellen auf nrM untersucht. Im Zeitraum von 2013 bis 2016 waren an rund 58 % der Messstellen nrM nachweisbar, das heißt an fast jeder zweiten Messstelle werden nrM festgestellt. Die meisten Positivbefunde liegen mit 29 % im Konzentrationsbereich von 0,1 bis 1,0 µg/l, weitere 14 % liegen über 1,0 µg/l (siehe Abb. „Häufigkeitsverteilung der nicht relevanten Metaboliten in oberflächennah verfilterten Messstellen im Grundwasser“).