Handlungsfeld Verkehr

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Wetterextreme beeinträchtigen Verkehr und Verkehrsinfrastruktur.
Quelle: Christian Müller/fotolia.com

Der Klimawandel wirkt sich sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Bereiche der Natur und Gesellschaft aus. Auch die daraus resultierenden Anpassungsmaßnahmen unterscheiden sich. Mehr zu den Auswirkungen auf den Verkehr und die Verkehrsinfrastruktur und möglichen Anpassungsoptionen lesen Sie hier.

Klimafolgen

Inhaltsverzeichnis

 

Schiffbarkeit der Binnenschifffahrtsstraßen

Die Schiffbarkeit von Binnenschifffahrtsstraßen kann sowohl durch Niedrigwasser als auch durch Hochwasser eingeschränkt werden. Da Einschränkungen durch Hochwasser meist von kürzerer Dauer sind, haben sie eine geringere wirtschaftliche Bedeutung als Niedrigwasserereignisse. Einschränkungen durch Niedrigwasser haben in einzelnen Jahren über 100 Tage angedauert, im Falle von Hochwasser nicht mehr als 14 Tage.

Während langer Trockenperioden sinken die Wasserstände und Fließgeschwindigkeiten in den Wasserstraßen. Selbst geringes Niedrigwasser kann bereits dazu führen, dass Schiffe nicht mehr voll beladen werden können. Durch die geringere Flussbreite werden die Möglichkeiten zum Begegnen und Überholen eingeschränkt, was wiederum zu einer geringen Fahrgeschwindigkeit führt. Die Einschränkungen für die Binnenschifffahrt können auf einzelne Unternehmen oder ganze Produktions- und Lieferketten mitunter erhebliche Auswirkungen haben. Diese können von erhöhten Transportkosten bis zu Produktionsausfällen in Unternehmen mit Just-in-Time-Produktion reichen. Besonders für den Rhein und die Donau wird es in Zukunft vermehrt zu Einschränkungen der Befahrbarkeit kommen. 

Bei Hochwasser steigen die Wasserstände und Strömungsgeschwindigkeiten in den Flüssen. Wenn dadurch die Verkehrssicherheit, ufernahe Bebauungen oder Brückendurchfahrtshöhen gefährdet sind, wird die Schifffahrt eingestellt. Da das Hochwasser in der Regel nicht so lange andauert, hat es eine geringere wirtschaftliche Relevanz für die Schifffahrt. Auch die Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen selbst sowie Häfen und maritime Infrastrukturen können durch Hochwasser Schaden nehmen.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Hochwassersperrungen und Niedrigwassereinschränkungen am Rhein

 

Schäden an Straßen und Schienenwegen

Durch starkregenbedingte Hochwasserereignisse oder Erd- bzw. Hangrutschungen können Schäden oder Behinderungen an Straßen und Schienenwegen entstehen. Direkte Schäden an der Infrastruktur des Bundes, wie z. B. Eisenbahnen, Fern- und Bundeswasserstraßen, haben beispielsweise im Jahr 2002 rund eine MilliardeEuro und im Jahr 2013 0,3 Milliarden Euro verursacht.

Überschwemmungen können zu Überflutungen und Unterspülungen von Verkehrsinfrastruktur und damit zur Beeinträchtigung des Verkehrsablaufs führen. Gerade Unterführungen und Tunnel sind gefährdet, auf Straßen kann die Unfallgefahr durch Aquaplaning steigen. Unterspülungen von Verkehrswegen können die Stabilität von Bahndämmen, Gleisbetten und Straßen mindern. Gleichzeitig beeinflussen sie auch die Bodenstabilität und können so beispielsweise Erd- oder Hangrutschungen auslösen, welche die Verkehrsinfrastruktur beschädigen und zu Unfällen führen können.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Starkregen und Straße, Witterungsbedingte Verkehrsunfälle, Beeinträchtigung von Straßen durch außergewöhnliche Ereignisse

 

Schäden an Verkehrsleitsystemen, Oberleitungen und Stromversorgungsanlagen

Verkehrsleitsysteme (z. B. Ampeln und Schilder), Oberleitungen und Stromversorgungsanlagen (z. B. Strommasten) werden insbesondere durch Hitzeperioden, Trockenheit, Stürme und Gewitter sowie Kälteperioden mit starkem Schneefall beeinträchtigt. Beschädigte Verkehrsanlagen behindern den Verkehrsfluss und können Unfälle verursachen. Beschädigte Strommasten können die Stromversorgung in ganzen Regionen zusammenbrechen lassen.

Hitzeperioden können zu Materialschäden an Verkehrsleitsystemen und Stromversorgungsanlagen führen. Trockenheit macht die Vegetation anfälliger für Windbrüche. Stürme und dadurch ausgelöste Windbrüche von Bäumen können direkte Schäden an freistehenden Masten, Oberleitungen und Verkehrsleitsysteme verursachen. Wetterbedingte Beschädigungen der Oberleitungen führen zum zeitweiligen Ausfall des Schienenverkehrs und somit zu Einschränkungen im Personen- und Gütertransport. Zu hohe Schnee- und Eislasten beschweren Masten, Verkehrsleitsysteme und Oberleitungen und können Schäden verursachen. Blitzeinschläge können Unterbrechungen in der Stromversorgung der Verkehrsleitsysteme auslösen.

