BAU-R-1: Erholungsflächen

Das Bild zeigt den Blick in den Englischen Garten in München. Man sieht große Wiesenflächen, die von Wegen durchzogen sind und auf denen einzelne Baumgruppen stehen. Im Hintergrund sieht man die Stadtsilhouette von München. zum Vergrößern anklicken
Innenstädtische Grünflächen in München sind bei hochsommerlichen Wetterlagen Kälteinseln der Stadt.
Quelle: Ernst August / stock.adobe.com

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

Inhaltsverzeichnis

 

BAU-R-1: Erholungsflächen

Die Versorgung mit Erholungsflächen ist in Metropolen sowie in großen Mittelstädten in den letzten Jahren rückläufig. Dies kann mit einer steigenden Bevölkerungszahl und zunehmenden Verdichtung in den Städten zusammenhängen. Gerade für die Bevölkerung in Metropolen ist es wichtig, ausreichende Flächen für den stadtklimatischen Ausgleich zu bewahren, um eine gute Lebensqualität zu erhalten.

Das Linien-Diagramm zeigt die Erholungs- und Friedhofsflächen in Quadratmeter je Einwohnerin und Einwohner differenziert für Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern (Metropole), mehr als 100.000  bis 500.000 Einwohnern (Großstadt) sowie mehr als 50.000 bis 100.000 Einwohnern (große Mittelstadt) für die Zeitreihe ab 1996 bis 2015.
BAU-R-1: Erholungsflächen

Das Linien-Diagramm zeigt die Erholungs- und Friedhofsflächen in Quadratmeter je Einwohnerin und Einwohner differenziert für Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern (Metropole), mehr als 100.000 bis 500.000 Einwohnern (Großstadt) sowie mehr als 50.000 bis 100.000 Einwohnern (große Mittelstadt) für die Zeitreihe ab 1996 bis 2015. Es erfolgte keine Trendanalyse, die Reihen steigen aber an. Am stärksten steigen die Werte für die großen Mittelstädte, am geringsten für die Metropolen. Die Großstädte liegen dazwischen.

Quelle: Länderinitiative Kernindikatoren (Indikator C4 - Erholungsflächen)
 

Städtische Grünflächen – kühlende Oasen

Thermische Belastungen können bei der Bevölkerung zu gesundheitlichen Problemen und in extremen Fällen auch zu einer erhöhten Sterblichkeit führen. Risikogruppen sind vor allem ältere Menschen, chronisch Kranke, Kinder und isoliert lebende Personen. Aber auch andere Bevölkerungsgruppen können durch zukünftig häufigere Wärmebelastungen möglicherweise beeinträchtigt werden. So können beispielsweise Beschäftigte unter Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Belastungen des Herz-Kreislaufsystems leiden, wenn die Temperaturen am Arbeitsplatz zu hochklettern. Hinzu kommen die möglichen Folgen von hohen nächtlichen Temperaturen, da dann eine erholsame Nachtruhe verhindert oder eingeschränkt wird.

Es wird erwartet, dass sich durch den ⁠Klimawandel⁠ stadtklimatische Effekte weiter verstärken und hitzebedingte Gesundheitsprobleme häufiger auftreten können. Um diesen möglichen Klimawandelfolgen entgegenzuwirken oder vorzubeugen, können Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten eine angepasste Gestaltung von Städten und Quartieren und deren quantitativ und qualitativ ausreichende Ausstattung mit „grünen“ und „blauen“ Infrastrukturen, also mit Grün- und Gewässerflächen. Überwiegend grüne, wenig versiegelte Flächen, etwa Erholungsflächen wie Sport- und Spielflächen, Grünanlagen und Campingplätze oder auch Friedhofsflächen, übernehmen wichtige Funktionen für das lokale Kleinklima.

