Auf der Flucht vor dem Klima? STAY

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Mit dem Fortschreiten des Klimawandels nehmen die Umweltzerstörung und damit der Migrationsdruck zu.
Quelle: Sonja Hornung

Podiumsdiskussion und Performance zu Klima- und Umweltmigration
Samstag, 11. November 2017, ab 19 Uhr in der Werkstattbühne des Theaters Bonn, Rheingasse 1, Bonn

Die Präsidentschaft der Republik Fidschi für die diesjährige Weltklimakonferenz (COP 23) in Bonn lenkt die Aufmerksamkeit auf die Staaten und Regionen, die vom ⁠Klimawandel⁠ am meisten bedroht sind. Längerfristig wird Bewohnern tiefliegender Pazifikinseln und dichtbevölkerter Flussdeltas als Folge der ansteigenden Meeresspiegel in letzter Konsequenz wohl nur die permanente Auswanderung oder Umsiedlung bleiben. Ein Beispiel: Anote Tong, der ehemalige Präsident Kiribatis, der seit Langem für eine „Migration in Würde“ plädiert, erwarb für sein Volk ein Gelände von 20 km² auf den Fidschi-Inseln – quasi als letztes Rückzugsgebiet für die 110.000 Einwohner Kiribatis. 

Wie rüsten sich vulnerable Staaten gegen Klimarisiken? Wie können Menschen vor Klimaflucht bewahrt werden? Was passiert mit den Menschen, wenn sie ihre Heimat verlieren, ihrer Lebensgrundlagen beraubt werden? Welche Verantwortung tragen wir? Und was hieße es – nach dem Philosophen Vilem Flusser – „Wohnung zu beziehen in der Heimatlosigkeit“? Mit einer performativen-diskursiven Veranstaltung will das Umweltbundesamt in Kooperation mit dem Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM)  e.V. und dem Theater Bonn die breite Öffentlichkeit während des Klimagipfels an ein komplexes Thema der internationalen Klimadiplomatie heranführen. 

Den Einstieg liefert die Performance „STAY“, die vor dem Hintergrund aktueller Flüchtlings- und Migrationsströme künftige Migrationsbewegungen thematisiert. Hierfür hat das australische Künstlerduo Sonja Hornung und Richard Pettifer gemeinsam mit jungen Menschen aus Syrien, Eritrea, Kamerun, Afghanistan und dem Libanon, die in Bonn leben, eine partizipative Performance erarbeitet. Bei der anschließenden Diskussion „Auf der Flucht vor dem ⁠Klima⁠?“ gehen Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politikberatung und des globalen Südens der Frage nach, welche Faktoren klima- und umweltbedingte Migration auslösen. Wer flieht vor dem Klima? Und warum gibt es den Klimaflüchtling nicht? 

Programm

19 Uhr: „STAY. Eine partizipative Performance zur COP 23“ von Sonja Hornung und Richard Pettifer

Mit: Issa Al Favaj, Bashar Al Nahhas, Omar Alzoubi, Oukba Diab, Hiba El Nagar, Zeynep Haemakers (Theaterpädagogin),  Mostafa Hossaini, Mohammed Kalash, Bashar Omar, Ward Shahda, Malek Shaheen, Samuel Tareke, Melchi Vepouyoum

20 bis 21:30 Uhr: „Auf der Flucht vor dem Klima?“ Podiumsdiskussion mit: 

Prof. Dr. Walter Kälin, Gesandter der Plattform on Disaster Displacement (früher Nansen-Initiative), emeritierter Ordinarius für Staats- und Völkerrecht an der Universität Bern
Jan Kowalzig, Referent für Klimawandel und Klimapolitik bei Oxfam Deutschland
Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der ⁠UNO⁠-Flüchtlingshilfe, dem deutschen Partner des UNHCR
Md Shamsuddoha, Direktor des Center for Participatory Research and Development, Dhaka/Bangladesch
Sophia Wirsching, Referentin für Migration und Entwicklung bei Brot für die Welt
Moderation: Miriam Vogel, Referentin bei der Bundeszentrale für politische Bildung 

Gesamtkonzeption/Organisation/Kontakt: Fotini Mavromati, Kunstbeauftragte des Umweltbundesamtes, Telefon: 0340/2103-2318, E-Mail: fotini [dot] mavromati [at] uba [dot] de 

Eintritt frei. 

Klimawandel als Migrationstreiber

Nicht nur Krieg, Gewalt und Armut zwingen Menschen zu Flucht und Migration. Nach Angaben des International Displacement ⁠Monitoring⁠ Center (IDMC) wurden seit 2008 im Durchschnitt 26,4 Millionen Menschen in der Folge von Umwelt- und Klimaveränderungen aus ihrer Heimat vertrieben – die meisten von ihnen innerhalb der armen Länder des globalen Südens. Mehr als 19 Millionen Menschen in 113 Ländern mussten im Jahr 2016 aufgrund von Naturkatastrophen ihr Zuhause verlassen. Zu den wetterbedingten Naturkatastrophen zählen Stürme, Überschwemmungen, extreme Temperaturen, Erdrutsche, Wald- und Buschbrände. Mit dem Fortschreiten des Klimawandels nehmen die Umweltzerstörung und damit auch der Migrationsdruck zu. Es sind meistens die Schwächsten, die zurückbleiben: die ganz Alten, die zu Jungen, die ganz Armen und vor allem die Frauen. Die Folgen der globalen Erwärmung treffen insbesondere diejenigen Staaten und Gesellschaftsgruppen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben. 

 

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Schlagworte:
 Kunst und Umwelt