BAU-R-2: Dachbegrünung von Bundesgebäuden

Das Bild zeigt die Metallfassade eines modernen gewerblichen Gebäudes, das nahezu komplett mit einer Kletterpflanze begrünt ist. zum Vergrößern anklicken
Fassaden- und Dachbegrünungen haben positive Auswirkungen auf das Stadtklima und das Gebäude selbst.
Quelle: Martin Debus / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

BAU-R-2: Dachbegrünung von Bundesgebäuden

Vitale Dachbegrünungen und Fassaden können viele positive Effekte haben, für das ⁠Klima⁠ im Stadtquartier und im Gebäude, für den Regenrückhalt, für die Luftqualität und für die biologische Vielfalt. Sie können damit die lokalen Folgen des Klimawandels abschwächen. Beim Neubau und der Sanierung von Bundesgebäuden könnte in geeigneten Fällen darauf hingewirkt werden, den derzeit noch geringen Flächenanteil sukzessive zu erhöhen.

Das Stapelsäulen-Diagramm zeigt für das Jahr 2017 die Dachbegrünung in Millionen Quadratmeter nach drei Zustandsklassen A keine Mängel, B Auffrischung der Begrünung erforderlich und D umfangreiche Sanierung.
BAU-R-2: Dachbegrünung von Bundesgebäuden

Das Stapelsäulen-Diagramm zeigt für das Jahr 2017 die Dachbegrünung in Millionen Quadratmeter nach drei Zustandsklassen A keine Mängel, B Auffrischung der Begrünung erforderlich und D umfangreiche Sanierung. Der deutlich überwiegende Teil mit rund 0,5 Millionen Quadratmetern ist der Kategorie A zugeordnet, 0,26 Millionen Quadratmeter erfordern eine Auffrischung der Begrünung, 0,02 Millionen Quadratmeter erfordern eine umfangreiche Sanierung. Der Anteil der Flachdachfläche ist über einen Punkt mit 9 Prozent angegeben.

Quelle: BImA (Elektronisches Liegenschaftsmanagementsystem)
 

Begrünte Gebäude – gut für Klimaanpassung und biologische Vielfalt

Grün in der Stadt ist nicht auf Parks und Grünanlagen, auf Straßenbegrünungen und private Gärten begrenzt. Auch die Fassaden und Dächer von Gebäuden bieten viel Raum für Grün. Bei Fassaden reichen die Möglichkeiten von einer Begrünung mit Kletterpflanzen bis zu intensiv bepflanzten vertikalen Gärten. Und Dächer können – je nach Gebäudestatik – von einer sich weitgehend selbst erhaltenden extensiven Begrünung mit Moosen, Kräutern und Gräsern bis zu intensiven Pflanzungen mit Nutzpflanzen, Stauden und Gehölzen sehr unterschiedliche Vegetationsformen beherbergen.

Dächer und Fassaden mit einer vitalen Begrünung haben vielfältige Wirkungen, die für das einzelne Gebäude und die einzelne Liegenschaft die negativen Folgen des Klimawandels abmildern können. Im städtischen Raum können diese positiven Wirkungen auch auf das Umfeld der Gebäude ausstrahlen.

Dies trifft zum Beispiel für die kühlenden Effekte von begrünten Gebäuden zu. Indem begrünte Dächer und Fassaden die Sonneneinstrahlung verringern und die Pflanzen über ihre Blätter Wasser verdunsten, kühlen sie das Gebäude und die Umgebungsluft ab. An heißen Sommertagen oder in Hitzeperioden profitieren davon zum einen die Nutzerinnen und Nutzer der Gebäude. Zum anderen gewinnt auch das städtische Umfeld, denn durch die Absorption der eingestrahlten Energie und die ⁠Verdunstung⁠ verringern Gebäudebegrünungen die Erwärmung insbesondere von dicht bebauten und besiedelten Städten. Wichtig: Die Verdunstungswirkung und die damit verbundenen stadtklimatischen Effekte können nur eintreten, wenn das Substrat der Dachbegrünungen Feuchtigkeit enthält. Dies ist insbesondere bei extensiven Begrünungen zu beachten, die in der Regel nicht gepflegt werden, in heißen Sommermonaten aber möglicherweise bewässert werden müssen. Ein weiterer positiver Effekt ist die lufthygienische Wirkung der Begrünungen. Die Vegetationsoberfläche bremst den Luftstrom ab, sodass sich Feinstäube und Schadstoffe leichter absetzen können.47

Gründächer helfen auch bei zu viel Niederschlag. In Abhängigkeit von ihrem Aufbau können Gründächer mitunter beträchtliche Mengen an Regenwasser speichern und später verdunsten, wenn die Niederschläge abgezogen sind. Mit Blick auf möglicherweise häufigere und intensivere Starkregenfälle bilden die Begrünungen einen Puffer, der das Regenwasser wie ein Schwamm aufnimmt und verzögert wieder in den Wasserkreislauf abgibt. Dadurch können die Entwässerungssysteme von Liegenschaften ebenso wie von Stadtquartieren entlastet und Überlastungen vermieden werden.

