LW-R-6: Landwirtschaftliche Beregnung

Das Bild zeigt eine offene Ackerfläche, in deren Mitte eine Beregnungsanlage steht, die kreisförmig Wasser auf die Fläche sprengt.zum Vergrößern anklicken
Bei abnehmenden Sommerniederschlägen und vermehrten Starkregen kann Beregnung interessant werden.
Quelle: Martina Nolte | Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

LW-R-6: Landwirtschaftliche Beregnung

Unter den Bedingungen des Klimawandels wird die Bewässerungsbedürftigkeit voraussichtlich weiter zunehmen und sich auch auf weitere Kulturen ausweiten. Bislang stehen keine regelmäßig erhobenen Daten für die Landwirtschaftliche Beregnung zur Verfügung. Die Abfrage des Bundesfachverbandes Feldberegnung wurde nicht aktualisiert.

Die Säulen-Grafik zeigt die Beregnungsfläche in Tausend Hektar in den Jahren 1976, 1983, 1987, 1994, 2001 und zuletzt 2008. Am höchsten waren die Werte in 1983 und 1987. Eine Trendanalyse kann noch nicht stattfinden.
LW-R-6: Landwirtschaftliche Beregnung

Die Säulen-Grafik zeigt die Beregnungsfläche in Tausend Hektar in den Jahren 1976, 1983, 1987, 1994, 2001 und zuletzt 2008. Am höchsten waren die Werte in 1983 und 1987. Eine Trendanalyse kann noch nicht stattfinden.

Quelle: Bundesfachverband Feldberegnung (Unregelmäßige Umfragen bei den Ländern zum Stand der Beregnung in Deutschland)
 

Beregnung wird lukrativer

Eine ausreichende Wasserversorgung ist Grundvoraussetzung für hohe und stabile landwirtschaftliche Erträge. Insbesondere in der Kartoffelund Gemüseproduktion sowie für Sonderkulturen reicht dafür Regenwasser allein in aller Regel nicht aus. In diesen Fällen ist es nur durch eine zusätzliche Beregnung möglich, auf den betroffenen Flächen bestmögliche Qualitäten und hohe Produktionsmengen zu erzielen.

Zwei heute bereits beobachtbare Klimatrends wirken sich im Hinblick auf eine ausreichende Wasserversorgung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen in der Hauptvegetationsperiode, die für die Ertragsbildung eine entscheidende Rolle spielt, negativ aus: Zum einen nehmen die (Früh-)Sommerniederschläge ab, zum anderen können die Sommerniederschläge vermehrt als Starkregenereignisse auftreten, wodurch sich die Verfügbarkeit für die Pflanzen zusätzlich verschlechtert. Die Landwirtschaft kann u. a. mit einem verstärkten Anbau trockenstresstoleranterer Sorten, angepassten Verfahren der Bodenbearbeitung für eine Erhöhung der ⁠Bodenfeuchte⁠ oder mit zunehmender und effizienterer Bewässerung bzw. Beregnung landwirtschaftlicher Kulturen auf diese Situation reagieren.

Daher ist auch eine Ausdehnung der Beregnung insbesondere sensitiver landwirtschaftlicher Kulturen bzw. Fruchtfolgen als Anpassungsreaktion der Landwirtschaft zu erwarten. Das bedeutet, mit den klimatischen Veränderungen gerät die Beregnung stärker ins Blickfeld; gleichzeitig wird eine Steigerung der Wassernutzungseffizienz in der Landwirtschaft relevanter.
Insgesamt wurden 2015 in Deutschland 451.800 Hektar landwirtschaftliche Fläche bewässert. Mehr als die Hälfte liegt in Nordost-Niedersachsen. In anderen Bundesländern befinden sich auch intensive Bewässerungsregionen, jedoch mit deutlich kleineren Bewässerungsflächen (Statistisches Bundesamt, Daten von 2015). Beregnungswasser wird vor allem im Obstanbau auch zu Zwecken des Frostschutzes eingesetzt, da als Folge früher einsetzender Blühtermine das Risiko von Spätfrostschäden steigt.

Da Daten zu den mit Beregnungstechnik ausgestatteten und mit Wasserrechten belegten Flächen nicht jährlich erhoben werden, sind Trendaussagen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Daten des Statistischen Bundesamts zu Betrieben und Flächen mit Bewässerung zeigen jedoch einen deutlichen Anstieg von 2009 zu 2015. In diesem Zeitraum hat die tatsächlich bewässerte Fläche von 372.750 Hektar um 21 % auf 451.800 Hektar zugenommen. In 79 % der Betriebe werden Sprinkler für die Bewässerung eingesetzt, 32 % der Betriebe nutzen (auch) Tropfbewässerung. Bundesweit wird das Wasser für Beregnungszwecke zu 77 % aus Grund- und Quellwasser gewonnen, jeweils circa 11 % stammen aus Oberflächengewässern und aus öffentlichen oder privaten Versorgungsnetzen (Statistisches Bundesamt, Daten von 201529).

Bundesweit ist seit 2002 ein zunehmendes Interesse an der Beregnung zu verzeichnen. Die finanzielle Förderung überbetrieblicher Einrichtungen zur Beregnung wird im Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (⁠ELER⁠) durch die EU sowie Bund und Länder ab 2014 und in der neuen Förderperiode der ⁠GAK⁠ ab 2018 fortgesetzt. Die Förderungen sind an die Bedingung geknüpft, dass es sich um wassersparende Einrichtungen handelt.

In ökologischer Hinsicht ist die Beregnung nicht in allen Regionen und Situationen gleich zu bewerten. Grundwasserspiegelabsenkungen und Veränderungen im Stoffhaushalt der Böden können nachteilige Effekte einer Beregnung sein. Noch ist der Anteil der landwirtschaftlichen Wasserentnahme für die Beregnung in Deutschland mit 1,25 % an den Gesamtwasserentnahmen sehr gering (Statistisches Bundesamt, Daten von 2016)30. Gleichwohl können nachhaltige Einflüsse auf den Wasserhaushalt in den regionalen Bewässerungsschwerpunkten ebenso wie Nutzungskonflikte nicht ausgeschlossen werden. In Nordost-Niedersachsen sind die den Betrieben im Rahmen der wasserrechtlichen Erlaubnisse zugewiesenen Wasserkontingente ein begrenzender Faktor für eine weitere Ausdehnung der Bewässerung. Während der Trockenheit 2018 wurden Schätzungen zufolge einige dieser Wasserkontingente schon überschritten. Daher sind Maßnahmen zur Steigerung der Wassernutzungseffizienz nötig. Möglichkeiten sind die Verbesserung des Humusgehalts, die Förderung einer tiefen Durchwurzelung, optimierte Bodenbearbeitung, Fruchtfolgegestaltung, Arten- und Sortenwahl, angepasste Bestandsdichten, Beregnungssteuerung und Anpassung der Beregnungstechnik.

29 - Destatis –Statistisches Bundesamt 2017: Land- und Forstwirtschaft, Fischerei – Bewässerung in landwirtschaftlichen
Betrieben / Agrarstrukturerhebung 2016.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Landwirtschaftliche-Betriebe/Publikationen/Downloads-Landwirtschaftliche-Betriebe/betriebe-bewaesserung-5411205169004.pdf

30 - Destatis 2018: Umwelt –Nichtöffentliche Wasserversorgung und nichtöffentliche Abwasserentsorgung –
Fachserie 19 Reihe 2.2 – 2016. 113 S.
www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/Wasserwirtschaft/Publikationen/Downloads-
Wasserwirtschaft/wasser-abwasser-nichtoeffentlich-2190220169004.html

 

Schnittstellen

BO-I-1: Bodenwasservorrat in landwirtschaftlich genutzten Böden

LW-I-1: Verschiebung agrarphänologischer Phasen

 

Ziele

Förderung der Infrastruktur zur landwirtschaftlichen Bewässerung über die ⁠GAK⁠ bei effizienterem Einsatz von Wasser wie beispielsweise verlustärmere Bewässerung landwirtschaftlicher Nutzflächen (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.3)

Weiterentwicklung Wasser sparender Ackerbausysteme und Bewässerungstechniken, Erweiterung der Bewässerungsmöglichkeiten (Nachhaltigkeitskonzept des ⁠BMELV⁠, S. 10)

Berücksichtigung qualitativer Aspekte für das Bewässerungswasser (aufbauend auf DIN 19650, DIN 19684-10) und wasserwirtschaftlicher Bewertung zur Entnahme von Wasser zur Bewässerung (DWA-M 590)