StartClim - Ausgangspunkt für Klimaforschung

Hintergrund und Ziele

Das österreichische Klimaforschungsprogramm versteht sich als Impulsgeber im Bereich der Forschung zum ⁠Klimawandel⁠ und seinen Auswirkungen. Es werden neue Themen aufgegriffen und Forschungsfelder vorbereitet. Aktuelle Fragestellungen können dabei flexibel, praxisorientiert und wissenschaftlich fundiert bearbeitet werden.

Im Rahmen der StartClim-Projekte wurde bereits eine umfangreiche Wissensbasis geschaffen und dringender zusätzlicher Forschungsbedarf in unterschiedlichen Themenfeldern aufgezeigt. StartClim konnte auch Fachdisziplinen motivieren, die herkömmlicherweise nicht direkt mit Klimawandelfolgen in Zusammenhang gebracht werden. StartClim-Projekte tragen durch fundierte wissenschaftliche Ergebnisse zur Konzeption von Lösungen und zur Bewältigung kommender Herausforderungen bei.

StartClim2003 beschäftigte sich mit extremen Wetterereignissen und ihren Folgen für Österreich. StartClim2004 fokussierte auf Hitzewellen und Trockenheit und die Auswirkungen auf Österreich. Schwerpunkte in 2005 und 2006 waren die Folgen für die Gesundheit und für die am stärksten vulnerablen Wirtschaftszweige wie z.B. der Tourismus.

In StartClim2007 mit dem Titel "Auswirkungen des Klimawandels auf Österreich: Fallbeispiele" waren die Themen breiter ausgeschrieben und umfassten die Ausweitung der meteorologischen Grundlagendaten, gesundheitliche Aspekte des Klimawandels, Auswirkungen des Klimawandels auf Tourismus und Freizeitwirtschaft, ⁠Biodiversität⁠ im Rahmen der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠, Klimawandel und Energieversorgung sowie ausgewählte ökonomische Aspekte für Österreich (z.B. Stern-Report).

StartClim2008 widmet sich stärker als bisher dem Thema Anpassung an den Klimawandel. Im Rahmen des Forschungsprogramms konnten im Jahr 2008 sieben Projekte ausgewählt und zur Förderung vorgesehen werden. Die beauftragten Projekte behandeln die Themenbereiche Gesundheit, Landwirtschaft und Forstwirtschaft sowie Tourismus.

Im Rahmen von StartClim2009 werden nun zum siebten Mal Projekte gefördert. Da die Folgen der ⁠Klimaänderung⁠ bereits deutlich spürbar sind, ein bestimmtes Maß an Klimaänderung in diesem Jahrhundert und darüber hinaus nicht mehr aufzuhalten ist, Anpassungsmaßnahmen keine Alternative zum ⁠Klimaschutz⁠ darstellen, sondern eine unvermeidbare und unerlässliche Notwendigkeit geworden sind, und das Wissen über Anpassungsmöglichkeiten zum Teil noch sehr lückenhaft ist, widmet sich StartClim2009 daher auch dem Thema "Anpassung an den Klimawandel". Dazu wurde 2008 eine Studie zur "Identifikation von Handlungsempfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich" erstellt, welche Anpassungsmaßnahmen für die Aktivitätsfelder Wasserwirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Elektrizitätswirtschaft erhoben hat. Diese Studie ist ein erster Beitrag zur Entwicklung einer österreichischen ⁠Anpassungsstrategie⁠ und hat aufgezeigt, wo es für die Ausarbeitung von fundierten Anpassungsmaßnahmen noch Wissenslücken gibt und daher weiterer Forschungsbedarf besteht. In StartClim2009 sollen diese Themen weiter bearbeitet und der Prozess zur Erarbeitung einer österreichischen Anpassungsstrategie gezielt unterstützt werden.