Außerdem tragen begrünte Dächer und Fassaden zum Schutz von Gebäude- und von Bauteilen bei. Sie können beispielsweise die Schäden von ⁠Starkregen⁠ und Hagelschlag an Fassaden und Dächern verringern, und sie verlangsamen oder verhindern die Verwitterung von Dachabdichtungen. "Nebenbei" sind Gründächer und Fassadenbegrünungen auch Lebensraum für ⁠Flora⁠ und ⁠Fauna⁠: Sie bieten Vögeln, Wildbienen, Schmetterlingen und Laufkäfern ein Zuhause und erhöhen dadurch die biologische Vielfalt.

Zahlreiche Städte bezuschussen daher die Begrünung von Dächern und Fassaden direkt oder indirekt und treffen in ihren Bebauungsplänen hierzu Festlegungen. Der Bund seinerseits hat sich für Immobilien in seinem Verantwortungsbereich in geeigneten Fällen zum Ziel gesetzt, zukünftig die Möglichkeiten für Bauwerksbegrünungen verstärkt auszuloten und zu nutzen.48 In seiner Rolle als Bauherr und Eigentümer nimmt er dabei auch eine Vorbildfunktion für andere Akteure ein.49

Aussagekräftige Daten über die Verbreitung von begrünten Gebäuden oder über kommunale Förderprogramme sind nicht verfügbar. Vor diesem Hintergrund stellt der ⁠Indikator⁠ behelfsmäßig den Bestand und den Anteil von Gründächern – genauer gesagt von begrünten Flachdächern – auf Bundesgebäuden dar. Er verwendet dazu Daten der ⁠BImA⁠, die mit über 18.000 Liegenschaften und 30.000 Gebäuden den größten der Teil der militärisch und zivil genutzten Bundesimmobilien verwaltet. Die Daten bilden die Ergebnisse der vereinfachten Bauzustandserfassung ab, mit der die BImA kontinuierlich den zu erwartenden Bauunterhalt für den gesamten von ihr verwalteten Gebäudebestand abschätzt.

Der dargestellte Ausgangsbestand für das Jahr 2017 zeigt, dass derzeit mit rund 9 % der Flachdachfläche beziehungsweise knapp 5 % der gesamten Dachfläche nur ein kleinerer Teil der Bundesgebäude mit begrünten Dächern ausgestattet ist. Die sukzessive Ausdehnung dieser Fläche beim Neubau und bei der Sanierung könnte daher ein – im jeweiligen Einzelfall zu prüfender – Ansatzpunkt sein, um Bundesgebäude und -liegenschaften den gesteckten Zielen für die Klimaanpassung und die Förderung der biologischen Vielfalt Stück für Stück näher zu kommen.

47 - DDV – Deutscher Dachgärtnerverband e. V. 2017: Multitalent Gründach. Online-Informationen des DDV zu Gründächern.
BBSR (Hrsg.) 2015: Überflutungs- und Hitzevorsorge durch die Stadtentwicklung – Strategien und Maßnahmen zum Regenwassermanagement gegen urbane Sturzfluten und überhitzte Städte. Ergebnisbericht der fallstudiengestützten Expertise "Klimaanpassungsstrategien zur Überflutungsvorsorge verschiedener Siedlungstypen als kommunale Gemeinschaftsaufgabe", Bonn: 37, 43.
Tröltzsch J., Görlach B., Lückge H., Peter M., Sartorius C. 2012: Kosten und Nutzen von Anpassungsmaßnahmen an den ⁠Klimawandel⁠ – Analyse von 28 Anpassungsmaßnahmen in Deutschland. Climate Change 10/2012, Dessau-Roßlau, 209 S.

48 - ⁠BMUB⁠ (Hrsg.) 2017: Weißbuch Stadtgrün – Grün in der Stadt – Für eine lebenswerte Zukunft. Berlin: 42ff.

49 - Die Bundesregierung (Hrsg.) 2011: Aktionsplan Anpassung der Deutschen ⁠Anpassungsstrategie⁠ an den Klimawandel. Beschlossen vom Bundeskabinett am 31. August 2011: 34.

 

Schnittstellen

GE-I-1: Hitzebelastung + Bewusstsein in der Bevölkerung

BAU-I-1 + 2 Wärmebelastung in Städten und Sommerlicher Wärmeinseleffekt

BAU-I-4: Starkregen im Siedlungsbereich

 

Ziele

Linderung einer klimatisch bedingten verstärkten Aufheizung der Städte und dem damit verbundenen ⁠Hitzestress⁠ durch geeignete Architektur sowie Stadt- und Landschaftsplanung (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.1)

Deutliche Erhöhung der Durchgrünung der Siedlungen einschließlich des wohnumfeldnahen Grüns (zum Beispiel Hofgrün, kleine Grünflächen, Dach- und Fassadengrün) bis zum Jahre 2020 (⁠NBS⁠, Kap. B 1.3.3)

Anstreben eines vorbildlichen Bauwesens, das sich an biodiversitätserhaltenden Standards orientiert, bis zum Jahr 2020 (NBS, Kap. B 2.2; StrÖff, Kap. D.7)

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