Die positive Wirkung von Grünflächen auf das Stadtklima sowie für die Luftqualität und Lärmminderung wird durch die Größe, den Aufbau und die Zusammensetzung der vegetationsbestandenen Flächen bestimmt. Schon mit Gras bepflanzte Flächen lassen gegenüber der bebauten Umgebung günstige Veränderungen in ihrer Strahlungs- und Wärmebilanz erkennen, sofern sie gut mit Wasser versorgt sind. Sträucher und schattenspendende hohe Bäume verstärken die bioklimatischen Effekte. Im Vergleich zur Umgebung stellen sich niedrigere Oberflächen- und Lufttemperaturen ein. Zudem zeichnen sich Grünflächen, insbesondere wenn sie mit Bäumen bestanden sind, durch eine höhere relative Luftfeuchtigkeit gegenüber versiegelten Flächen aus.

Eine besondere Verantwortung für das Siedlungsklima kommt den Kommunen zu. Positiven Einfluss können sie nehmen, indem sie zum Beispiel bestehende grüne Flächen erhalten, miteinander vernetzen und zusätzlich neues Grün schaffen. Idealerweise sind die Grünflächen über Ventilationsbahnen an Kaltluftentstehungsgebiete wie Wiesen und Felder im ländlichen Umland angebunden. In den urbanen Gebieten werten die Kommunen damit zudem die ökologischen Funktionen der Siedlungsgebiete auf und steigern Lebens- und Wohnqualität.

In den großen deutschen Städten mit einer Bevölkerungszahl von über 50.000 Personen ist die öffentliche Erholungsfläche, die jeder Einwohnerin und jedem Einwohner zur Verfügung steht, indirekt proportional zur Größe. So ist aktuell die Ausstattung mit Erholungsflächen in den Metropolen, deren Bevölkerungszahl über 500.000 liegt, am geringsten. Die großen Mittelstädte mit einer Bevölkerungszahl zwischen 50.000 und 100.000 Personen liegt, sind mengenmäßig derzeit am besten mit Erholungsflächen versorgt.

Anders als der Status quo für das Jahr 2015, für das die Berechnung auf dem seit Dezember 2015 bundesweit eingeführten Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem (ALKIS) beruht, ist die zeitliche Entwicklung der Datenreihe schwierig zu interpretieren. Grund sind Änderungen in der Zuordnung und der Bewertung von Flächen, die im Zuge der Einführung von ALKIS angepasst wurden. Hierdurch kommt es in der Flächennutzungsstatistik zu Veränderungen, denen keine tatsächlichen Nutzungsänderungen zugrunde liegen. Insbesondere in den Jahren 2000 und 2008 kam es in einigen Bundesländern zu massiven Umwidmungen, die die Datenreihe maßgeblich beeinflussen. Unabhängig davon zeigt die Datenreihe für die Jahre nach 2011, dass der Versorgungsgrad mit Erholungsflächen in den Metropolen und den großen Mittelstädten zuletzt rückläufig war. Ein Grund hierfür kann sein, dass die Bevölkerungszahl in diesen Städten zunimmt. Werden zum Beispiel im Zuge einer Innenverdichtung keine neuen Erholungsflächen geschaffen, steht den Einwohnerinnen und Einwohnern im Mittel weniger grüne Fläche zur Verfügung. Gerade in Metropolen gilt es, diese Entwicklung genau zu beobachten und zu steuern, damit das Wachstum nicht zu Lasten des Stadtklimas und damit der Lebensqualität geht.

 

Schnittstellen

GE-I-1: Hitzebelastung

BAU-I-1: Wärmebelastung in Städten

BAU-I-3: Kühlgradtage

RO-R-4: Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für besondere Klimafunktionen

 

Ziele

Linderung einer klimatisch bedingten verstärkten Aufheizung der Städte und dem damit verbundenen ⁠Hitzestress⁠ durch geeignete Architektur sowie Stadt- und Landschaftsplanung; Gewährleistung der Frischluftzufuhr über unverbaute Frischluftkorridore gerade in Ballungszentren; Hemmen einer weiteren Versiegelung von Freiflächen durch Siedlungs- und Verkehrsflächen bei der Stadtentwicklung (⁠DAS⁠, Kap. 3.2.1)

Freihaltung von Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete sowie -abflussbahnen im Rahmen der Siedlungsentwicklung (DAS, Kap. 3.2.14)

Öffentlich zugängliches Grün mit vielfältigen Qualitäten und Funktionen steht in der Regel fußläufig zur Verfügung. (⁠NBS⁠, Kap. B 1.3.3)

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