Ziele:

Ziele von StartClim2003:

- Analyse extremer Wetterereignisse der Vergangenheit, ihrer Auswirkungen und wirtschaftlichen Dimensionen sowie Elemente zukünftiger Klimaszenarien für Österreich;

- Synopsis der das Hochwasser 2002 auslösenden Wetterfaktoren und dessen wirtschaftliche Auswirkungen;

- Erstellung eines Rohkonzeptes für ein langfristiges ⁠Klima⁠-⁠Klimafolgen⁠-Forschungsprogramm in Österreich;

 

Ziele von StartClim2004: Analyse von Hitze und Trockenheit und deren Auswirkungen in Österreich;

 

Ziele von StartClim2005: Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit;

 

Ziele von StartClim2006: Analysen in den Themenbereichen

- Klimawandel und Gesundheit;

- Auswirkungen auf den Tourismus und das Freizeitverhalten;

- Änderungen im Energiebedarf;

 

Ziele von StartClim2007: Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf Österreich anhand von Fallbeispiele;

 

Ziele von StartClim2008: Anpassung an den Klimawandel in Österreich; z.B. mit den Themenbereichen

- Einfluss von Adaptationsmaßnahmen auf das akute Sterberisiko in Wien durch Temperaturextreme;

- Anpassungen der derzeitigen Erosionsschutzmaßnahmen sind unter den Bedingungen des Klimawandels;

- Praxiserprobung des Monitoringkonzepts "Anpassungen der Schadinsektenfauna an den Klimawandel";

- Bio-Berglandwirtschaft in Tirol: Beitrag zur "Klimaentlastung" und Anpassungsstrategien;

- Entwicklung und ökonomische Abschätzung unterschiedlicher Landschaftsstrukturen auf Ackerflächen;

- Wahrnehmung und Bewertung von Naturgefahren als Folge von Gletscherschwund und Permafrostdegradation in Tourismus-Destinationen;

- Anpassung von Waldböden an sich ändernde Klimabedingungen;

 

Ziele von StartClim 2009: Lieferung von Beiträge zur Erstellung einer Anpassungsstrategie für Österreich durch Betrachtung der Möglichkeiten und Erfordernisse zur Anpassung an den Klimawandel

Laufzeit

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Österreich

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

StartClim2003: Aus den mit globalen Klimamodellen (GCM) berechneten Klimaszenarien wird die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen in verschiedenen Regionen Österreichs ermittelt. Mit Hilfe eines Clusterungsverfahrens werden sieben Wetterlagen abgeleitet und durch eine kanonische Korrelationsanalyse auf Monatsbasis sowie Analogverfahren auf Tagesbasis ergeben sich auf regionaler Ebene robuste Ergebnisse.

StartClim2004: Es werden mittels verschiedener Methoden wie statistische Ansätze und synoptisches "downscaling" für zwei unterschiedliche Zeiträume Zukunftsszenarien für den Nordosten Österreichs aus dem globalen Klimamodellen ECHAM/4 erstellt. Zusätzlich werden die Ergebnisse der regionalen Klimamodellierung aus dem Projekt PRUDENCE für Österreich analysiert.

Parameter (Klimasignale)
  • Hitzewellen
  • Veränderte Niederschlagsmuster
  • Höhere mittlere Temperaturen
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
  • Trockenheit
Weitere Parameter 

Extremereignisse für Niederschlag und Temperatur, Temperaturkenntage, Hitzeperiodenlänge, Dauer von Trockenperioden

Weitere Zeitangaben 

Betrachtungsperioden 1989-2018, 2019-2048 und 2070-2100

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

StartClim2003: Milde Winter ohne Extremtemperaturen (besonders im Februar) sind für Wintergetreide und Wein vorteilhaft. Trockene Frühjahrswitterung ist besonders nachteilig für Sommergetreide während trockene ⁠Witterung⁠ in den Getreideerntemonaten Verluste bei der Ernte reduziert. Trockene, heiße Sommer sind ungünstig für Zuckerrübe und Mais, in geringerem Ausmaß auch für Kartoffel (Ertragseinbußen im Sommer 2003 bis zu 30%). Im Zusammenhang mit extremen Wetterereignissen entstehen für die Landwirtschaft nachteilige Folgen durch z.B. Überschwemmungen, Muren, Lawinen und ⁠Dürre⁠.

