Grün, natürlich, gesund: Die Potenziale multifunktionaler städtischer Räume

Hintergrund und Ziele

Grünräume und -strukturen nehmen in urbanen Gebieten vielfältige Funktionen für die Bevölkerung wahr, die sich auch den seit einigen Jahren verstärkt diskutierten "Ökosystemdienstleistungen" zuordnen lassen. Sie dienen als Erholungs-, Spiel- und Sportflächen, der Naturbeobachtung und -erfahrung, sie ermöglichen soziale Kontakte oder im Falle von Klein- und Schrebergärten sowie urbaner Landwirtschaft sogar die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Grünflächen und gebäudenahe Vegetationsstrukturen tragen dazu bei, sommerliche Hitzebelastungen zu reduzieren und verbessern die lufthygienische Situation durch Filterung von Schadstoffen und Stäuben. Sie erhöhen die Qualität des Wohnumfelds und damit die Lebensqualität der Bewohner und steigern hierdurch auch den ökonomischen Wert von Immobilien. Siedlungsnahe, für Freizeit und Erholung nutzbare Grünflächen tragen durch ihre fußläufige Erreichbarkeit auch zum ⁠Klimaschutz⁠ bei, da sie helfen, den freizeitbezogenen Individualverkehr in weiter entfernte Erholungsgebiete zu minimieren. Neben ihrem unmittelbar auf menschliche Bedürfnisse und Interessen bezogenen Nutzen tragen urbane Grün- und Freiflächen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei, ebenso zur Wasserrückhaltung und Reduzierung des Oberflächenabflusses, zur ⁠Grundwasserneubildung⁠ oder zur Senkung und Speicherung von klimaschädlichen Treibhausgasen in Böden und Vegetation.

Die hier genannten Funktionen städtischer Grünräume und -strukturen werden im Naturschutz sowie seinen raumbezogenen Planwerken seit langem thematisiert. Wenig systematische Beachtung erfuhren hingegen bisher die gesundheitlichen Wirkungen von Grünräumen: das Thema menschliche Gesundheit ist, obwohl es ein Schutzgut nach ⁠UVP⁠-Gesetz darstellt, im Naturschutz und den damit verbundenen Planungen bislang eher weniger berücksichtigt worden. Damit vergibt der Stadtnaturschutz möglicherweise die Chance, bestehende Synergien zur Gesundheitsvorsorge zu nutzen und für seine Ziele eine breitere gesellschaftliche und politische Akzeptanz zu finden.

Ziel des Vorhabens ist es, Synergien und Zielkonflikte zwischen Naturschutz (insb. Erhaltung der Biologischen Vielfalt) und Gesundheitsvorsorge hinsichtlich Quantität und Qualität städtischer Freiräume, insbesondere der Grünflächen und Grünstrukturen, zu ermitteln und die sich daraus für den Stadtnaturschutz ergebenden Konsequenzen zu diskutieren.

Aufbauend hierauf, sind Vorschläge für die Lösung potenzieller Konflikte zwischen Naturschutz und Gesundheitsvorsorge zu erarbeiten sowie Möglichkeiten der verstärkten Integration von Gesundheitsaspekten in formelle (Landschafts-, Raum- und ⁠Bauleitplanung⁠) und informelle Planungsinstrumente aufzuzeigen. All dies dient auch der Verbesserung der Strategien zur Verwirklichung naturschutzfachlicher Ziele in Hinblick auf städtische Frei- und Grünräume. Die dabei zu betrachtenden Funktionen dieser Räume sind insbesondere ihre Lebensraum- und Erholungsfunktion für den Menschen, ihre Bedeutung für die biologische Vielfalt sowie weitere ökologische Funktionen mit Bedeutung für die Gesundheitsvorsorge (z. B. Frisch- und Kaltluftproduktion).

Um die Sicht und Erfahrungen aus der kommunalen Praxis einbeziehen zu können, wird das Projekt in Kooperation mit vier Modellkommunen durchgeführt: Eckernförde, Leipzig, München und Norderstedt. Dadurch sollen der Stand der Praxis sowie die Voraussetzungen und Hemmnisse für eine Integration gesundheitlicher Aspekte in die kommunale Planungs- und Verwaltungspraxis ermittelt werden. Die Einbeziehung der Modellkommunen erfolgt über den gesamten Zeitraum des Projekts, um eine optimale Berücksichtung kommunaler Kenntnisse, Anforderungen und Anregungen zu erhalten.

Laufzeit

bis

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland
Bundesland
  • Baden-Württemberg
Naturräumliche Zuordnung
  • Alpen
  • Alpenvorland
  • Küste
  • Nordwestdeutsches Tiefland
  • Südostdeutsche Becken und Hügel
Räumliche Auflösung / Zusatzinformationen 

Eckernförde, Leipzig, München, Norderstedt

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

Kein Klimaszenario erstellt bzw. verwendet: im Vordergrund stehen die Funktionen der Grünräume und -strukturen unter heutigen Klimabedingungen;

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

Die unvermeidlichen Auswirkungen des Klimawandels werden Städte und urbane Räume besonders betreffen. Die hier bereits heute im Vergleich zum Umland extremeren lokalklimatischen Verhältnisse und Standortbedingungen werden sich weiter verschärfen. Dazu gehören u. a. die Zunahme der Häufigkeit und Dauer extremer Wetterereignisse wie Hitzeperioden sowie die Zunahme tropischer Sommernächte, welche zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen führen.

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

Da Grün- und Freiraumstrukturen auf den verschiedenen Maßstabsebenen wesentliche Einflussgrößen auf das Stadtklima darstellen, können sie einen wichtigen Beitrag zur ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ im Siedlungsbereich leisten.

Ziel des Vorhabens ist es, die Funktionen und biometeorologischen Effekte von Grünräumen im Siedlungsbereich in Hinblick auf die menschliche Gesundheit und die Lebensqualität zu konkretisieren und damit ihre Potenziale zur Unterstützung der Anpassung an den Klimawandel herauszuarbeiten. Daneben sollen weitere Qualitäten städtischer Grünräume identifiziert werden, die sowohl aus Sicht des Naturschutzes wertvoll als auch mit positiven Effekten für die menschliche Gesundheit verbunden sind. Im Ergebnis werden für den städtischen Raum gemeinsame Handlungsfelder von Naturschutz und Gesundheitsschutz aufgezeigt.

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Projektleitung 

Technische Universität Berlin, Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung

Beteiligte/Partner 

Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin;

Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer;

Bundesamt für Naturschutz (⁠BfN⁠)

Ansprechpartner

Bundesamt für Naturschutz
Karl-Liebknecht-Str. 143
D-04277 Leipzig

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Handlungsfelder:
 Biologische Vielfalt  Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung