BD-R-2: Gebietsschutz

Das Bild zeigt das in den ostdeutschen Bundesländern übliche Schild für die Ausweisung einer Nationalpark-Kernzone. Es zeigt eine Eule. Das Schild steht in einer Steppenwiese, im Hintergrund grenzt ein Wald an. zum Vergrößern anklicken
Geschützte Rückzugsgebiete gewinnen an Bedeutung, wenn klimawandelbedingte Stressfaktoren zunehmen.
Quelle: Soeren Wilde / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

BD-R-2: Gebietsschutz

Naturschutzgebiete und Nationalparke sind als streng geschützte Gebiete wichtige Rückzugsräume, in denen nachteilige Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen vermieden oder gemindert werden. Unter diesen Bedingungen schaffen Schutzgebiete günstige Voraussetzungen für die Erhaltung von Arten und Lebensräumen, die durch den ⁠Klimawandel⁠ besonders gefährdet sind. Der statistisch signifikante Zuwachs streng geschützter Gebiete ist positiv zu bewerten.

Das Stapelsäulen-Diagramm zeigt den Anteil streng geschützter Gebiete an der Landesfläche von 2000 bis 2016. Der mit deutlichem Abstand größere Säulenanteil steht für die Naturschutzgebiete, der deutlich kleinere Teil für die Nationalparke. Der Anteil streng geschützter Gebiete an der Landesfläche betrug 2016 4,4 Prozent. Er ist signifikant steigend.
BD-R-2: Gebietsschutz

Das Stapelsäulen-Diagramm zeigt den Anteil streng geschützter Gebiete an der Landesfläche von 2000 bis 2016. Der mit deutlichem Abstand größere Säulenanteil steht für die Naturschutzgebiete, der deutlich kleinere Teil für die Nationalparke. Der Anteil streng geschützter Gebiete an der Landesfläche betrug 2016 4,4 Prozent. Er ist signifikant steigend.

Quelle: Bundesamt für Naturschutz
 

Schutzgebiete – Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen im Klimawandel

Wildlebende Tiere und Pflanzen und ihre Lebensräume sind in den fast flächendeckend von menschlichen Nutzungen geprägten Landschaften Deutschlands vielfältigen Einflüssen ausgesetzt. Neben den negativen Wirkungen einer fortschreitenden Intensivierung der ⁠Landnutzung⁠ verursacht der ⁠Klimawandel⁠ in vielen Fällen zusätzliche Belastungen. Unter diesen Bedingungen gewinnt die Unterschutzstellung naturschutzfachlich wertvoller Gebiete als Rückzugsräume an Bedeutung für den Fortbestand heimischer und oftmals gefährdeter Tier- und Pflanzenpopulationen. Neben der Größe und Qualität von Schutzgebieten spielt vor dem Hintergrund des Klimawandels die räumliche Verteilung und Vernetzung dieser Gebiete eine wichtige Rolle.

In Naturschutzgebieten und Nationalparken gelten strenge Schutzregelungen, um die Erhaltung und Entwicklung seltener und gefährdeter Arten und Biotope sicherzustellen. Bei Nationalparken spielt zudem die Großräumigkeit eine besondere Rolle. Im überwiegenden Teil eines Nationalparkgebiets soll ein möglichst ungestörter Ablauf natürlicher Vorgänge möglich sein. Der ⁠Indikator⁠ bilanziert die Gesamtfläche der streng geschützten Gebiete in Deutschland. Dafür wird der prozentuale Anteil der Flächen der Naturschutzgebiete und der Nationalparke an der Landfläche Deutschlands ermittelt. ⁠Natura-2000⁠-Gebiete sowie Kern- und Pflegezonen der Biosphärenreservate sind hierin eingeschlossen, falls sie als Naturschutzgebiete oder Nationalparke ausgewiesen wurden. Die Fläche dieser streng geschützten Gebiete hat von 1.129.225 Hektar im Jahr 2000 auf 1.591.580 Hektar im Jahr 2016 statistisch signifikant zugenommen. Auf die Landfläche Deutschlands bezogen bedeutet dies eine Steigerung von 3,2 % im Jahr 2000 auf 4,4 % der Fläche im Jahr 2016. Der Anstieg der Fläche streng geschützter Gebiete war in der Vergangenheit unter anderem durch die Umsetzung des Natura-2000-Netzwerkes bedingt. Die Fläche streng geschützter Gebiete, die zum Zweck der rechtlichen Sicherung der gemeldeten Natura-2000-Gebiete neu ausgewiesen werden, wird in Deutschland voraussichtlich nur noch in einem überschaubaren Umfang zunehmen. Dies liegt maßgeblich daran, dass die Natura-2000-Gebiete bereits größtenteils rechtlich gesichert wurden und die Länder neben der Ausweisung als Naturschutzgebiet oder Nationalpark andere Formen der Unterschutzstellung wählen.