StartClim2004: Eine starke Zunahme von sehr heißen Tagen hat Folgen für den Gesundheitsbereich durch steigende Zahlen von hitzebedingten Krankheits- oder Todesfälle, für die Landwirtschaft sowie für die forstwirtschaftlich genutzten Wälder, für den Gletschertourismus, die Naherholung an Seen und eine Vielzahl von weiteren Wirtschaftssektoren. Die trockene und eher warme Witterungsperiode im Herbst tritt in Österreich nicht mehr mit der Verlässlichkeit auf, welches die Tourismuswirtschaft negativ betreffen kann. Die Landwirtschaft findet die in der Schönwetterphase verlässlich guten Feldarbeitsbedingungen seltener vor und dem Wein fehlen möglicherweise die letzten, für Spitzenqualität wünschenswerten Sonnentage. Weitere Aspekte sind eine abnehmende Konzentrationsfähigkeit durch Hitzewellen in der Schule und eine Minderung der Leistungsfähigkeit durch Hitze in Industrie und Gewerbe, die sich durch eine abnehmende Produktivität und erhöhte Unfallgefahr bemerkbar machen kann.

StartClim2005: Direkte Folgen entstehen durch temperaturbedingte erhöhte Mortalität insbesondere für die Stadt Wien. Indirekte Folgen entstehen z.B. durch die Veränderungen in der Trinkwasserversorgung und durch die Einführung von problematischen Neophyten, wie die stark allergen wirkende Ambrosie, die in Österreich ein beträchtliches Gesundheitsrisiko darstellt.

StartClim2006 analysiert die ⁠Klimawandel⁠ für die menschliche Gesundheit, für den Tourismus und das Freizeitverhalten sowie für den Energiebedarf.

StartClim2007 analysiert die Folgen des Klimawandels auf Österreich anhand von Fallbeispiele wie z.B. die Folgen für Schneebedeckung und Gesamtschneehöhe und den alpinen Sommertourismus, für Gesundheitsrisiken in der Bevölkerung durch Abnahme des stratosphärischen Ozons, für Schadinsektenfaunaanpassung im Ackerbau, für die Waldgrenze, für die Umsetzung von Kohlenstoff und Stickstoff im Boden sowie für das Abflussverhalten von vergletscherten Einzugsgebieten im Hinblick auf Speicherkraftwerke.

Schritt 2b: Vulnerabilität, Risiken und Chancen

Ansatz und Risiken / Chancen 

Die StartClim Aktivitäten haben die Initiierung von Forschungsvorhaben zum Ziel, welche einzelne Wirtschaftssektoren hinsichtlich ihrer Sensitivität, ihrer Vulnerabilität, ihres Mitigations- und Anpassungspotenzials analysieren sollen. So sollten z.B. die Wasserversorger auf eine größere Diversität in der Wasserversorgung setzen, um ihre Vulnerabilität gegenüber Extremereignissen zu reduzieren.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

StartClim dient der Erforschung und Beantwortung von handlungsrelevanten Aspekten wie z.B. die sozioökonomischen Implikationen der beobachteten Temperaturtrends und der berechneten Zukunftsszenarien des Klimas, die zu erwartenden Auswirkungen auf die Gesundheit sowie der erforderlichen Anpassungsmöglichkeiten in den wirtschaftlich wichtigen Sektoren Tourismus und Landwirtschaft. Die Projekte von StartClim2008 und 2009 fokussieren auf ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠, um die österreichische ⁠Anpassungsstrategie⁠ zu unterstützen.

Ziele:

Ziele der betrachteten Anpassungsmaßnahmen in StartClim2003:

- Verbesserung von Risikotransfersystemen der Versicherungen für Katastrophenereignisse;

- Entwicklung von integrierten Anpassungsstrategien mit technischen, raumplanerischen, organisatorischen, ökonomischen sowie klima- und bildungspolitischen Maßnahmen;

- Erstellung eines Katalogs von Handlungsempfehlungen an die Politik wie z.B. Förderung des Problembewusstseins in der Bevölkerung;

- fiskalische und ordnungspolitische Maßnahmen durch integrierte Raumplanung;

- Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung im Katastrophenfall;

- Verbesserung der Hochwasserwarnsysteme.