 

Weitere Klimawirkungen

Schiffbarkeit der Seeschifffahrtsstraßen: Durch den Meeresspiegelanstieg werden sowohl die Tidehochwasser als auch die Tideniedrigwasser angehoben, so dass die Erreichbarkeit der Häfen nicht verändert wird. Durch einen erhöhten Sedimenttransport kann sich der Aufwand für Unterhaltungsbaggerungen für die Seeschifffahrtsstraßen erhöhen.

Schäden an Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen, Häfen und maritimen Infrastrukturen: Seeschifffahrtsstraßen, Häfen und maritime Infrastrukturen werden in Zukunft verstärkt den Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs ausgesetzt sein. Für Binnenschifffahrtsstraßen können durch die erwartete Zunahme von Starkniederschlägen erhöhte Risiken für Schäden durch Hochwasserereignisse und Überschwemmungen entstehen.

Anpassung

Maßnahmen zur Anpassung der Schiffbarkeit der Binnenschifffahrtsstraßen

Gravierende Einschränkungen für die Binnenschifffahrt entstehen vor allem durch Niedrigwassersituationen. Auch Hochwasser kann zu Beeinträchtigungen der Schiffbarkeit von Binnenwasserstraßen bis hin zu deren Sperrung führen. Sie dauern in der Regel aber nur wenige Tage, so dass die Anpassung vor allem im Hinblick auf Niedrigwasserereignisse erfolgen sollte.

Ein wichtiger Baustein zur Anpassung ist die Pflege und Fortentwicklung von Vorhersagesystemen. Das frühzeitige Erkennen extremer Abflusssituationen ist von hoher Bedeutung für ein effektives Mittel- und Niedrigwassermanagement und die Transportplanung.

So können Unternehmen ihre Transporte rechtzeitig umplanen oder kleinere Schiffe mit weniger Tiefgang einsetzen. Gegebenenfalls müssen Reedereien hierfür ihre Flotten entsprechend anpassen. Auch die Schaffung von Lagerkapazitäten kann helfen, Engpässe zu überbrücken, wenn die Schifffahrt stark eingeschränkt ist.

Da der Rhein besonders stark betroffen ist von zukünftigen Niedrigwassersituationen, wurde der Aktionsplan „Niedrigwasser Rhein“ beschlossen. Gemeinsam mit Vertreter*innen großer Industrieunternehmen im Rheineinzugsgebiet und des Binnenschifffahrtsgewerbes wurden acht Maßnahmen entwickelt, um zuverlässige Transportbedingungen am Rhein sicherzustellen.

Maßnahmen zur Reduzierung von Schäden an Straßen und Schienenwegen

Die meisten Schäden an Straßen und Schienenwegen entstehen durch Überflutungen und Unterspülungen aufgrund von ⁠Starkregen⁠- oder Hochwasserereignissen. Um dem vorzubeugen, muss vor allem die Planung und Dimensionierung von terassenbezogenen Entwässerungsanlagen angepasst werden. Dies betrifft Drainage- und Pumpanlagen für Tunnel, Brücken und Straßen. In Gebieten, die von Erd- oder Hangrutschungen gefährdet sind, können Hangbefestigungen einzelne Streckenteile bei ⁠Starkregen⁠ schützen. Risiken durch stehendes Wasser auf Straßen können z.B. durch ein Ausfräsen von Spurrillen oder eine angepasste Straßenführung vermieden werden. Auch durch ausreichende Überflutungsflächen an Flüssen und in Küstenregionen können Schäden begrenzt werden.

Auf Autobahnen kommt es immer wieder zu sogenannten Blow-Ups gefolgt von Streckensperrungen, wenn sich die Betonplatten von älteren Autobahnen bei Hitze ausdehnen und infolge der entstehenden Spannungen ruckartig anheben. Hier kann die Verwendung von hitzebeständigen Asphaltmischungen Abhilfe schaffen.

Als ⁠Anpassungsmaßnahme⁠ an Stürme kann zum Beispiel das Design von Brücken so angepasst werden, dass die Verbindung zwischen Fahrbahn und Fundamentkonstruktion verbessert wird. Hierfür werden Baumaterialien mit erhöhter Stabilität benötigt. Zusätzlich können Schutzwälle an Straßen und Schienen zur Vorsorge beitragen.

Maßnahmen zur Reduzierung von Schäden an Verkehrsleitsystemen, Oberleitungen und Stromversorgungsanlagen

Um Verkehrsleitsysteme vor Schäden durch Hitze zu schützen, kann eine verbesserte Kühlung der elektronischen Bestandteile helfen. Sturmschäden durch umgefallene Bäume können vermieden werden, wenn entlang der Trassen größere Schneisen von Bepflanzung freigehalten werden. Auch eine Anpassung der Baumarten und der Vegetationszusammensetzung an Trassen kann helfen.

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