Während die Fläche der Naturschutzgebiete von 2000 bis 2014 stetig angewachsen ist, vergrößerte sich die Fläche der Nationalparke nur zwischen den Jahren 2003 und 2004 nach Gründung der Nationalparke „Eifel“ in Nordrhein-Westfalen und „Kellerwald-Edersee“ in Hessen sowie durch die Errichtung der Nationalparke „Schwarzwald“ in Baden-Württemberg im Jahr 2014 und „Hunsrück-Hochwald“ in Rheinland-Pfalz und im Saarland im Jahr 2015.

Die Flächenzunahme der streng geschützten Gebiete ist gerade mit Blick auf die neuen Anforderungen, die sich aus dem Klimawandel für den Arten- und Biotopschutz ergeben, positiv zu bewerten. Die formale Ausweisung eines Schutzgebiets ist allerdings nur ein erster, wenn auch wichtiger Schritt zur Anpassung des Schutzgebietssystems an die mit dem Klimawandel verbundenen Anforderungen. Da vom Klimawandel besonders gefährdete Lebensräume wie Feuchtgebiete oder auch die Gebirge zu den naturschutzfachlich hochwertigen Gebieten gehören, treffen sich Bestrebungen zu deren Unterschutzstellung mit Zielen der ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠.

Neben der Unterschutzstellung geeigneter Gebiete in ausreichend großem Umfang bedarf es eines effektiven Managements dieser Gebiete im Sinne der festgelegten Ziele des Naturschutzes. Da die Verordnungen der einzelnen Schutzgebiete stark voneinander abweichen können und die Zahl aller Schutzgebiete in Deutschland sehr groß ist, lassen sich umfassende Aussagen über die Qualität der Gebiete und des Managements bislang nicht treffen. Unklar ist auch, in welchem Umfang bereits Aspekte der Klimawandelanpassung beim Management der Schutzgebiete berücksichtigt werden. Möglicherweise vollziehen sich mit den Klimaveränderungen dynamische Entwicklungen, die eine Anpassung der festgelegten Ziele und des Managements in Schutzgebieten künftig erforderlich machen.

Naturschutzgebiete und Nationalparke sollen auch Teile des nach den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes aufzubauenden länderübergreifenden Biotopverbunds sichern. Eine ausreichende Vernetzung von Biotopen ermöglicht einen genetischen Austausch zwischen Populationen. Dieser wiederum ist unabdingbare Voraussetzung für die Erhaltung und Entwicklung der Arten. Mit dem Klimawandel gewinnt daher der ⁠Biotopverbund⁠ zunehmend an Bedeutung, um die Wanderungs- und Ausbreitungsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten großräumig zu verbessern.

Wie im Falle der Ausweitung der Schutzgebietsfläche gilt auch für den Biotopverbund, dass die bundesweiten Bemühungen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen Ziele der Anpassung an den Klimawandel unterstützen. Allerdings lässt sich mit Hilfe des Indikators keine Aussage treffen, ob die spezifischen Anforderungen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, bei der derzeitigen Planung und Umsetzung des Biotopverbunds ausreichend berücksichtigt sind.

 

Ziele

Analyse von Optionen zur Anpassung des bestehenden Schutzgebietssystems an zukünftige Anforderungen durch den ⁠Klimawandel⁠ (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.5)

Berücksichtigung der Erfordernisse des Klimawandels bei der Erstellung bzw. der Überarbeitung der Pflege- und Entwicklungspläne sowie Managementpläne für Schutzgebiete (DAS, Kap. 3.2.5)

Bis 2010 soll Deutschland auf 10 % der Landesfläche über ein repräsentatives und funktionsfähiges System vernetzter Biotope verfügen. (⁠NBS⁠, Kap. B 1.1.3)

2020 beträgt der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung fünf Prozent der Waldfläche. (NBS, Kap B 1.2.1)

Bis 2020 soll sich die Natur auf 2 % der Fläche Deutschlands wieder ungestört entwickeln können. (NBS, Kap. B 1.3.1)