Ziele in StartClim2005:
Aufbauend auf Schadensanalysen erfolgt eine Ableitung von Maßnahmen unterschiedlicher Priorität, damit die Trinkwasserversorgungsunterbrechung unwahrscheinlicher wird. In der Störfallvorsorge kann mit oft relativ wenig Aufwand in der Planung oder durch organisatorische Maßnahmen eine Versorgungsunterbrechung auch bei Extremereignissen verhindert werden.

Ziele in StartClim2008:
Im Gesundheitsbereich werden Anpassungsmaßnahmen für Gruppen mit erhöhtem Risiko definiert und untersucht, ob von einer Zunahme der täglichen Sterblichkeit während Hitzewellen eher Personen in Krankenhäusern und Pflegeheimen oder in heimischer Wohnumgebung betroffen sind. Weiterhin soll untersucht werden, ob bereits getroffene Maßnahmen der Aufklärung und Information der Bevölkerung (Hitzewarnungen) zu einer Reduktion des Sterberisikos geführt haben. Für den Bodenschutz wird die Wirksamkeit von Bodenschutzmaßnahmen unter veränderten zukünftigen Klimabedingungen im Hinblick auf Erosionsverminderung und Wasserrückhalt überprüft. Ausgehend von den entwickelten Klimaszenarien werden für Landwirtschaft und ⁠Landnutzung⁠ angepasste Bepflanzungs- und Strukturierungsvarianten von Agrarlandschaften erarbeitet. Diese Varianten werden hinsichtlich ihrer Anlage- und Erhaltungskosten und möglichen Nutzungs- und Produktionspotentiale arbeitswirtschaftlich und ökonomisch abgeschätzt und bilanziert. Damit werden wissenschaftliche Entscheidungsgrundlagen zu einer möglichen Umsetzungen von Landschaftsstrukturierungen in Ostösterreich geschaffen, die eine Anpassung der agrarischen Landnutzung an den Klimawandel ermöglichen.

Ziele der Projekte in StartClim2009 sind die Unterstützung der österreichischen Anpassungsstrategie.

Auch StartClim2010 hat das Thema Anpassung an den Klimawandel als Schwerpunkt. Insgesamt sieben Projekte bearbeiten dazu weitere Themenfelder, deren Ergebnisse in den Prozess der Erstellung einer Anpassungsstrategie für Österreich einfließen. Das Ausschreibungsthema von StartClim2011 lautet "Anpassung an den Klimawandel in Österreich – Themenfeld Wald".

Zeithorizont
  • 2021–2050 (nahe Zukunft)
  • 2071–2100 (ferne Zukunft)

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Kosten 

StartClim2003: Kosten-Nutzen-Analysen für Vermeidung von Überflutungsschäden sowie wirtschaftliche und makroökonomische Folgen von Hochwässern.

StartClim2004: Ertragseinbußen in der Landwirtschaft.

StartClim2010: Die gesellschaftlichen Kosten der Anpassung: Ansätze für eine Bewertung von Anpassungsoptionen.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Österreich); Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (Österreich); Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (Österreich); Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Österreich); Österreichische Nationalbank; Österreichische Hagelversicherung; Umweltbundesamt (Österreich); Verbund AHP

Projektleitung 

Umweltbundesamt (Österreich)

Beteiligte/Partner 

StartClim ist Bestandteil der seit Frühjahr 2002 aktiven AustroClim-Forschungsinitiative

Ansprechpartner

Umweltbundesamt Österreich (UBA Wien)
Spittelauer Lände 5
A-1090 Wien

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Handlungsfelder:
 Gebäude  Biologische Vielfalt  Boden  Energieinfrastruktur  Finanzwirtschaft  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft